Veranstaltung: | LDK in Heidenheim am 4.-5.12.2021 |
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Tagesordnungspunkt: | DIV Wahl der Delegierten zum Bundesdiversitätsrat |
Antragsteller*in: | Carina Fleer (KV Karlsruhe) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 30.11.2021, 14:38 |
DIV4: Carina Fleer
Bewerbung
Willkommen wunderbare Menschen!
Sprache bildet die Erlebenswelt unserer Gesellschaft ab und schafft, so leider, Platz für Stereotype, Ausgrenzung und Hass, wenn sie nicht reflektiert, bedacht genutzt und auch weiterentwickelt wird.
Zudem tendieren Menschen dazu sich von Fremdgruppen abzugrenzen, um die Privilegien ihrer Eigengruppe zu stärken und sogar noch weiter auszubauen.
Deshalb ist es umso wichtiger, dass Vielfalt sichtbar wird und gleichzeitig ein Gefühl der Gemeinsamkeit geschaffen wird. Dieser Balanceakt gleicht einer Herkulesaufgabe.
Ich habe mich lange gefragt, ob ich in die Öffentlichkeit treten und mich für den Bundesdiversität bewerben soll. Ich bin bisexuell und agenderflux und erliege damit einer doppelten Unsichtbarkeit in der Gesellschaft (genannt bisexual erasure und non-binary erasure). Diese Menschen haben hier die „Wahl“: Aufgabe ihrer Identität um in Monosexualitäten und/oder binären Geschlechtssystem mehr gesellschaftliche „Akzeptanz“ zu erlangen oder dauerhafte und leider sehr ermüdende Validierungsgespräche mit anderen, die fordern: „Man solle sich doch endlich entscheiden.“ Dieser enorme Stresstest zeigt sich leider auch in der Statistik: Hohe Suizidraten, Depressionen, Essstörungen und erhöhter Substanzmissbrauch, um nur ein paar Auswirkungen zu nennen, die aus dieser gesellschaftlichen Belastungsprobe resultieren. Jedoch ist die zweite Wahl die deutlich bessere, da öffentliche Sichtbarkeit den sogenannten Mere-Exposure-Effekt fördert (häufig Wahrgenommenes führt zu positiverer Beurteilung).
Menschen trauen sich mehr zu, wenn sie sich angesprochen und inkludiert fühlen.
Transmänner und nichtbinäre Menschen mit einer intakten Gebärmutter müssen auch bei der reproduktiven Selbstbestimmung und Familiengründung das Gefühl haben, gleichwertig gynäkologische Behandlungen in Anspruch nehmen zu können. Bisher werden sie bei solchen Diskussionen leider oft vergessen, obwohl diese vulnerablen Gruppen häufig aus Scham einen Frauenarztbesuch meiden und dadurch ihre Gesundheit gefährden.
In vielen Ansprachen oder Jobausschreibungen und leider auch aktuell im Koalitionsvertrag werden meist nur männliche und weibliche Repräsentationen genannt. Fakt aus den Diskussionen und Forschungsergebnissen zum generischen Maskulinum ist: Mitgemeint ist nicht mitgedacht. Das bezieht sich auch auf nichtbinäre Menschen. Deshalb reicht die Abbildung von nur zwei Geschlechtern nicht und befeuert auch noch die Meinung, es gäbe nur zwei akzeptable Geschlechter. Direkte Ansprache fördert das Selbstbewusstsein und bricht mit der selbsterlernten Hilflosigkeit, an der eigenen Situation überhaupt etwas ändern zu können.
Ich habe mich entschlossen, mich öffentlich sichtbar zu machen und mitzuhelfen, dass wir Menschen in Zukunft weniger in starren Normen der Mehrheiten denken, sondern lernen die Facetten der Menschheit als Bereicherung für unsere Gesellschaft zu sehen.
Darum bitte ich euch um eure Unterstützung!
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und Zeit,
Carina Fleer
Biografie
- Geboren 1987 in Rheine
- Seit 2010 in einer Beziehung und seit 2019 verheiratet mit meiner wundervollen Frau
- Ausbildung OTA (Operationstechnische*r Assistent*in) in Münster
- Studium der Psychologie mit der Motivation, in Zukunft vulnerable und gesellschaftlich Benachteiligte zu stärken und zu fördern
- Mitglied des Diveritätsrates KV Karlsruhe
- Kreisverband:
- Karlsruhe