Kapitel: | Gemeinsam für eine gute Zukunft in unserem Land forschen |
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Antragsteller*in: | Landesmitgliederversammlung Grüne Jugend Baden-Württemberg (dort beschlossen am: 14.11.2020) |
Status: | Geprüft |
Verfahrensvorschlag: | Modifizierte Übernahme |
Eingereicht: | 19.11.2020, 23:33 |
K6-250-2: Gemeinsam für eine gute Zukunft in unserem Land forschen
Verfahrensvorschlag: Antragstext
Von Zeile 249 bis 250 einfügen:
Wissenschaftlerinnen werden wir ausbauen und verzahnen, die Gleichstellungsbeauftragten der Hochschulen stärken. Perspektivisch setzen wir uns für Unisex-Toiletten an unseren Hochschulen ein.
Kapitel 6: Hochschule, Wissenschaft und Forschung
Gemeinsam für eine gute Zukunft in unserem Land forschen
Wir Grüne stehen für nachhaltigen Fortschritt, der den Menschen, der
Gesellschaft und der Umwelt dient. Forschung und Wissen schaffen Zukunft. Daher
setzen wir uns ein für starke Hochschulen und exzellente
Forschungseinrichtungen, für internationale Kooperation und einen regen
Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.
Baden-Württemberg ist ein Land der Forschung und des Wissens. Unser Land
profitiert von seiner breiten und vielfältigen Hochschul- und
Forschungslandschaft. Starke Hochschulen und überregional bedeutende
außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sind unsere Markenzeichen. Sie stehen
für ausgezeichnete Lehre und Forschung. Dies zeigt sich etwa in den Erfolgen
unserer Universitäten im Wettbewerb um nationale und internationale Exzellenz.
Hochschulen prägen Land und Leute. Sie ermöglichen Innovationen. Sie sind
Partner von Politik und Zivilgesellschaft. Hochschulen in ihrer Vielfalt –
Pädagogische Hochschulen und Universitäten, die Duale Hochschule und die
Hochschulen für angewandte Wissenschaften ebenso wie die Kunst- und
Musikhochschulen – beleben alle Regionen des Landes kulturell und intellektuell.
Das soll so bleiben! Darum haben wir die Hochschulverfassung modernisiert. Eine
kraftvolle Verfasste Studierendenschaft, eine eigene Stimme für Promovierende
in den Hochschulgremien und Entwicklungsmöglichkeiten für alle Beschäftigten –
das macht ein konstruktives Miteinander an den Hochschulen möglich. Wir Grüne
haben die Stellen im Mittelbau gemeinsam mit den Hochschulen erheblich
ausgeweitet. Den Tenure Track haben wir als Instrument besser planbarer
Karrierewege umgesetzt. Das bedeutet: Junge Wissenschaftler*innen bekommen nach
einer befristeten Bewährungszeit eine dauerhafte Professur. Unsere beiden
bundesweit einmaligen Hochschulfinanzierungsvereinbarungen stellen die
Hochschulen auf eine stabile und verlässliche Grundlage.
Wichtig ist uns die Förderung der Forschung an zentralen Zukunftsthemen für das
Land. Hier haben wir – wie für das Thema Künstliche Intelligenz (KI) das Cyber
Valley – Leuchttürme mit internationaler Strahlkraft mit Kompetenz in der Breite
verknüpft.
Nachhaltigkeit durchzieht unsere Wissenschaftspolitik als grüner Faden. An den
neuen Zentren für Nachhaltigkeit, für Ökolandbau und für Naturkunde wird an
einer nachhaltigen Zukunft geforscht – mit Forschungsprogrammen und in
Reallaboren. Der Tierschutz liegt uns Grünen besonders am Herzen. Deshalb haben
wir ein Spitzenzentrum zur Reduzierung des Versuchstierbedarfs eingerichtet.
Die Zukunft der Mobilität wird sich verändern. Die Stuttgarter Forschungsfabrik
„ARENA 2036“ gestaltet diese Zukunft ebenso mit wie das Testfeld autonomes
Fahren oder die Batterieforschung in Ulm und Karlsruhe. Dafür haben wir den
Innovationscampus „Mobilität der Zukunft“ und das Institut für Nachhaltige
Mobilität ins Leben gerufen. Den Hochschulen kommt mit dem Projekt
„emissionsfreier Campus“ eine Pionierrolle zu.
Gesundheit und Medizintechnik sind von höchster Bedeutung. Die Corona-Krise
zeigt eindrucksvoll, wie wichtig diese Aufgaben sind. Hier liegen die Stärken
Baden-Württembergs und wir haben sie weiter ausgebaut. Unsere Unimedizin ist
vorne mit dabei, wenn es um die Erforschung der alternden Gesellschaft, um Big
Data und Künstliche Intelligenz oder um personalisierte Medizin geht. Wir haben
als grün-geführte Landesregierung die ärztliche Versorgung durch den Ausbau der
Studienplätze und durch Telemedizin optimiert. Die Gesundheitsfachberufe holen
wir an die Hochschulen.
Mit Digitalisierung und KI gestalten wir die Zukunft. Wir sind das Land mit den
meisten KI-Professuren. Das Cyber Valley in Tübingen ist unsere
Spitzeneinrichtung für maschinelles Lernen. Zusammen mit den Universitäten, der
Max-Planck-Gesellschaft und unserer starken Wirtschaft haben wir es aufgebaut.
Denn wer über den Einsatz der KI-Technologie mitentscheiden will, muss sie
mitentwickeln. Wir setzen dabei auf eine Digitalisierung, die Mensch und Umwelt
nützt. Zudem haben wir das Höchstleistungsrechenzentrum und die Forschung zur
Cybersicherheit erweitert.
Hochschulen sind Zukunftslabore. Soziale und technische Innovationen müssen auch
in der Gesellschaft ankommen. Dazu braucht es Hochschulen, die ein offenes Ohr
haben. Es braucht Forschende, die gemeinsam mit der Gesellschaft und der
Wirtschaft Wissen schaffen. Dabei sind alle Fächer relevant, die Sozial- und
Geisteswissenschaften ebenso wie die von uns gestärkten „Kleinen Fächer“.
Disziplinübergreifendes Arbeiten ist dabei wichtig. In Reallaboren arbeiten
Wissenschaft und Praxis zusammen daran, konkrete Zukunftsprobleme zu lösen.
Regionale Hochschulpartnerschaften und Weiterbildungsstudiengänge fördern den
Wissenstransfer. Mit passgenauen Angeboten haben wir eine neue Gründerkultur an
den Hochschulen etabliert. Mit dem Gründermotor oder dem Wettbewerb Start-up BW
ASAP („Academic Seed Accelerator Program") motivieren wir studentische
Gründungsteams, ihre kreativen Ideen zu Geschäftsmodellen weiterzuentwickeln und
umzusetzen. So bringen wir Innovationen ins Land.
Für einen fruchtbaren Dialog zwischen Politik und Wissenschaft
Die vergangenen Wochen und Monate haben uns eines noch einmal eindringlich vor
Augen geführt: Wissenschaft und Forschung sind wichtig für unsere Gesellschaft,
für unser Leben und unsere Gesundheit. Die Stimme der Wissenschaft hat in der
Corona-Krise zu Recht an Gewicht gewonnen. Wissenschaftliche Erkenntnisse können
zwar eine Zeit lang ignoriert werden. Auf Dauer jedoch kommen sie als Bumerang
zurück, wenn sie nicht beachtet werden. Das sehen wir in der Klimakrise ebenso
wie in der Corona-Krise.
Klar ist dabei: Politik und Wissenschaft haben unterschiedliche Rollen. Politik
entscheidet – aber verantwortungsvolle Politik entscheidet auf der Basis
wissenschaftlicher Erkenntnisse. Wir Grüne wollen den dafür notwendigen Dialog
zwischen Wissenschaft und Politik sowie Wissenschaft und Gesellschaft weiter
fördern und ausbauen. Nicht nur in der Krise, sondern auch im politischen
„Normalbetrieb“.
Gleichzeitig steht die Wissenschaft gerade in diesen Tagen durch Populismus und
Verschwörungsmythen stark unter Druck. Das reicht vom schlichten Leugnen
wissenschaftlicher Erkenntnisse bis hin zu öffentlichen Drohungen und Angriffen.
Dem treten wir Grüne entschieden entgegen. Wir zeigen Haltung: für Wissenschaft
und für Wissenschaftsfreiheit!
Das gilt erst recht in Baden-Württemberg – der wichtigsten europäischen
Innovationsregion. Wir sind stolz auf unser erfolgreiches Forschungsland.
Nirgendwo sonst wird Zukunft so greifbar wie in Wissenschaft und Forschung.
Forscher*innen erkennen frühzeitig Probleme. Sie entwickeln Lösungen und tüfteln
an neuen Technologien für morgen. Studierende entfalten an den Hochschulen ihre
Persönlichkeit und bereiten sich auf das Lösen der Aufgaben von Übermorgen vor.
Wissenschaft braucht einen fruchtbaren Nährboden und einen geschützten Raum,
damit sie in all ihren Disziplinen florieren kann. Sie braucht eine verlässliche
Grundfinanzierung, sie braucht Unabhängigkeit und Freiheit, und sie muss sich
dezentral entfalten können.
Aber Wissenschaft ist nicht unabhängig von Gesellschaft. Sie ist Teil von ihr.
Die Vielfalt unserer Gesellschaft spiegelt sich an unseren Hochschulen wider.
Wissenschaft lebt von Vielfalt – wo dies noch nicht der Fall ist, wollen wir
Diversität und Barrierefreiheit in die Hochschulen tragen.
Wissenschaft steht im Austausch mit Gesellschaft. Sie befähigt die Gesellschaft
zu Reflexion und Kritik, zu einem verantwortlichen Handeln. Deswegen sind
Teilhabe und Partizipation für uns wichtige wissenschaftspolitische Werte. Im
Hochschulgesetz haben wir deshalb die Aufgabe der Wissenschaft verankert, an der
Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft mitzuwirken. Das
Vorsorgeprinzip gehört zu unserem europäischen Weg in Innovation und Forschung.
Eine zentrale Kompetenz des Landes ist seine Zuständigkeit für die Hochschulen.
Zugleich war Wissenschaft schon immer grenzüberschreitend. Der europäische und
internationale Austausch prägt sie heute mehr denn je. Denn die
Herausforderungen, vor denen wir als Menschheit stehen, sind global – die
Klimakrise ebenso wie die Frage, wie gutes Zusammenleben im digitalen Zeitalter
gestaltet werden kann und soll. Wir tragen zur Lösung dieser globalen
Herausforderungen bei. Das bedeutet für uns Fortschritt. Wissenschaft denkt
europäisch und international. Deshalb unterstützen wir den Austausch von
Studierenden und Wissenschaftler*innen genauso wie den Austausch von Ideen.
Statt Wissen zu monopolisieren, wollen wir auch zukünftig das Ideal der
wissenschaftlichen Gemeinschaft fördern: Wissen zu teilen und zu mehren.
KI, Digitalisierung, Medizin: die Forschung an Zukunftsthemen stärken
Wir setzen auf eine strategisch ausgerichtete Forschungsförderung. Dabei bleiben
wir dem Prinzip „Breite und Spitze“ treu: Wir stärken Kompetenzen in der Fläche.
Zugleich bündeln wir Spitzenkompetenzen und vernetzen zentrale Akteur*innen.
Unsere strategischen Themen für Baden-Württemberg sind: der Wandel der
Mobilität, Nachhaltigkeit, Energie- und Klimaforschung, Medizin und
Lebenswissenschaften, Digitalisierung und KI.
Der Innovationscampus Cyber Valley entwickelt schon jetzt internationale
Strahlkraft im Bereich der KI. Hier werden Spitzenforschung und Anwendung
zusammengebracht. Nach diesem Vorbild wollen wir auch für unsere weiteren
Zukunftsthemen dauerhafte Strukturen etablieren und damit jetzt beginnen. Dazu
gehört für uns jeweils zwingend die begleitende Forschung zu ethischen Fragen
und zur umfassenden Technikfolgenabschätzung.
Um die Hochschulfinanzierung weiterzuentwickeln, sehen wir ein
Landesforschungsbudget vor, über das wir Akzente setzen können – in einem
wissenschaftsgeleiteten und transparenten Verfahren.
Die Corona-Pandemie hat die überragende Bedeutung der Hochschulmedizin
eindrucksvoll unter Beweis gestellt – um in Krisen zu reagieren, die
Gesundheitsversorgung sicherzustellen und innovative Ansätze für das Land zu
entwickeln. Aus der Not ist schnell eine Tugend geworden – aus Konkurrenz nun
dynamische Kooperation: Gemeinsam mit den vielen starken Zentren der
Hochschulmedizin im Land werden wir die Erfahrungen sowie den Mut nutzen, die
wir in der Pandemie gesammelt und erlebt haben, und ein baden-württembergisches
Netzwerk bauen. In Versorgung, Forschung und Ausbildung sowie insbesondere
Digitalisierung und KI fördern wir dafür mit Nachdruck tiefe Kooperationen im
Land. Das kommt nicht nur der Gesundheit der Bürger*innen direkt zugute. Es
bringt auch das Land nach vorne: Mit einem solchen Verbund kann Baden-
Württemberg mit anderen Spitzenregionen in Deutschland und international
mithalten und wirtschaftlich profitieren.
Zudem wollen wir in der Region Rhein-Neckar die Gesundheits- und
Lebenswissenschaften stärker bündeln – in Form eines weiteren Innovationscampus
ähnlich dem Cyber Valley. Von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung, von der
Krebsforschung bis zur KI werden wir Unikliniken, Hochschulen, außeruniversitäre
Forschung und Wirtschaft zusammenbringen. Durch enge regionale Vernetzung
schaffen wir so einen weiteren internationalen Leuchtturm der Spitzenforschung
im Land.
Wir unterstützen die baden-württembergische Forschung dabei, zukunftsträchtige
Forschungsfelder zu erschließen. Dazu gehören Quantencomputing und
Quantensensorik, Materialforschung, adaptive Fertigung und andere. Damit die
Mobilitäts- und Energiewende gelingt, müssen wir die Batterieforschung weiter
ausbauen. Wir unterstützen weitere Forschung in der Biotechnologie. Insbesondere
Bioökonomie und Verfahrenstechnik sind entscheidende Zukunftsfelder. Die
Nachweis- und Risikoforschung zu neuer Gentechnik soll gestärkt werden. Aber
auch die traditionellen Züchtungsverfahren und bislang vernachlässigte
Züchtungsansätze benötigen mehr Unterstützung. Auch bei neuen gentechnischen
Verfahren braucht es Risikoforschung mit Blick auf Umwelt und Mensch. Wir halten
hierbei an einem strengen Zulassungsverfahren und an der europäischen
Orientierung am wissenschaftsbasierten Vorsorgeprinzip fest. Die Corona-Krise
hat Fragen der gesellschaftlichen Krisenfestigkeit und Widerstandsfähigkeit
verschärft aufgeworfen. Auch darin sehen wir ein zukunftsrelevantes
Forschungsfeld.
Bei der Forschung, die für die zentralen Transformationsprozesse relevant ist,
wollen wir weiter vorangehen und dabei die Gesellschaftswissenschaften
einbinden, etwa bei Fragen des sozialen Zusammenhalts oder der
Beteiligungsforschung. Ein besonderer Fokus soll auf der Förderung inter- und
transdisziplinärer Ansätze liegen. Dies geht bis hin zur Weiterentwicklung der
Formen der Begutachtung und der Vergabe von Fördermitteln in
disziplinübergreifenden, praxisbezogenen Forschungsfeldern.
Baden-Württemberg ist Vorreiter bei der Forschung zu KI und Digitalisierung.
Dies wollen wir weiter ausbauen – insbesondere die Robotik, die
Medizininformatik und die Verbindung zwischen KI und Gesundheitsfragen. Dazu
gehört auch eine verbesserte Datenbereitstellung. Der „Gender Data Gap“
insbesondere in der KI-Forschung muss geschlossen werden. Das bedeutet: Wir
werden aktiv dafür Sorge tragen, dass der Forschung gleichberechtigt Daten aller
Geschlechter zugrunde gelegt werden. Damit werden wir der Vielfalt
gesellschaftlicher Realitäten gerecht. Wir setzen uns deswegen für einen
werteorientierten europäischen Weg der KI-Forschung ein.
Wir entwickeln unsere Hochschulen partnerschaftlich weiter
Wir stehen für die vollständige Umsetzung der Hochschulfinanzierungvereinbarung
II. Sie bietet den baden-württembergischen Hochschulen finanzielle
Verlässlichkeit und eine sichere Grundfinanzierung – auch und gerade in der
Post-Corona-Zeit.
In der kommenden Legislaturperiode muss über die Fortführung der
Hochschulfinanzierung entschieden werden. Mit einer
Hochschulfinanzierungsvereinbarung III wollen wir den Kurs einer verlässlichen
Grundfinanzierung fortsetzen. Neben einem Landesforschungsbudget, das nach
wissenschaftlichen Kriterien vergeben wird, legen wir dabei einen Schwerpunkt
auf die Themen Bau und Unterhalt.
Wir überprüfen die Hochschulgesetzgebung fortwährend auf ihre Krisenfestigkeit.
Deswegen etablieren wir beispielsweise Regeln für pandemiebedingte Verzögerungen
in Qualifikationsphasen oder die Anerkennung von Familienzeiten. Dies betrifft
etwa Professorinnen oder Professoren, die aufgrund fehlender Betreuung in ihrer
Forschung und Lehre eingeschränkt sind.
In einem „Dialogprozess Zukunftslabor Hochschulen“ wollen wir die Hochschulen
weiterentwickeln. Vertreter*innen aller Statusgruppen sollen hier gemeinsam mit
gesellschaftlichen Akteur*innen das Entwicklungspotenzial des baden-
württembergischen Hochschulsystems ausloten. Damit eröffnen wir einen Raum, in
dem mutig über zentrale Fragen nachgedacht werden kann: über die konkrete
Weiterentwicklung der Lehre, der Beteiligung, der Karrierewege und der
Hochschulgovernance. Als Vorbild kann hier der erfolgreich abgeschlossene
Kulturdialog dienen. Wir wollen die Ergebnisse des „Dialogprozesses
Zukunftslabor Hochschulen“ umsetzen. Die Hochschulgesetzgebung, Karrierewege und
landesweite Vorgaben für die Lehre entwickeln wir im Anschluss daran
entsprechend weiter.
Wir unterstützen zudem eine Modellhochschule dabei, mit neuen Lehr-, Forschungs-
und Governancekonzepten zu experimentieren und diese ganzheitlich umzusetzen.
Die Modellhochschule wird in einem wettbewerblichen Verfahren ausgewählt.
Update für Studium, digitale Lehre und innovative Lernmodelle
Wir verpassen Studium und Lehre ein Update. Dazu evaluieren wir die Erfahrungen,
die besonders im Corona-Semester gemacht wurden, gemeinsam mit Studierenden und
Lehrenden. Mit einer „Landesstrategie für digitale Lehre“ bringen wir die
sichere Digitalisierung der Hochschulen in Lehre und Forschung weiter voran.
Ziel ist es dabei, die digitale Lehre zur Grundlage einer „Bildung für alle“
auszubauen. Damit können sich Hochschulen weiter für die Gesellschaft öffnen –
ein gewünschter Wissenstransfer in die Gesellschaft.
Wir sorgen dafür, dass Studierende stärker in allen Gremien mit direktem Lehr-
und Studiumbezug vertreten sind als heute und so ihre Erfahrung dort direkt
einbringen können.
Wir fördern innovative Lehrmodelle wie beispielsweise Hackathons. Das sind
Wettbewerbe, bei denen Studierende gemeinsam mit Lehrenden
hochschulübergreifend praxisorientierte Lösungen für Zukunftsaufgaben suchen
und dafür Leistungspunkte (ECTS) erhalten.
Das Lehramtsstudium, das gemeinsam von Pädagogischen Hochschulen, Universitäten
und den Seminaren organisiert wird, ist entscheidend für die Qualität der
Lehrer*innen. Wir haben dieses Studium reformiert und darin Medienbildung, den
Umgang mit Heterogenität und Inklusion verankert. Darauf bauen wir auf. Wir
werden überprüfen, wo sich das reformierte Studium bewährt hat und wo es
Nachjustierungsbedarf gibt.
Vielfalt fördern, Freiheiten erhalten
Wir stärken die Vielfalt an den Hochschulen. Wir begleiten die Hochschulen in
Baden-Württemberg dabei, die entsprechenden Maßnahmen umzusetzen, die im
Landeshochschulgesetz sowie der Hochschulfinanzierungsvereinbarung II verankert
sind. Dazu zählt unter anderem die transparente Erfassung
gleichstellungsrelevanter Daten, etwa zu einem möglichen Gender Pay Gap. Wir
nehmen insbesondere die Studieneingangsphase sowie die Karriereverläufe wie
Berufungen und Tenure Track in den Blick. Die Maßnahmen zur Förderung von
Wissenschaftlerinnen werden wir ausbauen und verzahnen, die
Gleichstellungsbeauftragten der Hochschulen stärken. Perspektivisch setzen wir uns für Unisex-Toiletten an unseren Hochschulen ein.
Baden-Württembergs Hochschulen leben von engagierten Wissenschaftler*innen aus
der ganzen Welt. Gelingende Forschung braucht nicht nur eine gute finanzielle
Absicherung, sondern auch die Möglichkeit, frei zu denken und sich frei
auszutauschen. Für uns ist es eine wichtige Aufgabe der Hochschulen, die
Vielfalt zu fördern und diese Freiheiten zu erhalten.
Die Hochschulen im Land bilden die Gestalter*innen von morgen aus. Hier wird
Zukunft gemacht! Wir Grüne wollen Studiengänge wie Informatik oder Technik- und
Naturwissenschaften so gestalten, dass diese für alle attraktiv sind. So können
unterschiedliche Lebenswelten und Perspektiven in die Gestaltung der Zukunft
einfließen. Im Sinne tatsächlicher Gleichberechtigung unterstützen wir dabei
besondere Angebote für Frauen in Studiengängen, in denen diese
unterrepräsentiert sind.
Studierende haben es oft schwer, ein bezahlbares Zimmer oder eine Wohnung zu
finden. Diese soziale Frage betrifft längst nicht mehr nur die
Universitätsstädte. Wir unterstützen daher die baden-württembergischen
Studierendenwerke bei ihrer Aufgabe, günstigen Wohnraum bereit zu stellen.
Für Hochschulen, die Nachhaltigkeit erforschen – und umsetzen
Forschung trägt dazu bei, die drängenden Probleme des Klima- und Artenschutzes
zu lösen. Zugleich stecken im Bau und Betrieb der Hochschulen und
Studierendenwerke noch ungenutzte ökologische Potenziale. Beides wollen wir
miteinander verbinden.
Wissenschaft für Nachhaltigkeit – wir gehen voran. Dazu wollen wir einen
Schwerpunkt in der Forschungsförderung setzen. Wir wollen den
„Umweltforschungsplan Baden-Württemberg für Klimaschutz und Nachhaltigkeit“ von
Umwelt- und Wissenschaftsministerium deutlich erweitern. Wir setzen uns dafür
ein, dem ökologischen Grundlagenwissen in den relevanten Fächern einen stärkeren
Stellenwert zu geben. In der Lehramtsausbildung wollen wir Nachhaltigkeit und
Klimaschutz stärker verankern.
Sowohl in der Forschung als auch im Hochschulbetrieb soll Baden-Württemberg
Leitregion für emissionsfreie Mobilität werden. Dazu bauen wir analog zum Cyber
Valley eine landesweite Plattform Mobilitätsforschung entlang der Achse
Karlsruhe-Stuttgart-Ulm auf. Hierzu gehört auch das neue „BW Institut für
Mobilität“. Das Modellprojekt emissionsfreier Campus wollen wir auf weitere
Hochschulen ausweiten.
Unser Ziel: Hochschulen und Studierendenwerke sind ökologische Vorreiter in
Baden-Württemberg. Dafür machen wir Klimaschutz zur Chef*innensache: Wir haben
Nachhaltigkeit zu den zentralen Aufgaben der Hochschulen erhoben und die
Verantwortung direkt in den Hochschulleitungen angesiedelt. Sämtliche
Hochschulen sollen in den nächsten zehn Jahren auf einen CO2-neutralen Betrieb
umgestellt werden.
In den Hochschulmensen und Cafeterien der Studierendenwerke gehen täglich mehr
als 50.000 Essen über die Theke. Wir wollen den Anteil an biologischem und
regionalem Essen hier deutlich ausbauen.
Wir unterstützen Forschungsvorhaben zur Kreislaufwirtschaft im Hinblick auf
Fertigung und Konsumverhalten. Hochschulen und Studierendenwerke sollen nach
dem Zero-Waste-Prinzip eigene Strategien für eine vollständige
Kreislaufwirtschaft entwickeln und umsetzen. Wir stärken ihnen den Rücken!
Die gesellschaftliche Verantwortung der Forschung wird beim Thema Tierversuche
besonders deutlich. Wir fordern, eine bundesweite Negativdatenbank einzurichten.
So können unnötige Versuchswiederholungen verhindert werden. Wir wollen, dass
der Tierschutz im Landeshochschulgesetz verankert wird. Um Tierversuche zu
ersetzen, wollen wir Alternativmethoden stärken. Diese Methoden sind die
Zukunft. Wir haben deshalb in der vergangenen Legislaturperiode das 3R-Netzwerk
(Replacement, Reduction, Refinement) eingerichtet, das hier eine Vorbildfunktion
einnimmt. Damit wollen wir die Zahl der Tierversuche senken.
Technikfolgeabschätzung stärken – im Dialog mit Gesellschaft und Wirtschaft
Technikfolgenabschätzung stärken – Dialog verankern: Wir Grüne stehen für eine
Politik, die sich an wissenschaftlicher Evidenz orientiert. Es ist wichtig,
ethische Perspektiven und Fragen der Technikfolgenabschätzung frühzeitig in
die Forschung zu integrieren. Dabei muss die Gesellschaft einbezogen werden.
Deswegen wollen wir die Technikfolgenabschätzung stärken und den Dialog der
Wissenschaft mit Politik, Gesellschaft und Wirtschaft institutionell verankern.
Das Vorsorgeprinzip liefert dazu eine wichtige Orientierung. Wir haben bereits
einen Ethik-Beirat zum Thema KI im Cyber Valley eingesetzt. Analog wollen wir
ein landesweites Forum Forschungsethik einrichten, das den Dialog zwischen
Gesellschaft und Wissenschaft, Politik und Wirtschaft organisiert.
Zudem wollen wir neue Formate der Beratung des Landtags durch die Wissenschaft
erproben. Das kann beispielsweise ein Rat sein, der mit zufällig ausgewählten
Bürger*innen und Wissenschaftler*innen besetzt ist und Impulse zu wichtigen
landespolitischen Themen gibt.
Eine wichtige Rolle beim Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft kommt der
Wissenschaftskommunikation zu. Diese wollen wir ausbauen und in der
Hochschuldidaktik verankern.
Den Austausch zwischen Hochschulen und ihren Standortkommunen wollen wir
stärken. Wir schlagen vor, dass Hochschulen hierzu unter Beteiligung
gesellschaftlicher Akteur*innen und der Hochschulangehörigen Leitbilder
erarbeiten. Im Ergebnis könnte geprüft werden, ob Gemeinderäte ein beratendes
Mitglied in die jeweiligen Hochschulräte entsenden.
Reallabore sind das Flaggschiff einer Wissenschaft, die am engen Austausch mit
der Gesellschaft orientiert ist. Hier lösen Wissenschaft und Gesellschaft
partnerschaftlich konkrete Probleme und tragen so dazu bei, die großen
gesellschaftlichen Herausforderungen zu lösen. Dieses Format wollen wir
verstetigen und ausbauen, auch in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, etwa
im EUCOR-Verbund.
Bürgerwissenschaft oder „citizen science“ findet nicht nur im Reallabor statt.
Als Land wollen wir Anreize setzen, damit Hochschulen und
Forschungseinrichtungen diese Instrumente des beidseitigen Austauschs verstärkt
nutzen. Transfer und Partizipation in der Wissenschaft möchten wir weiter
ausbauen. Dazu wollen wir die Entwicklung und Umsetzung neuer
Beteiligungsformate fördern.
Hochschulen und Startups vernetzen, internationalen Austausch ausbauen
Wir gestalten innovative Wissenschaft aus einer Hand. Von der Grundlage bis zur
Anwendung braucht es eine gemeinsame Zuständigkeit und kluge Scharniere. Dies
betrifft insbesondere die Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft und der
Innovationsallianz, für die derzeit das Wirtschaftsministerium zuständig ist.
Hier kommt es immer wieder zu Reibungsverlusten. Wie in anderen Ländern wollen
wir daher die Zuständigkeit für die wirtschaftsnahe Forschung zukünftig im
Wissenschaftsministerium ansiedeln.
Die Wirtschaft in Baden-Württemberg befindet sich in einem grundlegenden
Transformationsprozess. Die Bedeutung der Hochschulen als Orte der
Weiterbildung, der beruflichen Neuorientierung und des lebenslangen Lernens
nimmt zu. Wir stärken die Hochschulen in dieser Rolle – unter anderem durch
weitere flexible Studienmodelle und Online-Kurse. Auch bei ihren Aktivitäten im
Bereich Transfer und Start-ups werden wir die Hochschulen weiterhin und noch
umfassender als bisher unterstützen.
Wir wollen Förderprogramme und Gründungszentren wie den Gründermotor an
Hochschulen weiter ausbauen und vernetzen. An jeder Hochschule in Baden-
Württemberg wollen wir eine Außenstelle des Gründermotors etablieren, um junge
Gründer*innen zu unterstützen. Darüber hinaus wollen wir die staatlichen Mittel
für Risikokapital aufstocken – für die sogenannte Pre-Seed-Phase vor der
Gründung, in der z.B. mit Forschung und Entwicklung die Basis gelegt wird, bis
zur Venture-Phase, in der das neue Unternehmen gegründet wird und Produktion und
Vertrieb aufgebaut werden. Damit helfen wir Startups im Land, auch international
sichtbarer zu werden und sich schneller zu etablieren.
Der wissenschaftliche Austausch über alle Grenzen hinweg ist heute wichtiger
denn je. Wir unterstützen den europäischen und internationalen Austausch der
Hochschulen und der Studierenden. So beteiligen sich viele Hochschulen in Baden-
Württemberg an Europäischen Hochschulen. Der Europäische Campus Oberrhein
(EUCOR) ist hier ein Schrittmacher. Wir werden die europäische Vernetzung der
Hochschulen ausbauen und weiterentwickeln.
Darum Grün!
Wer Grün wählt, stimmt für
- Baden-Württemberg als starkes Hochschul- und Forschungsland, das die
strategischen Zukunftsthemen in der Forschung und die regionale und
internationale Vernetzung stärkt
- den Austausch zwischen Hochschule, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft
durch partizipative Forschungsformate
- neue Instrumente der Technikfolgenabschätzung und der wissenschaftlichen
Politikberatung
- ein Update beim digitalen Lernen und Lehren
- die Förderung der Vielfalt an den Hochschulen
- die Stärkung der Wissenschaft für Nachhaltigkeit und für nachhaltig
betriebene Hochschulen
Antragstext
Von Zeile 249 bis 250 einfügen:
Wissenschaftlerinnen werden wir ausbauen und verzahnen, die Gleichstellungsbeauftragten der Hochschulen stärken. Perspektivisch setzen wir uns für Unisex-Toiletten an unseren Hochschulen ein. Diese sollen für Neubauten oder Sanierungen verpflichtend sein.
Kapitel 6: Hochschule, Wissenschaft und Forschung
Gemeinsam für eine gute Zukunft in unserem Land forschen
Wir Grüne stehen für nachhaltigen Fortschritt, der den Menschen, der
Gesellschaft und der Umwelt dient. Forschung und Wissen schaffen Zukunft. Daher
setzen wir uns ein für starke Hochschulen und exzellente
Forschungseinrichtungen, für internationale Kooperation und einen regen
Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.
Baden-Württemberg ist ein Land der Forschung und des Wissens. Unser Land
profitiert von seiner breiten und vielfältigen Hochschul- und
Forschungslandschaft. Starke Hochschulen und überregional bedeutende
außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sind unsere Markenzeichen. Sie stehen
für ausgezeichnete Lehre und Forschung. Dies zeigt sich etwa in den Erfolgen
unserer Universitäten im Wettbewerb um nationale und internationale Exzellenz.
Hochschulen prägen Land und Leute. Sie ermöglichen Innovationen. Sie sind
Partner von Politik und Zivilgesellschaft. Hochschulen in ihrer Vielfalt –
Pädagogische Hochschulen und Universitäten, die Duale Hochschule und die
Hochschulen für angewandte Wissenschaften ebenso wie die Kunst- und
Musikhochschulen – beleben alle Regionen des Landes kulturell und intellektuell.
Das soll so bleiben! Darum haben wir die Hochschulverfassung modernisiert. Eine
kraftvolle Verfasste Studierendenschaft, eine eigene Stimme für Promovierende
in den Hochschulgremien und Entwicklungsmöglichkeiten für alle Beschäftigten –
das macht ein konstruktives Miteinander an den Hochschulen möglich. Wir Grüne
haben die Stellen im Mittelbau gemeinsam mit den Hochschulen erheblich
ausgeweitet. Den Tenure Track haben wir als Instrument besser planbarer
Karrierewege umgesetzt. Das bedeutet: Junge Wissenschaftler*innen bekommen nach
einer befristeten Bewährungszeit eine dauerhafte Professur. Unsere beiden
bundesweit einmaligen Hochschulfinanzierungsvereinbarungen stellen die
Hochschulen auf eine stabile und verlässliche Grundlage.
Wichtig ist uns die Förderung der Forschung an zentralen Zukunftsthemen für das
Land. Hier haben wir – wie für das Thema Künstliche Intelligenz (KI) das Cyber
Valley – Leuchttürme mit internationaler Strahlkraft mit Kompetenz in der Breite
verknüpft.
Nachhaltigkeit durchzieht unsere Wissenschaftspolitik als grüner Faden. An den
neuen Zentren für Nachhaltigkeit, für Ökolandbau und für Naturkunde wird an
einer nachhaltigen Zukunft geforscht – mit Forschungsprogrammen und in
Reallaboren. Der Tierschutz liegt uns Grünen besonders am Herzen. Deshalb haben
wir ein Spitzenzentrum zur Reduzierung des Versuchstierbedarfs eingerichtet.
Die Zukunft der Mobilität wird sich verändern. Die Stuttgarter Forschungsfabrik
„ARENA 2036“ gestaltet diese Zukunft ebenso mit wie das Testfeld autonomes
Fahren oder die Batterieforschung in Ulm und Karlsruhe. Dafür haben wir den
Innovationscampus „Mobilität der Zukunft“ und das Institut für Nachhaltige
Mobilität ins Leben gerufen. Den Hochschulen kommt mit dem Projekt
„emissionsfreier Campus“ eine Pionierrolle zu.
Gesundheit und Medizintechnik sind von höchster Bedeutung. Die Corona-Krise
zeigt eindrucksvoll, wie wichtig diese Aufgaben sind. Hier liegen die Stärken
Baden-Württembergs und wir haben sie weiter ausgebaut. Unsere Unimedizin ist
vorne mit dabei, wenn es um die Erforschung der alternden Gesellschaft, um Big
Data und Künstliche Intelligenz oder um personalisierte Medizin geht. Wir haben
als grün-geführte Landesregierung die ärztliche Versorgung durch den Ausbau der
Studienplätze und durch Telemedizin optimiert. Die Gesundheitsfachberufe holen
wir an die Hochschulen.
Mit Digitalisierung und KI gestalten wir die Zukunft. Wir sind das Land mit den
meisten KI-Professuren. Das Cyber Valley in Tübingen ist unsere
Spitzeneinrichtung für maschinelles Lernen. Zusammen mit den Universitäten, der
Max-Planck-Gesellschaft und unserer starken Wirtschaft haben wir es aufgebaut.
Denn wer über den Einsatz der KI-Technologie mitentscheiden will, muss sie
mitentwickeln. Wir setzen dabei auf eine Digitalisierung, die Mensch und Umwelt
nützt. Zudem haben wir das Höchstleistungsrechenzentrum und die Forschung zur
Cybersicherheit erweitert.
Hochschulen sind Zukunftslabore. Soziale und technische Innovationen müssen auch
in der Gesellschaft ankommen. Dazu braucht es Hochschulen, die ein offenes Ohr
haben. Es braucht Forschende, die gemeinsam mit der Gesellschaft und der
Wirtschaft Wissen schaffen. Dabei sind alle Fächer relevant, die Sozial- und
Geisteswissenschaften ebenso wie die von uns gestärkten „Kleinen Fächer“.
Disziplinübergreifendes Arbeiten ist dabei wichtig. In Reallaboren arbeiten
Wissenschaft und Praxis zusammen daran, konkrete Zukunftsprobleme zu lösen.
Regionale Hochschulpartnerschaften und Weiterbildungsstudiengänge fördern den
Wissenstransfer. Mit passgenauen Angeboten haben wir eine neue Gründerkultur an
den Hochschulen etabliert. Mit dem Gründermotor oder dem Wettbewerb Start-up BW
ASAP („Academic Seed Accelerator Program") motivieren wir studentische
Gründungsteams, ihre kreativen Ideen zu Geschäftsmodellen weiterzuentwickeln und
umzusetzen. So bringen wir Innovationen ins Land.
Für einen fruchtbaren Dialog zwischen Politik und Wissenschaft
Die vergangenen Wochen und Monate haben uns eines noch einmal eindringlich vor
Augen geführt: Wissenschaft und Forschung sind wichtig für unsere Gesellschaft,
für unser Leben und unsere Gesundheit. Die Stimme der Wissenschaft hat in der
Corona-Krise zu Recht an Gewicht gewonnen. Wissenschaftliche Erkenntnisse können
zwar eine Zeit lang ignoriert werden. Auf Dauer jedoch kommen sie als Bumerang
zurück, wenn sie nicht beachtet werden. Das sehen wir in der Klimakrise ebenso
wie in der Corona-Krise.
Klar ist dabei: Politik und Wissenschaft haben unterschiedliche Rollen. Politik
entscheidet – aber verantwortungsvolle Politik entscheidet auf der Basis
wissenschaftlicher Erkenntnisse. Wir Grüne wollen den dafür notwendigen Dialog
zwischen Wissenschaft und Politik sowie Wissenschaft und Gesellschaft weiter
fördern und ausbauen. Nicht nur in der Krise, sondern auch im politischen
„Normalbetrieb“.
Gleichzeitig steht die Wissenschaft gerade in diesen Tagen durch Populismus und
Verschwörungsmythen stark unter Druck. Das reicht vom schlichten Leugnen
wissenschaftlicher Erkenntnisse bis hin zu öffentlichen Drohungen und Angriffen.
Dem treten wir Grüne entschieden entgegen. Wir zeigen Haltung: für Wissenschaft
und für Wissenschaftsfreiheit!
Das gilt erst recht in Baden-Württemberg – der wichtigsten europäischen
Innovationsregion. Wir sind stolz auf unser erfolgreiches Forschungsland.
Nirgendwo sonst wird Zukunft so greifbar wie in Wissenschaft und Forschung.
Forscher*innen erkennen frühzeitig Probleme. Sie entwickeln Lösungen und tüfteln
an neuen Technologien für morgen. Studierende entfalten an den Hochschulen ihre
Persönlichkeit und bereiten sich auf das Lösen der Aufgaben von Übermorgen vor.
Wissenschaft braucht einen fruchtbaren Nährboden und einen geschützten Raum,
damit sie in all ihren Disziplinen florieren kann. Sie braucht eine verlässliche
Grundfinanzierung, sie braucht Unabhängigkeit und Freiheit, und sie muss sich
dezentral entfalten können.
Aber Wissenschaft ist nicht unabhängig von Gesellschaft. Sie ist Teil von ihr.
Die Vielfalt unserer Gesellschaft spiegelt sich an unseren Hochschulen wider.
Wissenschaft lebt von Vielfalt – wo dies noch nicht der Fall ist, wollen wir
Diversität und Barrierefreiheit in die Hochschulen tragen.
Wissenschaft steht im Austausch mit Gesellschaft. Sie befähigt die Gesellschaft
zu Reflexion und Kritik, zu einem verantwortlichen Handeln. Deswegen sind
Teilhabe und Partizipation für uns wichtige wissenschaftspolitische Werte. Im
Hochschulgesetz haben wir deshalb die Aufgabe der Wissenschaft verankert, an der
Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft mitzuwirken. Das
Vorsorgeprinzip gehört zu unserem europäischen Weg in Innovation und Forschung.
Eine zentrale Kompetenz des Landes ist seine Zuständigkeit für die Hochschulen.
Zugleich war Wissenschaft schon immer grenzüberschreitend. Der europäische und
internationale Austausch prägt sie heute mehr denn je. Denn die
Herausforderungen, vor denen wir als Menschheit stehen, sind global – die
Klimakrise ebenso wie die Frage, wie gutes Zusammenleben im digitalen Zeitalter
gestaltet werden kann und soll. Wir tragen zur Lösung dieser globalen
Herausforderungen bei. Das bedeutet für uns Fortschritt. Wissenschaft denkt
europäisch und international. Deshalb unterstützen wir den Austausch von
Studierenden und Wissenschaftler*innen genauso wie den Austausch von Ideen.
Statt Wissen zu monopolisieren, wollen wir auch zukünftig das Ideal der
wissenschaftlichen Gemeinschaft fördern: Wissen zu teilen und zu mehren.
KI, Digitalisierung, Medizin: die Forschung an Zukunftsthemen stärken
Wir setzen auf eine strategisch ausgerichtete Forschungsförderung. Dabei bleiben
wir dem Prinzip „Breite und Spitze“ treu: Wir stärken Kompetenzen in der Fläche.
Zugleich bündeln wir Spitzenkompetenzen und vernetzen zentrale Akteur*innen.
Unsere strategischen Themen für Baden-Württemberg sind: der Wandel der
Mobilität, Nachhaltigkeit, Energie- und Klimaforschung, Medizin und
Lebenswissenschaften, Digitalisierung und KI.
Der Innovationscampus Cyber Valley entwickelt schon jetzt internationale
Strahlkraft im Bereich der KI. Hier werden Spitzenforschung und Anwendung
zusammengebracht. Nach diesem Vorbild wollen wir auch für unsere weiteren
Zukunftsthemen dauerhafte Strukturen etablieren und damit jetzt beginnen. Dazu
gehört für uns jeweils zwingend die begleitende Forschung zu ethischen Fragen
und zur umfassenden Technikfolgenabschätzung.
Um die Hochschulfinanzierung weiterzuentwickeln, sehen wir ein
Landesforschungsbudget vor, über das wir Akzente setzen können – in einem
wissenschaftsgeleiteten und transparenten Verfahren.
Die Corona-Pandemie hat die überragende Bedeutung der Hochschulmedizin
eindrucksvoll unter Beweis gestellt – um in Krisen zu reagieren, die
Gesundheitsversorgung sicherzustellen und innovative Ansätze für das Land zu
entwickeln. Aus der Not ist schnell eine Tugend geworden – aus Konkurrenz nun
dynamische Kooperation: Gemeinsam mit den vielen starken Zentren der
Hochschulmedizin im Land werden wir die Erfahrungen sowie den Mut nutzen, die
wir in der Pandemie gesammelt und erlebt haben, und ein baden-württembergisches
Netzwerk bauen. In Versorgung, Forschung und Ausbildung sowie insbesondere
Digitalisierung und KI fördern wir dafür mit Nachdruck tiefe Kooperationen im
Land. Das kommt nicht nur der Gesundheit der Bürger*innen direkt zugute. Es
bringt auch das Land nach vorne: Mit einem solchen Verbund kann Baden-
Württemberg mit anderen Spitzenregionen in Deutschland und international
mithalten und wirtschaftlich profitieren.
Zudem wollen wir in der Region Rhein-Neckar die Gesundheits- und
Lebenswissenschaften stärker bündeln – in Form eines weiteren Innovationscampus
ähnlich dem Cyber Valley. Von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung, von der
Krebsforschung bis zur KI werden wir Unikliniken, Hochschulen, außeruniversitäre
Forschung und Wirtschaft zusammenbringen. Durch enge regionale Vernetzung
schaffen wir so einen weiteren internationalen Leuchtturm der Spitzenforschung
im Land.
Wir unterstützen die baden-württembergische Forschung dabei, zukunftsträchtige
Forschungsfelder zu erschließen. Dazu gehören Quantencomputing und
Quantensensorik, Materialforschung, adaptive Fertigung und andere. Damit die
Mobilitäts- und Energiewende gelingt, müssen wir die Batterieforschung weiter
ausbauen. Wir unterstützen weitere Forschung in der Biotechnologie. Insbesondere
Bioökonomie und Verfahrenstechnik sind entscheidende Zukunftsfelder. Die
Nachweis- und Risikoforschung zu neuer Gentechnik soll gestärkt werden. Aber
auch die traditionellen Züchtungsverfahren und bislang vernachlässigte
Züchtungsansätze benötigen mehr Unterstützung. Auch bei neuen gentechnischen
Verfahren braucht es Risikoforschung mit Blick auf Umwelt und Mensch. Wir halten
hierbei an einem strengen Zulassungsverfahren und an der europäischen
Orientierung am wissenschaftsbasierten Vorsorgeprinzip fest. Die Corona-Krise
hat Fragen der gesellschaftlichen Krisenfestigkeit und Widerstandsfähigkeit
verschärft aufgeworfen. Auch darin sehen wir ein zukunftsrelevantes
Forschungsfeld.
Bei der Forschung, die für die zentralen Transformationsprozesse relevant ist,
wollen wir weiter vorangehen und dabei die Gesellschaftswissenschaften
einbinden, etwa bei Fragen des sozialen Zusammenhalts oder der
Beteiligungsforschung. Ein besonderer Fokus soll auf der Förderung inter- und
transdisziplinärer Ansätze liegen. Dies geht bis hin zur Weiterentwicklung der
Formen der Begutachtung und der Vergabe von Fördermitteln in
disziplinübergreifenden, praxisbezogenen Forschungsfeldern.
Baden-Württemberg ist Vorreiter bei der Forschung zu KI und Digitalisierung.
Dies wollen wir weiter ausbauen – insbesondere die Robotik, die
Medizininformatik und die Verbindung zwischen KI und Gesundheitsfragen. Dazu
gehört auch eine verbesserte Datenbereitstellung. Der „Gender Data Gap“
insbesondere in der KI-Forschung muss geschlossen werden. Das bedeutet: Wir
werden aktiv dafür Sorge tragen, dass der Forschung gleichberechtigt Daten aller
Geschlechter zugrunde gelegt werden. Damit werden wir der Vielfalt
gesellschaftlicher Realitäten gerecht. Wir setzen uns deswegen für einen
werteorientierten europäischen Weg der KI-Forschung ein.
Wir entwickeln unsere Hochschulen partnerschaftlich weiter
Wir stehen für die vollständige Umsetzung der Hochschulfinanzierungvereinbarung
II. Sie bietet den baden-württembergischen Hochschulen finanzielle
Verlässlichkeit und eine sichere Grundfinanzierung – auch und gerade in der
Post-Corona-Zeit.
In der kommenden Legislaturperiode muss über die Fortführung der
Hochschulfinanzierung entschieden werden. Mit einer
Hochschulfinanzierungsvereinbarung III wollen wir den Kurs einer verlässlichen
Grundfinanzierung fortsetzen. Neben einem Landesforschungsbudget, das nach
wissenschaftlichen Kriterien vergeben wird, legen wir dabei einen Schwerpunkt
auf die Themen Bau und Unterhalt.
Wir überprüfen die Hochschulgesetzgebung fortwährend auf ihre Krisenfestigkeit.
Deswegen etablieren wir beispielsweise Regeln für pandemiebedingte Verzögerungen
in Qualifikationsphasen oder die Anerkennung von Familienzeiten. Dies betrifft
etwa Professorinnen oder Professoren, die aufgrund fehlender Betreuung in ihrer
Forschung und Lehre eingeschränkt sind.
In einem „Dialogprozess Zukunftslabor Hochschulen“ wollen wir die Hochschulen
weiterentwickeln. Vertreter*innen aller Statusgruppen sollen hier gemeinsam mit
gesellschaftlichen Akteur*innen das Entwicklungspotenzial des baden-
württembergischen Hochschulsystems ausloten. Damit eröffnen wir einen Raum, in
dem mutig über zentrale Fragen nachgedacht werden kann: über die konkrete
Weiterentwicklung der Lehre, der Beteiligung, der Karrierewege und der
Hochschulgovernance. Als Vorbild kann hier der erfolgreich abgeschlossene
Kulturdialog dienen. Wir wollen die Ergebnisse des „Dialogprozesses
Zukunftslabor Hochschulen“ umsetzen. Die Hochschulgesetzgebung, Karrierewege und
landesweite Vorgaben für die Lehre entwickeln wir im Anschluss daran
entsprechend weiter.
Wir unterstützen zudem eine Modellhochschule dabei, mit neuen Lehr-, Forschungs-
und Governancekonzepten zu experimentieren und diese ganzheitlich umzusetzen.
Die Modellhochschule wird in einem wettbewerblichen Verfahren ausgewählt.
Update für Studium, digitale Lehre und innovative Lernmodelle
Wir verpassen Studium und Lehre ein Update. Dazu evaluieren wir die Erfahrungen,
die besonders im Corona-Semester gemacht wurden, gemeinsam mit Studierenden und
Lehrenden. Mit einer „Landesstrategie für digitale Lehre“ bringen wir die
sichere Digitalisierung der Hochschulen in Lehre und Forschung weiter voran.
Ziel ist es dabei, die digitale Lehre zur Grundlage einer „Bildung für alle“
auszubauen. Damit können sich Hochschulen weiter für die Gesellschaft öffnen –
ein gewünschter Wissenstransfer in die Gesellschaft.
Wir sorgen dafür, dass Studierende stärker in allen Gremien mit direktem Lehr-
und Studiumbezug vertreten sind als heute und so ihre Erfahrung dort direkt
einbringen können.
Wir fördern innovative Lehrmodelle wie beispielsweise Hackathons. Das sind
Wettbewerbe, bei denen Studierende gemeinsam mit Lehrenden
hochschulübergreifend praxisorientierte Lösungen für Zukunftsaufgaben suchen
und dafür Leistungspunkte (ECTS) erhalten.
Das Lehramtsstudium, das gemeinsam von Pädagogischen Hochschulen, Universitäten
und den Seminaren organisiert wird, ist entscheidend für die Qualität der
Lehrer*innen. Wir haben dieses Studium reformiert und darin Medienbildung, den
Umgang mit Heterogenität und Inklusion verankert. Darauf bauen wir auf. Wir
werden überprüfen, wo sich das reformierte Studium bewährt hat und wo es
Nachjustierungsbedarf gibt.
Vielfalt fördern, Freiheiten erhalten
Wir stärken die Vielfalt an den Hochschulen. Wir begleiten die Hochschulen in
Baden-Württemberg dabei, die entsprechenden Maßnahmen umzusetzen, die im
Landeshochschulgesetz sowie der Hochschulfinanzierungsvereinbarung II verankert
sind. Dazu zählt unter anderem die transparente Erfassung
gleichstellungsrelevanter Daten, etwa zu einem möglichen Gender Pay Gap. Wir
nehmen insbesondere die Studieneingangsphase sowie die Karriereverläufe wie
Berufungen und Tenure Track in den Blick. Die Maßnahmen zur Förderung von
Wissenschaftlerinnen werden wir ausbauen und verzahnen, die
Gleichstellungsbeauftragten der Hochschulen stärken. Perspektivisch setzen wir uns für Unisex-Toiletten an unseren Hochschulen ein. Diese sollen für Neubauten oder Sanierungen verpflichtend sein.
Baden-Württembergs Hochschulen leben von engagierten Wissenschaftler*innen aus
der ganzen Welt. Gelingende Forschung braucht nicht nur eine gute finanzielle
Absicherung, sondern auch die Möglichkeit, frei zu denken und sich frei
auszutauschen. Für uns ist es eine wichtige Aufgabe der Hochschulen, die
Vielfalt zu fördern und diese Freiheiten zu erhalten.
Die Hochschulen im Land bilden die Gestalter*innen von morgen aus. Hier wird
Zukunft gemacht! Wir Grüne wollen Studiengänge wie Informatik oder Technik- und
Naturwissenschaften so gestalten, dass diese für alle attraktiv sind. So können
unterschiedliche Lebenswelten und Perspektiven in die Gestaltung der Zukunft
einfließen. Im Sinne tatsächlicher Gleichberechtigung unterstützen wir dabei
besondere Angebote für Frauen in Studiengängen, in denen diese
unterrepräsentiert sind.
Studierende haben es oft schwer, ein bezahlbares Zimmer oder eine Wohnung zu
finden. Diese soziale Frage betrifft längst nicht mehr nur die
Universitätsstädte. Wir unterstützen daher die baden-württembergischen
Studierendenwerke bei ihrer Aufgabe, günstigen Wohnraum bereit zu stellen.
Für Hochschulen, die Nachhaltigkeit erforschen – und umsetzen
Forschung trägt dazu bei, die drängenden Probleme des Klima- und Artenschutzes
zu lösen. Zugleich stecken im Bau und Betrieb der Hochschulen und
Studierendenwerke noch ungenutzte ökologische Potenziale. Beides wollen wir
miteinander verbinden.
Wissenschaft für Nachhaltigkeit – wir gehen voran. Dazu wollen wir einen
Schwerpunkt in der Forschungsförderung setzen. Wir wollen den
„Umweltforschungsplan Baden-Württemberg für Klimaschutz und Nachhaltigkeit“ von
Umwelt- und Wissenschaftsministerium deutlich erweitern. Wir setzen uns dafür
ein, dem ökologischen Grundlagenwissen in den relevanten Fächern einen stärkeren
Stellenwert zu geben. In der Lehramtsausbildung wollen wir Nachhaltigkeit und
Klimaschutz stärker verankern.
Sowohl in der Forschung als auch im Hochschulbetrieb soll Baden-Württemberg
Leitregion für emissionsfreie Mobilität werden. Dazu bauen wir analog zum Cyber
Valley eine landesweite Plattform Mobilitätsforschung entlang der Achse
Karlsruhe-Stuttgart-Ulm auf. Hierzu gehört auch das neue „BW Institut für
Mobilität“. Das Modellprojekt emissionsfreier Campus wollen wir auf weitere
Hochschulen ausweiten.
Unser Ziel: Hochschulen und Studierendenwerke sind ökologische Vorreiter in
Baden-Württemberg. Dafür machen wir Klimaschutz zur Chef*innensache: Wir haben
Nachhaltigkeit zu den zentralen Aufgaben der Hochschulen erhoben und die
Verantwortung direkt in den Hochschulleitungen angesiedelt. Sämtliche
Hochschulen sollen in den nächsten zehn Jahren auf einen CO2-neutralen Betrieb
umgestellt werden.
In den Hochschulmensen und Cafeterien der Studierendenwerke gehen täglich mehr
als 50.000 Essen über die Theke. Wir wollen den Anteil an biologischem und
regionalem Essen hier deutlich ausbauen.
Wir unterstützen Forschungsvorhaben zur Kreislaufwirtschaft im Hinblick auf
Fertigung und Konsumverhalten. Hochschulen und Studierendenwerke sollen nach
dem Zero-Waste-Prinzip eigene Strategien für eine vollständige
Kreislaufwirtschaft entwickeln und umsetzen. Wir stärken ihnen den Rücken!
Die gesellschaftliche Verantwortung der Forschung wird beim Thema Tierversuche
besonders deutlich. Wir fordern, eine bundesweite Negativdatenbank einzurichten.
So können unnötige Versuchswiederholungen verhindert werden. Wir wollen, dass
der Tierschutz im Landeshochschulgesetz verankert wird. Um Tierversuche zu
ersetzen, wollen wir Alternativmethoden stärken. Diese Methoden sind die
Zukunft. Wir haben deshalb in der vergangenen Legislaturperiode das 3R-Netzwerk
(Replacement, Reduction, Refinement) eingerichtet, das hier eine Vorbildfunktion
einnimmt. Damit wollen wir die Zahl der Tierversuche senken.
Technikfolgeabschätzung stärken – im Dialog mit Gesellschaft und Wirtschaft
Technikfolgenabschätzung stärken – Dialog verankern: Wir Grüne stehen für eine
Politik, die sich an wissenschaftlicher Evidenz orientiert. Es ist wichtig,
ethische Perspektiven und Fragen der Technikfolgenabschätzung frühzeitig in
die Forschung zu integrieren. Dabei muss die Gesellschaft einbezogen werden.
Deswegen wollen wir die Technikfolgenabschätzung stärken und den Dialog der
Wissenschaft mit Politik, Gesellschaft und Wirtschaft institutionell verankern.
Das Vorsorgeprinzip liefert dazu eine wichtige Orientierung. Wir haben bereits
einen Ethik-Beirat zum Thema KI im Cyber Valley eingesetzt. Analog wollen wir
ein landesweites Forum Forschungsethik einrichten, das den Dialog zwischen
Gesellschaft und Wissenschaft, Politik und Wirtschaft organisiert.
Zudem wollen wir neue Formate der Beratung des Landtags durch die Wissenschaft
erproben. Das kann beispielsweise ein Rat sein, der mit zufällig ausgewählten
Bürger*innen und Wissenschaftler*innen besetzt ist und Impulse zu wichtigen
landespolitischen Themen gibt.
Eine wichtige Rolle beim Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft kommt der
Wissenschaftskommunikation zu. Diese wollen wir ausbauen und in der
Hochschuldidaktik verankern.
Den Austausch zwischen Hochschulen und ihren Standortkommunen wollen wir
stärken. Wir schlagen vor, dass Hochschulen hierzu unter Beteiligung
gesellschaftlicher Akteur*innen und der Hochschulangehörigen Leitbilder
erarbeiten. Im Ergebnis könnte geprüft werden, ob Gemeinderäte ein beratendes
Mitglied in die jeweiligen Hochschulräte entsenden.
Reallabore sind das Flaggschiff einer Wissenschaft, die am engen Austausch mit
der Gesellschaft orientiert ist. Hier lösen Wissenschaft und Gesellschaft
partnerschaftlich konkrete Probleme und tragen so dazu bei, die großen
gesellschaftlichen Herausforderungen zu lösen. Dieses Format wollen wir
verstetigen und ausbauen, auch in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, etwa
im EUCOR-Verbund.
Bürgerwissenschaft oder „citizen science“ findet nicht nur im Reallabor statt.
Als Land wollen wir Anreize setzen, damit Hochschulen und
Forschungseinrichtungen diese Instrumente des beidseitigen Austauschs verstärkt
nutzen. Transfer und Partizipation in der Wissenschaft möchten wir weiter
ausbauen. Dazu wollen wir die Entwicklung und Umsetzung neuer
Beteiligungsformate fördern.
Hochschulen und Startups vernetzen, internationalen Austausch ausbauen
Wir gestalten innovative Wissenschaft aus einer Hand. Von der Grundlage bis zur
Anwendung braucht es eine gemeinsame Zuständigkeit und kluge Scharniere. Dies
betrifft insbesondere die Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft und der
Innovationsallianz, für die derzeit das Wirtschaftsministerium zuständig ist.
Hier kommt es immer wieder zu Reibungsverlusten. Wie in anderen Ländern wollen
wir daher die Zuständigkeit für die wirtschaftsnahe Forschung zukünftig im
Wissenschaftsministerium ansiedeln.
Die Wirtschaft in Baden-Württemberg befindet sich in einem grundlegenden
Transformationsprozess. Die Bedeutung der Hochschulen als Orte der
Weiterbildung, der beruflichen Neuorientierung und des lebenslangen Lernens
nimmt zu. Wir stärken die Hochschulen in dieser Rolle – unter anderem durch
weitere flexible Studienmodelle und Online-Kurse. Auch bei ihren Aktivitäten im
Bereich Transfer und Start-ups werden wir die Hochschulen weiterhin und noch
umfassender als bisher unterstützen.
Wir wollen Förderprogramme und Gründungszentren wie den Gründermotor an
Hochschulen weiter ausbauen und vernetzen. An jeder Hochschule in Baden-
Württemberg wollen wir eine Außenstelle des Gründermotors etablieren, um junge
Gründer*innen zu unterstützen. Darüber hinaus wollen wir die staatlichen Mittel
für Risikokapital aufstocken – für die sogenannte Pre-Seed-Phase vor der
Gründung, in der z.B. mit Forschung und Entwicklung die Basis gelegt wird, bis
zur Venture-Phase, in der das neue Unternehmen gegründet wird und Produktion und
Vertrieb aufgebaut werden. Damit helfen wir Startups im Land, auch international
sichtbarer zu werden und sich schneller zu etablieren.
Der wissenschaftliche Austausch über alle Grenzen hinweg ist heute wichtiger
denn je. Wir unterstützen den europäischen und internationalen Austausch der
Hochschulen und der Studierenden. So beteiligen sich viele Hochschulen in Baden-
Württemberg an Europäischen Hochschulen. Der Europäische Campus Oberrhein
(EUCOR) ist hier ein Schrittmacher. Wir werden die europäische Vernetzung der
Hochschulen ausbauen und weiterentwickeln.
Darum Grün!
Wer Grün wählt, stimmt für
- Baden-Württemberg als starkes Hochschul- und Forschungsland, das die
strategischen Zukunftsthemen in der Forschung und die regionale und
internationale Vernetzung stärkt
- den Austausch zwischen Hochschule, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft
durch partizipative Forschungsformate
- neue Instrumente der Technikfolgenabschätzung und der wissenschaftlichen
Politikberatung
- ein Update beim digitalen Lernen und Lehren
- die Förderung der Vielfalt an den Hochschulen
- die Stärkung der Wissenschaft für Nachhaltigkeit und für nachhaltig
betriebene Hochschulen
Unterstützer*innen
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Wissenschaftlerinnen werden wir ausbauen und verzahnen, die Gleichstellungsbeauftragten der Hochschulen stärken. Perspektivisch setzen wir uns für Unisex-Toiletten an unseren Hochschulen ein.
Kapitel 6: Hochschule, Wissenschaft und Forschung
Gemeinsam für eine gute Zukunft in unserem Land forschen
Wir Grüne stehen für nachhaltigen Fortschritt, der den Menschen, der
Gesellschaft und der Umwelt dient. Forschung und Wissen schaffen Zukunft. Daher
setzen wir uns ein für starke Hochschulen und exzellente
Forschungseinrichtungen, für internationale Kooperation und einen regen
Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.
Baden-Württemberg ist ein Land der Forschung und des Wissens. Unser Land
profitiert von seiner breiten und vielfältigen Hochschul- und
Forschungslandschaft. Starke Hochschulen und überregional bedeutende
außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sind unsere Markenzeichen. Sie stehen
für ausgezeichnete Lehre und Forschung. Dies zeigt sich etwa in den Erfolgen
unserer Universitäten im Wettbewerb um nationale und internationale Exzellenz.
Hochschulen prägen Land und Leute. Sie ermöglichen Innovationen. Sie sind
Partner von Politik und Zivilgesellschaft. Hochschulen in ihrer Vielfalt –
Pädagogische Hochschulen und Universitäten, die Duale Hochschule und die
Hochschulen für angewandte Wissenschaften ebenso wie die Kunst- und
Musikhochschulen – beleben alle Regionen des Landes kulturell und intellektuell.
Das soll so bleiben! Darum haben wir die Hochschulverfassung modernisiert. Eine
kraftvolle Verfasste Studierendenschaft, eine eigene Stimme für Promovierende
in den Hochschulgremien und Entwicklungsmöglichkeiten für alle Beschäftigten –
das macht ein konstruktives Miteinander an den Hochschulen möglich. Wir Grüne
haben die Stellen im Mittelbau gemeinsam mit den Hochschulen erheblich
ausgeweitet. Den Tenure Track haben wir als Instrument besser planbarer
Karrierewege umgesetzt. Das bedeutet: Junge Wissenschaftler*innen bekommen nach
einer befristeten Bewährungszeit eine dauerhafte Professur. Unsere beiden
bundesweit einmaligen Hochschulfinanzierungsvereinbarungen stellen die
Hochschulen auf eine stabile und verlässliche Grundlage.
Wichtig ist uns die Förderung der Forschung an zentralen Zukunftsthemen für das
Land. Hier haben wir – wie für das Thema Künstliche Intelligenz (KI) das Cyber
Valley – Leuchttürme mit internationaler Strahlkraft mit Kompetenz in der Breite
verknüpft.
Nachhaltigkeit durchzieht unsere Wissenschaftspolitik als grüner Faden. An den
neuen Zentren für Nachhaltigkeit, für Ökolandbau und für Naturkunde wird an
einer nachhaltigen Zukunft geforscht – mit Forschungsprogrammen und in
Reallaboren. Der Tierschutz liegt uns Grünen besonders am Herzen. Deshalb haben
wir ein Spitzenzentrum zur Reduzierung des Versuchstierbedarfs eingerichtet.
Die Zukunft der Mobilität wird sich verändern. Die Stuttgarter Forschungsfabrik
„ARENA 2036“ gestaltet diese Zukunft ebenso mit wie das Testfeld autonomes
Fahren oder die Batterieforschung in Ulm und Karlsruhe. Dafür haben wir den
Innovationscampus „Mobilität der Zukunft“ und das Institut für Nachhaltige
Mobilität ins Leben gerufen. Den Hochschulen kommt mit dem Projekt
„emissionsfreier Campus“ eine Pionierrolle zu.
Gesundheit und Medizintechnik sind von höchster Bedeutung. Die Corona-Krise
zeigt eindrucksvoll, wie wichtig diese Aufgaben sind. Hier liegen die Stärken
Baden-Württembergs und wir haben sie weiter ausgebaut. Unsere Unimedizin ist
vorne mit dabei, wenn es um die Erforschung der alternden Gesellschaft, um Big
Data und Künstliche Intelligenz oder um personalisierte Medizin geht. Wir haben
als grün-geführte Landesregierung die ärztliche Versorgung durch den Ausbau der
Studienplätze und durch Telemedizin optimiert. Die Gesundheitsfachberufe holen
wir an die Hochschulen.
Mit Digitalisierung und KI gestalten wir die Zukunft. Wir sind das Land mit den
meisten KI-Professuren. Das Cyber Valley in Tübingen ist unsere
Spitzeneinrichtung für maschinelles Lernen. Zusammen mit den Universitäten, der
Max-Planck-Gesellschaft und unserer starken Wirtschaft haben wir es aufgebaut.
Denn wer über den Einsatz der KI-Technologie mitentscheiden will, muss sie
mitentwickeln. Wir setzen dabei auf eine Digitalisierung, die Mensch und Umwelt
nützt. Zudem haben wir das Höchstleistungsrechenzentrum und die Forschung zur
Cybersicherheit erweitert.
Hochschulen sind Zukunftslabore. Soziale und technische Innovationen müssen auch
in der Gesellschaft ankommen. Dazu braucht es Hochschulen, die ein offenes Ohr
haben. Es braucht Forschende, die gemeinsam mit der Gesellschaft und der
Wirtschaft Wissen schaffen. Dabei sind alle Fächer relevant, die Sozial- und
Geisteswissenschaften ebenso wie die von uns gestärkten „Kleinen Fächer“.
Disziplinübergreifendes Arbeiten ist dabei wichtig. In Reallaboren arbeiten
Wissenschaft und Praxis zusammen daran, konkrete Zukunftsprobleme zu lösen.
Regionale Hochschulpartnerschaften und Weiterbildungsstudiengänge fördern den
Wissenstransfer. Mit passgenauen Angeboten haben wir eine neue Gründerkultur an
den Hochschulen etabliert. Mit dem Gründermotor oder dem Wettbewerb Start-up BW
ASAP („Academic Seed Accelerator Program") motivieren wir studentische
Gründungsteams, ihre kreativen Ideen zu Geschäftsmodellen weiterzuentwickeln und
umzusetzen. So bringen wir Innovationen ins Land.
Für einen fruchtbaren Dialog zwischen Politik und Wissenschaft
Die vergangenen Wochen und Monate haben uns eines noch einmal eindringlich vor
Augen geführt: Wissenschaft und Forschung sind wichtig für unsere Gesellschaft,
für unser Leben und unsere Gesundheit. Die Stimme der Wissenschaft hat in der
Corona-Krise zu Recht an Gewicht gewonnen. Wissenschaftliche Erkenntnisse können
zwar eine Zeit lang ignoriert werden. Auf Dauer jedoch kommen sie als Bumerang
zurück, wenn sie nicht beachtet werden. Das sehen wir in der Klimakrise ebenso
wie in der Corona-Krise.
Klar ist dabei: Politik und Wissenschaft haben unterschiedliche Rollen. Politik
entscheidet – aber verantwortungsvolle Politik entscheidet auf der Basis
wissenschaftlicher Erkenntnisse. Wir Grüne wollen den dafür notwendigen Dialog
zwischen Wissenschaft und Politik sowie Wissenschaft und Gesellschaft weiter
fördern und ausbauen. Nicht nur in der Krise, sondern auch im politischen
„Normalbetrieb“.
Gleichzeitig steht die Wissenschaft gerade in diesen Tagen durch Populismus und
Verschwörungsmythen stark unter Druck. Das reicht vom schlichten Leugnen
wissenschaftlicher Erkenntnisse bis hin zu öffentlichen Drohungen und Angriffen.
Dem treten wir Grüne entschieden entgegen. Wir zeigen Haltung: für Wissenschaft
und für Wissenschaftsfreiheit!
Das gilt erst recht in Baden-Württemberg – der wichtigsten europäischen
Innovationsregion. Wir sind stolz auf unser erfolgreiches Forschungsland.
Nirgendwo sonst wird Zukunft so greifbar wie in Wissenschaft und Forschung.
Forscher*innen erkennen frühzeitig Probleme. Sie entwickeln Lösungen und tüfteln
an neuen Technologien für morgen. Studierende entfalten an den Hochschulen ihre
Persönlichkeit und bereiten sich auf das Lösen der Aufgaben von Übermorgen vor.
Wissenschaft braucht einen fruchtbaren Nährboden und einen geschützten Raum,
damit sie in all ihren Disziplinen florieren kann. Sie braucht eine verlässliche
Grundfinanzierung, sie braucht Unabhängigkeit und Freiheit, und sie muss sich
dezentral entfalten können.
Aber Wissenschaft ist nicht unabhängig von Gesellschaft. Sie ist Teil von ihr.
Die Vielfalt unserer Gesellschaft spiegelt sich an unseren Hochschulen wider.
Wissenschaft lebt von Vielfalt – wo dies noch nicht der Fall ist, wollen wir
Diversität und Barrierefreiheit in die Hochschulen tragen.
Wissenschaft steht im Austausch mit Gesellschaft. Sie befähigt die Gesellschaft
zu Reflexion und Kritik, zu einem verantwortlichen Handeln. Deswegen sind
Teilhabe und Partizipation für uns wichtige wissenschaftspolitische Werte. Im
Hochschulgesetz haben wir deshalb die Aufgabe der Wissenschaft verankert, an der
Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft mitzuwirken. Das
Vorsorgeprinzip gehört zu unserem europäischen Weg in Innovation und Forschung.
Eine zentrale Kompetenz des Landes ist seine Zuständigkeit für die Hochschulen.
Zugleich war Wissenschaft schon immer grenzüberschreitend. Der europäische und
internationale Austausch prägt sie heute mehr denn je. Denn die
Herausforderungen, vor denen wir als Menschheit stehen, sind global – die
Klimakrise ebenso wie die Frage, wie gutes Zusammenleben im digitalen Zeitalter
gestaltet werden kann und soll. Wir tragen zur Lösung dieser globalen
Herausforderungen bei. Das bedeutet für uns Fortschritt. Wissenschaft denkt
europäisch und international. Deshalb unterstützen wir den Austausch von
Studierenden und Wissenschaftler*innen genauso wie den Austausch von Ideen.
Statt Wissen zu monopolisieren, wollen wir auch zukünftig das Ideal der
wissenschaftlichen Gemeinschaft fördern: Wissen zu teilen und zu mehren.
KI, Digitalisierung, Medizin: die Forschung an Zukunftsthemen stärken
Wir setzen auf eine strategisch ausgerichtete Forschungsförderung. Dabei bleiben
wir dem Prinzip „Breite und Spitze“ treu: Wir stärken Kompetenzen in der Fläche.
Zugleich bündeln wir Spitzenkompetenzen und vernetzen zentrale Akteur*innen.
Unsere strategischen Themen für Baden-Württemberg sind: der Wandel der
Mobilität, Nachhaltigkeit, Energie- und Klimaforschung, Medizin und
Lebenswissenschaften, Digitalisierung und KI.
Der Innovationscampus Cyber Valley entwickelt schon jetzt internationale
Strahlkraft im Bereich der KI. Hier werden Spitzenforschung und Anwendung
zusammengebracht. Nach diesem Vorbild wollen wir auch für unsere weiteren
Zukunftsthemen dauerhafte Strukturen etablieren und damit jetzt beginnen. Dazu
gehört für uns jeweils zwingend die begleitende Forschung zu ethischen Fragen
und zur umfassenden Technikfolgenabschätzung.
Um die Hochschulfinanzierung weiterzuentwickeln, sehen wir ein
Landesforschungsbudget vor, über das wir Akzente setzen können – in einem
wissenschaftsgeleiteten und transparenten Verfahren.
Die Corona-Pandemie hat die überragende Bedeutung der Hochschulmedizin
eindrucksvoll unter Beweis gestellt – um in Krisen zu reagieren, die
Gesundheitsversorgung sicherzustellen und innovative Ansätze für das Land zu
entwickeln. Aus der Not ist schnell eine Tugend geworden – aus Konkurrenz nun
dynamische Kooperation: Gemeinsam mit den vielen starken Zentren der
Hochschulmedizin im Land werden wir die Erfahrungen sowie den Mut nutzen, die
wir in der Pandemie gesammelt und erlebt haben, und ein baden-württembergisches
Netzwerk bauen. In Versorgung, Forschung und Ausbildung sowie insbesondere
Digitalisierung und KI fördern wir dafür mit Nachdruck tiefe Kooperationen im
Land. Das kommt nicht nur der Gesundheit der Bürger*innen direkt zugute. Es
bringt auch das Land nach vorne: Mit einem solchen Verbund kann Baden-
Württemberg mit anderen Spitzenregionen in Deutschland und international
mithalten und wirtschaftlich profitieren.
Zudem wollen wir in der Region Rhein-Neckar die Gesundheits- und
Lebenswissenschaften stärker bündeln – in Form eines weiteren Innovationscampus
ähnlich dem Cyber Valley. Von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung, von der
Krebsforschung bis zur KI werden wir Unikliniken, Hochschulen, außeruniversitäre
Forschung und Wirtschaft zusammenbringen. Durch enge regionale Vernetzung
schaffen wir so einen weiteren internationalen Leuchtturm der Spitzenforschung
im Land.
Wir unterstützen die baden-württembergische Forschung dabei, zukunftsträchtige
Forschungsfelder zu erschließen. Dazu gehören Quantencomputing und
Quantensensorik, Materialforschung, adaptive Fertigung und andere. Damit die
Mobilitäts- und Energiewende gelingt, müssen wir die Batterieforschung weiter
ausbauen. Wir unterstützen weitere Forschung in der Biotechnologie. Insbesondere
Bioökonomie und Verfahrenstechnik sind entscheidende Zukunftsfelder. Die
Nachweis- und Risikoforschung zu neuer Gentechnik soll gestärkt werden. Aber
auch die traditionellen Züchtungsverfahren und bislang vernachlässigte
Züchtungsansätze benötigen mehr Unterstützung. Auch bei neuen gentechnischen
Verfahren braucht es Risikoforschung mit Blick auf Umwelt und Mensch. Wir halten
hierbei an einem strengen Zulassungsverfahren und an der europäischen
Orientierung am wissenschaftsbasierten Vorsorgeprinzip fest. Die Corona-Krise
hat Fragen der gesellschaftlichen Krisenfestigkeit und Widerstandsfähigkeit
verschärft aufgeworfen. Auch darin sehen wir ein zukunftsrelevantes
Forschungsfeld.
Bei der Forschung, die für die zentralen Transformationsprozesse relevant ist,
wollen wir weiter vorangehen und dabei die Gesellschaftswissenschaften
einbinden, etwa bei Fragen des sozialen Zusammenhalts oder der
Beteiligungsforschung. Ein besonderer Fokus soll auf der Förderung inter- und
transdisziplinärer Ansätze liegen. Dies geht bis hin zur Weiterentwicklung der
Formen der Begutachtung und der Vergabe von Fördermitteln in
disziplinübergreifenden, praxisbezogenen Forschungsfeldern.
Baden-Württemberg ist Vorreiter bei der Forschung zu KI und Digitalisierung.
Dies wollen wir weiter ausbauen – insbesondere die Robotik, die
Medizininformatik und die Verbindung zwischen KI und Gesundheitsfragen. Dazu
gehört auch eine verbesserte Datenbereitstellung. Der „Gender Data Gap“
insbesondere in der KI-Forschung muss geschlossen werden. Das bedeutet: Wir
werden aktiv dafür Sorge tragen, dass der Forschung gleichberechtigt Daten aller
Geschlechter zugrunde gelegt werden. Damit werden wir der Vielfalt
gesellschaftlicher Realitäten gerecht. Wir setzen uns deswegen für einen
werteorientierten europäischen Weg der KI-Forschung ein.
Wir entwickeln unsere Hochschulen partnerschaftlich weiter
Wir stehen für die vollständige Umsetzung der Hochschulfinanzierungvereinbarung
II. Sie bietet den baden-württembergischen Hochschulen finanzielle
Verlässlichkeit und eine sichere Grundfinanzierung – auch und gerade in der
Post-Corona-Zeit.
In der kommenden Legislaturperiode muss über die Fortführung der
Hochschulfinanzierung entschieden werden. Mit einer
Hochschulfinanzierungsvereinbarung III wollen wir den Kurs einer verlässlichen
Grundfinanzierung fortsetzen. Neben einem Landesforschungsbudget, das nach
wissenschaftlichen Kriterien vergeben wird, legen wir dabei einen Schwerpunkt
auf die Themen Bau und Unterhalt.
Wir überprüfen die Hochschulgesetzgebung fortwährend auf ihre Krisenfestigkeit.
Deswegen etablieren wir beispielsweise Regeln für pandemiebedingte Verzögerungen
in Qualifikationsphasen oder die Anerkennung von Familienzeiten. Dies betrifft
etwa Professorinnen oder Professoren, die aufgrund fehlender Betreuung in ihrer
Forschung und Lehre eingeschränkt sind.
In einem „Dialogprozess Zukunftslabor Hochschulen“ wollen wir die Hochschulen
weiterentwickeln. Vertreter*innen aller Statusgruppen sollen hier gemeinsam mit
gesellschaftlichen Akteur*innen das Entwicklungspotenzial des baden-
württembergischen Hochschulsystems ausloten. Damit eröffnen wir einen Raum, in
dem mutig über zentrale Fragen nachgedacht werden kann: über die konkrete
Weiterentwicklung der Lehre, der Beteiligung, der Karrierewege und der
Hochschulgovernance. Als Vorbild kann hier der erfolgreich abgeschlossene
Kulturdialog dienen. Wir wollen die Ergebnisse des „Dialogprozesses
Zukunftslabor Hochschulen“ umsetzen. Die Hochschulgesetzgebung, Karrierewege und
landesweite Vorgaben für die Lehre entwickeln wir im Anschluss daran
entsprechend weiter.
Wir unterstützen zudem eine Modellhochschule dabei, mit neuen Lehr-, Forschungs-
und Governancekonzepten zu experimentieren und diese ganzheitlich umzusetzen.
Die Modellhochschule wird in einem wettbewerblichen Verfahren ausgewählt.
Update für Studium, digitale Lehre und innovative Lernmodelle
Wir verpassen Studium und Lehre ein Update. Dazu evaluieren wir die Erfahrungen,
die besonders im Corona-Semester gemacht wurden, gemeinsam mit Studierenden und
Lehrenden. Mit einer „Landesstrategie für digitale Lehre“ bringen wir die
sichere Digitalisierung der Hochschulen in Lehre und Forschung weiter voran.
Ziel ist es dabei, die digitale Lehre zur Grundlage einer „Bildung für alle“
auszubauen. Damit können sich Hochschulen weiter für die Gesellschaft öffnen –
ein gewünschter Wissenstransfer in die Gesellschaft.
Wir sorgen dafür, dass Studierende stärker in allen Gremien mit direktem Lehr-
und Studiumbezug vertreten sind als heute und so ihre Erfahrung dort direkt
einbringen können.
Wir fördern innovative Lehrmodelle wie beispielsweise Hackathons. Das sind
Wettbewerbe, bei denen Studierende gemeinsam mit Lehrenden
hochschulübergreifend praxisorientierte Lösungen für Zukunftsaufgaben suchen
und dafür Leistungspunkte (ECTS) erhalten.
Das Lehramtsstudium, das gemeinsam von Pädagogischen Hochschulen, Universitäten
und den Seminaren organisiert wird, ist entscheidend für die Qualität der
Lehrer*innen. Wir haben dieses Studium reformiert und darin Medienbildung, den
Umgang mit Heterogenität und Inklusion verankert. Darauf bauen wir auf. Wir
werden überprüfen, wo sich das reformierte Studium bewährt hat und wo es
Nachjustierungsbedarf gibt.
Vielfalt fördern, Freiheiten erhalten
Wir stärken die Vielfalt an den Hochschulen. Wir begleiten die Hochschulen in
Baden-Württemberg dabei, die entsprechenden Maßnahmen umzusetzen, die im
Landeshochschulgesetz sowie der Hochschulfinanzierungsvereinbarung II verankert
sind. Dazu zählt unter anderem die transparente Erfassung
gleichstellungsrelevanter Daten, etwa zu einem möglichen Gender Pay Gap. Wir
nehmen insbesondere die Studieneingangsphase sowie die Karriereverläufe wie
Berufungen und Tenure Track in den Blick. Die Maßnahmen zur Förderung von
Wissenschaftlerinnen werden wir ausbauen und verzahnen, die
Gleichstellungsbeauftragten der Hochschulen stärken. Perspektivisch setzen wir uns für Unisex-Toiletten an unseren Hochschulen ein.
Baden-Württembergs Hochschulen leben von engagierten Wissenschaftler*innen aus
der ganzen Welt. Gelingende Forschung braucht nicht nur eine gute finanzielle
Absicherung, sondern auch die Möglichkeit, frei zu denken und sich frei
auszutauschen. Für uns ist es eine wichtige Aufgabe der Hochschulen, die
Vielfalt zu fördern und diese Freiheiten zu erhalten.
Die Hochschulen im Land bilden die Gestalter*innen von morgen aus. Hier wird
Zukunft gemacht! Wir Grüne wollen Studiengänge wie Informatik oder Technik- und
Naturwissenschaften so gestalten, dass diese für alle attraktiv sind. So können
unterschiedliche Lebenswelten und Perspektiven in die Gestaltung der Zukunft
einfließen. Im Sinne tatsächlicher Gleichberechtigung unterstützen wir dabei
besondere Angebote für Frauen in Studiengängen, in denen diese
unterrepräsentiert sind.
Studierende haben es oft schwer, ein bezahlbares Zimmer oder eine Wohnung zu
finden. Diese soziale Frage betrifft längst nicht mehr nur die
Universitätsstädte. Wir unterstützen daher die baden-württembergischen
Studierendenwerke bei ihrer Aufgabe, günstigen Wohnraum bereit zu stellen.
Für Hochschulen, die Nachhaltigkeit erforschen – und umsetzen
Forschung trägt dazu bei, die drängenden Probleme des Klima- und Artenschutzes
zu lösen. Zugleich stecken im Bau und Betrieb der Hochschulen und
Studierendenwerke noch ungenutzte ökologische Potenziale. Beides wollen wir
miteinander verbinden.
Wissenschaft für Nachhaltigkeit – wir gehen voran. Dazu wollen wir einen
Schwerpunkt in der Forschungsförderung setzen. Wir wollen den
„Umweltforschungsplan Baden-Württemberg für Klimaschutz und Nachhaltigkeit“ von
Umwelt- und Wissenschaftsministerium deutlich erweitern. Wir setzen uns dafür
ein, dem ökologischen Grundlagenwissen in den relevanten Fächern einen stärkeren
Stellenwert zu geben. In der Lehramtsausbildung wollen wir Nachhaltigkeit und
Klimaschutz stärker verankern.
Sowohl in der Forschung als auch im Hochschulbetrieb soll Baden-Württemberg
Leitregion für emissionsfreie Mobilität werden. Dazu bauen wir analog zum Cyber
Valley eine landesweite Plattform Mobilitätsforschung entlang der Achse
Karlsruhe-Stuttgart-Ulm auf. Hierzu gehört auch das neue „BW Institut für
Mobilität“. Das Modellprojekt emissionsfreier Campus wollen wir auf weitere
Hochschulen ausweiten.
Unser Ziel: Hochschulen und Studierendenwerke sind ökologische Vorreiter in
Baden-Württemberg. Dafür machen wir Klimaschutz zur Chef*innensache: Wir haben
Nachhaltigkeit zu den zentralen Aufgaben der Hochschulen erhoben und die
Verantwortung direkt in den Hochschulleitungen angesiedelt. Sämtliche
Hochschulen sollen in den nächsten zehn Jahren auf einen CO2-neutralen Betrieb
umgestellt werden.
In den Hochschulmensen und Cafeterien der Studierendenwerke gehen täglich mehr
als 50.000 Essen über die Theke. Wir wollen den Anteil an biologischem und
regionalem Essen hier deutlich ausbauen.
Wir unterstützen Forschungsvorhaben zur Kreislaufwirtschaft im Hinblick auf
Fertigung und Konsumverhalten. Hochschulen und Studierendenwerke sollen nach
dem Zero-Waste-Prinzip eigene Strategien für eine vollständige
Kreislaufwirtschaft entwickeln und umsetzen. Wir stärken ihnen den Rücken!
Die gesellschaftliche Verantwortung der Forschung wird beim Thema Tierversuche
besonders deutlich. Wir fordern, eine bundesweite Negativdatenbank einzurichten.
So können unnötige Versuchswiederholungen verhindert werden. Wir wollen, dass
der Tierschutz im Landeshochschulgesetz verankert wird. Um Tierversuche zu
ersetzen, wollen wir Alternativmethoden stärken. Diese Methoden sind die
Zukunft. Wir haben deshalb in der vergangenen Legislaturperiode das 3R-Netzwerk
(Replacement, Reduction, Refinement) eingerichtet, das hier eine Vorbildfunktion
einnimmt. Damit wollen wir die Zahl der Tierversuche senken.
Technikfolgeabschätzung stärken – im Dialog mit Gesellschaft und Wirtschaft
Technikfolgenabschätzung stärken – Dialog verankern: Wir Grüne stehen für eine
Politik, die sich an wissenschaftlicher Evidenz orientiert. Es ist wichtig,
ethische Perspektiven und Fragen der Technikfolgenabschätzung frühzeitig in
die Forschung zu integrieren. Dabei muss die Gesellschaft einbezogen werden.
Deswegen wollen wir die Technikfolgenabschätzung stärken und den Dialog der
Wissenschaft mit Politik, Gesellschaft und Wirtschaft institutionell verankern.
Das Vorsorgeprinzip liefert dazu eine wichtige Orientierung. Wir haben bereits
einen Ethik-Beirat zum Thema KI im Cyber Valley eingesetzt. Analog wollen wir
ein landesweites Forum Forschungsethik einrichten, das den Dialog zwischen
Gesellschaft und Wissenschaft, Politik und Wirtschaft organisiert.
Zudem wollen wir neue Formate der Beratung des Landtags durch die Wissenschaft
erproben. Das kann beispielsweise ein Rat sein, der mit zufällig ausgewählten
Bürger*innen und Wissenschaftler*innen besetzt ist und Impulse zu wichtigen
landespolitischen Themen gibt.
Eine wichtige Rolle beim Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft kommt der
Wissenschaftskommunikation zu. Diese wollen wir ausbauen und in der
Hochschuldidaktik verankern.
Den Austausch zwischen Hochschulen und ihren Standortkommunen wollen wir
stärken. Wir schlagen vor, dass Hochschulen hierzu unter Beteiligung
gesellschaftlicher Akteur*innen und der Hochschulangehörigen Leitbilder
erarbeiten. Im Ergebnis könnte geprüft werden, ob Gemeinderäte ein beratendes
Mitglied in die jeweiligen Hochschulräte entsenden.
Reallabore sind das Flaggschiff einer Wissenschaft, die am engen Austausch mit
der Gesellschaft orientiert ist. Hier lösen Wissenschaft und Gesellschaft
partnerschaftlich konkrete Probleme und tragen so dazu bei, die großen
gesellschaftlichen Herausforderungen zu lösen. Dieses Format wollen wir
verstetigen und ausbauen, auch in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, etwa
im EUCOR-Verbund.
Bürgerwissenschaft oder „citizen science“ findet nicht nur im Reallabor statt.
Als Land wollen wir Anreize setzen, damit Hochschulen und
Forschungseinrichtungen diese Instrumente des beidseitigen Austauschs verstärkt
nutzen. Transfer und Partizipation in der Wissenschaft möchten wir weiter
ausbauen. Dazu wollen wir die Entwicklung und Umsetzung neuer
Beteiligungsformate fördern.
Hochschulen und Startups vernetzen, internationalen Austausch ausbauen
Wir gestalten innovative Wissenschaft aus einer Hand. Von der Grundlage bis zur
Anwendung braucht es eine gemeinsame Zuständigkeit und kluge Scharniere. Dies
betrifft insbesondere die Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft und der
Innovationsallianz, für die derzeit das Wirtschaftsministerium zuständig ist.
Hier kommt es immer wieder zu Reibungsverlusten. Wie in anderen Ländern wollen
wir daher die Zuständigkeit für die wirtschaftsnahe Forschung zukünftig im
Wissenschaftsministerium ansiedeln.
Die Wirtschaft in Baden-Württemberg befindet sich in einem grundlegenden
Transformationsprozess. Die Bedeutung der Hochschulen als Orte der
Weiterbildung, der beruflichen Neuorientierung und des lebenslangen Lernens
nimmt zu. Wir stärken die Hochschulen in dieser Rolle – unter anderem durch
weitere flexible Studienmodelle und Online-Kurse. Auch bei ihren Aktivitäten im
Bereich Transfer und Start-ups werden wir die Hochschulen weiterhin und noch
umfassender als bisher unterstützen.
Wir wollen Förderprogramme und Gründungszentren wie den Gründermotor an
Hochschulen weiter ausbauen und vernetzen. An jeder Hochschule in Baden-
Württemberg wollen wir eine Außenstelle des Gründermotors etablieren, um junge
Gründer*innen zu unterstützen. Darüber hinaus wollen wir die staatlichen Mittel
für Risikokapital aufstocken – für die sogenannte Pre-Seed-Phase vor der
Gründung, in der z.B. mit Forschung und Entwicklung die Basis gelegt wird, bis
zur Venture-Phase, in der das neue Unternehmen gegründet wird und Produktion und
Vertrieb aufgebaut werden. Damit helfen wir Startups im Land, auch international
sichtbarer zu werden und sich schneller zu etablieren.
Der wissenschaftliche Austausch über alle Grenzen hinweg ist heute wichtiger
denn je. Wir unterstützen den europäischen und internationalen Austausch der
Hochschulen und der Studierenden. So beteiligen sich viele Hochschulen in Baden-
Württemberg an Europäischen Hochschulen. Der Europäische Campus Oberrhein
(EUCOR) ist hier ein Schrittmacher. Wir werden die europäische Vernetzung der
Hochschulen ausbauen und weiterentwickeln.
Darum Grün!
Wer Grün wählt, stimmt für
- Baden-Württemberg als starkes Hochschul- und Forschungsland, das die
strategischen Zukunftsthemen in der Forschung und die regionale und
internationale Vernetzung stärkt
- den Austausch zwischen Hochschule, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft
durch partizipative Forschungsformate
- neue Instrumente der Technikfolgenabschätzung und der wissenschaftlichen
Politikberatung
- ein Update beim digitalen Lernen und Lehren
- die Förderung der Vielfalt an den Hochschulen
- die Stärkung der Wissenschaft für Nachhaltigkeit und für nachhaltig
betriebene Hochschulen
Antragstext
Von Zeile 249 bis 250 einfügen:
Wissenschaftlerinnen werden wir ausbauen und verzahnen, die Gleichstellungsbeauftragten der Hochschulen stärken. Perspektivisch setzen wir uns für Unisex-Toiletten an unseren Hochschulen ein. Diese sollen für Neubauten oder Sanierungen verpflichtend sein.
Kapitel 6: Hochschule, Wissenschaft und Forschung
Gemeinsam für eine gute Zukunft in unserem Land forschen
Wir Grüne stehen für nachhaltigen Fortschritt, der den Menschen, der
Gesellschaft und der Umwelt dient. Forschung und Wissen schaffen Zukunft. Daher
setzen wir uns ein für starke Hochschulen und exzellente
Forschungseinrichtungen, für internationale Kooperation und einen regen
Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.
Baden-Württemberg ist ein Land der Forschung und des Wissens. Unser Land
profitiert von seiner breiten und vielfältigen Hochschul- und
Forschungslandschaft. Starke Hochschulen und überregional bedeutende
außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sind unsere Markenzeichen. Sie stehen
für ausgezeichnete Lehre und Forschung. Dies zeigt sich etwa in den Erfolgen
unserer Universitäten im Wettbewerb um nationale und internationale Exzellenz.
Hochschulen prägen Land und Leute. Sie ermöglichen Innovationen. Sie sind
Partner von Politik und Zivilgesellschaft. Hochschulen in ihrer Vielfalt –
Pädagogische Hochschulen und Universitäten, die Duale Hochschule und die
Hochschulen für angewandte Wissenschaften ebenso wie die Kunst- und
Musikhochschulen – beleben alle Regionen des Landes kulturell und intellektuell.
Das soll so bleiben! Darum haben wir die Hochschulverfassung modernisiert. Eine
kraftvolle Verfasste Studierendenschaft, eine eigene Stimme für Promovierende
in den Hochschulgremien und Entwicklungsmöglichkeiten für alle Beschäftigten –
das macht ein konstruktives Miteinander an den Hochschulen möglich. Wir Grüne
haben die Stellen im Mittelbau gemeinsam mit den Hochschulen erheblich
ausgeweitet. Den Tenure Track haben wir als Instrument besser planbarer
Karrierewege umgesetzt. Das bedeutet: Junge Wissenschaftler*innen bekommen nach
einer befristeten Bewährungszeit eine dauerhafte Professur. Unsere beiden
bundesweit einmaligen Hochschulfinanzierungsvereinbarungen stellen die
Hochschulen auf eine stabile und verlässliche Grundlage.
Wichtig ist uns die Förderung der Forschung an zentralen Zukunftsthemen für das
Land. Hier haben wir – wie für das Thema Künstliche Intelligenz (KI) das Cyber
Valley – Leuchttürme mit internationaler Strahlkraft mit Kompetenz in der Breite
verknüpft.
Nachhaltigkeit durchzieht unsere Wissenschaftspolitik als grüner Faden. An den
neuen Zentren für Nachhaltigkeit, für Ökolandbau und für Naturkunde wird an
einer nachhaltigen Zukunft geforscht – mit Forschungsprogrammen und in
Reallaboren. Der Tierschutz liegt uns Grünen besonders am Herzen. Deshalb haben
wir ein Spitzenzentrum zur Reduzierung des Versuchstierbedarfs eingerichtet.
Die Zukunft der Mobilität wird sich verändern. Die Stuttgarter Forschungsfabrik
„ARENA 2036“ gestaltet diese Zukunft ebenso mit wie das Testfeld autonomes
Fahren oder die Batterieforschung in Ulm und Karlsruhe. Dafür haben wir den
Innovationscampus „Mobilität der Zukunft“ und das Institut für Nachhaltige
Mobilität ins Leben gerufen. Den Hochschulen kommt mit dem Projekt
„emissionsfreier Campus“ eine Pionierrolle zu.
Gesundheit und Medizintechnik sind von höchster Bedeutung. Die Corona-Krise
zeigt eindrucksvoll, wie wichtig diese Aufgaben sind. Hier liegen die Stärken
Baden-Württembergs und wir haben sie weiter ausgebaut. Unsere Unimedizin ist
vorne mit dabei, wenn es um die Erforschung der alternden Gesellschaft, um Big
Data und Künstliche Intelligenz oder um personalisierte Medizin geht. Wir haben
als grün-geführte Landesregierung die ärztliche Versorgung durch den Ausbau der
Studienplätze und durch Telemedizin optimiert. Die Gesundheitsfachberufe holen
wir an die Hochschulen.
Mit Digitalisierung und KI gestalten wir die Zukunft. Wir sind das Land mit den
meisten KI-Professuren. Das Cyber Valley in Tübingen ist unsere
Spitzeneinrichtung für maschinelles Lernen. Zusammen mit den Universitäten, der
Max-Planck-Gesellschaft und unserer starken Wirtschaft haben wir es aufgebaut.
Denn wer über den Einsatz der KI-Technologie mitentscheiden will, muss sie
mitentwickeln. Wir setzen dabei auf eine Digitalisierung, die Mensch und Umwelt
nützt. Zudem haben wir das Höchstleistungsrechenzentrum und die Forschung zur
Cybersicherheit erweitert.
Hochschulen sind Zukunftslabore. Soziale und technische Innovationen müssen auch
in der Gesellschaft ankommen. Dazu braucht es Hochschulen, die ein offenes Ohr
haben. Es braucht Forschende, die gemeinsam mit der Gesellschaft und der
Wirtschaft Wissen schaffen. Dabei sind alle Fächer relevant, die Sozial- und
Geisteswissenschaften ebenso wie die von uns gestärkten „Kleinen Fächer“.
Disziplinübergreifendes Arbeiten ist dabei wichtig. In Reallaboren arbeiten
Wissenschaft und Praxis zusammen daran, konkrete Zukunftsprobleme zu lösen.
Regionale Hochschulpartnerschaften und Weiterbildungsstudiengänge fördern den
Wissenstransfer. Mit passgenauen Angeboten haben wir eine neue Gründerkultur an
den Hochschulen etabliert. Mit dem Gründermotor oder dem Wettbewerb Start-up BW
ASAP („Academic Seed Accelerator Program") motivieren wir studentische
Gründungsteams, ihre kreativen Ideen zu Geschäftsmodellen weiterzuentwickeln und
umzusetzen. So bringen wir Innovationen ins Land.
Für einen fruchtbaren Dialog zwischen Politik und Wissenschaft
Die vergangenen Wochen und Monate haben uns eines noch einmal eindringlich vor
Augen geführt: Wissenschaft und Forschung sind wichtig für unsere Gesellschaft,
für unser Leben und unsere Gesundheit. Die Stimme der Wissenschaft hat in der
Corona-Krise zu Recht an Gewicht gewonnen. Wissenschaftliche Erkenntnisse können
zwar eine Zeit lang ignoriert werden. Auf Dauer jedoch kommen sie als Bumerang
zurück, wenn sie nicht beachtet werden. Das sehen wir in der Klimakrise ebenso
wie in der Corona-Krise.
Klar ist dabei: Politik und Wissenschaft haben unterschiedliche Rollen. Politik
entscheidet – aber verantwortungsvolle Politik entscheidet auf der Basis
wissenschaftlicher Erkenntnisse. Wir Grüne wollen den dafür notwendigen Dialog
zwischen Wissenschaft und Politik sowie Wissenschaft und Gesellschaft weiter
fördern und ausbauen. Nicht nur in der Krise, sondern auch im politischen
„Normalbetrieb“.
Gleichzeitig steht die Wissenschaft gerade in diesen Tagen durch Populismus und
Verschwörungsmythen stark unter Druck. Das reicht vom schlichten Leugnen
wissenschaftlicher Erkenntnisse bis hin zu öffentlichen Drohungen und Angriffen.
Dem treten wir Grüne entschieden entgegen. Wir zeigen Haltung: für Wissenschaft
und für Wissenschaftsfreiheit!
Das gilt erst recht in Baden-Württemberg – der wichtigsten europäischen
Innovationsregion. Wir sind stolz auf unser erfolgreiches Forschungsland.
Nirgendwo sonst wird Zukunft so greifbar wie in Wissenschaft und Forschung.
Forscher*innen erkennen frühzeitig Probleme. Sie entwickeln Lösungen und tüfteln
an neuen Technologien für morgen. Studierende entfalten an den Hochschulen ihre
Persönlichkeit und bereiten sich auf das Lösen der Aufgaben von Übermorgen vor.
Wissenschaft braucht einen fruchtbaren Nährboden und einen geschützten Raum,
damit sie in all ihren Disziplinen florieren kann. Sie braucht eine verlässliche
Grundfinanzierung, sie braucht Unabhängigkeit und Freiheit, und sie muss sich
dezentral entfalten können.
Aber Wissenschaft ist nicht unabhängig von Gesellschaft. Sie ist Teil von ihr.
Die Vielfalt unserer Gesellschaft spiegelt sich an unseren Hochschulen wider.
Wissenschaft lebt von Vielfalt – wo dies noch nicht der Fall ist, wollen wir
Diversität und Barrierefreiheit in die Hochschulen tragen.
Wissenschaft steht im Austausch mit Gesellschaft. Sie befähigt die Gesellschaft
zu Reflexion und Kritik, zu einem verantwortlichen Handeln. Deswegen sind
Teilhabe und Partizipation für uns wichtige wissenschaftspolitische Werte. Im
Hochschulgesetz haben wir deshalb die Aufgabe der Wissenschaft verankert, an der
Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft mitzuwirken. Das
Vorsorgeprinzip gehört zu unserem europäischen Weg in Innovation und Forschung.
Eine zentrale Kompetenz des Landes ist seine Zuständigkeit für die Hochschulen.
Zugleich war Wissenschaft schon immer grenzüberschreitend. Der europäische und
internationale Austausch prägt sie heute mehr denn je. Denn die
Herausforderungen, vor denen wir als Menschheit stehen, sind global – die
Klimakrise ebenso wie die Frage, wie gutes Zusammenleben im digitalen Zeitalter
gestaltet werden kann und soll. Wir tragen zur Lösung dieser globalen
Herausforderungen bei. Das bedeutet für uns Fortschritt. Wissenschaft denkt
europäisch und international. Deshalb unterstützen wir den Austausch von
Studierenden und Wissenschaftler*innen genauso wie den Austausch von Ideen.
Statt Wissen zu monopolisieren, wollen wir auch zukünftig das Ideal der
wissenschaftlichen Gemeinschaft fördern: Wissen zu teilen und zu mehren.
KI, Digitalisierung, Medizin: die Forschung an Zukunftsthemen stärken
Wir setzen auf eine strategisch ausgerichtete Forschungsförderung. Dabei bleiben
wir dem Prinzip „Breite und Spitze“ treu: Wir stärken Kompetenzen in der Fläche.
Zugleich bündeln wir Spitzenkompetenzen und vernetzen zentrale Akteur*innen.
Unsere strategischen Themen für Baden-Württemberg sind: der Wandel der
Mobilität, Nachhaltigkeit, Energie- und Klimaforschung, Medizin und
Lebenswissenschaften, Digitalisierung und KI.
Der Innovationscampus Cyber Valley entwickelt schon jetzt internationale
Strahlkraft im Bereich der KI. Hier werden Spitzenforschung und Anwendung
zusammengebracht. Nach diesem Vorbild wollen wir auch für unsere weiteren
Zukunftsthemen dauerhafte Strukturen etablieren und damit jetzt beginnen. Dazu
gehört für uns jeweils zwingend die begleitende Forschung zu ethischen Fragen
und zur umfassenden Technikfolgenabschätzung.
Um die Hochschulfinanzierung weiterzuentwickeln, sehen wir ein
Landesforschungsbudget vor, über das wir Akzente setzen können – in einem
wissenschaftsgeleiteten und transparenten Verfahren.
Die Corona-Pandemie hat die überragende Bedeutung der Hochschulmedizin
eindrucksvoll unter Beweis gestellt – um in Krisen zu reagieren, die
Gesundheitsversorgung sicherzustellen und innovative Ansätze für das Land zu
entwickeln. Aus der Not ist schnell eine Tugend geworden – aus Konkurrenz nun
dynamische Kooperation: Gemeinsam mit den vielen starken Zentren der
Hochschulmedizin im Land werden wir die Erfahrungen sowie den Mut nutzen, die
wir in der Pandemie gesammelt und erlebt haben, und ein baden-württembergisches
Netzwerk bauen. In Versorgung, Forschung und Ausbildung sowie insbesondere
Digitalisierung und KI fördern wir dafür mit Nachdruck tiefe Kooperationen im
Land. Das kommt nicht nur der Gesundheit der Bürger*innen direkt zugute. Es
bringt auch das Land nach vorne: Mit einem solchen Verbund kann Baden-
Württemberg mit anderen Spitzenregionen in Deutschland und international
mithalten und wirtschaftlich profitieren.
Zudem wollen wir in der Region Rhein-Neckar die Gesundheits- und
Lebenswissenschaften stärker bündeln – in Form eines weiteren Innovationscampus
ähnlich dem Cyber Valley. Von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung, von der
Krebsforschung bis zur KI werden wir Unikliniken, Hochschulen, außeruniversitäre
Forschung und Wirtschaft zusammenbringen. Durch enge regionale Vernetzung
schaffen wir so einen weiteren internationalen Leuchtturm der Spitzenforschung
im Land.
Wir unterstützen die baden-württembergische Forschung dabei, zukunftsträchtige
Forschungsfelder zu erschließen. Dazu gehören Quantencomputing und
Quantensensorik, Materialforschung, adaptive Fertigung und andere. Damit die
Mobilitäts- und Energiewende gelingt, müssen wir die Batterieforschung weiter
ausbauen. Wir unterstützen weitere Forschung in der Biotechnologie. Insbesondere
Bioökonomie und Verfahrenstechnik sind entscheidende Zukunftsfelder. Die
Nachweis- und Risikoforschung zu neuer Gentechnik soll gestärkt werden. Aber
auch die traditionellen Züchtungsverfahren und bislang vernachlässigte
Züchtungsansätze benötigen mehr Unterstützung. Auch bei neuen gentechnischen
Verfahren braucht es Risikoforschung mit Blick auf Umwelt und Mensch. Wir halten
hierbei an einem strengen Zulassungsverfahren und an der europäischen
Orientierung am wissenschaftsbasierten Vorsorgeprinzip fest. Die Corona-Krise
hat Fragen der gesellschaftlichen Krisenfestigkeit und Widerstandsfähigkeit
verschärft aufgeworfen. Auch darin sehen wir ein zukunftsrelevantes
Forschungsfeld.
Bei der Forschung, die für die zentralen Transformationsprozesse relevant ist,
wollen wir weiter vorangehen und dabei die Gesellschaftswissenschaften
einbinden, etwa bei Fragen des sozialen Zusammenhalts oder der
Beteiligungsforschung. Ein besonderer Fokus soll auf der Förderung inter- und
transdisziplinärer Ansätze liegen. Dies geht bis hin zur Weiterentwicklung der
Formen der Begutachtung und der Vergabe von Fördermitteln in
disziplinübergreifenden, praxisbezogenen Forschungsfeldern.
Baden-Württemberg ist Vorreiter bei der Forschung zu KI und Digitalisierung.
Dies wollen wir weiter ausbauen – insbesondere die Robotik, die
Medizininformatik und die Verbindung zwischen KI und Gesundheitsfragen. Dazu
gehört auch eine verbesserte Datenbereitstellung. Der „Gender Data Gap“
insbesondere in der KI-Forschung muss geschlossen werden. Das bedeutet: Wir
werden aktiv dafür Sorge tragen, dass der Forschung gleichberechtigt Daten aller
Geschlechter zugrunde gelegt werden. Damit werden wir der Vielfalt
gesellschaftlicher Realitäten gerecht. Wir setzen uns deswegen für einen
werteorientierten europäischen Weg der KI-Forschung ein.
Wir entwickeln unsere Hochschulen partnerschaftlich weiter
Wir stehen für die vollständige Umsetzung der Hochschulfinanzierungvereinbarung
II. Sie bietet den baden-württembergischen Hochschulen finanzielle
Verlässlichkeit und eine sichere Grundfinanzierung – auch und gerade in der
Post-Corona-Zeit.
In der kommenden Legislaturperiode muss über die Fortführung der
Hochschulfinanzierung entschieden werden. Mit einer
Hochschulfinanzierungsvereinbarung III wollen wir den Kurs einer verlässlichen
Grundfinanzierung fortsetzen. Neben einem Landesforschungsbudget, das nach
wissenschaftlichen Kriterien vergeben wird, legen wir dabei einen Schwerpunkt
auf die Themen Bau und Unterhalt.
Wir überprüfen die Hochschulgesetzgebung fortwährend auf ihre Krisenfestigkeit.
Deswegen etablieren wir beispielsweise Regeln für pandemiebedingte Verzögerungen
in Qualifikationsphasen oder die Anerkennung von Familienzeiten. Dies betrifft
etwa Professorinnen oder Professoren, die aufgrund fehlender Betreuung in ihrer
Forschung und Lehre eingeschränkt sind.
In einem „Dialogprozess Zukunftslabor Hochschulen“ wollen wir die Hochschulen
weiterentwickeln. Vertreter*innen aller Statusgruppen sollen hier gemeinsam mit
gesellschaftlichen Akteur*innen das Entwicklungspotenzial des baden-
württembergischen Hochschulsystems ausloten. Damit eröffnen wir einen Raum, in
dem mutig über zentrale Fragen nachgedacht werden kann: über die konkrete
Weiterentwicklung der Lehre, der Beteiligung, der Karrierewege und der
Hochschulgovernance. Als Vorbild kann hier der erfolgreich abgeschlossene
Kulturdialog dienen. Wir wollen die Ergebnisse des „Dialogprozesses
Zukunftslabor Hochschulen“ umsetzen. Die Hochschulgesetzgebung, Karrierewege und
landesweite Vorgaben für die Lehre entwickeln wir im Anschluss daran
entsprechend weiter.
Wir unterstützen zudem eine Modellhochschule dabei, mit neuen Lehr-, Forschungs-
und Governancekonzepten zu experimentieren und diese ganzheitlich umzusetzen.
Die Modellhochschule wird in einem wettbewerblichen Verfahren ausgewählt.
Update für Studium, digitale Lehre und innovative Lernmodelle
Wir verpassen Studium und Lehre ein Update. Dazu evaluieren wir die Erfahrungen,
die besonders im Corona-Semester gemacht wurden, gemeinsam mit Studierenden und
Lehrenden. Mit einer „Landesstrategie für digitale Lehre“ bringen wir die
sichere Digitalisierung der Hochschulen in Lehre und Forschung weiter voran.
Ziel ist es dabei, die digitale Lehre zur Grundlage einer „Bildung für alle“
auszubauen. Damit können sich Hochschulen weiter für die Gesellschaft öffnen –
ein gewünschter Wissenstransfer in die Gesellschaft.
Wir sorgen dafür, dass Studierende stärker in allen Gremien mit direktem Lehr-
und Studiumbezug vertreten sind als heute und so ihre Erfahrung dort direkt
einbringen können.
Wir fördern innovative Lehrmodelle wie beispielsweise Hackathons. Das sind
Wettbewerbe, bei denen Studierende gemeinsam mit Lehrenden
hochschulübergreifend praxisorientierte Lösungen für Zukunftsaufgaben suchen
und dafür Leistungspunkte (ECTS) erhalten.
Das Lehramtsstudium, das gemeinsam von Pädagogischen Hochschulen, Universitäten
und den Seminaren organisiert wird, ist entscheidend für die Qualität der
Lehrer*innen. Wir haben dieses Studium reformiert und darin Medienbildung, den
Umgang mit Heterogenität und Inklusion verankert. Darauf bauen wir auf. Wir
werden überprüfen, wo sich das reformierte Studium bewährt hat und wo es
Nachjustierungsbedarf gibt.
Vielfalt fördern, Freiheiten erhalten
Wir stärken die Vielfalt an den Hochschulen. Wir begleiten die Hochschulen in
Baden-Württemberg dabei, die entsprechenden Maßnahmen umzusetzen, die im
Landeshochschulgesetz sowie der Hochschulfinanzierungsvereinbarung II verankert
sind. Dazu zählt unter anderem die transparente Erfassung
gleichstellungsrelevanter Daten, etwa zu einem möglichen Gender Pay Gap. Wir
nehmen insbesondere die Studieneingangsphase sowie die Karriereverläufe wie
Berufungen und Tenure Track in den Blick. Die Maßnahmen zur Förderung von
Wissenschaftlerinnen werden wir ausbauen und verzahnen, die
Gleichstellungsbeauftragten der Hochschulen stärken. Perspektivisch setzen wir uns für Unisex-Toiletten an unseren Hochschulen ein. Diese sollen für Neubauten oder Sanierungen verpflichtend sein.
Baden-Württembergs Hochschulen leben von engagierten Wissenschaftler*innen aus
der ganzen Welt. Gelingende Forschung braucht nicht nur eine gute finanzielle
Absicherung, sondern auch die Möglichkeit, frei zu denken und sich frei
auszutauschen. Für uns ist es eine wichtige Aufgabe der Hochschulen, die
Vielfalt zu fördern und diese Freiheiten zu erhalten.
Die Hochschulen im Land bilden die Gestalter*innen von morgen aus. Hier wird
Zukunft gemacht! Wir Grüne wollen Studiengänge wie Informatik oder Technik- und
Naturwissenschaften so gestalten, dass diese für alle attraktiv sind. So können
unterschiedliche Lebenswelten und Perspektiven in die Gestaltung der Zukunft
einfließen. Im Sinne tatsächlicher Gleichberechtigung unterstützen wir dabei
besondere Angebote für Frauen in Studiengängen, in denen diese
unterrepräsentiert sind.
Studierende haben es oft schwer, ein bezahlbares Zimmer oder eine Wohnung zu
finden. Diese soziale Frage betrifft längst nicht mehr nur die
Universitätsstädte. Wir unterstützen daher die baden-württembergischen
Studierendenwerke bei ihrer Aufgabe, günstigen Wohnraum bereit zu stellen.
Für Hochschulen, die Nachhaltigkeit erforschen – und umsetzen
Forschung trägt dazu bei, die drängenden Probleme des Klima- und Artenschutzes
zu lösen. Zugleich stecken im Bau und Betrieb der Hochschulen und
Studierendenwerke noch ungenutzte ökologische Potenziale. Beides wollen wir
miteinander verbinden.
Wissenschaft für Nachhaltigkeit – wir gehen voran. Dazu wollen wir einen
Schwerpunkt in der Forschungsförderung setzen. Wir wollen den
„Umweltforschungsplan Baden-Württemberg für Klimaschutz und Nachhaltigkeit“ von
Umwelt- und Wissenschaftsministerium deutlich erweitern. Wir setzen uns dafür
ein, dem ökologischen Grundlagenwissen in den relevanten Fächern einen stärkeren
Stellenwert zu geben. In der Lehramtsausbildung wollen wir Nachhaltigkeit und
Klimaschutz stärker verankern.
Sowohl in der Forschung als auch im Hochschulbetrieb soll Baden-Württemberg
Leitregion für emissionsfreie Mobilität werden. Dazu bauen wir analog zum Cyber
Valley eine landesweite Plattform Mobilitätsforschung entlang der Achse
Karlsruhe-Stuttgart-Ulm auf. Hierzu gehört auch das neue „BW Institut für
Mobilität“. Das Modellprojekt emissionsfreier Campus wollen wir auf weitere
Hochschulen ausweiten.
Unser Ziel: Hochschulen und Studierendenwerke sind ökologische Vorreiter in
Baden-Württemberg. Dafür machen wir Klimaschutz zur Chef*innensache: Wir haben
Nachhaltigkeit zu den zentralen Aufgaben der Hochschulen erhoben und die
Verantwortung direkt in den Hochschulleitungen angesiedelt. Sämtliche
Hochschulen sollen in den nächsten zehn Jahren auf einen CO2-neutralen Betrieb
umgestellt werden.
In den Hochschulmensen und Cafeterien der Studierendenwerke gehen täglich mehr
als 50.000 Essen über die Theke. Wir wollen den Anteil an biologischem und
regionalem Essen hier deutlich ausbauen.
Wir unterstützen Forschungsvorhaben zur Kreislaufwirtschaft im Hinblick auf
Fertigung und Konsumverhalten. Hochschulen und Studierendenwerke sollen nach
dem Zero-Waste-Prinzip eigene Strategien für eine vollständige
Kreislaufwirtschaft entwickeln und umsetzen. Wir stärken ihnen den Rücken!
Die gesellschaftliche Verantwortung der Forschung wird beim Thema Tierversuche
besonders deutlich. Wir fordern, eine bundesweite Negativdatenbank einzurichten.
So können unnötige Versuchswiederholungen verhindert werden. Wir wollen, dass
der Tierschutz im Landeshochschulgesetz verankert wird. Um Tierversuche zu
ersetzen, wollen wir Alternativmethoden stärken. Diese Methoden sind die
Zukunft. Wir haben deshalb in der vergangenen Legislaturperiode das 3R-Netzwerk
(Replacement, Reduction, Refinement) eingerichtet, das hier eine Vorbildfunktion
einnimmt. Damit wollen wir die Zahl der Tierversuche senken.
Technikfolgeabschätzung stärken – im Dialog mit Gesellschaft und Wirtschaft
Technikfolgenabschätzung stärken – Dialog verankern: Wir Grüne stehen für eine
Politik, die sich an wissenschaftlicher Evidenz orientiert. Es ist wichtig,
ethische Perspektiven und Fragen der Technikfolgenabschätzung frühzeitig in
die Forschung zu integrieren. Dabei muss die Gesellschaft einbezogen werden.
Deswegen wollen wir die Technikfolgenabschätzung stärken und den Dialog der
Wissenschaft mit Politik, Gesellschaft und Wirtschaft institutionell verankern.
Das Vorsorgeprinzip liefert dazu eine wichtige Orientierung. Wir haben bereits
einen Ethik-Beirat zum Thema KI im Cyber Valley eingesetzt. Analog wollen wir
ein landesweites Forum Forschungsethik einrichten, das den Dialog zwischen
Gesellschaft und Wissenschaft, Politik und Wirtschaft organisiert.
Zudem wollen wir neue Formate der Beratung des Landtags durch die Wissenschaft
erproben. Das kann beispielsweise ein Rat sein, der mit zufällig ausgewählten
Bürger*innen und Wissenschaftler*innen besetzt ist und Impulse zu wichtigen
landespolitischen Themen gibt.
Eine wichtige Rolle beim Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft kommt der
Wissenschaftskommunikation zu. Diese wollen wir ausbauen und in der
Hochschuldidaktik verankern.
Den Austausch zwischen Hochschulen und ihren Standortkommunen wollen wir
stärken. Wir schlagen vor, dass Hochschulen hierzu unter Beteiligung
gesellschaftlicher Akteur*innen und der Hochschulangehörigen Leitbilder
erarbeiten. Im Ergebnis könnte geprüft werden, ob Gemeinderäte ein beratendes
Mitglied in die jeweiligen Hochschulräte entsenden.
Reallabore sind das Flaggschiff einer Wissenschaft, die am engen Austausch mit
der Gesellschaft orientiert ist. Hier lösen Wissenschaft und Gesellschaft
partnerschaftlich konkrete Probleme und tragen so dazu bei, die großen
gesellschaftlichen Herausforderungen zu lösen. Dieses Format wollen wir
verstetigen und ausbauen, auch in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, etwa
im EUCOR-Verbund.
Bürgerwissenschaft oder „citizen science“ findet nicht nur im Reallabor statt.
Als Land wollen wir Anreize setzen, damit Hochschulen und
Forschungseinrichtungen diese Instrumente des beidseitigen Austauschs verstärkt
nutzen. Transfer und Partizipation in der Wissenschaft möchten wir weiter
ausbauen. Dazu wollen wir die Entwicklung und Umsetzung neuer
Beteiligungsformate fördern.
Hochschulen und Startups vernetzen, internationalen Austausch ausbauen
Wir gestalten innovative Wissenschaft aus einer Hand. Von der Grundlage bis zur
Anwendung braucht es eine gemeinsame Zuständigkeit und kluge Scharniere. Dies
betrifft insbesondere die Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft und der
Innovationsallianz, für die derzeit das Wirtschaftsministerium zuständig ist.
Hier kommt es immer wieder zu Reibungsverlusten. Wie in anderen Ländern wollen
wir daher die Zuständigkeit für die wirtschaftsnahe Forschung zukünftig im
Wissenschaftsministerium ansiedeln.
Die Wirtschaft in Baden-Württemberg befindet sich in einem grundlegenden
Transformationsprozess. Die Bedeutung der Hochschulen als Orte der
Weiterbildung, der beruflichen Neuorientierung und des lebenslangen Lernens
nimmt zu. Wir stärken die Hochschulen in dieser Rolle – unter anderem durch
weitere flexible Studienmodelle und Online-Kurse. Auch bei ihren Aktivitäten im
Bereich Transfer und Start-ups werden wir die Hochschulen weiterhin und noch
umfassender als bisher unterstützen.
Wir wollen Förderprogramme und Gründungszentren wie den Gründermotor an
Hochschulen weiter ausbauen und vernetzen. An jeder Hochschule in Baden-
Württemberg wollen wir eine Außenstelle des Gründermotors etablieren, um junge
Gründer*innen zu unterstützen. Darüber hinaus wollen wir die staatlichen Mittel
für Risikokapital aufstocken – für die sogenannte Pre-Seed-Phase vor der
Gründung, in der z.B. mit Forschung und Entwicklung die Basis gelegt wird, bis
zur Venture-Phase, in der das neue Unternehmen gegründet wird und Produktion und
Vertrieb aufgebaut werden. Damit helfen wir Startups im Land, auch international
sichtbarer zu werden und sich schneller zu etablieren.
Der wissenschaftliche Austausch über alle Grenzen hinweg ist heute wichtiger
denn je. Wir unterstützen den europäischen und internationalen Austausch der
Hochschulen und der Studierenden. So beteiligen sich viele Hochschulen in Baden-
Württemberg an Europäischen Hochschulen. Der Europäische Campus Oberrhein
(EUCOR) ist hier ein Schrittmacher. Wir werden die europäische Vernetzung der
Hochschulen ausbauen und weiterentwickeln.
Darum Grün!
Wer Grün wählt, stimmt für
- Baden-Württemberg als starkes Hochschul- und Forschungsland, das die
strategischen Zukunftsthemen in der Forschung und die regionale und
internationale Vernetzung stärkt
- den Austausch zwischen Hochschule, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft
durch partizipative Forschungsformate
- neue Instrumente der Technikfolgenabschätzung und der wissenschaftlichen
Politikberatung
- ein Update beim digitalen Lernen und Lehren
- die Förderung der Vielfalt an den Hochschulen
- die Stärkung der Wissenschaft für Nachhaltigkeit und für nachhaltig
betriebene Hochschulen
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Von Zeile 249 bis 250 einfügen:
Wissenschaftlerinnen werden wir ausbauen und verzahnen, die Gleichstellungsbeauftragten der Hochschulen stärken. Perspektivisch setzen wir uns für Unisex-Toiletten an unseren Hochschulen ein. Diese sollen für Neubauten oder Sanierungen verpflichtend sein.
Kapitel 6: Hochschule, Wissenschaft und Forschung
Gemeinsam für eine gute Zukunft in unserem Land forschen
Wir Grüne stehen für nachhaltigen Fortschritt, der den Menschen, der
Gesellschaft und der Umwelt dient. Forschung und Wissen schaffen Zukunft. Daher
setzen wir uns ein für starke Hochschulen und exzellente
Forschungseinrichtungen, für internationale Kooperation und einen regen
Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.
Baden-Württemberg ist ein Land der Forschung und des Wissens. Unser Land
profitiert von seiner breiten und vielfältigen Hochschul- und
Forschungslandschaft. Starke Hochschulen und überregional bedeutende
außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sind unsere Markenzeichen. Sie stehen
für ausgezeichnete Lehre und Forschung. Dies zeigt sich etwa in den Erfolgen
unserer Universitäten im Wettbewerb um nationale und internationale Exzellenz.
Hochschulen prägen Land und Leute. Sie ermöglichen Innovationen. Sie sind
Partner von Politik und Zivilgesellschaft. Hochschulen in ihrer Vielfalt –
Pädagogische Hochschulen und Universitäten, die Duale Hochschule und die
Hochschulen für angewandte Wissenschaften ebenso wie die Kunst- und
Musikhochschulen – beleben alle Regionen des Landes kulturell und intellektuell.
Das soll so bleiben! Darum haben wir die Hochschulverfassung modernisiert. Eine
kraftvolle Verfasste Studierendenschaft, eine eigene Stimme für Promovierende
in den Hochschulgremien und Entwicklungsmöglichkeiten für alle Beschäftigten –
das macht ein konstruktives Miteinander an den Hochschulen möglich. Wir Grüne
haben die Stellen im Mittelbau gemeinsam mit den Hochschulen erheblich
ausgeweitet. Den Tenure Track haben wir als Instrument besser planbarer
Karrierewege umgesetzt. Das bedeutet: Junge Wissenschaftler*innen bekommen nach
einer befristeten Bewährungszeit eine dauerhafte Professur. Unsere beiden
bundesweit einmaligen Hochschulfinanzierungsvereinbarungen stellen die
Hochschulen auf eine stabile und verlässliche Grundlage.
Wichtig ist uns die Förderung der Forschung an zentralen Zukunftsthemen für das
Land. Hier haben wir – wie für das Thema Künstliche Intelligenz (KI) das Cyber
Valley – Leuchttürme mit internationaler Strahlkraft mit Kompetenz in der Breite
verknüpft.
Nachhaltigkeit durchzieht unsere Wissenschaftspolitik als grüner Faden. An den
neuen Zentren für Nachhaltigkeit, für Ökolandbau und für Naturkunde wird an
einer nachhaltigen Zukunft geforscht – mit Forschungsprogrammen und in
Reallaboren. Der Tierschutz liegt uns Grünen besonders am Herzen. Deshalb haben
wir ein Spitzenzentrum zur Reduzierung des Versuchstierbedarfs eingerichtet.
Die Zukunft der Mobilität wird sich verändern. Die Stuttgarter Forschungsfabrik
„ARENA 2036“ gestaltet diese Zukunft ebenso mit wie das Testfeld autonomes
Fahren oder die Batterieforschung in Ulm und Karlsruhe. Dafür haben wir den
Innovationscampus „Mobilität der Zukunft“ und das Institut für Nachhaltige
Mobilität ins Leben gerufen. Den Hochschulen kommt mit dem Projekt
„emissionsfreier Campus“ eine Pionierrolle zu.
Gesundheit und Medizintechnik sind von höchster Bedeutung. Die Corona-Krise
zeigt eindrucksvoll, wie wichtig diese Aufgaben sind. Hier liegen die Stärken
Baden-Württembergs und wir haben sie weiter ausgebaut. Unsere Unimedizin ist
vorne mit dabei, wenn es um die Erforschung der alternden Gesellschaft, um Big
Data und Künstliche Intelligenz oder um personalisierte Medizin geht. Wir haben
als grün-geführte Landesregierung die ärztliche Versorgung durch den Ausbau der
Studienplätze und durch Telemedizin optimiert. Die Gesundheitsfachberufe holen
wir an die Hochschulen.
Mit Digitalisierung und KI gestalten wir die Zukunft. Wir sind das Land mit den
meisten KI-Professuren. Das Cyber Valley in Tübingen ist unsere
Spitzeneinrichtung für maschinelles Lernen. Zusammen mit den Universitäten, der
Max-Planck-Gesellschaft und unserer starken Wirtschaft haben wir es aufgebaut.
Denn wer über den Einsatz der KI-Technologie mitentscheiden will, muss sie
mitentwickeln. Wir setzen dabei auf eine Digitalisierung, die Mensch und Umwelt
nützt. Zudem haben wir das Höchstleistungsrechenzentrum und die Forschung zur
Cybersicherheit erweitert.
Hochschulen sind Zukunftslabore. Soziale und technische Innovationen müssen auch
in der Gesellschaft ankommen. Dazu braucht es Hochschulen, die ein offenes Ohr
haben. Es braucht Forschende, die gemeinsam mit der Gesellschaft und der
Wirtschaft Wissen schaffen. Dabei sind alle Fächer relevant, die Sozial- und
Geisteswissenschaften ebenso wie die von uns gestärkten „Kleinen Fächer“.
Disziplinübergreifendes Arbeiten ist dabei wichtig. In Reallaboren arbeiten
Wissenschaft und Praxis zusammen daran, konkrete Zukunftsprobleme zu lösen.
Regionale Hochschulpartnerschaften und Weiterbildungsstudiengänge fördern den
Wissenstransfer. Mit passgenauen Angeboten haben wir eine neue Gründerkultur an
den Hochschulen etabliert. Mit dem Gründermotor oder dem Wettbewerb Start-up BW
ASAP („Academic Seed Accelerator Program") motivieren wir studentische
Gründungsteams, ihre kreativen Ideen zu Geschäftsmodellen weiterzuentwickeln und
umzusetzen. So bringen wir Innovationen ins Land.
Für einen fruchtbaren Dialog zwischen Politik und Wissenschaft
Die vergangenen Wochen und Monate haben uns eines noch einmal eindringlich vor
Augen geführt: Wissenschaft und Forschung sind wichtig für unsere Gesellschaft,
für unser Leben und unsere Gesundheit. Die Stimme der Wissenschaft hat in der
Corona-Krise zu Recht an Gewicht gewonnen. Wissenschaftliche Erkenntnisse können
zwar eine Zeit lang ignoriert werden. Auf Dauer jedoch kommen sie als Bumerang
zurück, wenn sie nicht beachtet werden. Das sehen wir in der Klimakrise ebenso
wie in der Corona-Krise.
Klar ist dabei: Politik und Wissenschaft haben unterschiedliche Rollen. Politik
entscheidet – aber verantwortungsvolle Politik entscheidet auf der Basis
wissenschaftlicher Erkenntnisse. Wir Grüne wollen den dafür notwendigen Dialog
zwischen Wissenschaft und Politik sowie Wissenschaft und Gesellschaft weiter
fördern und ausbauen. Nicht nur in der Krise, sondern auch im politischen
„Normalbetrieb“.
Gleichzeitig steht die Wissenschaft gerade in diesen Tagen durch Populismus und
Verschwörungsmythen stark unter Druck. Das reicht vom schlichten Leugnen
wissenschaftlicher Erkenntnisse bis hin zu öffentlichen Drohungen und Angriffen.
Dem treten wir Grüne entschieden entgegen. Wir zeigen Haltung: für Wissenschaft
und für Wissenschaftsfreiheit!
Das gilt erst recht in Baden-Württemberg – der wichtigsten europäischen
Innovationsregion. Wir sind stolz auf unser erfolgreiches Forschungsland.
Nirgendwo sonst wird Zukunft so greifbar wie in Wissenschaft und Forschung.
Forscher*innen erkennen frühzeitig Probleme. Sie entwickeln Lösungen und tüfteln
an neuen Technologien für morgen. Studierende entfalten an den Hochschulen ihre
Persönlichkeit und bereiten sich auf das Lösen der Aufgaben von Übermorgen vor.
Wissenschaft braucht einen fruchtbaren Nährboden und einen geschützten Raum,
damit sie in all ihren Disziplinen florieren kann. Sie braucht eine verlässliche
Grundfinanzierung, sie braucht Unabhängigkeit und Freiheit, und sie muss sich
dezentral entfalten können.
Aber Wissenschaft ist nicht unabhängig von Gesellschaft. Sie ist Teil von ihr.
Die Vielfalt unserer Gesellschaft spiegelt sich an unseren Hochschulen wider.
Wissenschaft lebt von Vielfalt – wo dies noch nicht der Fall ist, wollen wir
Diversität und Barrierefreiheit in die Hochschulen tragen.
Wissenschaft steht im Austausch mit Gesellschaft. Sie befähigt die Gesellschaft
zu Reflexion und Kritik, zu einem verantwortlichen Handeln. Deswegen sind
Teilhabe und Partizipation für uns wichtige wissenschaftspolitische Werte. Im
Hochschulgesetz haben wir deshalb die Aufgabe der Wissenschaft verankert, an der
Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft mitzuwirken. Das
Vorsorgeprinzip gehört zu unserem europäischen Weg in Innovation und Forschung.
Eine zentrale Kompetenz des Landes ist seine Zuständigkeit für die Hochschulen.
Zugleich war Wissenschaft schon immer grenzüberschreitend. Der europäische und
internationale Austausch prägt sie heute mehr denn je. Denn die
Herausforderungen, vor denen wir als Menschheit stehen, sind global – die
Klimakrise ebenso wie die Frage, wie gutes Zusammenleben im digitalen Zeitalter
gestaltet werden kann und soll. Wir tragen zur Lösung dieser globalen
Herausforderungen bei. Das bedeutet für uns Fortschritt. Wissenschaft denkt
europäisch und international. Deshalb unterstützen wir den Austausch von
Studierenden und Wissenschaftler*innen genauso wie den Austausch von Ideen.
Statt Wissen zu monopolisieren, wollen wir auch zukünftig das Ideal der
wissenschaftlichen Gemeinschaft fördern: Wissen zu teilen und zu mehren.
KI, Digitalisierung, Medizin: die Forschung an Zukunftsthemen stärken
Wir setzen auf eine strategisch ausgerichtete Forschungsförderung. Dabei bleiben
wir dem Prinzip „Breite und Spitze“ treu: Wir stärken Kompetenzen in der Fläche.
Zugleich bündeln wir Spitzenkompetenzen und vernetzen zentrale Akteur*innen.
Unsere strategischen Themen für Baden-Württemberg sind: der Wandel der
Mobilität, Nachhaltigkeit, Energie- und Klimaforschung, Medizin und
Lebenswissenschaften, Digitalisierung und KI.
Der Innovationscampus Cyber Valley entwickelt schon jetzt internationale
Strahlkraft im Bereich der KI. Hier werden Spitzenforschung und Anwendung
zusammengebracht. Nach diesem Vorbild wollen wir auch für unsere weiteren
Zukunftsthemen dauerhafte Strukturen etablieren und damit jetzt beginnen. Dazu
gehört für uns jeweils zwingend die begleitende Forschung zu ethischen Fragen
und zur umfassenden Technikfolgenabschätzung.
Um die Hochschulfinanzierung weiterzuentwickeln, sehen wir ein
Landesforschungsbudget vor, über das wir Akzente setzen können – in einem
wissenschaftsgeleiteten und transparenten Verfahren.
Die Corona-Pandemie hat die überragende Bedeutung der Hochschulmedizin
eindrucksvoll unter Beweis gestellt – um in Krisen zu reagieren, die
Gesundheitsversorgung sicherzustellen und innovative Ansätze für das Land zu
entwickeln. Aus der Not ist schnell eine Tugend geworden – aus Konkurrenz nun
dynamische Kooperation: Gemeinsam mit den vielen starken Zentren der
Hochschulmedizin im Land werden wir die Erfahrungen sowie den Mut nutzen, die
wir in der Pandemie gesammelt und erlebt haben, und ein baden-württembergisches
Netzwerk bauen. In Versorgung, Forschung und Ausbildung sowie insbesondere
Digitalisierung und KI fördern wir dafür mit Nachdruck tiefe Kooperationen im
Land. Das kommt nicht nur der Gesundheit der Bürger*innen direkt zugute. Es
bringt auch das Land nach vorne: Mit einem solchen Verbund kann Baden-
Württemberg mit anderen Spitzenregionen in Deutschland und international
mithalten und wirtschaftlich profitieren.
Zudem wollen wir in der Region Rhein-Neckar die Gesundheits- und
Lebenswissenschaften stärker bündeln – in Form eines weiteren Innovationscampus
ähnlich dem Cyber Valley. Von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung, von der
Krebsforschung bis zur KI werden wir Unikliniken, Hochschulen, außeruniversitäre
Forschung und Wirtschaft zusammenbringen. Durch enge regionale Vernetzung
schaffen wir so einen weiteren internationalen Leuchtturm der Spitzenforschung
im Land.
Wir unterstützen die baden-württembergische Forschung dabei, zukunftsträchtige
Forschungsfelder zu erschließen. Dazu gehören Quantencomputing und
Quantensensorik, Materialforschung, adaptive Fertigung und andere. Damit die
Mobilitäts- und Energiewende gelingt, müssen wir die Batterieforschung weiter
ausbauen. Wir unterstützen weitere Forschung in der Biotechnologie. Insbesondere
Bioökonomie und Verfahrenstechnik sind entscheidende Zukunftsfelder. Die
Nachweis- und Risikoforschung zu neuer Gentechnik soll gestärkt werden. Aber
auch die traditionellen Züchtungsverfahren und bislang vernachlässigte
Züchtungsansätze benötigen mehr Unterstützung. Auch bei neuen gentechnischen
Verfahren braucht es Risikoforschung mit Blick auf Umwelt und Mensch. Wir halten
hierbei an einem strengen Zulassungsverfahren und an der europäischen
Orientierung am wissenschaftsbasierten Vorsorgeprinzip fest. Die Corona-Krise
hat Fragen der gesellschaftlichen Krisenfestigkeit und Widerstandsfähigkeit
verschärft aufgeworfen. Auch darin sehen wir ein zukunftsrelevantes
Forschungsfeld.
Bei der Forschung, die für die zentralen Transformationsprozesse relevant ist,
wollen wir weiter vorangehen und dabei die Gesellschaftswissenschaften
einbinden, etwa bei Fragen des sozialen Zusammenhalts oder der
Beteiligungsforschung. Ein besonderer Fokus soll auf der Förderung inter- und
transdisziplinärer Ansätze liegen. Dies geht bis hin zur Weiterentwicklung der
Formen der Begutachtung und der Vergabe von Fördermitteln in
disziplinübergreifenden, praxisbezogenen Forschungsfeldern.
Baden-Württemberg ist Vorreiter bei der Forschung zu KI und Digitalisierung.
Dies wollen wir weiter ausbauen – insbesondere die Robotik, die
Medizininformatik und die Verbindung zwischen KI und Gesundheitsfragen. Dazu
gehört auch eine verbesserte Datenbereitstellung. Der „Gender Data Gap“
insbesondere in der KI-Forschung muss geschlossen werden. Das bedeutet: Wir
werden aktiv dafür Sorge tragen, dass der Forschung gleichberechtigt Daten aller
Geschlechter zugrunde gelegt werden. Damit werden wir der Vielfalt
gesellschaftlicher Realitäten gerecht. Wir setzen uns deswegen für einen
werteorientierten europäischen Weg der KI-Forschung ein.
Wir entwickeln unsere Hochschulen partnerschaftlich weiter
Wir stehen für die vollständige Umsetzung der Hochschulfinanzierungvereinbarung
II. Sie bietet den baden-württembergischen Hochschulen finanzielle
Verlässlichkeit und eine sichere Grundfinanzierung – auch und gerade in der
Post-Corona-Zeit.
In der kommenden Legislaturperiode muss über die Fortführung der
Hochschulfinanzierung entschieden werden. Mit einer
Hochschulfinanzierungsvereinbarung III wollen wir den Kurs einer verlässlichen
Grundfinanzierung fortsetzen. Neben einem Landesforschungsbudget, das nach
wissenschaftlichen Kriterien vergeben wird, legen wir dabei einen Schwerpunkt
auf die Themen Bau und Unterhalt.
Wir überprüfen die Hochschulgesetzgebung fortwährend auf ihre Krisenfestigkeit.
Deswegen etablieren wir beispielsweise Regeln für pandemiebedingte Verzögerungen
in Qualifikationsphasen oder die Anerkennung von Familienzeiten. Dies betrifft
etwa Professorinnen oder Professoren, die aufgrund fehlender Betreuung in ihrer
Forschung und Lehre eingeschränkt sind.
In einem „Dialogprozess Zukunftslabor Hochschulen“ wollen wir die Hochschulen
weiterentwickeln. Vertreter*innen aller Statusgruppen sollen hier gemeinsam mit
gesellschaftlichen Akteur*innen das Entwicklungspotenzial des baden-
württembergischen Hochschulsystems ausloten. Damit eröffnen wir einen Raum, in
dem mutig über zentrale Fragen nachgedacht werden kann: über die konkrete
Weiterentwicklung der Lehre, der Beteiligung, der Karrierewege und der
Hochschulgovernance. Als Vorbild kann hier der erfolgreich abgeschlossene
Kulturdialog dienen. Wir wollen die Ergebnisse des „Dialogprozesses
Zukunftslabor Hochschulen“ umsetzen. Die Hochschulgesetzgebung, Karrierewege und
landesweite Vorgaben für die Lehre entwickeln wir im Anschluss daran
entsprechend weiter.
Wir unterstützen zudem eine Modellhochschule dabei, mit neuen Lehr-, Forschungs-
und Governancekonzepten zu experimentieren und diese ganzheitlich umzusetzen.
Die Modellhochschule wird in einem wettbewerblichen Verfahren ausgewählt.
Update für Studium, digitale Lehre und innovative Lernmodelle
Wir verpassen Studium und Lehre ein Update. Dazu evaluieren wir die Erfahrungen,
die besonders im Corona-Semester gemacht wurden, gemeinsam mit Studierenden und
Lehrenden. Mit einer „Landesstrategie für digitale Lehre“ bringen wir die
sichere Digitalisierung der Hochschulen in Lehre und Forschung weiter voran.
Ziel ist es dabei, die digitale Lehre zur Grundlage einer „Bildung für alle“
auszubauen. Damit können sich Hochschulen weiter für die Gesellschaft öffnen –
ein gewünschter Wissenstransfer in die Gesellschaft.
Wir sorgen dafür, dass Studierende stärker in allen Gremien mit direktem Lehr-
und Studiumbezug vertreten sind als heute und so ihre Erfahrung dort direkt
einbringen können.
Wir fördern innovative Lehrmodelle wie beispielsweise Hackathons. Das sind
Wettbewerbe, bei denen Studierende gemeinsam mit Lehrenden
hochschulübergreifend praxisorientierte Lösungen für Zukunftsaufgaben suchen
und dafür Leistungspunkte (ECTS) erhalten.
Das Lehramtsstudium, das gemeinsam von Pädagogischen Hochschulen, Universitäten
und den Seminaren organisiert wird, ist entscheidend für die Qualität der
Lehrer*innen. Wir haben dieses Studium reformiert und darin Medienbildung, den
Umgang mit Heterogenität und Inklusion verankert. Darauf bauen wir auf. Wir
werden überprüfen, wo sich das reformierte Studium bewährt hat und wo es
Nachjustierungsbedarf gibt.
Vielfalt fördern, Freiheiten erhalten
Wir stärken die Vielfalt an den Hochschulen. Wir begleiten die Hochschulen in
Baden-Württemberg dabei, die entsprechenden Maßnahmen umzusetzen, die im
Landeshochschulgesetz sowie der Hochschulfinanzierungsvereinbarung II verankert
sind. Dazu zählt unter anderem die transparente Erfassung
gleichstellungsrelevanter Daten, etwa zu einem möglichen Gender Pay Gap. Wir
nehmen insbesondere die Studieneingangsphase sowie die Karriereverläufe wie
Berufungen und Tenure Track in den Blick. Die Maßnahmen zur Förderung von
Wissenschaftlerinnen werden wir ausbauen und verzahnen, die
Gleichstellungsbeauftragten der Hochschulen stärken. Perspektivisch setzen wir uns für Unisex-Toiletten an unseren Hochschulen ein. Diese sollen für Neubauten oder Sanierungen verpflichtend sein.
Baden-Württembergs Hochschulen leben von engagierten Wissenschaftler*innen aus
der ganzen Welt. Gelingende Forschung braucht nicht nur eine gute finanzielle
Absicherung, sondern auch die Möglichkeit, frei zu denken und sich frei
auszutauschen. Für uns ist es eine wichtige Aufgabe der Hochschulen, die
Vielfalt zu fördern und diese Freiheiten zu erhalten.
Die Hochschulen im Land bilden die Gestalter*innen von morgen aus. Hier wird
Zukunft gemacht! Wir Grüne wollen Studiengänge wie Informatik oder Technik- und
Naturwissenschaften so gestalten, dass diese für alle attraktiv sind. So können
unterschiedliche Lebenswelten und Perspektiven in die Gestaltung der Zukunft
einfließen. Im Sinne tatsächlicher Gleichberechtigung unterstützen wir dabei
besondere Angebote für Frauen in Studiengängen, in denen diese
unterrepräsentiert sind.
Studierende haben es oft schwer, ein bezahlbares Zimmer oder eine Wohnung zu
finden. Diese soziale Frage betrifft längst nicht mehr nur die
Universitätsstädte. Wir unterstützen daher die baden-württembergischen
Studierendenwerke bei ihrer Aufgabe, günstigen Wohnraum bereit zu stellen.
Für Hochschulen, die Nachhaltigkeit erforschen – und umsetzen
Forschung trägt dazu bei, die drängenden Probleme des Klima- und Artenschutzes
zu lösen. Zugleich stecken im Bau und Betrieb der Hochschulen und
Studierendenwerke noch ungenutzte ökologische Potenziale. Beides wollen wir
miteinander verbinden.
Wissenschaft für Nachhaltigkeit – wir gehen voran. Dazu wollen wir einen
Schwerpunkt in der Forschungsförderung setzen. Wir wollen den
„Umweltforschungsplan Baden-Württemberg für Klimaschutz und Nachhaltigkeit“ von
Umwelt- und Wissenschaftsministerium deutlich erweitern. Wir setzen uns dafür
ein, dem ökologischen Grundlagenwissen in den relevanten Fächern einen stärkeren
Stellenwert zu geben. In der Lehramtsausbildung wollen wir Nachhaltigkeit und
Klimaschutz stärker verankern.
Sowohl in der Forschung als auch im Hochschulbetrieb soll Baden-Württemberg
Leitregion für emissionsfreie Mobilität werden. Dazu bauen wir analog zum Cyber
Valley eine landesweite Plattform Mobilitätsforschung entlang der Achse
Karlsruhe-Stuttgart-Ulm auf. Hierzu gehört auch das neue „BW Institut für
Mobilität“. Das Modellprojekt emissionsfreier Campus wollen wir auf weitere
Hochschulen ausweiten.
Unser Ziel: Hochschulen und Studierendenwerke sind ökologische Vorreiter in
Baden-Württemberg. Dafür machen wir Klimaschutz zur Chef*innensache: Wir haben
Nachhaltigkeit zu den zentralen Aufgaben der Hochschulen erhoben und die
Verantwortung direkt in den Hochschulleitungen angesiedelt. Sämtliche
Hochschulen sollen in den nächsten zehn Jahren auf einen CO2-neutralen Betrieb
umgestellt werden.
In den Hochschulmensen und Cafeterien der Studierendenwerke gehen täglich mehr
als 50.000 Essen über die Theke. Wir wollen den Anteil an biologischem und
regionalem Essen hier deutlich ausbauen.
Wir unterstützen Forschungsvorhaben zur Kreislaufwirtschaft im Hinblick auf
Fertigung und Konsumverhalten. Hochschulen und Studierendenwerke sollen nach
dem Zero-Waste-Prinzip eigene Strategien für eine vollständige
Kreislaufwirtschaft entwickeln und umsetzen. Wir stärken ihnen den Rücken!
Die gesellschaftliche Verantwortung der Forschung wird beim Thema Tierversuche
besonders deutlich. Wir fordern, eine bundesweite Negativdatenbank einzurichten.
So können unnötige Versuchswiederholungen verhindert werden. Wir wollen, dass
der Tierschutz im Landeshochschulgesetz verankert wird. Um Tierversuche zu
ersetzen, wollen wir Alternativmethoden stärken. Diese Methoden sind die
Zukunft. Wir haben deshalb in der vergangenen Legislaturperiode das 3R-Netzwerk
(Replacement, Reduction, Refinement) eingerichtet, das hier eine Vorbildfunktion
einnimmt. Damit wollen wir die Zahl der Tierversuche senken.
Technikfolgeabschätzung stärken – im Dialog mit Gesellschaft und Wirtschaft
Technikfolgenabschätzung stärken – Dialog verankern: Wir Grüne stehen für eine
Politik, die sich an wissenschaftlicher Evidenz orientiert. Es ist wichtig,
ethische Perspektiven und Fragen der Technikfolgenabschätzung frühzeitig in
die Forschung zu integrieren. Dabei muss die Gesellschaft einbezogen werden.
Deswegen wollen wir die Technikfolgenabschätzung stärken und den Dialog der
Wissenschaft mit Politik, Gesellschaft und Wirtschaft institutionell verankern.
Das Vorsorgeprinzip liefert dazu eine wichtige Orientierung. Wir haben bereits
einen Ethik-Beirat zum Thema KI im Cyber Valley eingesetzt. Analog wollen wir
ein landesweites Forum Forschungsethik einrichten, das den Dialog zwischen
Gesellschaft und Wissenschaft, Politik und Wirtschaft organisiert.
Zudem wollen wir neue Formate der Beratung des Landtags durch die Wissenschaft
erproben. Das kann beispielsweise ein Rat sein, der mit zufällig ausgewählten
Bürger*innen und Wissenschaftler*innen besetzt ist und Impulse zu wichtigen
landespolitischen Themen gibt.
Eine wichtige Rolle beim Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft kommt der
Wissenschaftskommunikation zu. Diese wollen wir ausbauen und in der
Hochschuldidaktik verankern.
Den Austausch zwischen Hochschulen und ihren Standortkommunen wollen wir
stärken. Wir schlagen vor, dass Hochschulen hierzu unter Beteiligung
gesellschaftlicher Akteur*innen und der Hochschulangehörigen Leitbilder
erarbeiten. Im Ergebnis könnte geprüft werden, ob Gemeinderäte ein beratendes
Mitglied in die jeweiligen Hochschulräte entsenden.
Reallabore sind das Flaggschiff einer Wissenschaft, die am engen Austausch mit
der Gesellschaft orientiert ist. Hier lösen Wissenschaft und Gesellschaft
partnerschaftlich konkrete Probleme und tragen so dazu bei, die großen
gesellschaftlichen Herausforderungen zu lösen. Dieses Format wollen wir
verstetigen und ausbauen, auch in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, etwa
im EUCOR-Verbund.
Bürgerwissenschaft oder „citizen science“ findet nicht nur im Reallabor statt.
Als Land wollen wir Anreize setzen, damit Hochschulen und
Forschungseinrichtungen diese Instrumente des beidseitigen Austauschs verstärkt
nutzen. Transfer und Partizipation in der Wissenschaft möchten wir weiter
ausbauen. Dazu wollen wir die Entwicklung und Umsetzung neuer
Beteiligungsformate fördern.
Hochschulen und Startups vernetzen, internationalen Austausch ausbauen
Wir gestalten innovative Wissenschaft aus einer Hand. Von der Grundlage bis zur
Anwendung braucht es eine gemeinsame Zuständigkeit und kluge Scharniere. Dies
betrifft insbesondere die Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft und der
Innovationsallianz, für die derzeit das Wirtschaftsministerium zuständig ist.
Hier kommt es immer wieder zu Reibungsverlusten. Wie in anderen Ländern wollen
wir daher die Zuständigkeit für die wirtschaftsnahe Forschung zukünftig im
Wissenschaftsministerium ansiedeln.
Die Wirtschaft in Baden-Württemberg befindet sich in einem grundlegenden
Transformationsprozess. Die Bedeutung der Hochschulen als Orte der
Weiterbildung, der beruflichen Neuorientierung und des lebenslangen Lernens
nimmt zu. Wir stärken die Hochschulen in dieser Rolle – unter anderem durch
weitere flexible Studienmodelle und Online-Kurse. Auch bei ihren Aktivitäten im
Bereich Transfer und Start-ups werden wir die Hochschulen weiterhin und noch
umfassender als bisher unterstützen.
Wir wollen Förderprogramme und Gründungszentren wie den Gründermotor an
Hochschulen weiter ausbauen und vernetzen. An jeder Hochschule in Baden-
Württemberg wollen wir eine Außenstelle des Gründermotors etablieren, um junge
Gründer*innen zu unterstützen. Darüber hinaus wollen wir die staatlichen Mittel
für Risikokapital aufstocken – für die sogenannte Pre-Seed-Phase vor der
Gründung, in der z.B. mit Forschung und Entwicklung die Basis gelegt wird, bis
zur Venture-Phase, in der das neue Unternehmen gegründet wird und Produktion und
Vertrieb aufgebaut werden. Damit helfen wir Startups im Land, auch international
sichtbarer zu werden und sich schneller zu etablieren.
Der wissenschaftliche Austausch über alle Grenzen hinweg ist heute wichtiger
denn je. Wir unterstützen den europäischen und internationalen Austausch der
Hochschulen und der Studierenden. So beteiligen sich viele Hochschulen in Baden-
Württemberg an Europäischen Hochschulen. Der Europäische Campus Oberrhein
(EUCOR) ist hier ein Schrittmacher. Wir werden die europäische Vernetzung der
Hochschulen ausbauen und weiterentwickeln.
Darum Grün!
Wer Grün wählt, stimmt für
- Baden-Württemberg als starkes Hochschul- und Forschungsland, das die
strategischen Zukunftsthemen in der Forschung und die regionale und
internationale Vernetzung stärkt
- den Austausch zwischen Hochschule, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft
durch partizipative Forschungsformate
- neue Instrumente der Technikfolgenabschätzung und der wissenschaftlichen
Politikberatung
- ein Update beim digitalen Lernen und Lehren
- die Förderung der Vielfalt an den Hochschulen
- die Stärkung der Wissenschaft für Nachhaltigkeit und für nachhaltig
betriebene Hochschulen
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