Kapitel: | Unsere Demokratie braucht eine lebendige Kultur- und Medienlandschaft |
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Antragsteller*in: | Alexander Salomon (KV Karlsruhe) |
Status: | Geprüft |
Verfahrensvorschlag: | Modifizierte Übernahme |
Eingereicht: | 27.11.2020, 14:57 |
K14-055: Unsere Demokratie braucht eine lebendige Kultur- und Medienlandschaft
Verfahrensvorschlag: Antragstext
Von Zeile 54 bis 57:
und Kulturangebot: international renommierte Häuser, Ensembles, Clubs, Festivals und freischaffende Künstler*innen, aber auch neue Entwicklungen, eine wirtschaftsstarke Kreativwirtschaft, eine lebendige Soziokultur, eine abwechslungsreiche Breitenkultur, eine starkefeste regionale AnbindungVerankerung und ein herausragendes bürgerschaftliches Engagement. Die Corona-Krise mit ihren Einschränkungen bei
Kapitel 14: Kultur und Medien
Unsere Demokratie braucht eine lebendige Kultur- und Medienlandschaft
Kunst und Kultur sind Grundlage menschlichen Zusammenlebens. Durch Kultur kommen
wir über gemeinsam Erlebtes miteinander ins Gespräch. Wir können uns austauschen
und Visionen entwickeln. Kultur baut Brücken, überwindet Barrieren und darf
gleichzeitig irritieren. Sie muss frei und für alle zugänglich sein, egal woher
wir kommen, wo wir wohnen oder wie viel wir verdienen. Kunst und Kultur stiften
Identität. Sie öffnen den Blick für Innovation und Kreativität. Kulturpolitik
heißt für uns, Ermöglichungs- und Begegnungsräume zu schaffen. Auch freie und
vielfältige Medien stärken unsere lebendige Demokratie. Die Medienvielfalt
erhalten und die Medienbildung stärken – dafür steht grüne Politik.
In den vergangenen zwei Jahren hat der Dialogprozess „Kulturpolitik für die
Zukunft“ stattgefunden. Er hat gezeigt: Wenn wir wollen, dass Teilhabe und
Innovation in der Kultur gleichermaßen gelingen, dann müssen wir die kulturelle
Bildung stärken. Daher haben wir das Kompetenzzentrum für kulturelle Bildung und
Vermittlung gegründet. Gleichzeitig haben wir die Mittel für kulturelle Bildung
erhöht und interkulturelle Angebote für alle Altersgruppen gestärkt. Das
Querschnittsthema kulturelle Bildung entfaltet eine Wirkung in alle
künstlerischen Sparten und alle Publikumsgruppen hinein und strahlt weit über
den Kulturbereich hinaus.
Als grün-geführte Landesregierung haben wir den Kulturstandort Baden-Württemberg
in den vergangenen Jahren ausgebaut und dabei auch den Nachwuchs im Blick
gehabt: Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt in die Dauerausstellungen
der Landesmuseen. Wir haben große Programme aufgelegt, um die Kultur im
ländlichen Raum zu fördern. Wir haben Initiativen für innovative
Zwischennutzungsprojekte auf den Weg gebracht. Und nicht zuletzt haben wir
unsere erfolgreichen Kunst- und Musikhochschulen wie auch die Film-, Pop- und
Theaterakademie deutlich gestärkt.
Der Kulturbereich erlebt derzeit eine umfassende Transformation. Beweglichkeit
und Offenheit sind gefragt. Das haben wir etwa bei unseren Landesmuseen unter
Beweis gestellt. Das Ergebnis von Konzeptionsphasen, Neuausrichtung und
zielgerichteter Mittelaufstockung sind neue Erfahrungsmöglichkeiten für das
Publikum, aber auch neue Entwicklungsmöglichkeiten für die Teams. So wird zum
Beispiel Archäologie im Badischen Landesmuseum Karlsruhe auf neue digitale und
analoge Wege erkundbar. Und das Staatliche Naturkundemuseum Stuttgart vermittelt
seine Expertise bei der Bestimmung von Tier- und Pflanzenarten im Museum selbst
und seit Kurzem mit einer App zum Download. Kultur und Natur werden damit
überall im Land erfahrbar.
Von dieser Transformation ist ebenso der Medienbereich betroffen. Wir leben in
einer Gesellschaft, die von Medien geprägt ist. Medienpolitik nimmt eine
zunehmend bedeutendere Rolle ein. Sie ist ein wichtiger Ausgangspunkt für eine
moderne Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik. Wir brauchen daher eine
vielfältige Medienlandschaft mit einem starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk
in einem gut funktionierenden dualen System. Wir brauchen eine Vielzahl von
privaten Anbietern und Presseverlagen. Für uns ist dies eine notwendige
Voraussetzung für eine freiheitliche und lebendige Demokratie. Informations- und
Medienkompetenz sind dafür Grundpfeiler. Wir wollen alle Menschen in Baden-
Württemberg dazu befähigen, sich in der medialen Welt sicher und eigenständig zu
bewegen und Fake News und Verschwörungsmythen zu durchschauen.
Kultur im Dialog gestalten
In Kunst und Kultur zeigt sich die Vielfalt unserer Gesellschaft und unseres
Landes. Wir haben in Baden-Württemberg ein reichhaltiges und hochwertiges Kunst-
und Kulturangebot: international renommierte Häuser, Ensembles, Clubs, Festivals
und freischaffende Künstler*innen, aber auch neue Entwicklungen, eine wirtschaftsstarke Kreativwirtschaft, eine lebendige Soziokultur, eine abwechslungsreiche
Breitenkultur, eine starkefeste regionale AnbindungVerankerung und ein herausragendes
bürgerschaftliches Engagement. Die Corona-Krise mit ihren Einschränkungen bei
Auftritten und Veranstaltungen hat gezeigt, was wir ohne Kunst und Kultur
vermissen. Wir Grüne wollen dafür sorgen, dass Baden-Württemberg weiterhin ein
starkes Kulturland bleibt!
Über die vergangenen zwei Jahre hinweg hat der Dialogprozess „Kulturpolitik für
die Zukunft“ stattgefunden. Mehr als 1250 Beteiligte aus Kunst und Kultur,
Verwaltung und Politik haben auf unsere Initiative hin im ganzen Land diskutiert
– über notwendige Veränderungen und die Anforderungen an eine
zukunftsorientierte Kulturförderung und Kulturarbeit. Die Ergebnisse dieses
Prozesses wollen wir in den nächsten Jahren umsetzen. Dazu gehört unter anderem:
Kulturförderung muss verlässlich sein. Exzellenz und Breite sind gleichermaßen
wichtig. Kurzfristige Projektförderung sollte an vielen Stellen durch
langfristigere Fördermodelle ersetzt werden. Zugleich sind Projektförderungen
wichtig, um Innovation voranzutreiben und auf Sondersituationen zu reagieren.
Hier gilt es, eine gute Balance zu finden.
Klimaschonende Maßnahmen und nachhaltige Strategien spielen auch im
Kulturbereich eine immer größere Rolle. Sie müssen stärker unterstützt werden!
Nachhaltigkeitsprojekte wie das „Green Shooting“ im Filmbereich wollen wir daher
anpassen und auf andere Kulturbereiche ausweiten, beispielsweise auf die
Musikfestival- oder Clubszene. Und wir setzen Innovationsimpulse über den
Kulturbereich hinaus. Kultur ist in allen Teilen des Landes stark: in den
städtischen Metropolen wie in den ländlichen Räumen – daran arbeiten wir
konsequent weiter. Parallel dazu haben wir die Filmkonzeption neu aufgestellt
und insbesondere den Bereich Animation und Visuelle Effekte gestärkt. Und
schließlich: Der Dialogprozess muss weitergehen – partizipativ und offen.
Medienbildung als Schlüsselkompetenz ausbauen – gegen Fakenews und Hass im Netz
Neben der Kultur sichert auch die freie und vielfältige Medienlandschaft in
Baden-Württemberg gesellschaftliche Teilhabe. Sie ist Motor für Innovationen und
Kreativität.
Souverän mit Medien und digitalen Angeboten umgehen zu können – das ist in den
vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Es ist eine Schlüsselkompetenz in
einer zunehmend digitalen Welt. Darum haben wir die Medienbildung in den
Lehrplänen verankert, die Initiative Kindermedienland weiter ausgebaut, eine
Strategie für eine umfassende Medienbildung verfasst und die freien Radios
stärker unterstützt. Wir haben Runde Tische zur Medienzukunft und einen
medienpolitischen Kongress durchgeführt. Wir haben eine breite Kampagne gegen
Hass und Hetze im Internet aufgesetzt. Bei der Landesanstalt für Kommunikation
haben wir einen weiteren finanziellen Spielraum geschaffen, um unter anderem
private regionale Fernsehanbieter zu unterstützen.
Die Bedeutung der Medien für unsere Demokratie und Gesellschaft lässt sich nicht
hoch genug bewerten. Doch der digitale Wandel fordert insbesondere die
Medienvielfalt und ‑freiheit enorm heraus. Die „Kostenloskultur“ des Internets
setzt Medienhäuser zunehmend unter Druck sich zu verändern. Auch
Internetgiganten wie Facebook und Google haben enormen Einfluss darauf, wie wir
Medien konsumieren. Das erfordert Regulierung und Transparenz. Eine Antwort
könnte sogar eine alternative, datenschutzkonforme europäische Plattform sein.
Wir werden nicht lockerlassen, Fake News und Hass im Netz zu bekämpfen!
Für eine transparente und verlässliche Kulturförderung
Wir Grüne wollen überall im Land Räume für Kultur schaffen, in denen sie sich
frei und unabhängig entfalten kann. Eine transparente und verlässliche Förderung
ist uns daher ein wesentliches Anliegen. Dabei setzen wir auf stetigen Dialog
mit den Kulturschaffenden.
Kunst- und Kulturschaffende übernehmen Verantwortung für ihr Umfeld und sind
vielfältig engagiert. Dafür brauchen sie eine Basis, auf die sie bauen können.
Wir unterstützen die Kultur dabei, sich nachhaltig aufzustellen: Ökonomisch,
indem wir für eine verlässliche Finanzierung sorgen, die sich an die
tarifvertragliche Entwicklung anpasst. Ökologisch, weil auch der Kulturbetrieb
klimaneutral gestaltet werden kann. Und sozial, indem wir Barrieren abbauen und
Teilhabe ermöglichen.
Kultur als Beruf braucht Sicherheit. Die Folgen der Corona-Krise haben die
Brisanz einer der zentralen Leitfragen grüner Kulturpolitik deutlich gemacht:
Wie können wir Kunst und Kultur resilient, also krisenfest machen? Das heißt
auch: Wie kann die Arbeitssituation für Künstler*innen verbessert werden?
Konkret wollen wir Kultureinrichtungen aller Sparten in die Lage versetzen,
faire Honorarverträge abschließen zu können. Das erreichen wir mit einer
verlässlichen und ausreichenden Förderpolitik. Wir wollen die Situation der
Lehrbeauftragten und Kunstvermittler*innen weiter verbessern. Auch Prinzipien
der Gleichstellung und Vielfalt gehören für uns zur Kultur als fairer
Arbeitgeberin. Das gilt auch für die Besetzung von Gremien und Jurys. Unseren
landeseigenen Kultureinrichtungen haben hier Vorbildfunktion und sollen bei
diesen Themen weiter vorangehen.
Kulturelle Bildung an Schulen stärken, Zugang zu Kultur für alle erleichtern
Wir führen fort, was wir in den vergangenen Jahren begonnen haben: Angebote von
Kultureinrichtungen, aber auch von freien Künstler*innen sollen an allen Schulen
und anderen staatlichen Einrichtungen selbstverständlich sein. Wir werden
kulturelle Bildung als selbstverständlichen, integralen Teil des Schulprogramms
stärken. Dies wird einer unserer Schwerpunkte der kommenden Legislatur.
Kulturelle Angebote sind aber auch außerhalb der Schule für Menschen aller
Altersgruppen wichtig.
Kunst ist von zentraler Bedeutung: für unsere Gesellschaft, für unser
Zusammenleben und für uns persönlich. Auch das hat uns die Corona-Krise vor
Augen geführt: Plötzlich musste die große Vielfalt unserer Kulturangebote
eingeschränkt werden. Diese schmerzliche Erfahrung hat unsere Auffassung
bestärkt, wie wichtig es ist, den Zugang zu Kultur zu erleichtern und mehr
Menschen zu beteiligen. Wir wollen die Öffnung der Kultureinrichtungen in die
Gesellschaft hinein unterstützen – als öffentliche Orte der Begegnung und des
Dialogs. Das bedeutet auch, dass wir den Zugang ganz unmittelbar und physisch
verbessern – für alle Gruppen unserer Gesellschaft. Wir unterstützen den freien
Eintritt für Kinder und Jugendliche in unsere staatlichen Museen auch weiterhin.
Wir werden inklusive Angebote im gesamten Kulturbereich stärken. Als
Begegnungsort braucht Kunst vor allem Räume – wir werden daher das Sanierungs-
und Bauprogramm für die Kultur fortsetzen. Und wir wollen Kulturangebote
außerhalb von Ballungsgebieten besser an den öffentlichen Verkehr anbinden.
Zudem möchten wir ÖPNV-Tickets als KombiTickets für Eintrittskarten zu
Kulturveranstaltungen auf breiter Fläche einführen.
Wir wollen die Vielfalt an künstlerischen und kulturellen Angeboten stärken. Mit
dem Innovationsfonds haben wir ein Förderinstrument geschaffen, das wir
fortführen werden. In Zukunft wollen wir den Fonds noch stärker darauf
ausrichten, dass sich Diversität und Multiperspektivität in den Programmen
spiegelt und die Partizipation des Publikums gestärkt wird. Wir unterstützen die
Häuser darin, auch ihre Teams interkultureller zu bilden.
Wir unterstützen die Kultur im digitalen Zeitalter. Die Digitalisierung
ermöglicht neue Zugänge für alle Gruppen unserer Gesellschaft. Während der
Corona-Krise sind viele digitale Kunstprojekte entstanden. Sie haben gezeigt,
was möglich ist und wie viele Menschen darüber erreicht werden können. Die Krise
hat aber auch deutlich gemacht, wie unverzichtbar das Live-Erlebnis ist – für
die Künstler*innen und für das Publikum.
Neue und innovative Technologien werden im gesamten Kunstbereich und speziell im
Film immer wichtiger. Die digitale Transformation betrifft alle Sparten der
Kunst und verlangt umfassende Konzepte, Beratung und Ausstattung. Hier sind wir
in den vergangenen Jahren mit Programmen wie „Digitale Wege ins Museum“ und der
Entwicklung der neuen Filmkonzeption vorangegangen. Diesen Bereich wollen wir
weiter ausbauen und stärken.
Kolonialkunst: Wir übernehmen Verantwortung
Mit dem Thema Restitution und Provenienzforschung schlagen wir
verantwortungsvoll ein Kapitel vergangener Kulturpolitik auf. Unser Ziel:
Kulturgüter des Landes, die während der Zeit des Kolonialismus oder des
Nationalsozialismus widerrechtlich angeeignet wurden, zu identifizieren und
möglichst an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben. Darauf aufbauend treiben
wir Gemeinschaftsprojekte voran, bei denen sich Hochschulen und
Kultureinrichtungen in Baden-Württemberg mit der kolonialen Geschichte unserer
Museums- und Universitätssammlungen auseinandersetzen. Das Linden-Museum in
Stuttgart beispielsweise arbeitet zusammen mit Studierenden der Universität
Tübingen und Experten aus Namibia die Geschichte seiner herausragenden
ethnologischen Sammlung auf. Das konsequente Ergebnis können Rückgaben von
Objekten sein, wie die der Bibel und Peitsche von Hendrik Witbooi an Namibia.
Solche Rückgaben stehen für einen gewissenhaften Umgang mit der Geschichte und
ein vertrauensvolles Miteinander in der Gegenwart.
Medienvielfalt als Basis freiheitlicher Demokratie fördern
Kultur und Medien haben eine enorme Innovationskraft. Und sie sind ein
eigenständiger Wirtschaftsfaktor in unserem Innovationsland. Baden-Württemberg
hat eine starke Kultur-, Medien- und Kreativwirtschaftsszene, die auch für
andere Wirtschaftszweige immer wichtiger wird. Wir verbinden die kreativen
Potenziale unserer klugen Köpfe mit der Kraft unserer heimischen Wirtschaft: So
bauen wir Baden-Württemberg weiter zu einem zentralen Ort für die Zukunft von
Kultur, Medien und digitalen Formaten aus. Wir setzen auf eine lebendige
Kreativwirtschaft und den Mehrwert, den die enge Verzahnung von analogen wie
digitalen Inhalten bringt. Die Potenziale und die Innovationskraft von Medien
und Kultur wollen wir mutig und noch umfassender heben. Dazu werden wir die
Förderung in diesem Bereich stärken. Institutionen wie die Medien- und
Filmgesellschaft (MFG), das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM), die Filmakademie
und das Kompetenzzentrum Kulturelle Bildung werden wir noch enger miteinander
verknüpfen. Mit vereinten Kräften bewältigen wir die Herausforderungen von
morgen: Durch Vernetzung, Förderung, unterstützende Strukturen und Kooperationen
werden wir sowohl der gestiegenen Bedeutung der Kreativwirtschaft als auch der
Medienpolitik, Medienkunst und Medienbildung gerecht.
Wir wollen die Medienvielfalt erhalten und den Qualitätsjournalismus stärken.
Daher setzen wir uns für den Erhalt eines starken öffentlich-rechtlichen
Rundfunks in einem funktionierenden dualen System ein. Wir stellen uns allen
Versuchen entschieden entgegen, diese Errungenschaften zurückzudrehen. Wir
werden die öffentlich-rechtlichen Sender darin unterstützen, Zielgruppen zu
erreichen, bei denen sie sich bisher schwertun. So erfüllen sie ihren Auftrag,
für alle da zu sein. Dabei spielen insbesondere digitale Angebote, die sich an
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene richten, eine zentrale Rolle.
Wir werden Qualitätsjournalismus fördern, den Fortbildungsbereich stärken und
Kinder an das Qualitätsprodukt Zeitung aktiv heranführen. Auch die privaten
Rundfunk- und Fernsehanbieter sind elementarer Teil unserer vielfältigen
Medienlandschaft, ebenso wie die freien Radios, die wir weiterhin unterstützen
werden. Den Medienstandort Baden-Württemberg werden wir durch ein Programm zur
kommunalen Kofinanzierung von Gründungs- und Acceleratorzentren weiter stärken.
Wir werden uns für ein zeitgemäßes Medienkonzentrationsrecht einsetzen.
Medienplattformen und Medienintermediären wie Suchmaschinen oder
Videoplattformen müssen entsprechend reguliert werden. Überlegungen, eine
europäische Medienplattform zu etablieren, unterstützen wir. Wir stärken die
Landesanstalt für Kommunikation und setzen uns dafür ein, dass die
Landesmedienanstalten eine größere Rolle spielen – bei den Entwicklungen und der
Aufsicht im (digitalen) Medienbereich, etwa beim Jugendschutz.
Auch die Aufgaben und Bedeutung öffentlicher Bibliotheken haben sich in den
vergangenen Jahrzehnten stark verändert und weiterentwickelt. Sie sind
Wegbereiterinnen der Bildungsgerechtigkeit und Vorreiterinnen der
Digitalisierung, der Vermittlung von Wissen und Medienkompetenz. Sie sind Lern-
und Arbeitsorte und Orte der Begegnung. Sie bieten Möglichkeiten der Teilhabe
auch für soziale Gruppen, die sonst unterrepräsentiert sind. Damit sind die
öffentlichen Bibliotheken Teil essenzieller kultureller Daseinsvorsorge für jede
Kommune. Es braucht eine zeitgemäße Definition, welche Aufgaben und welche
Stellung den Bibliotheken in der kommunalen Bildungs- und Kulturlandschaft
zukommen.
Medienbildung ist eine Schlüsselqualifikation in einer zunehmend digitalisierten
Welt. Damit ist weit mehr gemeint, als Handy, Tablet und Co. technisch bedienen
zu können. Wir werden die erfolgreiche Initiative Kindermedienland verstetigen
und weiter ausbauen. Der Ausbau einer umfassenden Informations- und
Medienkompetenz wird eines unserer großen und bedeutenden Projekte der nächsten
Legislaturperiode.
Darum Grün!
Wer Grün wählt, stimmt für
- die umfassende Unterstützung der Kultur- und Medienlandschaft bei der
digitalen Transformation
- eine transparente und verlässliche Förderung
- den weiteren Ausbau von kultureller Bildung und Medienbildung als
Voraussetzung für Teilhabe
Antragstext
Von Zeile 54 bis 57:
und Kulturangebot: international renommierte Häuser, Ensembles, Clubs, Festivals und freischaffende Künstler*innen, aber auch neue Entwicklungen, eine wirtschaftsstarke Kreativwirtschaft, eine lebendige Soziokultur, eine abwechslungsreiche Breitenkultur, eine starkebreite regionale Anbindung und ein herausragendes bürgerschaftliches Engagement. Die Corona-Krise mit ihren Einschränkungen bei
Kapitel 14: Kultur und Medien
Unsere Demokratie braucht eine lebendige Kultur- und Medienlandschaft
Kunst und Kultur sind Grundlage menschlichen Zusammenlebens. Durch Kultur kommen
wir über gemeinsam Erlebtes miteinander ins Gespräch. Wir können uns austauschen
und Visionen entwickeln. Kultur baut Brücken, überwindet Barrieren und darf
gleichzeitig irritieren. Sie muss frei und für alle zugänglich sein, egal woher
wir kommen, wo wir wohnen oder wie viel wir verdienen. Kunst und Kultur stiften
Identität. Sie öffnen den Blick für Innovation und Kreativität. Kulturpolitik
heißt für uns, Ermöglichungs- und Begegnungsräume zu schaffen. Auch freie und
vielfältige Medien stärken unsere lebendige Demokratie. Die Medienvielfalt
erhalten und die Medienbildung stärken – dafür steht grüne Politik.
In den vergangenen zwei Jahren hat der Dialogprozess „Kulturpolitik für die
Zukunft“ stattgefunden. Er hat gezeigt: Wenn wir wollen, dass Teilhabe und
Innovation in der Kultur gleichermaßen gelingen, dann müssen wir die kulturelle
Bildung stärken. Daher haben wir das Kompetenzzentrum für kulturelle Bildung und
Vermittlung gegründet. Gleichzeitig haben wir die Mittel für kulturelle Bildung
erhöht und interkulturelle Angebote für alle Altersgruppen gestärkt. Das
Querschnittsthema kulturelle Bildung entfaltet eine Wirkung in alle
künstlerischen Sparten und alle Publikumsgruppen hinein und strahlt weit über
den Kulturbereich hinaus.
Als grün-geführte Landesregierung haben wir den Kulturstandort Baden-Württemberg
in den vergangenen Jahren ausgebaut und dabei auch den Nachwuchs im Blick
gehabt: Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt in die Dauerausstellungen
der Landesmuseen. Wir haben große Programme aufgelegt, um die Kultur im
ländlichen Raum zu fördern. Wir haben Initiativen für innovative
Zwischennutzungsprojekte auf den Weg gebracht. Und nicht zuletzt haben wir
unsere erfolgreichen Kunst- und Musikhochschulen wie auch die Film-, Pop- und
Theaterakademie deutlich gestärkt.
Der Kulturbereich erlebt derzeit eine umfassende Transformation. Beweglichkeit
und Offenheit sind gefragt. Das haben wir etwa bei unseren Landesmuseen unter
Beweis gestellt. Das Ergebnis von Konzeptionsphasen, Neuausrichtung und
zielgerichteter Mittelaufstockung sind neue Erfahrungsmöglichkeiten für das
Publikum, aber auch neue Entwicklungsmöglichkeiten für die Teams. So wird zum
Beispiel Archäologie im Badischen Landesmuseum Karlsruhe auf neue digitale und
analoge Wege erkundbar. Und das Staatliche Naturkundemuseum Stuttgart vermittelt
seine Expertise bei der Bestimmung von Tier- und Pflanzenarten im Museum selbst
und seit Kurzem mit einer App zum Download. Kultur und Natur werden damit
überall im Land erfahrbar.
Von dieser Transformation ist ebenso der Medienbereich betroffen. Wir leben in
einer Gesellschaft, die von Medien geprägt ist. Medienpolitik nimmt eine
zunehmend bedeutendere Rolle ein. Sie ist ein wichtiger Ausgangspunkt für eine
moderne Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik. Wir brauchen daher eine
vielfältige Medienlandschaft mit einem starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk
in einem gut funktionierenden dualen System. Wir brauchen eine Vielzahl von
privaten Anbietern und Presseverlagen. Für uns ist dies eine notwendige
Voraussetzung für eine freiheitliche und lebendige Demokratie. Informations- und
Medienkompetenz sind dafür Grundpfeiler. Wir wollen alle Menschen in Baden-
Württemberg dazu befähigen, sich in der medialen Welt sicher und eigenständig zu
bewegen und Fake News und Verschwörungsmythen zu durchschauen.
Kultur im Dialog gestalten
In Kunst und Kultur zeigt sich die Vielfalt unserer Gesellschaft und unseres
Landes. Wir haben in Baden-Württemberg ein reichhaltiges und hochwertiges Kunst-
und Kulturangebot: international renommierte Häuser, Ensembles, Clubs, Festivals
und freischaffende Künstler*innen, aber auch neue Entwicklungen, eine wirtschaftsstarke Kreativwirtschaft, eine lebendige Soziokultur, eine abwechslungsreiche
Breitenkultur, eine starkebreite regionale Anbindung und ein herausragendes
bürgerschaftliches Engagement. Die Corona-Krise mit ihren Einschränkungen bei
Auftritten und Veranstaltungen hat gezeigt, was wir ohne Kunst und Kultur
vermissen. Wir Grüne wollen dafür sorgen, dass Baden-Württemberg weiterhin ein
starkes Kulturland bleibt!
Über die vergangenen zwei Jahre hinweg hat der Dialogprozess „Kulturpolitik für
die Zukunft“ stattgefunden. Mehr als 1250 Beteiligte aus Kunst und Kultur,
Verwaltung und Politik haben auf unsere Initiative hin im ganzen Land diskutiert
– über notwendige Veränderungen und die Anforderungen an eine
zukunftsorientierte Kulturförderung und Kulturarbeit. Die Ergebnisse dieses
Prozesses wollen wir in den nächsten Jahren umsetzen. Dazu gehört unter anderem:
Kulturförderung muss verlässlich sein. Exzellenz und Breite sind gleichermaßen
wichtig. Kurzfristige Projektförderung sollte an vielen Stellen durch
langfristigere Fördermodelle ersetzt werden. Zugleich sind Projektförderungen
wichtig, um Innovation voranzutreiben und auf Sondersituationen zu reagieren.
Hier gilt es, eine gute Balance zu finden.
Klimaschonende Maßnahmen und nachhaltige Strategien spielen auch im
Kulturbereich eine immer größere Rolle. Sie müssen stärker unterstützt werden!
Nachhaltigkeitsprojekte wie das „Green Shooting“ im Filmbereich wollen wir daher
anpassen und auf andere Kulturbereiche ausweiten, beispielsweise auf die
Musikfestival- oder Clubszene. Und wir setzen Innovationsimpulse über den
Kulturbereich hinaus. Kultur ist in allen Teilen des Landes stark: in den
städtischen Metropolen wie in den ländlichen Räumen – daran arbeiten wir
konsequent weiter. Parallel dazu haben wir die Filmkonzeption neu aufgestellt
und insbesondere den Bereich Animation und Visuelle Effekte gestärkt. Und
schließlich: Der Dialogprozess muss weitergehen – partizipativ und offen.
Medienbildung als Schlüsselkompetenz ausbauen – gegen Fakenews und Hass im Netz
Neben der Kultur sichert auch die freie und vielfältige Medienlandschaft in
Baden-Württemberg gesellschaftliche Teilhabe. Sie ist Motor für Innovationen und
Kreativität.
Souverän mit Medien und digitalen Angeboten umgehen zu können – das ist in den
vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Es ist eine Schlüsselkompetenz in
einer zunehmend digitalen Welt. Darum haben wir die Medienbildung in den
Lehrplänen verankert, die Initiative Kindermedienland weiter ausgebaut, eine
Strategie für eine umfassende Medienbildung verfasst und die freien Radios
stärker unterstützt. Wir haben Runde Tische zur Medienzukunft und einen
medienpolitischen Kongress durchgeführt. Wir haben eine breite Kampagne gegen
Hass und Hetze im Internet aufgesetzt. Bei der Landesanstalt für Kommunikation
haben wir einen weiteren finanziellen Spielraum geschaffen, um unter anderem
private regionale Fernsehanbieter zu unterstützen.
Die Bedeutung der Medien für unsere Demokratie und Gesellschaft lässt sich nicht
hoch genug bewerten. Doch der digitale Wandel fordert insbesondere die
Medienvielfalt und ‑freiheit enorm heraus. Die „Kostenloskultur“ des Internets
setzt Medienhäuser zunehmend unter Druck sich zu verändern. Auch
Internetgiganten wie Facebook und Google haben enormen Einfluss darauf, wie wir
Medien konsumieren. Das erfordert Regulierung und Transparenz. Eine Antwort
könnte sogar eine alternative, datenschutzkonforme europäische Plattform sein.
Wir werden nicht lockerlassen, Fake News und Hass im Netz zu bekämpfen!
Für eine transparente und verlässliche Kulturförderung
Wir Grüne wollen überall im Land Räume für Kultur schaffen, in denen sie sich
frei und unabhängig entfalten kann. Eine transparente und verlässliche Förderung
ist uns daher ein wesentliches Anliegen. Dabei setzen wir auf stetigen Dialog
mit den Kulturschaffenden.
Kunst- und Kulturschaffende übernehmen Verantwortung für ihr Umfeld und sind
vielfältig engagiert. Dafür brauchen sie eine Basis, auf die sie bauen können.
Wir unterstützen die Kultur dabei, sich nachhaltig aufzustellen: Ökonomisch,
indem wir für eine verlässliche Finanzierung sorgen, die sich an die
tarifvertragliche Entwicklung anpasst. Ökologisch, weil auch der Kulturbetrieb
klimaneutral gestaltet werden kann. Und sozial, indem wir Barrieren abbauen und
Teilhabe ermöglichen.
Kultur als Beruf braucht Sicherheit. Die Folgen der Corona-Krise haben die
Brisanz einer der zentralen Leitfragen grüner Kulturpolitik deutlich gemacht:
Wie können wir Kunst und Kultur resilient, also krisenfest machen? Das heißt
auch: Wie kann die Arbeitssituation für Künstler*innen verbessert werden?
Konkret wollen wir Kultureinrichtungen aller Sparten in die Lage versetzen,
faire Honorarverträge abschließen zu können. Das erreichen wir mit einer
verlässlichen und ausreichenden Förderpolitik. Wir wollen die Situation der
Lehrbeauftragten und Kunstvermittler*innen weiter verbessern. Auch Prinzipien
der Gleichstellung und Vielfalt gehören für uns zur Kultur als fairer
Arbeitgeberin. Das gilt auch für die Besetzung von Gremien und Jurys. Unseren
landeseigenen Kultureinrichtungen haben hier Vorbildfunktion und sollen bei
diesen Themen weiter vorangehen.
Kulturelle Bildung an Schulen stärken, Zugang zu Kultur für alle erleichtern
Wir führen fort, was wir in den vergangenen Jahren begonnen haben: Angebote von
Kultureinrichtungen, aber auch von freien Künstler*innen sollen an allen Schulen
und anderen staatlichen Einrichtungen selbstverständlich sein. Wir werden
kulturelle Bildung als selbstverständlichen, integralen Teil des Schulprogramms
stärken. Dies wird einer unserer Schwerpunkte der kommenden Legislatur.
Kulturelle Angebote sind aber auch außerhalb der Schule für Menschen aller
Altersgruppen wichtig.
Kunst ist von zentraler Bedeutung: für unsere Gesellschaft, für unser
Zusammenleben und für uns persönlich. Auch das hat uns die Corona-Krise vor
Augen geführt: Plötzlich musste die große Vielfalt unserer Kulturangebote
eingeschränkt werden. Diese schmerzliche Erfahrung hat unsere Auffassung
bestärkt, wie wichtig es ist, den Zugang zu Kultur zu erleichtern und mehr
Menschen zu beteiligen. Wir wollen die Öffnung der Kultureinrichtungen in die
Gesellschaft hinein unterstützen – als öffentliche Orte der Begegnung und des
Dialogs. Das bedeutet auch, dass wir den Zugang ganz unmittelbar und physisch
verbessern – für alle Gruppen unserer Gesellschaft. Wir unterstützen den freien
Eintritt für Kinder und Jugendliche in unsere staatlichen Museen auch weiterhin.
Wir werden inklusive Angebote im gesamten Kulturbereich stärken. Als
Begegnungsort braucht Kunst vor allem Räume – wir werden daher das Sanierungs-
und Bauprogramm für die Kultur fortsetzen. Und wir wollen Kulturangebote
außerhalb von Ballungsgebieten besser an den öffentlichen Verkehr anbinden.
Zudem möchten wir ÖPNV-Tickets als KombiTickets für Eintrittskarten zu
Kulturveranstaltungen auf breiter Fläche einführen.
Wir wollen die Vielfalt an künstlerischen und kulturellen Angeboten stärken. Mit
dem Innovationsfonds haben wir ein Förderinstrument geschaffen, das wir
fortführen werden. In Zukunft wollen wir den Fonds noch stärker darauf
ausrichten, dass sich Diversität und Multiperspektivität in den Programmen
spiegelt und die Partizipation des Publikums gestärkt wird. Wir unterstützen die
Häuser darin, auch ihre Teams interkultureller zu bilden.
Wir unterstützen die Kultur im digitalen Zeitalter. Die Digitalisierung
ermöglicht neue Zugänge für alle Gruppen unserer Gesellschaft. Während der
Corona-Krise sind viele digitale Kunstprojekte entstanden. Sie haben gezeigt,
was möglich ist und wie viele Menschen darüber erreicht werden können. Die Krise
hat aber auch deutlich gemacht, wie unverzichtbar das Live-Erlebnis ist – für
die Künstler*innen und für das Publikum.
Neue und innovative Technologien werden im gesamten Kunstbereich und speziell im
Film immer wichtiger. Die digitale Transformation betrifft alle Sparten der
Kunst und verlangt umfassende Konzepte, Beratung und Ausstattung. Hier sind wir
in den vergangenen Jahren mit Programmen wie „Digitale Wege ins Museum“ und der
Entwicklung der neuen Filmkonzeption vorangegangen. Diesen Bereich wollen wir
weiter ausbauen und stärken.
Kolonialkunst: Wir übernehmen Verantwortung
Mit dem Thema Restitution und Provenienzforschung schlagen wir
verantwortungsvoll ein Kapitel vergangener Kulturpolitik auf. Unser Ziel:
Kulturgüter des Landes, die während der Zeit des Kolonialismus oder des
Nationalsozialismus widerrechtlich angeeignet wurden, zu identifizieren und
möglichst an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben. Darauf aufbauend treiben
wir Gemeinschaftsprojekte voran, bei denen sich Hochschulen und
Kultureinrichtungen in Baden-Württemberg mit der kolonialen Geschichte unserer
Museums- und Universitätssammlungen auseinandersetzen. Das Linden-Museum in
Stuttgart beispielsweise arbeitet zusammen mit Studierenden der Universität
Tübingen und Experten aus Namibia die Geschichte seiner herausragenden
ethnologischen Sammlung auf. Das konsequente Ergebnis können Rückgaben von
Objekten sein, wie die der Bibel und Peitsche von Hendrik Witbooi an Namibia.
Solche Rückgaben stehen für einen gewissenhaften Umgang mit der Geschichte und
ein vertrauensvolles Miteinander in der Gegenwart.
Medienvielfalt als Basis freiheitlicher Demokratie fördern
Kultur und Medien haben eine enorme Innovationskraft. Und sie sind ein
eigenständiger Wirtschaftsfaktor in unserem Innovationsland. Baden-Württemberg
hat eine starke Kultur-, Medien- und Kreativwirtschaftsszene, die auch für
andere Wirtschaftszweige immer wichtiger wird. Wir verbinden die kreativen
Potenziale unserer klugen Köpfe mit der Kraft unserer heimischen Wirtschaft: So
bauen wir Baden-Württemberg weiter zu einem zentralen Ort für die Zukunft von
Kultur, Medien und digitalen Formaten aus. Wir setzen auf eine lebendige
Kreativwirtschaft und den Mehrwert, den die enge Verzahnung von analogen wie
digitalen Inhalten bringt. Die Potenziale und die Innovationskraft von Medien
und Kultur wollen wir mutig und noch umfassender heben. Dazu werden wir die
Förderung in diesem Bereich stärken. Institutionen wie die Medien- und
Filmgesellschaft (MFG), das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM), die Filmakademie
und das Kompetenzzentrum Kulturelle Bildung werden wir noch enger miteinander
verknüpfen. Mit vereinten Kräften bewältigen wir die Herausforderungen von
morgen: Durch Vernetzung, Förderung, unterstützende Strukturen und Kooperationen
werden wir sowohl der gestiegenen Bedeutung der Kreativwirtschaft als auch der
Medienpolitik, Medienkunst und Medienbildung gerecht.
Wir wollen die Medienvielfalt erhalten und den Qualitätsjournalismus stärken.
Daher setzen wir uns für den Erhalt eines starken öffentlich-rechtlichen
Rundfunks in einem funktionierenden dualen System ein. Wir stellen uns allen
Versuchen entschieden entgegen, diese Errungenschaften zurückzudrehen. Wir
werden die öffentlich-rechtlichen Sender darin unterstützen, Zielgruppen zu
erreichen, bei denen sie sich bisher schwertun. So erfüllen sie ihren Auftrag,
für alle da zu sein. Dabei spielen insbesondere digitale Angebote, die sich an
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene richten, eine zentrale Rolle.
Wir werden Qualitätsjournalismus fördern, den Fortbildungsbereich stärken und
Kinder an das Qualitätsprodukt Zeitung aktiv heranführen. Auch die privaten
Rundfunk- und Fernsehanbieter sind elementarer Teil unserer vielfältigen
Medienlandschaft, ebenso wie die freien Radios, die wir weiterhin unterstützen
werden. Den Medienstandort Baden-Württemberg werden wir durch ein Programm zur
kommunalen Kofinanzierung von Gründungs- und Acceleratorzentren weiter stärken.
Wir werden uns für ein zeitgemäßes Medienkonzentrationsrecht einsetzen.
Medienplattformen und Medienintermediären wie Suchmaschinen oder
Videoplattformen müssen entsprechend reguliert werden. Überlegungen, eine
europäische Medienplattform zu etablieren, unterstützen wir. Wir stärken die
Landesanstalt für Kommunikation und setzen uns dafür ein, dass die
Landesmedienanstalten eine größere Rolle spielen – bei den Entwicklungen und der
Aufsicht im (digitalen) Medienbereich, etwa beim Jugendschutz.
Auch die Aufgaben und Bedeutung öffentlicher Bibliotheken haben sich in den
vergangenen Jahrzehnten stark verändert und weiterentwickelt. Sie sind
Wegbereiterinnen der Bildungsgerechtigkeit und Vorreiterinnen der
Digitalisierung, der Vermittlung von Wissen und Medienkompetenz. Sie sind Lern-
und Arbeitsorte und Orte der Begegnung. Sie bieten Möglichkeiten der Teilhabe
auch für soziale Gruppen, die sonst unterrepräsentiert sind. Damit sind die
öffentlichen Bibliotheken Teil essenzieller kultureller Daseinsvorsorge für jede
Kommune. Es braucht eine zeitgemäße Definition, welche Aufgaben und welche
Stellung den Bibliotheken in der kommunalen Bildungs- und Kulturlandschaft
zukommen.
Medienbildung ist eine Schlüsselqualifikation in einer zunehmend digitalisierten
Welt. Damit ist weit mehr gemeint, als Handy, Tablet und Co. technisch bedienen
zu können. Wir werden die erfolgreiche Initiative Kindermedienland verstetigen
und weiter ausbauen. Der Ausbau einer umfassenden Informations- und
Medienkompetenz wird eines unserer großen und bedeutenden Projekte der nächsten
Legislaturperiode.
Darum Grün!
Wer Grün wählt, stimmt für
- die umfassende Unterstützung der Kultur- und Medienlandschaft bei der
digitalen Transformation
- eine transparente und verlässliche Förderung
- den weiteren Ausbau von kultureller Bildung und Medienbildung als
Voraussetzung für Teilhabe
Unterstützer*innen
- Björn Dohl (KV Calw)
- Sebastian Grässer (KV Karlsruhe)
- Thomas Marwein (KV Ortenau)
- Uwe Janssen (KV Esslingen)
- Leonie Möhrle (KV Stuttgart)
- Arnhilt Kuder (KV Heidelberg)
- Silke Holzbog (KV Ludwigsburg)
- Barbara Wagner (KV Bodenseekreis)
- Stefanie Seemann (KV Pforzheim und Enzkreis)
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Von Zeile 54 bis 57:
und Kulturangebot: international renommierte Häuser, Ensembles, Clubs, Festivals und freischaffende Künstler*innen, aber auch neue Entwicklungen, eine wirtschaftsstarke Kreativwirtschaft, eine lebendige Soziokultur, eine abwechslungsreiche Breitenkultur, eine starkefeste regionale AnbindungVerankerung und ein herausragendes bürgerschaftliches Engagement. Die Corona-Krise mit ihren Einschränkungen bei
Kapitel 14: Kultur und Medien
Unsere Demokratie braucht eine lebendige Kultur- und Medienlandschaft
Kunst und Kultur sind Grundlage menschlichen Zusammenlebens. Durch Kultur kommen
wir über gemeinsam Erlebtes miteinander ins Gespräch. Wir können uns austauschen
und Visionen entwickeln. Kultur baut Brücken, überwindet Barrieren und darf
gleichzeitig irritieren. Sie muss frei und für alle zugänglich sein, egal woher
wir kommen, wo wir wohnen oder wie viel wir verdienen. Kunst und Kultur stiften
Identität. Sie öffnen den Blick für Innovation und Kreativität. Kulturpolitik
heißt für uns, Ermöglichungs- und Begegnungsräume zu schaffen. Auch freie und
vielfältige Medien stärken unsere lebendige Demokratie. Die Medienvielfalt
erhalten und die Medienbildung stärken – dafür steht grüne Politik.
In den vergangenen zwei Jahren hat der Dialogprozess „Kulturpolitik für die
Zukunft“ stattgefunden. Er hat gezeigt: Wenn wir wollen, dass Teilhabe und
Innovation in der Kultur gleichermaßen gelingen, dann müssen wir die kulturelle
Bildung stärken. Daher haben wir das Kompetenzzentrum für kulturelle Bildung und
Vermittlung gegründet. Gleichzeitig haben wir die Mittel für kulturelle Bildung
erhöht und interkulturelle Angebote für alle Altersgruppen gestärkt. Das
Querschnittsthema kulturelle Bildung entfaltet eine Wirkung in alle
künstlerischen Sparten und alle Publikumsgruppen hinein und strahlt weit über
den Kulturbereich hinaus.
Als grün-geführte Landesregierung haben wir den Kulturstandort Baden-Württemberg
in den vergangenen Jahren ausgebaut und dabei auch den Nachwuchs im Blick
gehabt: Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt in die Dauerausstellungen
der Landesmuseen. Wir haben große Programme aufgelegt, um die Kultur im
ländlichen Raum zu fördern. Wir haben Initiativen für innovative
Zwischennutzungsprojekte auf den Weg gebracht. Und nicht zuletzt haben wir
unsere erfolgreichen Kunst- und Musikhochschulen wie auch die Film-, Pop- und
Theaterakademie deutlich gestärkt.
Der Kulturbereich erlebt derzeit eine umfassende Transformation. Beweglichkeit
und Offenheit sind gefragt. Das haben wir etwa bei unseren Landesmuseen unter
Beweis gestellt. Das Ergebnis von Konzeptionsphasen, Neuausrichtung und
zielgerichteter Mittelaufstockung sind neue Erfahrungsmöglichkeiten für das
Publikum, aber auch neue Entwicklungsmöglichkeiten für die Teams. So wird zum
Beispiel Archäologie im Badischen Landesmuseum Karlsruhe auf neue digitale und
analoge Wege erkundbar. Und das Staatliche Naturkundemuseum Stuttgart vermittelt
seine Expertise bei der Bestimmung von Tier- und Pflanzenarten im Museum selbst
und seit Kurzem mit einer App zum Download. Kultur und Natur werden damit
überall im Land erfahrbar.
Von dieser Transformation ist ebenso der Medienbereich betroffen. Wir leben in
einer Gesellschaft, die von Medien geprägt ist. Medienpolitik nimmt eine
zunehmend bedeutendere Rolle ein. Sie ist ein wichtiger Ausgangspunkt für eine
moderne Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik. Wir brauchen daher eine
vielfältige Medienlandschaft mit einem starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk
in einem gut funktionierenden dualen System. Wir brauchen eine Vielzahl von
privaten Anbietern und Presseverlagen. Für uns ist dies eine notwendige
Voraussetzung für eine freiheitliche und lebendige Demokratie. Informations- und
Medienkompetenz sind dafür Grundpfeiler. Wir wollen alle Menschen in Baden-
Württemberg dazu befähigen, sich in der medialen Welt sicher und eigenständig zu
bewegen und Fake News und Verschwörungsmythen zu durchschauen.
Kultur im Dialog gestalten
In Kunst und Kultur zeigt sich die Vielfalt unserer Gesellschaft und unseres
Landes. Wir haben in Baden-Württemberg ein reichhaltiges und hochwertiges Kunst-
und Kulturangebot: international renommierte Häuser, Ensembles, Clubs, Festivals
und freischaffende Künstler*innen, aber auch neue Entwicklungen, eine wirtschaftsstarke Kreativwirtschaft, eine lebendige Soziokultur, eine abwechslungsreiche
Breitenkultur, eine starkefeste regionale AnbindungVerankerung und ein herausragendes
bürgerschaftliches Engagement. Die Corona-Krise mit ihren Einschränkungen bei
Auftritten und Veranstaltungen hat gezeigt, was wir ohne Kunst und Kultur
vermissen. Wir Grüne wollen dafür sorgen, dass Baden-Württemberg weiterhin ein
starkes Kulturland bleibt!
Über die vergangenen zwei Jahre hinweg hat der Dialogprozess „Kulturpolitik für
die Zukunft“ stattgefunden. Mehr als 1250 Beteiligte aus Kunst und Kultur,
Verwaltung und Politik haben auf unsere Initiative hin im ganzen Land diskutiert
– über notwendige Veränderungen und die Anforderungen an eine
zukunftsorientierte Kulturförderung und Kulturarbeit. Die Ergebnisse dieses
Prozesses wollen wir in den nächsten Jahren umsetzen. Dazu gehört unter anderem:
Kulturförderung muss verlässlich sein. Exzellenz und Breite sind gleichermaßen
wichtig. Kurzfristige Projektförderung sollte an vielen Stellen durch
langfristigere Fördermodelle ersetzt werden. Zugleich sind Projektförderungen
wichtig, um Innovation voranzutreiben und auf Sondersituationen zu reagieren.
Hier gilt es, eine gute Balance zu finden.
Klimaschonende Maßnahmen und nachhaltige Strategien spielen auch im
Kulturbereich eine immer größere Rolle. Sie müssen stärker unterstützt werden!
Nachhaltigkeitsprojekte wie das „Green Shooting“ im Filmbereich wollen wir daher
anpassen und auf andere Kulturbereiche ausweiten, beispielsweise auf die
Musikfestival- oder Clubszene. Und wir setzen Innovationsimpulse über den
Kulturbereich hinaus. Kultur ist in allen Teilen des Landes stark: in den
städtischen Metropolen wie in den ländlichen Räumen – daran arbeiten wir
konsequent weiter. Parallel dazu haben wir die Filmkonzeption neu aufgestellt
und insbesondere den Bereich Animation und Visuelle Effekte gestärkt. Und
schließlich: Der Dialogprozess muss weitergehen – partizipativ und offen.
Medienbildung als Schlüsselkompetenz ausbauen – gegen Fakenews und Hass im Netz
Neben der Kultur sichert auch die freie und vielfältige Medienlandschaft in
Baden-Württemberg gesellschaftliche Teilhabe. Sie ist Motor für Innovationen und
Kreativität.
Souverän mit Medien und digitalen Angeboten umgehen zu können – das ist in den
vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Es ist eine Schlüsselkompetenz in
einer zunehmend digitalen Welt. Darum haben wir die Medienbildung in den
Lehrplänen verankert, die Initiative Kindermedienland weiter ausgebaut, eine
Strategie für eine umfassende Medienbildung verfasst und die freien Radios
stärker unterstützt. Wir haben Runde Tische zur Medienzukunft und einen
medienpolitischen Kongress durchgeführt. Wir haben eine breite Kampagne gegen
Hass und Hetze im Internet aufgesetzt. Bei der Landesanstalt für Kommunikation
haben wir einen weiteren finanziellen Spielraum geschaffen, um unter anderem
private regionale Fernsehanbieter zu unterstützen.
Die Bedeutung der Medien für unsere Demokratie und Gesellschaft lässt sich nicht
hoch genug bewerten. Doch der digitale Wandel fordert insbesondere die
Medienvielfalt und ‑freiheit enorm heraus. Die „Kostenloskultur“ des Internets
setzt Medienhäuser zunehmend unter Druck sich zu verändern. Auch
Internetgiganten wie Facebook und Google haben enormen Einfluss darauf, wie wir
Medien konsumieren. Das erfordert Regulierung und Transparenz. Eine Antwort
könnte sogar eine alternative, datenschutzkonforme europäische Plattform sein.
Wir werden nicht lockerlassen, Fake News und Hass im Netz zu bekämpfen!
Für eine transparente und verlässliche Kulturförderung
Wir Grüne wollen überall im Land Räume für Kultur schaffen, in denen sie sich
frei und unabhängig entfalten kann. Eine transparente und verlässliche Förderung
ist uns daher ein wesentliches Anliegen. Dabei setzen wir auf stetigen Dialog
mit den Kulturschaffenden.
Kunst- und Kulturschaffende übernehmen Verantwortung für ihr Umfeld und sind
vielfältig engagiert. Dafür brauchen sie eine Basis, auf die sie bauen können.
Wir unterstützen die Kultur dabei, sich nachhaltig aufzustellen: Ökonomisch,
indem wir für eine verlässliche Finanzierung sorgen, die sich an die
tarifvertragliche Entwicklung anpasst. Ökologisch, weil auch der Kulturbetrieb
klimaneutral gestaltet werden kann. Und sozial, indem wir Barrieren abbauen und
Teilhabe ermöglichen.
Kultur als Beruf braucht Sicherheit. Die Folgen der Corona-Krise haben die
Brisanz einer der zentralen Leitfragen grüner Kulturpolitik deutlich gemacht:
Wie können wir Kunst und Kultur resilient, also krisenfest machen? Das heißt
auch: Wie kann die Arbeitssituation für Künstler*innen verbessert werden?
Konkret wollen wir Kultureinrichtungen aller Sparten in die Lage versetzen,
faire Honorarverträge abschließen zu können. Das erreichen wir mit einer
verlässlichen und ausreichenden Förderpolitik. Wir wollen die Situation der
Lehrbeauftragten und Kunstvermittler*innen weiter verbessern. Auch Prinzipien
der Gleichstellung und Vielfalt gehören für uns zur Kultur als fairer
Arbeitgeberin. Das gilt auch für die Besetzung von Gremien und Jurys. Unseren
landeseigenen Kultureinrichtungen haben hier Vorbildfunktion und sollen bei
diesen Themen weiter vorangehen.
Kulturelle Bildung an Schulen stärken, Zugang zu Kultur für alle erleichtern
Wir führen fort, was wir in den vergangenen Jahren begonnen haben: Angebote von
Kultureinrichtungen, aber auch von freien Künstler*innen sollen an allen Schulen
und anderen staatlichen Einrichtungen selbstverständlich sein. Wir werden
kulturelle Bildung als selbstverständlichen, integralen Teil des Schulprogramms
stärken. Dies wird einer unserer Schwerpunkte der kommenden Legislatur.
Kulturelle Angebote sind aber auch außerhalb der Schule für Menschen aller
Altersgruppen wichtig.
Kunst ist von zentraler Bedeutung: für unsere Gesellschaft, für unser
Zusammenleben und für uns persönlich. Auch das hat uns die Corona-Krise vor
Augen geführt: Plötzlich musste die große Vielfalt unserer Kulturangebote
eingeschränkt werden. Diese schmerzliche Erfahrung hat unsere Auffassung
bestärkt, wie wichtig es ist, den Zugang zu Kultur zu erleichtern und mehr
Menschen zu beteiligen. Wir wollen die Öffnung der Kultureinrichtungen in die
Gesellschaft hinein unterstützen – als öffentliche Orte der Begegnung und des
Dialogs. Das bedeutet auch, dass wir den Zugang ganz unmittelbar und physisch
verbessern – für alle Gruppen unserer Gesellschaft. Wir unterstützen den freien
Eintritt für Kinder und Jugendliche in unsere staatlichen Museen auch weiterhin.
Wir werden inklusive Angebote im gesamten Kulturbereich stärken. Als
Begegnungsort braucht Kunst vor allem Räume – wir werden daher das Sanierungs-
und Bauprogramm für die Kultur fortsetzen. Und wir wollen Kulturangebote
außerhalb von Ballungsgebieten besser an den öffentlichen Verkehr anbinden.
Zudem möchten wir ÖPNV-Tickets als KombiTickets für Eintrittskarten zu
Kulturveranstaltungen auf breiter Fläche einführen.
Wir wollen die Vielfalt an künstlerischen und kulturellen Angeboten stärken. Mit
dem Innovationsfonds haben wir ein Förderinstrument geschaffen, das wir
fortführen werden. In Zukunft wollen wir den Fonds noch stärker darauf
ausrichten, dass sich Diversität und Multiperspektivität in den Programmen
spiegelt und die Partizipation des Publikums gestärkt wird. Wir unterstützen die
Häuser darin, auch ihre Teams interkultureller zu bilden.
Wir unterstützen die Kultur im digitalen Zeitalter. Die Digitalisierung
ermöglicht neue Zugänge für alle Gruppen unserer Gesellschaft. Während der
Corona-Krise sind viele digitale Kunstprojekte entstanden. Sie haben gezeigt,
was möglich ist und wie viele Menschen darüber erreicht werden können. Die Krise
hat aber auch deutlich gemacht, wie unverzichtbar das Live-Erlebnis ist – für
die Künstler*innen und für das Publikum.
Neue und innovative Technologien werden im gesamten Kunstbereich und speziell im
Film immer wichtiger. Die digitale Transformation betrifft alle Sparten der
Kunst und verlangt umfassende Konzepte, Beratung und Ausstattung. Hier sind wir
in den vergangenen Jahren mit Programmen wie „Digitale Wege ins Museum“ und der
Entwicklung der neuen Filmkonzeption vorangegangen. Diesen Bereich wollen wir
weiter ausbauen und stärken.
Kolonialkunst: Wir übernehmen Verantwortung
Mit dem Thema Restitution und Provenienzforschung schlagen wir
verantwortungsvoll ein Kapitel vergangener Kulturpolitik auf. Unser Ziel:
Kulturgüter des Landes, die während der Zeit des Kolonialismus oder des
Nationalsozialismus widerrechtlich angeeignet wurden, zu identifizieren und
möglichst an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben. Darauf aufbauend treiben
wir Gemeinschaftsprojekte voran, bei denen sich Hochschulen und
Kultureinrichtungen in Baden-Württemberg mit der kolonialen Geschichte unserer
Museums- und Universitätssammlungen auseinandersetzen. Das Linden-Museum in
Stuttgart beispielsweise arbeitet zusammen mit Studierenden der Universität
Tübingen und Experten aus Namibia die Geschichte seiner herausragenden
ethnologischen Sammlung auf. Das konsequente Ergebnis können Rückgaben von
Objekten sein, wie die der Bibel und Peitsche von Hendrik Witbooi an Namibia.
Solche Rückgaben stehen für einen gewissenhaften Umgang mit der Geschichte und
ein vertrauensvolles Miteinander in der Gegenwart.
Medienvielfalt als Basis freiheitlicher Demokratie fördern
Kultur und Medien haben eine enorme Innovationskraft. Und sie sind ein
eigenständiger Wirtschaftsfaktor in unserem Innovationsland. Baden-Württemberg
hat eine starke Kultur-, Medien- und Kreativwirtschaftsszene, die auch für
andere Wirtschaftszweige immer wichtiger wird. Wir verbinden die kreativen
Potenziale unserer klugen Köpfe mit der Kraft unserer heimischen Wirtschaft: So
bauen wir Baden-Württemberg weiter zu einem zentralen Ort für die Zukunft von
Kultur, Medien und digitalen Formaten aus. Wir setzen auf eine lebendige
Kreativwirtschaft und den Mehrwert, den die enge Verzahnung von analogen wie
digitalen Inhalten bringt. Die Potenziale und die Innovationskraft von Medien
und Kultur wollen wir mutig und noch umfassender heben. Dazu werden wir die
Förderung in diesem Bereich stärken. Institutionen wie die Medien- und
Filmgesellschaft (MFG), das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM), die Filmakademie
und das Kompetenzzentrum Kulturelle Bildung werden wir noch enger miteinander
verknüpfen. Mit vereinten Kräften bewältigen wir die Herausforderungen von
morgen: Durch Vernetzung, Förderung, unterstützende Strukturen und Kooperationen
werden wir sowohl der gestiegenen Bedeutung der Kreativwirtschaft als auch der
Medienpolitik, Medienkunst und Medienbildung gerecht.
Wir wollen die Medienvielfalt erhalten und den Qualitätsjournalismus stärken.
Daher setzen wir uns für den Erhalt eines starken öffentlich-rechtlichen
Rundfunks in einem funktionierenden dualen System ein. Wir stellen uns allen
Versuchen entschieden entgegen, diese Errungenschaften zurückzudrehen. Wir
werden die öffentlich-rechtlichen Sender darin unterstützen, Zielgruppen zu
erreichen, bei denen sie sich bisher schwertun. So erfüllen sie ihren Auftrag,
für alle da zu sein. Dabei spielen insbesondere digitale Angebote, die sich an
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene richten, eine zentrale Rolle.
Wir werden Qualitätsjournalismus fördern, den Fortbildungsbereich stärken und
Kinder an das Qualitätsprodukt Zeitung aktiv heranführen. Auch die privaten
Rundfunk- und Fernsehanbieter sind elementarer Teil unserer vielfältigen
Medienlandschaft, ebenso wie die freien Radios, die wir weiterhin unterstützen
werden. Den Medienstandort Baden-Württemberg werden wir durch ein Programm zur
kommunalen Kofinanzierung von Gründungs- und Acceleratorzentren weiter stärken.
Wir werden uns für ein zeitgemäßes Medienkonzentrationsrecht einsetzen.
Medienplattformen und Medienintermediären wie Suchmaschinen oder
Videoplattformen müssen entsprechend reguliert werden. Überlegungen, eine
europäische Medienplattform zu etablieren, unterstützen wir. Wir stärken die
Landesanstalt für Kommunikation und setzen uns dafür ein, dass die
Landesmedienanstalten eine größere Rolle spielen – bei den Entwicklungen und der
Aufsicht im (digitalen) Medienbereich, etwa beim Jugendschutz.
Auch die Aufgaben und Bedeutung öffentlicher Bibliotheken haben sich in den
vergangenen Jahrzehnten stark verändert und weiterentwickelt. Sie sind
Wegbereiterinnen der Bildungsgerechtigkeit und Vorreiterinnen der
Digitalisierung, der Vermittlung von Wissen und Medienkompetenz. Sie sind Lern-
und Arbeitsorte und Orte der Begegnung. Sie bieten Möglichkeiten der Teilhabe
auch für soziale Gruppen, die sonst unterrepräsentiert sind. Damit sind die
öffentlichen Bibliotheken Teil essenzieller kultureller Daseinsvorsorge für jede
Kommune. Es braucht eine zeitgemäße Definition, welche Aufgaben und welche
Stellung den Bibliotheken in der kommunalen Bildungs- und Kulturlandschaft
zukommen.
Medienbildung ist eine Schlüsselqualifikation in einer zunehmend digitalisierten
Welt. Damit ist weit mehr gemeint, als Handy, Tablet und Co. technisch bedienen
zu können. Wir werden die erfolgreiche Initiative Kindermedienland verstetigen
und weiter ausbauen. Der Ausbau einer umfassenden Informations- und
Medienkompetenz wird eines unserer großen und bedeutenden Projekte der nächsten
Legislaturperiode.
Darum Grün!
Wer Grün wählt, stimmt für
- die umfassende Unterstützung der Kultur- und Medienlandschaft bei der
digitalen Transformation
- eine transparente und verlässliche Förderung
- den weiteren Ausbau von kultureller Bildung und Medienbildung als
Voraussetzung für Teilhabe
Antragstext
Von Zeile 54 bis 57:
und Kulturangebot: international renommierte Häuser, Ensembles, Clubs, Festivals und freischaffende Künstler*innen, aber auch neue Entwicklungen, eine wirtschaftsstarke Kreativwirtschaft, eine lebendige Soziokultur, eine abwechslungsreiche Breitenkultur, eine starkebreite regionale Anbindung und ein herausragendes bürgerschaftliches Engagement. Die Corona-Krise mit ihren Einschränkungen bei
Kapitel 14: Kultur und Medien
Unsere Demokratie braucht eine lebendige Kultur- und Medienlandschaft
Kunst und Kultur sind Grundlage menschlichen Zusammenlebens. Durch Kultur kommen
wir über gemeinsam Erlebtes miteinander ins Gespräch. Wir können uns austauschen
und Visionen entwickeln. Kultur baut Brücken, überwindet Barrieren und darf
gleichzeitig irritieren. Sie muss frei und für alle zugänglich sein, egal woher
wir kommen, wo wir wohnen oder wie viel wir verdienen. Kunst und Kultur stiften
Identität. Sie öffnen den Blick für Innovation und Kreativität. Kulturpolitik
heißt für uns, Ermöglichungs- und Begegnungsräume zu schaffen. Auch freie und
vielfältige Medien stärken unsere lebendige Demokratie. Die Medienvielfalt
erhalten und die Medienbildung stärken – dafür steht grüne Politik.
In den vergangenen zwei Jahren hat der Dialogprozess „Kulturpolitik für die
Zukunft“ stattgefunden. Er hat gezeigt: Wenn wir wollen, dass Teilhabe und
Innovation in der Kultur gleichermaßen gelingen, dann müssen wir die kulturelle
Bildung stärken. Daher haben wir das Kompetenzzentrum für kulturelle Bildung und
Vermittlung gegründet. Gleichzeitig haben wir die Mittel für kulturelle Bildung
erhöht und interkulturelle Angebote für alle Altersgruppen gestärkt. Das
Querschnittsthema kulturelle Bildung entfaltet eine Wirkung in alle
künstlerischen Sparten und alle Publikumsgruppen hinein und strahlt weit über
den Kulturbereich hinaus.
Als grün-geführte Landesregierung haben wir den Kulturstandort Baden-Württemberg
in den vergangenen Jahren ausgebaut und dabei auch den Nachwuchs im Blick
gehabt: Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt in die Dauerausstellungen
der Landesmuseen. Wir haben große Programme aufgelegt, um die Kultur im
ländlichen Raum zu fördern. Wir haben Initiativen für innovative
Zwischennutzungsprojekte auf den Weg gebracht. Und nicht zuletzt haben wir
unsere erfolgreichen Kunst- und Musikhochschulen wie auch die Film-, Pop- und
Theaterakademie deutlich gestärkt.
Der Kulturbereich erlebt derzeit eine umfassende Transformation. Beweglichkeit
und Offenheit sind gefragt. Das haben wir etwa bei unseren Landesmuseen unter
Beweis gestellt. Das Ergebnis von Konzeptionsphasen, Neuausrichtung und
zielgerichteter Mittelaufstockung sind neue Erfahrungsmöglichkeiten für das
Publikum, aber auch neue Entwicklungsmöglichkeiten für die Teams. So wird zum
Beispiel Archäologie im Badischen Landesmuseum Karlsruhe auf neue digitale und
analoge Wege erkundbar. Und das Staatliche Naturkundemuseum Stuttgart vermittelt
seine Expertise bei der Bestimmung von Tier- und Pflanzenarten im Museum selbst
und seit Kurzem mit einer App zum Download. Kultur und Natur werden damit
überall im Land erfahrbar.
Von dieser Transformation ist ebenso der Medienbereich betroffen. Wir leben in
einer Gesellschaft, die von Medien geprägt ist. Medienpolitik nimmt eine
zunehmend bedeutendere Rolle ein. Sie ist ein wichtiger Ausgangspunkt für eine
moderne Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik. Wir brauchen daher eine
vielfältige Medienlandschaft mit einem starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk
in einem gut funktionierenden dualen System. Wir brauchen eine Vielzahl von
privaten Anbietern und Presseverlagen. Für uns ist dies eine notwendige
Voraussetzung für eine freiheitliche und lebendige Demokratie. Informations- und
Medienkompetenz sind dafür Grundpfeiler. Wir wollen alle Menschen in Baden-
Württemberg dazu befähigen, sich in der medialen Welt sicher und eigenständig zu
bewegen und Fake News und Verschwörungsmythen zu durchschauen.
Kultur im Dialog gestalten
In Kunst und Kultur zeigt sich die Vielfalt unserer Gesellschaft und unseres
Landes. Wir haben in Baden-Württemberg ein reichhaltiges und hochwertiges Kunst-
und Kulturangebot: international renommierte Häuser, Ensembles, Clubs, Festivals
und freischaffende Künstler*innen, aber auch neue Entwicklungen, eine wirtschaftsstarke Kreativwirtschaft, eine lebendige Soziokultur, eine abwechslungsreiche
Breitenkultur, eine starkebreite regionale Anbindung und ein herausragendes
bürgerschaftliches Engagement. Die Corona-Krise mit ihren Einschränkungen bei
Auftritten und Veranstaltungen hat gezeigt, was wir ohne Kunst und Kultur
vermissen. Wir Grüne wollen dafür sorgen, dass Baden-Württemberg weiterhin ein
starkes Kulturland bleibt!
Über die vergangenen zwei Jahre hinweg hat der Dialogprozess „Kulturpolitik für
die Zukunft“ stattgefunden. Mehr als 1250 Beteiligte aus Kunst und Kultur,
Verwaltung und Politik haben auf unsere Initiative hin im ganzen Land diskutiert
– über notwendige Veränderungen und die Anforderungen an eine
zukunftsorientierte Kulturförderung und Kulturarbeit. Die Ergebnisse dieses
Prozesses wollen wir in den nächsten Jahren umsetzen. Dazu gehört unter anderem:
Kulturförderung muss verlässlich sein. Exzellenz und Breite sind gleichermaßen
wichtig. Kurzfristige Projektförderung sollte an vielen Stellen durch
langfristigere Fördermodelle ersetzt werden. Zugleich sind Projektförderungen
wichtig, um Innovation voranzutreiben und auf Sondersituationen zu reagieren.
Hier gilt es, eine gute Balance zu finden.
Klimaschonende Maßnahmen und nachhaltige Strategien spielen auch im
Kulturbereich eine immer größere Rolle. Sie müssen stärker unterstützt werden!
Nachhaltigkeitsprojekte wie das „Green Shooting“ im Filmbereich wollen wir daher
anpassen und auf andere Kulturbereiche ausweiten, beispielsweise auf die
Musikfestival- oder Clubszene. Und wir setzen Innovationsimpulse über den
Kulturbereich hinaus. Kultur ist in allen Teilen des Landes stark: in den
städtischen Metropolen wie in den ländlichen Räumen – daran arbeiten wir
konsequent weiter. Parallel dazu haben wir die Filmkonzeption neu aufgestellt
und insbesondere den Bereich Animation und Visuelle Effekte gestärkt. Und
schließlich: Der Dialogprozess muss weitergehen – partizipativ und offen.
Medienbildung als Schlüsselkompetenz ausbauen – gegen Fakenews und Hass im Netz
Neben der Kultur sichert auch die freie und vielfältige Medienlandschaft in
Baden-Württemberg gesellschaftliche Teilhabe. Sie ist Motor für Innovationen und
Kreativität.
Souverän mit Medien und digitalen Angeboten umgehen zu können – das ist in den
vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Es ist eine Schlüsselkompetenz in
einer zunehmend digitalen Welt. Darum haben wir die Medienbildung in den
Lehrplänen verankert, die Initiative Kindermedienland weiter ausgebaut, eine
Strategie für eine umfassende Medienbildung verfasst und die freien Radios
stärker unterstützt. Wir haben Runde Tische zur Medienzukunft und einen
medienpolitischen Kongress durchgeführt. Wir haben eine breite Kampagne gegen
Hass und Hetze im Internet aufgesetzt. Bei der Landesanstalt für Kommunikation
haben wir einen weiteren finanziellen Spielraum geschaffen, um unter anderem
private regionale Fernsehanbieter zu unterstützen.
Die Bedeutung der Medien für unsere Demokratie und Gesellschaft lässt sich nicht
hoch genug bewerten. Doch der digitale Wandel fordert insbesondere die
Medienvielfalt und ‑freiheit enorm heraus. Die „Kostenloskultur“ des Internets
setzt Medienhäuser zunehmend unter Druck sich zu verändern. Auch
Internetgiganten wie Facebook und Google haben enormen Einfluss darauf, wie wir
Medien konsumieren. Das erfordert Regulierung und Transparenz. Eine Antwort
könnte sogar eine alternative, datenschutzkonforme europäische Plattform sein.
Wir werden nicht lockerlassen, Fake News und Hass im Netz zu bekämpfen!
Für eine transparente und verlässliche Kulturförderung
Wir Grüne wollen überall im Land Räume für Kultur schaffen, in denen sie sich
frei und unabhängig entfalten kann. Eine transparente und verlässliche Förderung
ist uns daher ein wesentliches Anliegen. Dabei setzen wir auf stetigen Dialog
mit den Kulturschaffenden.
Kunst- und Kulturschaffende übernehmen Verantwortung für ihr Umfeld und sind
vielfältig engagiert. Dafür brauchen sie eine Basis, auf die sie bauen können.
Wir unterstützen die Kultur dabei, sich nachhaltig aufzustellen: Ökonomisch,
indem wir für eine verlässliche Finanzierung sorgen, die sich an die
tarifvertragliche Entwicklung anpasst. Ökologisch, weil auch der Kulturbetrieb
klimaneutral gestaltet werden kann. Und sozial, indem wir Barrieren abbauen und
Teilhabe ermöglichen.
Kultur als Beruf braucht Sicherheit. Die Folgen der Corona-Krise haben die
Brisanz einer der zentralen Leitfragen grüner Kulturpolitik deutlich gemacht:
Wie können wir Kunst und Kultur resilient, also krisenfest machen? Das heißt
auch: Wie kann die Arbeitssituation für Künstler*innen verbessert werden?
Konkret wollen wir Kultureinrichtungen aller Sparten in die Lage versetzen,
faire Honorarverträge abschließen zu können. Das erreichen wir mit einer
verlässlichen und ausreichenden Förderpolitik. Wir wollen die Situation der
Lehrbeauftragten und Kunstvermittler*innen weiter verbessern. Auch Prinzipien
der Gleichstellung und Vielfalt gehören für uns zur Kultur als fairer
Arbeitgeberin. Das gilt auch für die Besetzung von Gremien und Jurys. Unseren
landeseigenen Kultureinrichtungen haben hier Vorbildfunktion und sollen bei
diesen Themen weiter vorangehen.
Kulturelle Bildung an Schulen stärken, Zugang zu Kultur für alle erleichtern
Wir führen fort, was wir in den vergangenen Jahren begonnen haben: Angebote von
Kultureinrichtungen, aber auch von freien Künstler*innen sollen an allen Schulen
und anderen staatlichen Einrichtungen selbstverständlich sein. Wir werden
kulturelle Bildung als selbstverständlichen, integralen Teil des Schulprogramms
stärken. Dies wird einer unserer Schwerpunkte der kommenden Legislatur.
Kulturelle Angebote sind aber auch außerhalb der Schule für Menschen aller
Altersgruppen wichtig.
Kunst ist von zentraler Bedeutung: für unsere Gesellschaft, für unser
Zusammenleben und für uns persönlich. Auch das hat uns die Corona-Krise vor
Augen geführt: Plötzlich musste die große Vielfalt unserer Kulturangebote
eingeschränkt werden. Diese schmerzliche Erfahrung hat unsere Auffassung
bestärkt, wie wichtig es ist, den Zugang zu Kultur zu erleichtern und mehr
Menschen zu beteiligen. Wir wollen die Öffnung der Kultureinrichtungen in die
Gesellschaft hinein unterstützen – als öffentliche Orte der Begegnung und des
Dialogs. Das bedeutet auch, dass wir den Zugang ganz unmittelbar und physisch
verbessern – für alle Gruppen unserer Gesellschaft. Wir unterstützen den freien
Eintritt für Kinder und Jugendliche in unsere staatlichen Museen auch weiterhin.
Wir werden inklusive Angebote im gesamten Kulturbereich stärken. Als
Begegnungsort braucht Kunst vor allem Räume – wir werden daher das Sanierungs-
und Bauprogramm für die Kultur fortsetzen. Und wir wollen Kulturangebote
außerhalb von Ballungsgebieten besser an den öffentlichen Verkehr anbinden.
Zudem möchten wir ÖPNV-Tickets als KombiTickets für Eintrittskarten zu
Kulturveranstaltungen auf breiter Fläche einführen.
Wir wollen die Vielfalt an künstlerischen und kulturellen Angeboten stärken. Mit
dem Innovationsfonds haben wir ein Förderinstrument geschaffen, das wir
fortführen werden. In Zukunft wollen wir den Fonds noch stärker darauf
ausrichten, dass sich Diversität und Multiperspektivität in den Programmen
spiegelt und die Partizipation des Publikums gestärkt wird. Wir unterstützen die
Häuser darin, auch ihre Teams interkultureller zu bilden.
Wir unterstützen die Kultur im digitalen Zeitalter. Die Digitalisierung
ermöglicht neue Zugänge für alle Gruppen unserer Gesellschaft. Während der
Corona-Krise sind viele digitale Kunstprojekte entstanden. Sie haben gezeigt,
was möglich ist und wie viele Menschen darüber erreicht werden können. Die Krise
hat aber auch deutlich gemacht, wie unverzichtbar das Live-Erlebnis ist – für
die Künstler*innen und für das Publikum.
Neue und innovative Technologien werden im gesamten Kunstbereich und speziell im
Film immer wichtiger. Die digitale Transformation betrifft alle Sparten der
Kunst und verlangt umfassende Konzepte, Beratung und Ausstattung. Hier sind wir
in den vergangenen Jahren mit Programmen wie „Digitale Wege ins Museum“ und der
Entwicklung der neuen Filmkonzeption vorangegangen. Diesen Bereich wollen wir
weiter ausbauen und stärken.
Kolonialkunst: Wir übernehmen Verantwortung
Mit dem Thema Restitution und Provenienzforschung schlagen wir
verantwortungsvoll ein Kapitel vergangener Kulturpolitik auf. Unser Ziel:
Kulturgüter des Landes, die während der Zeit des Kolonialismus oder des
Nationalsozialismus widerrechtlich angeeignet wurden, zu identifizieren und
möglichst an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben. Darauf aufbauend treiben
wir Gemeinschaftsprojekte voran, bei denen sich Hochschulen und
Kultureinrichtungen in Baden-Württemberg mit der kolonialen Geschichte unserer
Museums- und Universitätssammlungen auseinandersetzen. Das Linden-Museum in
Stuttgart beispielsweise arbeitet zusammen mit Studierenden der Universität
Tübingen und Experten aus Namibia die Geschichte seiner herausragenden
ethnologischen Sammlung auf. Das konsequente Ergebnis können Rückgaben von
Objekten sein, wie die der Bibel und Peitsche von Hendrik Witbooi an Namibia.
Solche Rückgaben stehen für einen gewissenhaften Umgang mit der Geschichte und
ein vertrauensvolles Miteinander in der Gegenwart.
Medienvielfalt als Basis freiheitlicher Demokratie fördern
Kultur und Medien haben eine enorme Innovationskraft. Und sie sind ein
eigenständiger Wirtschaftsfaktor in unserem Innovationsland. Baden-Württemberg
hat eine starke Kultur-, Medien- und Kreativwirtschaftsszene, die auch für
andere Wirtschaftszweige immer wichtiger wird. Wir verbinden die kreativen
Potenziale unserer klugen Köpfe mit der Kraft unserer heimischen Wirtschaft: So
bauen wir Baden-Württemberg weiter zu einem zentralen Ort für die Zukunft von
Kultur, Medien und digitalen Formaten aus. Wir setzen auf eine lebendige
Kreativwirtschaft und den Mehrwert, den die enge Verzahnung von analogen wie
digitalen Inhalten bringt. Die Potenziale und die Innovationskraft von Medien
und Kultur wollen wir mutig und noch umfassender heben. Dazu werden wir die
Förderung in diesem Bereich stärken. Institutionen wie die Medien- und
Filmgesellschaft (MFG), das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM), die Filmakademie
und das Kompetenzzentrum Kulturelle Bildung werden wir noch enger miteinander
verknüpfen. Mit vereinten Kräften bewältigen wir die Herausforderungen von
morgen: Durch Vernetzung, Förderung, unterstützende Strukturen und Kooperationen
werden wir sowohl der gestiegenen Bedeutung der Kreativwirtschaft als auch der
Medienpolitik, Medienkunst und Medienbildung gerecht.
Wir wollen die Medienvielfalt erhalten und den Qualitätsjournalismus stärken.
Daher setzen wir uns für den Erhalt eines starken öffentlich-rechtlichen
Rundfunks in einem funktionierenden dualen System ein. Wir stellen uns allen
Versuchen entschieden entgegen, diese Errungenschaften zurückzudrehen. Wir
werden die öffentlich-rechtlichen Sender darin unterstützen, Zielgruppen zu
erreichen, bei denen sie sich bisher schwertun. So erfüllen sie ihren Auftrag,
für alle da zu sein. Dabei spielen insbesondere digitale Angebote, die sich an
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene richten, eine zentrale Rolle.
Wir werden Qualitätsjournalismus fördern, den Fortbildungsbereich stärken und
Kinder an das Qualitätsprodukt Zeitung aktiv heranführen. Auch die privaten
Rundfunk- und Fernsehanbieter sind elementarer Teil unserer vielfältigen
Medienlandschaft, ebenso wie die freien Radios, die wir weiterhin unterstützen
werden. Den Medienstandort Baden-Württemberg werden wir durch ein Programm zur
kommunalen Kofinanzierung von Gründungs- und Acceleratorzentren weiter stärken.
Wir werden uns für ein zeitgemäßes Medienkonzentrationsrecht einsetzen.
Medienplattformen und Medienintermediären wie Suchmaschinen oder
Videoplattformen müssen entsprechend reguliert werden. Überlegungen, eine
europäische Medienplattform zu etablieren, unterstützen wir. Wir stärken die
Landesanstalt für Kommunikation und setzen uns dafür ein, dass die
Landesmedienanstalten eine größere Rolle spielen – bei den Entwicklungen und der
Aufsicht im (digitalen) Medienbereich, etwa beim Jugendschutz.
Auch die Aufgaben und Bedeutung öffentlicher Bibliotheken haben sich in den
vergangenen Jahrzehnten stark verändert und weiterentwickelt. Sie sind
Wegbereiterinnen der Bildungsgerechtigkeit und Vorreiterinnen der
Digitalisierung, der Vermittlung von Wissen und Medienkompetenz. Sie sind Lern-
und Arbeitsorte und Orte der Begegnung. Sie bieten Möglichkeiten der Teilhabe
auch für soziale Gruppen, die sonst unterrepräsentiert sind. Damit sind die
öffentlichen Bibliotheken Teil essenzieller kultureller Daseinsvorsorge für jede
Kommune. Es braucht eine zeitgemäße Definition, welche Aufgaben und welche
Stellung den Bibliotheken in der kommunalen Bildungs- und Kulturlandschaft
zukommen.
Medienbildung ist eine Schlüsselqualifikation in einer zunehmend digitalisierten
Welt. Damit ist weit mehr gemeint, als Handy, Tablet und Co. technisch bedienen
zu können. Wir werden die erfolgreiche Initiative Kindermedienland verstetigen
und weiter ausbauen. Der Ausbau einer umfassenden Informations- und
Medienkompetenz wird eines unserer großen und bedeutenden Projekte der nächsten
Legislaturperiode.
Darum Grün!
Wer Grün wählt, stimmt für
- die umfassende Unterstützung der Kultur- und Medienlandschaft bei der
digitalen Transformation
- eine transparente und verlässliche Förderung
- den weiteren Ausbau von kultureller Bildung und Medienbildung als
Voraussetzung für Teilhabe
Unterstützer*innen
- Björn Dohl (KV Calw)
- Sebastian Grässer (KV Karlsruhe)
- Thomas Marwein (KV Ortenau)
- Uwe Janssen (KV Esslingen)
- Leonie Möhrle (KV Stuttgart)
- Arnhilt Kuder (KV Heidelberg)
- Silke Holzbog (KV Ludwigsburg)
- Barbara Wagner (KV Bodenseekreis)
- Stefanie Seemann (KV Pforzheim und Enzkreis)
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und Kulturangebot: international renommierte Häuser, Ensembles, Clubs, Festivals und freischaffende Künstler*innen, aber auch neue Entwicklungen, eine wirtschaftsstarke Kreativwirtschaft, eine lebendige Soziokultur, eine abwechslungsreiche Breitenkultur, eine starkebreite regionale Anbindung und ein herausragendes bürgerschaftliches Engagement. Die Corona-Krise mit ihren Einschränkungen bei
Kapitel 14: Kultur und Medien
Unsere Demokratie braucht eine lebendige Kultur- und Medienlandschaft
Kunst und Kultur sind Grundlage menschlichen Zusammenlebens. Durch Kultur kommen
wir über gemeinsam Erlebtes miteinander ins Gespräch. Wir können uns austauschen
und Visionen entwickeln. Kultur baut Brücken, überwindet Barrieren und darf
gleichzeitig irritieren. Sie muss frei und für alle zugänglich sein, egal woher
wir kommen, wo wir wohnen oder wie viel wir verdienen. Kunst und Kultur stiften
Identität. Sie öffnen den Blick für Innovation und Kreativität. Kulturpolitik
heißt für uns, Ermöglichungs- und Begegnungsräume zu schaffen. Auch freie und
vielfältige Medien stärken unsere lebendige Demokratie. Die Medienvielfalt
erhalten und die Medienbildung stärken – dafür steht grüne Politik.
In den vergangenen zwei Jahren hat der Dialogprozess „Kulturpolitik für die
Zukunft“ stattgefunden. Er hat gezeigt: Wenn wir wollen, dass Teilhabe und
Innovation in der Kultur gleichermaßen gelingen, dann müssen wir die kulturelle
Bildung stärken. Daher haben wir das Kompetenzzentrum für kulturelle Bildung und
Vermittlung gegründet. Gleichzeitig haben wir die Mittel für kulturelle Bildung
erhöht und interkulturelle Angebote für alle Altersgruppen gestärkt. Das
Querschnittsthema kulturelle Bildung entfaltet eine Wirkung in alle
künstlerischen Sparten und alle Publikumsgruppen hinein und strahlt weit über
den Kulturbereich hinaus.
Als grün-geführte Landesregierung haben wir den Kulturstandort Baden-Württemberg
in den vergangenen Jahren ausgebaut und dabei auch den Nachwuchs im Blick
gehabt: Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt in die Dauerausstellungen
der Landesmuseen. Wir haben große Programme aufgelegt, um die Kultur im
ländlichen Raum zu fördern. Wir haben Initiativen für innovative
Zwischennutzungsprojekte auf den Weg gebracht. Und nicht zuletzt haben wir
unsere erfolgreichen Kunst- und Musikhochschulen wie auch die Film-, Pop- und
Theaterakademie deutlich gestärkt.
Der Kulturbereich erlebt derzeit eine umfassende Transformation. Beweglichkeit
und Offenheit sind gefragt. Das haben wir etwa bei unseren Landesmuseen unter
Beweis gestellt. Das Ergebnis von Konzeptionsphasen, Neuausrichtung und
zielgerichteter Mittelaufstockung sind neue Erfahrungsmöglichkeiten für das
Publikum, aber auch neue Entwicklungsmöglichkeiten für die Teams. So wird zum
Beispiel Archäologie im Badischen Landesmuseum Karlsruhe auf neue digitale und
analoge Wege erkundbar. Und das Staatliche Naturkundemuseum Stuttgart vermittelt
seine Expertise bei der Bestimmung von Tier- und Pflanzenarten im Museum selbst
und seit Kurzem mit einer App zum Download. Kultur und Natur werden damit
überall im Land erfahrbar.
Von dieser Transformation ist ebenso der Medienbereich betroffen. Wir leben in
einer Gesellschaft, die von Medien geprägt ist. Medienpolitik nimmt eine
zunehmend bedeutendere Rolle ein. Sie ist ein wichtiger Ausgangspunkt für eine
moderne Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik. Wir brauchen daher eine
vielfältige Medienlandschaft mit einem starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk
in einem gut funktionierenden dualen System. Wir brauchen eine Vielzahl von
privaten Anbietern und Presseverlagen. Für uns ist dies eine notwendige
Voraussetzung für eine freiheitliche und lebendige Demokratie. Informations- und
Medienkompetenz sind dafür Grundpfeiler. Wir wollen alle Menschen in Baden-
Württemberg dazu befähigen, sich in der medialen Welt sicher und eigenständig zu
bewegen und Fake News und Verschwörungsmythen zu durchschauen.
Kultur im Dialog gestalten
In Kunst und Kultur zeigt sich die Vielfalt unserer Gesellschaft und unseres
Landes. Wir haben in Baden-Württemberg ein reichhaltiges und hochwertiges Kunst-
und Kulturangebot: international renommierte Häuser, Ensembles, Clubs, Festivals
und freischaffende Künstler*innen, aber auch neue Entwicklungen, eine wirtschaftsstarke Kreativwirtschaft, eine lebendige Soziokultur, eine abwechslungsreiche
Breitenkultur, eine starkebreite regionale Anbindung und ein herausragendes
bürgerschaftliches Engagement. Die Corona-Krise mit ihren Einschränkungen bei
Auftritten und Veranstaltungen hat gezeigt, was wir ohne Kunst und Kultur
vermissen. Wir Grüne wollen dafür sorgen, dass Baden-Württemberg weiterhin ein
starkes Kulturland bleibt!
Über die vergangenen zwei Jahre hinweg hat der Dialogprozess „Kulturpolitik für
die Zukunft“ stattgefunden. Mehr als 1250 Beteiligte aus Kunst und Kultur,
Verwaltung und Politik haben auf unsere Initiative hin im ganzen Land diskutiert
– über notwendige Veränderungen und die Anforderungen an eine
zukunftsorientierte Kulturförderung und Kulturarbeit. Die Ergebnisse dieses
Prozesses wollen wir in den nächsten Jahren umsetzen. Dazu gehört unter anderem:
Kulturförderung muss verlässlich sein. Exzellenz und Breite sind gleichermaßen
wichtig. Kurzfristige Projektförderung sollte an vielen Stellen durch
langfristigere Fördermodelle ersetzt werden. Zugleich sind Projektförderungen
wichtig, um Innovation voranzutreiben und auf Sondersituationen zu reagieren.
Hier gilt es, eine gute Balance zu finden.
Klimaschonende Maßnahmen und nachhaltige Strategien spielen auch im
Kulturbereich eine immer größere Rolle. Sie müssen stärker unterstützt werden!
Nachhaltigkeitsprojekte wie das „Green Shooting“ im Filmbereich wollen wir daher
anpassen und auf andere Kulturbereiche ausweiten, beispielsweise auf die
Musikfestival- oder Clubszene. Und wir setzen Innovationsimpulse über den
Kulturbereich hinaus. Kultur ist in allen Teilen des Landes stark: in den
städtischen Metropolen wie in den ländlichen Räumen – daran arbeiten wir
konsequent weiter. Parallel dazu haben wir die Filmkonzeption neu aufgestellt
und insbesondere den Bereich Animation und Visuelle Effekte gestärkt. Und
schließlich: Der Dialogprozess muss weitergehen – partizipativ und offen.
Medienbildung als Schlüsselkompetenz ausbauen – gegen Fakenews und Hass im Netz
Neben der Kultur sichert auch die freie und vielfältige Medienlandschaft in
Baden-Württemberg gesellschaftliche Teilhabe. Sie ist Motor für Innovationen und
Kreativität.
Souverän mit Medien und digitalen Angeboten umgehen zu können – das ist in den
vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Es ist eine Schlüsselkompetenz in
einer zunehmend digitalen Welt. Darum haben wir die Medienbildung in den
Lehrplänen verankert, die Initiative Kindermedienland weiter ausgebaut, eine
Strategie für eine umfassende Medienbildung verfasst und die freien Radios
stärker unterstützt. Wir haben Runde Tische zur Medienzukunft und einen
medienpolitischen Kongress durchgeführt. Wir haben eine breite Kampagne gegen
Hass und Hetze im Internet aufgesetzt. Bei der Landesanstalt für Kommunikation
haben wir einen weiteren finanziellen Spielraum geschaffen, um unter anderem
private regionale Fernsehanbieter zu unterstützen.
Die Bedeutung der Medien für unsere Demokratie und Gesellschaft lässt sich nicht
hoch genug bewerten. Doch der digitale Wandel fordert insbesondere die
Medienvielfalt und ‑freiheit enorm heraus. Die „Kostenloskultur“ des Internets
setzt Medienhäuser zunehmend unter Druck sich zu verändern. Auch
Internetgiganten wie Facebook und Google haben enormen Einfluss darauf, wie wir
Medien konsumieren. Das erfordert Regulierung und Transparenz. Eine Antwort
könnte sogar eine alternative, datenschutzkonforme europäische Plattform sein.
Wir werden nicht lockerlassen, Fake News und Hass im Netz zu bekämpfen!
Für eine transparente und verlässliche Kulturförderung
Wir Grüne wollen überall im Land Räume für Kultur schaffen, in denen sie sich
frei und unabhängig entfalten kann. Eine transparente und verlässliche Förderung
ist uns daher ein wesentliches Anliegen. Dabei setzen wir auf stetigen Dialog
mit den Kulturschaffenden.
Kunst- und Kulturschaffende übernehmen Verantwortung für ihr Umfeld und sind
vielfältig engagiert. Dafür brauchen sie eine Basis, auf die sie bauen können.
Wir unterstützen die Kultur dabei, sich nachhaltig aufzustellen: Ökonomisch,
indem wir für eine verlässliche Finanzierung sorgen, die sich an die
tarifvertragliche Entwicklung anpasst. Ökologisch, weil auch der Kulturbetrieb
klimaneutral gestaltet werden kann. Und sozial, indem wir Barrieren abbauen und
Teilhabe ermöglichen.
Kultur als Beruf braucht Sicherheit. Die Folgen der Corona-Krise haben die
Brisanz einer der zentralen Leitfragen grüner Kulturpolitik deutlich gemacht:
Wie können wir Kunst und Kultur resilient, also krisenfest machen? Das heißt
auch: Wie kann die Arbeitssituation für Künstler*innen verbessert werden?
Konkret wollen wir Kultureinrichtungen aller Sparten in die Lage versetzen,
faire Honorarverträge abschließen zu können. Das erreichen wir mit einer
verlässlichen und ausreichenden Förderpolitik. Wir wollen die Situation der
Lehrbeauftragten und Kunstvermittler*innen weiter verbessern. Auch Prinzipien
der Gleichstellung und Vielfalt gehören für uns zur Kultur als fairer
Arbeitgeberin. Das gilt auch für die Besetzung von Gremien und Jurys. Unseren
landeseigenen Kultureinrichtungen haben hier Vorbildfunktion und sollen bei
diesen Themen weiter vorangehen.
Kulturelle Bildung an Schulen stärken, Zugang zu Kultur für alle erleichtern
Wir führen fort, was wir in den vergangenen Jahren begonnen haben: Angebote von
Kultureinrichtungen, aber auch von freien Künstler*innen sollen an allen Schulen
und anderen staatlichen Einrichtungen selbstverständlich sein. Wir werden
kulturelle Bildung als selbstverständlichen, integralen Teil des Schulprogramms
stärken. Dies wird einer unserer Schwerpunkte der kommenden Legislatur.
Kulturelle Angebote sind aber auch außerhalb der Schule für Menschen aller
Altersgruppen wichtig.
Kunst ist von zentraler Bedeutung: für unsere Gesellschaft, für unser
Zusammenleben und für uns persönlich. Auch das hat uns die Corona-Krise vor
Augen geführt: Plötzlich musste die große Vielfalt unserer Kulturangebote
eingeschränkt werden. Diese schmerzliche Erfahrung hat unsere Auffassung
bestärkt, wie wichtig es ist, den Zugang zu Kultur zu erleichtern und mehr
Menschen zu beteiligen. Wir wollen die Öffnung der Kultureinrichtungen in die
Gesellschaft hinein unterstützen – als öffentliche Orte der Begegnung und des
Dialogs. Das bedeutet auch, dass wir den Zugang ganz unmittelbar und physisch
verbessern – für alle Gruppen unserer Gesellschaft. Wir unterstützen den freien
Eintritt für Kinder und Jugendliche in unsere staatlichen Museen auch weiterhin.
Wir werden inklusive Angebote im gesamten Kulturbereich stärken. Als
Begegnungsort braucht Kunst vor allem Räume – wir werden daher das Sanierungs-
und Bauprogramm für die Kultur fortsetzen. Und wir wollen Kulturangebote
außerhalb von Ballungsgebieten besser an den öffentlichen Verkehr anbinden.
Zudem möchten wir ÖPNV-Tickets als KombiTickets für Eintrittskarten zu
Kulturveranstaltungen auf breiter Fläche einführen.
Wir wollen die Vielfalt an künstlerischen und kulturellen Angeboten stärken. Mit
dem Innovationsfonds haben wir ein Förderinstrument geschaffen, das wir
fortführen werden. In Zukunft wollen wir den Fonds noch stärker darauf
ausrichten, dass sich Diversität und Multiperspektivität in den Programmen
spiegelt und die Partizipation des Publikums gestärkt wird. Wir unterstützen die
Häuser darin, auch ihre Teams interkultureller zu bilden.
Wir unterstützen die Kultur im digitalen Zeitalter. Die Digitalisierung
ermöglicht neue Zugänge für alle Gruppen unserer Gesellschaft. Während der
Corona-Krise sind viele digitale Kunstprojekte entstanden. Sie haben gezeigt,
was möglich ist und wie viele Menschen darüber erreicht werden können. Die Krise
hat aber auch deutlich gemacht, wie unverzichtbar das Live-Erlebnis ist – für
die Künstler*innen und für das Publikum.
Neue und innovative Technologien werden im gesamten Kunstbereich und speziell im
Film immer wichtiger. Die digitale Transformation betrifft alle Sparten der
Kunst und verlangt umfassende Konzepte, Beratung und Ausstattung. Hier sind wir
in den vergangenen Jahren mit Programmen wie „Digitale Wege ins Museum“ und der
Entwicklung der neuen Filmkonzeption vorangegangen. Diesen Bereich wollen wir
weiter ausbauen und stärken.
Kolonialkunst: Wir übernehmen Verantwortung
Mit dem Thema Restitution und Provenienzforschung schlagen wir
verantwortungsvoll ein Kapitel vergangener Kulturpolitik auf. Unser Ziel:
Kulturgüter des Landes, die während der Zeit des Kolonialismus oder des
Nationalsozialismus widerrechtlich angeeignet wurden, zu identifizieren und
möglichst an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben. Darauf aufbauend treiben
wir Gemeinschaftsprojekte voran, bei denen sich Hochschulen und
Kultureinrichtungen in Baden-Württemberg mit der kolonialen Geschichte unserer
Museums- und Universitätssammlungen auseinandersetzen. Das Linden-Museum in
Stuttgart beispielsweise arbeitet zusammen mit Studierenden der Universität
Tübingen und Experten aus Namibia die Geschichte seiner herausragenden
ethnologischen Sammlung auf. Das konsequente Ergebnis können Rückgaben von
Objekten sein, wie die der Bibel und Peitsche von Hendrik Witbooi an Namibia.
Solche Rückgaben stehen für einen gewissenhaften Umgang mit der Geschichte und
ein vertrauensvolles Miteinander in der Gegenwart.
Medienvielfalt als Basis freiheitlicher Demokratie fördern
Kultur und Medien haben eine enorme Innovationskraft. Und sie sind ein
eigenständiger Wirtschaftsfaktor in unserem Innovationsland. Baden-Württemberg
hat eine starke Kultur-, Medien- und Kreativwirtschaftsszene, die auch für
andere Wirtschaftszweige immer wichtiger wird. Wir verbinden die kreativen
Potenziale unserer klugen Köpfe mit der Kraft unserer heimischen Wirtschaft: So
bauen wir Baden-Württemberg weiter zu einem zentralen Ort für die Zukunft von
Kultur, Medien und digitalen Formaten aus. Wir setzen auf eine lebendige
Kreativwirtschaft und den Mehrwert, den die enge Verzahnung von analogen wie
digitalen Inhalten bringt. Die Potenziale und die Innovationskraft von Medien
und Kultur wollen wir mutig und noch umfassender heben. Dazu werden wir die
Förderung in diesem Bereich stärken. Institutionen wie die Medien- und
Filmgesellschaft (MFG), das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM), die Filmakademie
und das Kompetenzzentrum Kulturelle Bildung werden wir noch enger miteinander
verknüpfen. Mit vereinten Kräften bewältigen wir die Herausforderungen von
morgen: Durch Vernetzung, Förderung, unterstützende Strukturen und Kooperationen
werden wir sowohl der gestiegenen Bedeutung der Kreativwirtschaft als auch der
Medienpolitik, Medienkunst und Medienbildung gerecht.
Wir wollen die Medienvielfalt erhalten und den Qualitätsjournalismus stärken.
Daher setzen wir uns für den Erhalt eines starken öffentlich-rechtlichen
Rundfunks in einem funktionierenden dualen System ein. Wir stellen uns allen
Versuchen entschieden entgegen, diese Errungenschaften zurückzudrehen. Wir
werden die öffentlich-rechtlichen Sender darin unterstützen, Zielgruppen zu
erreichen, bei denen sie sich bisher schwertun. So erfüllen sie ihren Auftrag,
für alle da zu sein. Dabei spielen insbesondere digitale Angebote, die sich an
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene richten, eine zentrale Rolle.
Wir werden Qualitätsjournalismus fördern, den Fortbildungsbereich stärken und
Kinder an das Qualitätsprodukt Zeitung aktiv heranführen. Auch die privaten
Rundfunk- und Fernsehanbieter sind elementarer Teil unserer vielfältigen
Medienlandschaft, ebenso wie die freien Radios, die wir weiterhin unterstützen
werden. Den Medienstandort Baden-Württemberg werden wir durch ein Programm zur
kommunalen Kofinanzierung von Gründungs- und Acceleratorzentren weiter stärken.
Wir werden uns für ein zeitgemäßes Medienkonzentrationsrecht einsetzen.
Medienplattformen und Medienintermediären wie Suchmaschinen oder
Videoplattformen müssen entsprechend reguliert werden. Überlegungen, eine
europäische Medienplattform zu etablieren, unterstützen wir. Wir stärken die
Landesanstalt für Kommunikation und setzen uns dafür ein, dass die
Landesmedienanstalten eine größere Rolle spielen – bei den Entwicklungen und der
Aufsicht im (digitalen) Medienbereich, etwa beim Jugendschutz.
Auch die Aufgaben und Bedeutung öffentlicher Bibliotheken haben sich in den
vergangenen Jahrzehnten stark verändert und weiterentwickelt. Sie sind
Wegbereiterinnen der Bildungsgerechtigkeit und Vorreiterinnen der
Digitalisierung, der Vermittlung von Wissen und Medienkompetenz. Sie sind Lern-
und Arbeitsorte und Orte der Begegnung. Sie bieten Möglichkeiten der Teilhabe
auch für soziale Gruppen, die sonst unterrepräsentiert sind. Damit sind die
öffentlichen Bibliotheken Teil essenzieller kultureller Daseinsvorsorge für jede
Kommune. Es braucht eine zeitgemäße Definition, welche Aufgaben und welche
Stellung den Bibliotheken in der kommunalen Bildungs- und Kulturlandschaft
zukommen.
Medienbildung ist eine Schlüsselqualifikation in einer zunehmend digitalisierten
Welt. Damit ist weit mehr gemeint, als Handy, Tablet und Co. technisch bedienen
zu können. Wir werden die erfolgreiche Initiative Kindermedienland verstetigen
und weiter ausbauen. Der Ausbau einer umfassenden Informations- und
Medienkompetenz wird eines unserer großen und bedeutenden Projekte der nächsten
Legislaturperiode.
Darum Grün!
Wer Grün wählt, stimmt für
- die umfassende Unterstützung der Kultur- und Medienlandschaft bei der
digitalen Transformation
- eine transparente und verlässliche Förderung
- den weiteren Ausbau von kultureller Bildung und Medienbildung als
Voraussetzung für Teilhabe
Unterstützer*innen
- Björn Dohl (KV Calw)
- Sebastian Grässer (KV Karlsruhe)
- Thomas Marwein (KV Ortenau)
- Uwe Janssen (KV Esslingen)
- Leonie Möhrle (KV Stuttgart)
- Arnhilt Kuder (KV Heidelberg)
- Silke Holzbog (KV Ludwigsburg)
- Barbara Wagner (KV Bodenseekreis)
- Stefanie Seemann (KV Pforzheim und Enzkreis)
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