Zur Realisierung des 1,5 Grad Ziels des Pariser Klimaabkommens benötigen wir auch eine radikal neue Verkehrspolitik. Hier stellt der Weg zu den Sportstätten einen ebenso zentralen Bestandteil dar.
Heute ist es immer wieder problematisch mit dem ÖPNV oder dem Fahrrad zu den Sportstätten zu gelangen. Der lückenlose Anschluss der Sportstätten an das lokale ÖPNV- und Fahrradwegenetz spielt bei der Reduktion von CO2-Emissionen eine gewichtige Rolle. Gerade Kinder und Jugendliche benötigen verkehssicher ausgebaute Radwege, um sicher und unversehrt mit dem Fahrrad an den Sportstätten anzukommen.
Ein Förderprogramm des Landes für die Kommunen kann diesen dabei helfen die entsprechenden Anpassungen in ihren lokalen Verkehrsnetzen vorzunehmen.
Kommentare
Christian Zander:
Lars Maximilian Schweizer:
In fast allen Kommunen in Baden-Württemberg gibt es jedoch Sportstätten, die nicht an den ÖPNV oder das Radwegenetz angebunden sind. Auch in landesweiten ÖPNV-Förderprogrammen suche ich bisher vergeblich nach der konkreten Erwähnung. Es gibt einzelne Konzepte für Mega-Sportstätten, wie Fußballstadien oder Hallen mit Kapazitäten von über 5.000 Zuschauer*innen, jedoch nicht für den alltäglichen Weg der Kinder auf dem Weg zum Sportplatz.
Daher ist eine explizite Erwähnung in diesem Teil notwendig. In welches Förderprogramm die Sportstätten nachher aufgenommen werden, ist eine Frage der Ausgestaltung und kann gerne flexibel gehandhabt werden.
Simon Michael Baur:
Die konzeptionelle Planung bei Radwegen (außer Schnellradwege) und Buslinien liegt bei den Kommunen. Im Landkreis Tübingen wird nächstes Jahr das Radwegekonzept vorgestellt. Die Städte Tübingen, Rottenburg und Mössingen haben eigene Konzepte. Die Anbindung und Linienverläufe der Buslinien erfolgt für die Stadtbusse durch die Städte und Gemeinden und für die überortlichen Linien durch die Kreise.
Sicherlich macht es Sinn in Städten wie Tübingen und Rottenburg die Sportstätten an die Buslinien anzubinden, weil das Ziele sind wo viele hinwollen (Paul-Horn-Arena / TSG / SSV in Tübingen und Hohenberg-Arena / FC Rottenburg). In kleineren Dörfern muss man aber abwägen wie die Linienverläufe der Buslinien gelegt werden. Wenn der Weg zum Sportplatz für den Bus ein Umweg ist und es ohnehin nur wenige Menschen am Abend betrifft muss dort andere Lösungen finden, weil sonst der Mehrzahl der Fahrgäste Nachteile entstehen können.
Solche Konzeptualisierungen sind Aufgabe der Kommunalpolitik. Ein spezielles Förderprogramm für Sportstätten könnte hier aber auch Fehlanreize schaffen.
Lars Maximilian Schweizer:
Das Land greift mehr oder weniger aktiv durch Fördergelder in die Aufgabenbereiche der Kommunen und Kreise ein. Alle Punkte, die Du benennst Simon könnten doch in einem solchen Förderprogramm geregelt werden - bspw. Ruf-Bus-Systeme mit Kleinbussen (nach Corona) vom Sportlatz zum Bahnhof, um von dort in die Bahn einzusteigen oder aber Parkpunkte für Carsharing oder Fahrradsharing. Es gibt da eine ganze Bandbreite an Möglichkeiten und nicht nur die Umleitung von Buslinien.
Die genaue Ausgestaltung eines solchen Förderprogramms fordere ich ja nicht, sondern lediglich, dass das Land Mittel zur Verfügung stellt, um die Kommunen und Kreise bei der Planung von verkehrssicheren und klimaneutralen Alternativen für den Weg zu Sportstätten zu unterstützen.
Simon Michael Baur:
Fehlanreize in Bezug darauf, dass sich das Angebot für die Mehrzahl der Fahrgäste verschlechtern könnte.
Ein kleines Beispiel: Auf der Ammertalbahn zwischen Tübingen und Herrenberg gibt es den Haltepunkt "Herrenberg Zwerchweg". Der liegt direkt vor dem Gelände des dortigen Tennisclubs. Unter der Woche halten da aktuell keine Züge. Am Wochenende existiert ein Bedarfshalt. Der Grund dafür ist, dass dort nur sehr wenige Fahrgäste ein und Aussteigen. Durch den Halt verlängert sich die Fahrzeit auf der Strecke um eine Minute. Das klingt vielleicht nach nicht viel, aber wenn man bedenkt dass Pendler in Herrenberg regelmäßig den Anschluss von der/zur S-Bahn verpassen ist das relevant. Wenn nun zusätzliche Fördergelder an eine werktägige Bedienung des Bahnhalts gezahlt werden würden, dann hätte das für mehrere tausend Pendler negative Auswirkungen.
Die ÖPNV-Planung erfolgt auf Seite der Kommunen. Und es ist primär lokale Aufgabe Verkehre so auszugestalten, dass neben Fahrten zum Berufs- und Ausbildungsplatz auch Fahrten zu Freizeitaktivitäten berücksichtigt werden. Und ich denke da sollte man eher die allgemeinen Förderprogramme für den ÖPNV aufstocken. Was hier vielleicht eher sinnvoll wäre, wäre ein Dynamisierung der Ex-§45a-Mittel (ÖPNV Gesetz BW).
Simon Michael Baur:
Simon Michael Baur: