Es muss ein Studium der Wirtschaftswissenschaft geben, das Studierende auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorbereitet. Nur eine Plurale Ökonomik, also eine Lehre der Wirtschaftswissenschaft, die mehrere Theorieschulen neutral vermittelt, kann Studierende dazu befähigen, Lösungen für die Klima- und wiederkehrenden Wirtschaftskrisen zu denken.
Die Mainstream Ökonomik, die vorherrschend an unseren Universitäten gelehrt wird, basiert fast ausschließlich auf der neoklassischen Theorieschule, welche implizit Annahmen voraussetzt, die mit einem nachhaltigen Wirtschaften nicht vereinbar sind.
Alternative Paradigmen, wie beispielsweise feministische oder ökologische Ökonomik, Post-keynesianische oder Komplexitätsökonomik, sind im Hochschulbetrieb marginalisiert, dabei braucht es dringend führende Forschung in den Bereichen Klimaschutz, Wirtschaftswachstum, soziale Ungleichheit und (Welt)Wirtschaftskrisen. Theorien- und Methodenvielfalt in der Wirtschaftswissenschaft sind notwendig, um reale Probleme angehen zu können.
Es gibt viele Gründe, sich für mehr Pluralismus in den Wirtschaftswissenschaften einzusetzen. Aus erkenntnistheoretischer Sicht kann die Vielfalt von Forschungsprogrammen damit begründet werden, dass durch diese Vielfalt ein Erkenntnisfortschritt wahrscheinlicher wird. Es kann auch argumentiert werden, dass die ökonomische Wirklichkeit so komplex ist, dass eine starke Abstraktion notwendig ist, um Wissen zu generieren, was zwangsweise zu einem unvollständigen Bild mit blinden Flecken führt. Um diese blinden Flecken zu schließen, brauchen wir unterschiedliche Formen der Abbildung, die von unterschiedlichen Forschungsprogrammen bereitgestellt werden.
Zudem muss Baden-Württemberg als Studienort auch in Zukunft attraktiv bleiben. Schülerinnen und Schüler der “FridaysForFuture”-Generation, die unter anderem durch die klimapolitische Debatte und Nachhaltigkeitsaspekte geprägt wurden, werden nicht durch eine wirtschaftswissenschaftliche Lehre begeistert, die sich kaum an der Aktualität ihres Forschungsgegenstandes orientiert. Die Zukunftsfähigkeit der Wissenschaft solle in Baden-Württemberg an erster Stelle stehen, denn als Wirtschaftsstandort müssen hier andersdenkende Wissenschaftler*innen ausgebildet werden, die zukunftsorientiert und die sozial-ökologische Transformation vorbereiten und begleiten.
Kommentare
Ulrich Gundert:
das kann ja für das Programm noch korrigiert werden