Veranstaltung: | LDK in Heidenheim am 4.-5.12.2021 |
---|---|
Tagesordnungspunkt: | 0.PAR Wahl des Parteirats |
Antragsteller*in: | Sarah Hagmann (KV Lörrach) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 16.10.2021, 07:42 |
LAVO2: Sarah Hagmann
Bewerbung
Liebe Freundinnen und Freunde,
was für Wochen liegen hinter uns! Wahlkampfstände, flyern, argumentieren. Mitfiebern, hoffen, überzeugt sein, nicht aufgeben. Im Dauerzustand. Aber als am Wahlabend die erste Prognose bekanntgegeben wurde, war ich bitter enttäuscht. Klar, wir konnten uns gegenüber 2017 deutlich steigern, aber ich hatte nach den guten Ergebnissen der Landtagswahl – trotz aller Umfragen im Bund – mehr erwartet. Gerade wir in Baden-Württemberg sind inzwischen doch sehr erfolgsverwöhnt. Bitter ist auch, dass es viele starke und aussichtsreiche Kandidat*innen, die im Wahlkampf alles gegeben haben, trotz guter Ergebnisse vor Ort nicht in den Bundestag geschafft haben. Diese Bundestagswahl hat für mich daher drei Aspekte sehr deutlich werden lassen.
Erstens: Vielfalt strukturell abbilden
Leider haben wir es nicht geschafft, eine Landesliste aufzustellen, auf der neben unterschiedlichen Erfahrungen, Geschlechtern, Alter und politischer Verortung auch die verschiedenen Regionen unseres Landes von Beginn an ausgewogen vertreten sind. Wir sehen gerade in Baden-Württemberg, dass wir erfolgreich sind, weil wir sowohl in städtischen Milieus als auch auf dem Land vertreten und präsent sind. Wir ziehen unsere Stärke aus dieser Vielfalt. Im Landkreis Lörrach erfahren wir dies ganz besonders: Hier haben wir sowohl den ländlichen Raum mit kleinen Dörfern, Weinbergen und Schwarzwaldhöfen als auch die unmittelbare Nähe und den täglichen Austausch mit dem rund 200.000 Einwohner*innen starken Kultur- und Wirtschaftszentrum Basel und dem Elsass. Baden-Württemberg hört nicht in Freiburg auf, sondern da beginnt Europa! Dies sollten wir für kommende Listenaufstellungen berücksichtigen.
Zweitens: Vertrauen in den Wandel schaffen
In den persönlichen Gesprächen an den Wahlkampfständen wurde immer wieder deutlich, dass die sozial-ökologische Transformation viele Wähler*innen massiv verunsichert und dass sie eine Diskrepanz zwischen unserem als urban empfundenen Wahlprogramm und ihrer eigenen Realität – insbesondere im ländlichen Raum – sehen. Dazu hat nicht zuletzt auch ein Diskurs beigetragen, der die Kosten grüner Politik und individuelles Verhalten miteinander in Verbindung gebracht und in den Vordergrund gerückt hat. Wir müssen es daher schaffen, unsere Politik noch mehr in eine positive Erzählung zu übersetzen, die alle Menschen mitnimmt und ihnen Chancen aufzeigt. In Baden-Württemberg machen wir real begreifbar, dass und wie grüne Politik funktioniert. Vorhaben wie die ÖPNV-Strategie haben Vorbildcharakter und müssen unbedingt gelingen, damit die Bürger*innen auch auf Bundesebene Vertrauen in einen echten Politikwechsel unter grüner Führung schöpfen.
Drittens: Einsatz für eine offene, vielfältige und sozial gerechte Gesellschaft
Der Sexismus, der Hass sowie die Flut an Fake News, die vor allem Annalena, aber auch uns Grünen als Partei in krassen Kampagnen entgegengeschlagen sind, schockieren mich. Als Doktorandin forsche ich an der Uni Basel zu globalen Hilfsnetzwerken jüdischer Flüchtlingsorganisationen während des Zweiten Weltkriegs. Es ist mir daher ein Herzensanliegen, dass wir uns Rassismus und Antisemitismus entschieden entgegenstellen. Dasselbe gilt für Sexismus und Frauenfeindlichkeit, die aus der gleichen Ecke kommen. Diese -ismen und der Hass haben zum Ziel, eine offene, vielfältige und sozial gerechte Gesellschaft, die das Klima und unsere Demokratie schützt, zu verhindern und diejenigen, die sich dafür einsetzen, einzuschüchtern und zum Aufgeben zu bewegen. Darum ist es so wichtig, dass wir in Sachen Geschlechter-, Bildungs- und sozialer Gerechtigkeit nicht lockerlassen. Das Frauen-Mentoring, das Sandra und Anja organisiert haben und an dem ich letztes Jahr teilnehmen durfte, ist eine wunderbare Idee. Das sollten wir unbedingt weiterführen! Gleichzeitig gilt es aber, als progressive Partei neue Formate zu entwickeln – etwa ein Mentoring für Mitglieder mit Migrationsgeschichte oder allgemeiner im Sinne des Vielfaltsstatus.
Während meines Studiums in Heidelberg war ich mehrere Jahre lang Studienbotschafterin des Landes Baden-Württemberg. Junge Menschen, egal welcher Herkunft und welchen Geschlechts, zu bestärken, den für sie passenden und besten Weg einzuschlagen und über sich hinauszuwachsen, war eine unglaublich bereichernde Erfahrung. Ich bin davon überzeugt, dass Empowerment ein sinnvoller Grundstein ist, um diskriminierende Strukturen aufzubrechen.
Aus diesen Gründen bewerbe ich mich als Basismitglied für den Parteirat von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Baden-Württemberg. Ich wurde 2017 Mitglied bei den Grünen und bin seit 2018 Beisitzerin im Kreisvorstand Lörrach sowie bei der LAG Frauen. Bei der Landtagswahl 2021 war ich Ersatzkandidatin von Josha und arbeitete in seinem Wahlkampfteam mit. Gerne will ich in den kommenden beiden Jahren grüne Politik auf Landesebene mitgestalten und mich neben Mitglieder-Empowermentfür eine Vernetzung zwischen den Regionen unseres Landes sowie zwischen dem Landesvorstand und den Kreisverbänden einsetzen. Dafür bitte ich euch um euer Vertrauen und eure Stimme. Vielen Dank!
Herzliche Grüße,
Sarah
Biografie
1985 geb. und aufgewachsen in Ehingen (Donau), verheiratet, 1 Kind, deutsch-brasilianische Staatsbürgerschaft
Studium: Zuerst BWL (DHBW Ravensburg, Dipl.-Betriebswirtin), danach Geschichte/Spanisch/Politikwissenschaft (Uni Heidelberg, 1. Staatsexamen), jetzt Doktorandin in Geschichte (Uni Basel, Schweiz)
Berufstätigkeit: zuerst in der Baumaschinenindustrie (Oberschwaben, Spanien), danach in der Wissenschaft (Deutsch-Israelische Schulbuchkommission in Braunschweig; wiss. Mitarbeiterin, Uni Basel)
- Kreisverband:
- Lörrach