Ausgedehnte Waldgebiete und reiche Wildbestände bieten dem Luchs in Baden-Württemberg einige gut geeigneten Lebensräume. Seit mehreren Jahren kehren einzelne männliche Luchse nach Baden-Württemberg zurück, nachdem die scheue Waldkatze über 150 Jahre lang im Ländle verfolgt und ausgerottet wurde. Für eine dauerhafte Rückkehr des Luchses braucht es Vernetzung mit anderen Luchs Populationen. Der Luchs ist Teil des europäischen Naturerbes, und durch die Habitat Direktive (FFH-Richtlinie) der EU streng geschützt. Eine Wiederansiedelung des Luchses in Europa ist eines der Hauptziele des europäischen Artenschutzes. Baden-Württemberg spielt dabei als Verbindungsstück der Luchsvorkommen in der Schweiz und Frankreich eine wichtige Rolle.
Doch damit die seltenen Tiere dauerhaft bei uns wieder ein zu Hause finden, brauchen Sie unsere aktive Unterstützung: Insbesondere weibliche Luchse müssen aktiv nach Baden-Württemberg gebracht werden, um einen sich dauerhaft selbst erhaltenden Bestand sicherzustellen.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Vermeidung von Doppelzuständigkeiten und der Abbau von Bürokratie. Entsprechend unserem Parteitagsbeschluss 2017 bei der LDK in Bruchsal (www.gruene-bw.de/wp-content/uploads/2017/12/GrueneBW-LDK-Beschluss-Natur-und-tierschutzgerechte-Umsetzung-des-Jagd-und-Wildtiermanagementgesetzes.pdf) sprechen wir uns auch im Sinne des Tier- und Naturschutzes dafür aus: Gefährdete Arten wie Luchs und Wildkatze, Habicht und Wildkatze sowie gefährdete Entenarten sind aus dem Jagdrecht zu entlassen.
Kommen wir unserer Verantwortung für diese streng geschützten Rückkehrer nach und helfen Ihnen auf die Sprünge! Für ein artenreiches Baden-Württemberg!
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Sybille Klenzendorf:
Sybille Klenzendorf:
https://mlr.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-mlr/intern/dateien/PDFs/Wald/Wildtierbericht_2018.pdf
Lebensraumverfügbarkeit in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg gelten laut Habitatmodellberechnungen ca.10 % der Landesfläche als potentiell-geeigneter Lebensraum für den Luchs (s. Abb. 4) [9]. Diese Lebensräume umfassen in erster Linie die durch größere Waldflächen geprägten Naturräume. Herdtfelder 2012 [9] errechnete in seinem Modell eine Lebensraumverfügbarkeit von 3.600 km² und eine mögliche Individuenanzahl von circa 100 Tieren. In dem Modell wurde nach Schweizer Forschungsergebnissen im Mittel eine Streifgebietsgröße der Luchsweibchen
von 90 km², der Bedarf eines Kuders mit durchschnittlich 150 km² Habitatfläche angenommen. In BW sind besonders die Naturräume Schwarzwald und Schwäbische Alb mit einer geeigneten Fläche von insgesamt 3.300 km² hervorzuheben. Die Verbindung zwischen den geeigneten Flächen im Schwarzwald und der Schwäbischen Alb beschränkt sich dabei auf zwei Korridore, die auch im Generalwildwegeplan enthalten sind. Der Schwäbisch-Fränkische Wald und der westliche und östliche Teil des baden-württembergischen Odenwaldes, bieten nur kleine zusammenhängende Gebiete (s. Abb. 4).
Funktionale Verbindungen in weitere Gebiete Baden-Württembergs bestehen laut Modell nicht. Die Flächen im Odenwald stehen jedoch in Kontakt mit Waldflächen in Hessen und Bayern. Potentielle Luchsvorkommen sind allesamt auf einen nationalen und internationalen Biotopverbund angewiesen, da sie für sich genommen zu wenigen Tieren Lebensraum bieten, um eine in sich geschlossene Population beherbergen zu können, die langfristig überlebensfähig ist [9].
Nationale und internationale Kooperation
Durch Aussetzungen von Luchsen sind in Mitteleuropa mehrere kleine isolierte Vorkommen entstanden (s. bb. 1). Aufgrund der geringen Anzahl an Individuen gelten alle Vorkommen bisher als zu klein, um für sich als langfristig überlebensfähige Populationen bezeichnet werden zu können [10]. Wegen der geringen Zahl von
Gründertieren muss in allen Vorkommen mit einem Rückgang der genetischen Variabilität gerechnet werden. Daher veranlasste die Europäische Kommission die Erstellung der „Guidelines for population level management plans for large carnivores in Europe“ [11]. In Anlehnung nennen Reinhardt et al. (2015) [12] als Richtgröße für einen günstigen Erhaltungszustand einer Population etwa 1.000 erwachsene (geschlechtsreife) Individuen, die im Sinne des Metapopulationskonzeptes im Austausch miteinander stehen. Um die Metapopulation des Luchses in Mitteleuropa langfristig zu erhalten, ist zum einen ein grenzüberschreitendes Management auf Populationsebene notwendig [11]. Zum anderen ist es von hoher Bedeutung, dass potentiell geeignete Räume in Mitteleuropa vom Luchs besiedelt und Wanderkorridore zwischen diesen Subpopulationen gesichert und aufgewertet werden [9, 10]. Für diese populationsbezogene Betrachtung kommt BW eine zentrale Rolle zu, da der Austausch zwischen den Subpopulationen in der Schweiz, Frankreich, Rheinland-Pfalz und Bayern nur über BW erfolgen kann.
Renate Rastätter: