Kapitel: | Allen Kindern und Familien müssen wir gezielt den Rücken stärken |
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Antragsteller*in: | Landesmitgliederversammlung Grüne Jugend Baden-Württemberg (dort beschlossen am: 14.11.2020) |
Status: | Geprüft |
Verfahrensvorschlag: | Modifizierte Übernahme |
Eingereicht: | 20.11.2020, 22:10 |
K10-042: Allen Kindern und Familien müssen wir gezielt den Rücken stärken
Verfahrensvorschlag: Antragstext
Von Zeile 41 bis 42 einfügen:
Spuren nach einem Gewaltverbrechen gerichtsfest sichern lassen, auch wenn sie noch nicht entschieden haben, ob sie Anzeige erstatten wollen. Wir wollen Kinder und Jugendliche bei Gerichtsverfahren vor Retraumatisierung und Gewissenskonflikten gegenüber Familienangehörigen schützen.
Kapitel 10: Kinder, Jugend und Familie
Allen Kindern und Familien müssen wir gezielt den Rücken stärken
Kinder und Jugendliche sollen in Baden-Württemberg gesund aufwachsen und eine
faire Chance auf ein gutes Leben haben. Familien stärken, Kinderarmut bekämpfen,
Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche ausbauen und sie vor Gewalt
schützen – dafür kämpfen wir. Wir unterstützen Familien in ihrer ganzen
Vielfalt.
Um junge Eltern und ihre neugeborenen Babys bestmöglich zu begleiten, haben wir
in Baden-Württemberg das Landesprogramm STÄRKE neu aufgestellt. Auch mit anderen
Elternbildungsangeboten und frühen Hilfen setzen wir neue Impulse für die
Familienbildung in den Kommunen und Landkreisen. Unser Ziel ist es, sie dabei
niedrigschwellig zu unterstützen, ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und
alle Eltern zur Eigenverantwortung zu befähigen. Dafür haben wir als grün-
geführte Landesregierung die Entwicklung einer „Rahmenkonzeption Familienbildung
BW“ gefördert. Jetzt geht es uns darum, diese Schritt für Schritt umzusetzen.
Vielen Familie in Baden-Württemberg geht es materiell gut. Und doch lebt fast
jedes fünfte Kind in Armut. Besonders betroffen sind Kinder in Familien mit
Migrationshintergrund, Kinder von Alleinerziehenden und Kinder in kinderreichen
Familien. Das nehmen wir Grüne nicht hin! Auf Bundesebene streiten wir deswegen
für eine wirksame Kindergrundsicherung, um Kinderarmut zu verhindern. Wir setzen
uns außerdem dafür ein, Care-Tätigkeiten aufzuwerten und sie angemessen zu
bezahlen. Wer eine Erwerbstätigkeit für Erziehungszeiten unterbricht, soll
sozial besser abgesichert sein. Wir machen uns stark für ein Rückkehrrecht von
Teil- auf Vollzeit, flexiblere Arbeitszeitmodelle sowie gute und verlässliche
Betreuungsangebote.
Und auch in der Regierungsverantwortung im Land haben wir einiges angestoßen.
Unser Ziel: Kein Kind soll in Armut aufwachsen müssen!
Mit dem ersten Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg 2015 haben wir die
Grundlage gelegt, damit endlich anerkannt wird: Soziale Ausgrenzung, Armut und
besonders Kinderarmut sind eine landespolitische Herausforderung! Um Kinderarmut
zu bekämpfen und gleiche Startchancen zu schaffen, haben wir den Ideenwettbewerb
„Starke Kinder – chancenreich“ ins Leben gerufen. Wir fördern kommunale und
regionale Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut. Weil diese Konzepte sich
bewährt haben, wollen wir sie im ganzen Land etablieren.
Uns ist es ein zentrales Anliegen, Kinder und Jugendliche vor jeglicher Form von
Gewalt zu schützen. Dazu haben wir mit zahlreichen Initiativen wichtige
Grundlagen gelegt und die Schutzmechanismen verbessert. Wir haben zudem die
Mittel für Frauen- und Kinderschutzhäuser sowie ambulante Hilfseinrichtungen
deutlich erhöht. Gleiches gilt für Gewaltambulanzen. Hier können Opfer die
Spuren nach einem Gewaltverbrechen gerichtsfest sichern lassen, auch wenn sie
noch nicht entschieden haben, ob sie Anzeige erstatten wollen. Wir wollen Kinder und Jugendliche bei Gerichtsverfahren vor Retraumatisierung und Gewissenskonflikten gegenüber Familienangehörigen schützen.
Wir wollen die Rechte von Kindern und Jugendlichen stärken und ihnen mehr Gehör
verschaffen. Dazu bauen wir ein landesweites unabhängiges Ombudssystem auf. Es
unterstützt sie dabei, ihre Interessen in der Kinder- und Jugendhilfe zu
vertreten. Dieses Ombudssystem ist in der Jugendhilfe auch eine wichtige
Anlaufstelle für ehemalige Heimkinder.
Demokratie erlernt am besten, wer sie real erlebt: Mit dem Masterplan Jugend und
dem Landesjugendplan stärken wir die Strukturen der offenen Jugendarbeit, die
von den unterschiedlichsten Vereinen und Einrichtungen getragen wird. Der
Masterplan orientiert sich an der Vielfalt, die unsere Gesellschaft ausmacht. Er
setzt insbesondere darauf, Kinder und Jugendliche zu beteiligen, Demokratie zu
fördern und sozial benachteiligte junge Menschen gezielt zu unterstützen. Damit
bringen wir auch die Inklusion von Menschen mit Behinderungen voran. Die
landesweite „Servicestelle Partizipation“ unterstützt seit 2018 systematisch die
Teilhabe von Jugendlichen.
In vielen Initiativen und Formaten vor Ort können junge Menschen Beteiligung
erleben. Dazu gehören etwa die Jugendgemeinderäte und Regionalkonferenzen sowie
auf Landesebene der Jugendlandtag und der Kindergipfel im Landtag.
Gerade jetzt: Familien fördern und entlasten
Familien stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Kinder und Jugendliche
wachsen in einer Zeit auf, die durch existenzielle Zukunftsängste geprägt ist.
Fridays for Future haben diese Ängste auf die Straße getragen. Sie fordern
grundlegende Veränderungen ein, um die Klimakrise aufzuhalten. Gleichzeitig
leben wir in einer Zeit des rasanten digitalen Wandels. Digitale Kommunikation
und Vernetzung sind nicht nur für Kinder und Jugendliche heute
selbstverständlich. Umso wichtiger ist es, ihnen eine umfassende Medienkompetenz
und einen verantwortungsvollen Umgang mit Instagram, TikTok und Co. zu
vermitteln. Das macht sie stark, um nicht auf Fake News und
Verschwörungstheorien hereinzufallen.
Neue Formen der Kommunikation schaffen neue Möglichkeiten, miteinander in
Kontakt zu kommen und zu bleiben. Darin stecken auch neue Chancen für den
familiären Zusammenhalt. Getrennt lebende Familien können sich nah sein und
täglich austauschen, auch wenn Hunderte Kilometer zwischen ihnen liegen. Doch
ein Mehr an Kommunikation und Vernetzung heißt nicht automatisch, dass die
Bindungen vertieft und der Zusammenhalt gestärkt werden. Vielen Eltern bereitet
der ständige Medienkonsum ihrer Kinder Sorgen.
Familie in den 2020er Jahren heißt, ganz unterschiedliche Rollen und Erwartungen
zusammenzubringen. Nicht nur innerhalb der Familie, auch in der Arbeit und im
Ehrenamt. Genug Zeit für die Kinder zu haben, den Anforderungen im Job gerecht
zu werden, den Haushalt in Schuss zu halten und Freunde nicht zu
vernachlässigen: An allen Ecken und Enden gibt es viel zu tun.
Die Corona-Krise hat diese Herausforderungen noch einmal verschärft. In den
vergangenen Monaten haben Familien mit Kindern eine riesige Last geschultert.
Home-Office und Home-Schooling haben viele Familien stark belastet, der
Medienkonsum ist deutlich angestiegen. In manchen Familien fühlten sich Frauen
in traditionelle Rollenbilder zurückgeworfen. Alleinerziehende hat die Corona-
Krise besonders hart getroffen.
Die Krise hat nochmals deutlich gemacht: Auch in Baden-Württemberg sind Kinder
ein Armutsrisiko. Das darf nicht sein! Deswegen ist es uns wichtig, gerade jetzt
Familien mit Kindern zu unterstützen. Als Land ermöglichen wir es den Kommunen,
auch in einer wirtschaftlich schwierigen Lage mit rückgehenden Steuereinnahmen
ihre Freiwilligkeitsleistungen für Kinder und Familien aufrecht zu erhalten.
Wir stärken Familien – in all ihrer Vielfalt
Für viele Menschen ist die Familie das Fundament ihres Zusammenlebens und ihres
Glücks. Familie heißt: Menschen übernehmen dauerhaft füreinander Verantwortung,
kümmern sich umeinander und sind füreinander da. Das unterstützen wir in aller
Vielfalt: mit oder ohne Trauschein, alleinerziehend oder mit Partner*in, mehr-
oder gleichgeschlechtlich, mit und ohne Migrationshintergrund, im Rahmen einer
biologischen Elternschaft oder als Pflege- und Adoptivfamilie, als Patchwork
oder Mehr-Eltern-Konstellation. All diese Familienformen leisten einen wichtigen
Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Familien können sich auf uns verlassen. Sie sind das Rückgrat unserer
Gesellschaft. Damit sie gut leben können, brauchen sie ein Umfeld, das sie
unterstützt. Dazu gehört besonders eine gute soziale Infrastruktur für Bildung,
Gesundheit und Betreuung für alle Kinder und Jugendlichen.
Wir geben allen Familien die Unterstützung, die sie brauchen. Das heißt zum
Beispiel: Auch für Kinder mit Behinderungen muss es verlässliche und inklusive
Betreuungsangebote geben. Das bedeutet auch, dass wir das Problem Kinderarmut
zielgenau und überall im Land angehen. Wir werden ein Präventionsnetz gegen
Armut und Bildungsbenachteiligung bis weit ins Jugendalter schaffen.
Wir wollen Familien in die Lage versetzen, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Kinder und Jugendliche sollen in einem Umfeld aufwachsen, in dem demokratische
Werte selbstverständlich sind. Sie sollen erleben, dass jeder Mensch etwas
beitragen kann.
Prävention, Elternbildung und Beratung weiter fördern
Wer beteiligt wird, lernt, soziale Verantwortung zu übernehmen. Soziale Arbeit
hat hier eine wichtige Unterstützungsfunktion: Sozialarbeiter*innen in Schulen
und Kitas sind wichtige Ansprechpersonen für Kinder und Jugendliche. Auch die
Verzahnung von Jugendhilfe und Bildungsangeboten eröffnet Freiräume und Ideen,
wie ein gutes Leben gestaltet sein kann. Soziale Arbeit beugt damit sozialer
Ausgrenzung sowie Gewalt und Kriminalität vor. Die Jugendsozialarbeit leistet
eine wichtige Präventions- und Unterstützungsarbeit. Wir wollen sie deshalb
bedarfsgerecht ausbauen. Dafür schaffen wir die Rahmenbedingungen in den
Sozialräumen und die notwendigen rechtlichen Grundlagen.
Kinder, Jugendliche und Familien brauchen offene und öffentliche Räume, die zu
ihren Bedürfnissen passen. Das sind zum Beispiel niedrigschwellige Angebote wie
Stadtteil- und Familienzentren. Wir wollen eine Koordinationsstelle auf
Landesebene schaffen, um die Kommunen flächendeckend mit solchen Zentren zu
versorgen. Die Koordinationsstelle soll die Städte, Gemeinden und Träger dabei
beraten und begleiten, Konzepte zu erstellen und Qualitätsstandards
weiterzuentwickeln.
In der grün-geführten Landesregierung haben wir vielfältige Maßnahmen für ein
kinderfreundliches Baden-Württemberg angestoßen. Diese Vorhaben entfalten ihre
Wirkung. Wir wollen sie konsequent fortführen. Damit jedes Kind gesund und
sicher aufwächst. Damit Familien stark bleiben. Damit Kinder und Jugendliche von
klein auf beteiligt werden.
Elternbildung und -beratung als Präventionsaufgabe setzen wir gemeinsam mit den
Kreisen und Kommunen weiter konsequent um. Wir fördern Familienzentren für eine
niederschwellige Beratung. Wir setzen uns nachdrücklich dafür, Familie und Beruf
besser zu vereinbaren.
Kein Kind soll in Armut aufwachsen!
Kein Kind soll in Armut aufwachsen! Deshalb wollen wir die regional erprobten
Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut in allen Regionen des Landes etablieren.
Im Bund setzen wir uns für eine Kindergrundsicherung ein. Sie soll allen Kindern
faire Chancen und ein gutes Aufwachsen ermöglichen. Auch damit wollen wir
Kinderarmut wirksam verhindern und gleichzeitig alle Familien unterstützen.
Besonders den Müttern und Vätern, die jeden Tag zu kämpfen haben, soll die
Kindergrundsicherung ein deutliches Plus im Portemonnaie bescheren.
Kinderschutz stärken – Gewalt konsequent bekämpfen
Besonders beim Schutz von Kindern vor sexualisierter Gewalt – im persönlichen
Umfeld und im Internet – bleibt noch viel zu tun. Wir wollen dafür einheitliche
fachliche und personelle Standards in der Jugendhilfe durchsetzen. Unser Ziel
ist es, flächendeckend eine unabhängige Fachberatung gegen jegliche Form von
Gewalt gegen Kinder einzurichten. Bereits jetzt finanzieren wir eine landesweite
Dachstruktur, die Einrichtungen gegen sexualisierte Gewalt verbindet. In den
Städten, Gemeinden und Landkreisen sollen mit diesen Partner*innen landesweit
verlässliche Netzwerke für den Kinderschutz entstehen – von den
Bildungseinrichtungen über freie Träger bis zu den Jugendämtern. Für einen
„Masterplan Kinderschutz“ wollen wir eine Vereinbarung mit den Kommunen treffen
und auf Landesebene die Funktion einer*eines Beauftragten gegen sexualisierte
Gewalt gegen Kinder schaffen. In der Familiengerichtsbarkeit wollen wir
Fortbildungen verbindlich machen und angemessen mit Personal ausstatten. Die
Strafverfolgung von Gewalt wollen wir personell und fachlich stärken. Die
Beweissicherung durch Opferschutzambulanzen wollen wir nach dem Vorbild der
Gewaltambulanz Heidelberg landesweit ermöglichen. Um Mädchen in Baden-
Württemberg vor weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) zu schützen, starten wir
eine Präventionskampagne. Ziel ist es, Opfer und Täter über die Mythen rund um
weibliche Genitalverstümmelung aufzuklären. Auch im Sexualkundeunterricht und
Medizinstudium sollte dieses Thema einen Platz finden.
Kinder und Jugendliche, die in Trennungssituationen leben, brauchen
Mitbestimmung und Beratung – unabhängig von den Eltern. Dazu gehört das Recht
auf einen eigenen Verfahrensbeistand in Familiengerichtsverfahren.
Kinder und Jugendliche haben was zu sagen – für mehr Beteiligung vor Ort
Wir wollen diese Formate in den Kommunen bekannter machen und mit den
Beteiligungskonzepten der Schulen verknüpfen. Dazu wollen wir ein Modellprojekt
bei der Landeszentrale für politische Bildung auflegen, das sich an
Landesschüler*innenbeiräte, Vertreter*innen von Jugendforen, Jugendgemeinderäte
und andere freie Jugendgruppen richtet. Die Jugendlichen selbst sollen die
Ausschreibung, die Auswahl und die Begleitung der Projektanträge gestalten. Die
politische Bildung innerhalb und außerhalb der Schule wollen wir stärken.
Wir haben erreicht, dass Kinder und Jugendliche sich in den Kommunen deutlich
mehr einmischen, etwa in Jugendgemeinderäten oder Jugendforen. Das wollen wir
weiter ausbauen. Das Wahlalter möchten wir auf allen Ebenen auf 16 Jahre senken.
Das Freiwillige Soziale Jahr bzw. das Freiwillige Ökologische Jahr bieten heute
schon vielen Jugendlichen die Chance, sich zu engagieren und sich persönlich
weiterzuentwickeln. Wir haben die Landesmittel dafür kontinuierlich erhöht und
stehen für den weiteren Ausbau.
Medienkompetenz stärken, Mobilität familiengerecht gestalten
Auch im Familienleben ist es wichtig, bewusst, reflektiert und kompetent mit
digitalen Technologien umgehen zu können. Um das zu lernen, braucht es
Medienangebote in der Schule genauso wie die Unterstützung der Eltern. Kinder
und Jugendlichen müssen im geschützten Rahmen Erfahrungen sammeln und
ausprobieren können. Zudem brauchen wir verbindliche Maßnahmen für einen
funktionierenden Kinder- und Jugendmedienschutz und Bewusstsein für eine
Medienethik.
Wir setzen uns dafür ein, dass Kommunen familiengerechte Mobilitätskonzepte
erstellen und umsetzen. Gerade in einer Welt, in der sich der Alltag zunehmend
an vielen verschiedenen Orten abspielt, ist Mobilität von großer Relevanz. Das
betrifft Familien im Alltag in besonderer Weise – ob nun morgens auf dem Weg zu
Kita und Schule oder zum Fußballtraining und Klavierunterricht am Nachmittag.
Wir setzen uns dafür ein, dass Wege in Städten und Kommunen auch für Familien
ohne Auto gut zu bewältigen sind. Eine Verkehrsplanung, die an
Familienfreundlichkeit ausgerichtet ist, erhöht die Verkehrssicherheit und
stärkt den Erhalt der Nahversorgung.
Darum Grün!
Wer Grün wählt, stimmt für
- Baden-Württemberg als starkes Land für Kinder, Jugendliche und Familien in
all ihrer Vielfalt
- Prävention und Schutz vor Kinderarmut und Schutz der Kinder vor jeglicher
Form von Gewalt
- den Ausbau der gelebten Beteiligung von Kindern und Jugendlichen
- mehr Medienbildung und die Stärkung des Jugendmedienschutzes
- eine Verkehrs- und Bauplanung, die an den Interessen von Kindern,
Jugendlichen und Familien ausgerichtet ist
Antragstext
Von Zeile 41 bis 42 einfügen:
Spuren nach einem Gewaltverbrechen gerichtsfest sichern lassen, auch wenn sie noch nicht entschieden haben, ob sie Anzeige erstatten wollen. Sollten sie sich dazu entscheiden, gilt es Kinder und Jugendliche bei Gerichtlichen Prozessen vor Retraumatisierung und Gewissenskonflikten gegenüber Familienangehörigen zu schützen.
Kapitel 10: Kinder, Jugend und Familie
Allen Kindern und Familien müssen wir gezielt den Rücken stärken
Kinder und Jugendliche sollen in Baden-Württemberg gesund aufwachsen und eine
faire Chance auf ein gutes Leben haben. Familien stärken, Kinderarmut bekämpfen,
Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche ausbauen und sie vor Gewalt
schützen – dafür kämpfen wir. Wir unterstützen Familien in ihrer ganzen
Vielfalt.
Um junge Eltern und ihre neugeborenen Babys bestmöglich zu begleiten, haben wir
in Baden-Württemberg das Landesprogramm STÄRKE neu aufgestellt. Auch mit anderen
Elternbildungsangeboten und frühen Hilfen setzen wir neue Impulse für die
Familienbildung in den Kommunen und Landkreisen. Unser Ziel ist es, sie dabei
niedrigschwellig zu unterstützen, ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und
alle Eltern zur Eigenverantwortung zu befähigen. Dafür haben wir als grün-
geführte Landesregierung die Entwicklung einer „Rahmenkonzeption Familienbildung
BW“ gefördert. Jetzt geht es uns darum, diese Schritt für Schritt umzusetzen.
Vielen Familie in Baden-Württemberg geht es materiell gut. Und doch lebt fast
jedes fünfte Kind in Armut. Besonders betroffen sind Kinder in Familien mit
Migrationshintergrund, Kinder von Alleinerziehenden und Kinder in kinderreichen
Familien. Das nehmen wir Grüne nicht hin! Auf Bundesebene streiten wir deswegen
für eine wirksame Kindergrundsicherung, um Kinderarmut zu verhindern. Wir setzen
uns außerdem dafür ein, Care-Tätigkeiten aufzuwerten und sie angemessen zu
bezahlen. Wer eine Erwerbstätigkeit für Erziehungszeiten unterbricht, soll
sozial besser abgesichert sein. Wir machen uns stark für ein Rückkehrrecht von
Teil- auf Vollzeit, flexiblere Arbeitszeitmodelle sowie gute und verlässliche
Betreuungsangebote.
Und auch in der Regierungsverantwortung im Land haben wir einiges angestoßen.
Unser Ziel: Kein Kind soll in Armut aufwachsen müssen!
Mit dem ersten Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg 2015 haben wir die
Grundlage gelegt, damit endlich anerkannt wird: Soziale Ausgrenzung, Armut und
besonders Kinderarmut sind eine landespolitische Herausforderung! Um Kinderarmut
zu bekämpfen und gleiche Startchancen zu schaffen, haben wir den Ideenwettbewerb
„Starke Kinder – chancenreich“ ins Leben gerufen. Wir fördern kommunale und
regionale Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut. Weil diese Konzepte sich
bewährt haben, wollen wir sie im ganzen Land etablieren.
Uns ist es ein zentrales Anliegen, Kinder und Jugendliche vor jeglicher Form von
Gewalt zu schützen. Dazu haben wir mit zahlreichen Initiativen wichtige
Grundlagen gelegt und die Schutzmechanismen verbessert. Wir haben zudem die
Mittel für Frauen- und Kinderschutzhäuser sowie ambulante Hilfseinrichtungen
deutlich erhöht. Gleiches gilt für Gewaltambulanzen. Hier können Opfer die
Spuren nach einem Gewaltverbrechen gerichtsfest sichern lassen, auch wenn sie
noch nicht entschieden haben, ob sie Anzeige erstatten wollen. Sollten sie sich dazu entscheiden, gilt es Kinder und Jugendliche bei Gerichtlichen Prozessen vor Retraumatisierung und Gewissenskonflikten gegenüber Familienangehörigen zu schützen.
Wir wollen die Rechte von Kindern und Jugendlichen stärken und ihnen mehr Gehör
verschaffen. Dazu bauen wir ein landesweites unabhängiges Ombudssystem auf. Es
unterstützt sie dabei, ihre Interessen in der Kinder- und Jugendhilfe zu
vertreten. Dieses Ombudssystem ist in der Jugendhilfe auch eine wichtige
Anlaufstelle für ehemalige Heimkinder.
Demokratie erlernt am besten, wer sie real erlebt: Mit dem Masterplan Jugend und
dem Landesjugendplan stärken wir die Strukturen der offenen Jugendarbeit, die
von den unterschiedlichsten Vereinen und Einrichtungen getragen wird. Der
Masterplan orientiert sich an der Vielfalt, die unsere Gesellschaft ausmacht. Er
setzt insbesondere darauf, Kinder und Jugendliche zu beteiligen, Demokratie zu
fördern und sozial benachteiligte junge Menschen gezielt zu unterstützen. Damit
bringen wir auch die Inklusion von Menschen mit Behinderungen voran. Die
landesweite „Servicestelle Partizipation“ unterstützt seit 2018 systematisch die
Teilhabe von Jugendlichen.
In vielen Initiativen und Formaten vor Ort können junge Menschen Beteiligung
erleben. Dazu gehören etwa die Jugendgemeinderäte und Regionalkonferenzen sowie
auf Landesebene der Jugendlandtag und der Kindergipfel im Landtag.
Gerade jetzt: Familien fördern und entlasten
Familien stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Kinder und Jugendliche
wachsen in einer Zeit auf, die durch existenzielle Zukunftsängste geprägt ist.
Fridays for Future haben diese Ängste auf die Straße getragen. Sie fordern
grundlegende Veränderungen ein, um die Klimakrise aufzuhalten. Gleichzeitig
leben wir in einer Zeit des rasanten digitalen Wandels. Digitale Kommunikation
und Vernetzung sind nicht nur für Kinder und Jugendliche heute
selbstverständlich. Umso wichtiger ist es, ihnen eine umfassende Medienkompetenz
und einen verantwortungsvollen Umgang mit Instagram, TikTok und Co. zu
vermitteln. Das macht sie stark, um nicht auf Fake News und
Verschwörungstheorien hereinzufallen.
Neue Formen der Kommunikation schaffen neue Möglichkeiten, miteinander in
Kontakt zu kommen und zu bleiben. Darin stecken auch neue Chancen für den
familiären Zusammenhalt. Getrennt lebende Familien können sich nah sein und
täglich austauschen, auch wenn Hunderte Kilometer zwischen ihnen liegen. Doch
ein Mehr an Kommunikation und Vernetzung heißt nicht automatisch, dass die
Bindungen vertieft und der Zusammenhalt gestärkt werden. Vielen Eltern bereitet
der ständige Medienkonsum ihrer Kinder Sorgen.
Familie in den 2020er Jahren heißt, ganz unterschiedliche Rollen und Erwartungen
zusammenzubringen. Nicht nur innerhalb der Familie, auch in der Arbeit und im
Ehrenamt. Genug Zeit für die Kinder zu haben, den Anforderungen im Job gerecht
zu werden, den Haushalt in Schuss zu halten und Freunde nicht zu
vernachlässigen: An allen Ecken und Enden gibt es viel zu tun.
Die Corona-Krise hat diese Herausforderungen noch einmal verschärft. In den
vergangenen Monaten haben Familien mit Kindern eine riesige Last geschultert.
Home-Office und Home-Schooling haben viele Familien stark belastet, der
Medienkonsum ist deutlich angestiegen. In manchen Familien fühlten sich Frauen
in traditionelle Rollenbilder zurückgeworfen. Alleinerziehende hat die Corona-
Krise besonders hart getroffen.
Die Krise hat nochmals deutlich gemacht: Auch in Baden-Württemberg sind Kinder
ein Armutsrisiko. Das darf nicht sein! Deswegen ist es uns wichtig, gerade jetzt
Familien mit Kindern zu unterstützen. Als Land ermöglichen wir es den Kommunen,
auch in einer wirtschaftlich schwierigen Lage mit rückgehenden Steuereinnahmen
ihre Freiwilligkeitsleistungen für Kinder und Familien aufrecht zu erhalten.
Wir stärken Familien – in all ihrer Vielfalt
Für viele Menschen ist die Familie das Fundament ihres Zusammenlebens und ihres
Glücks. Familie heißt: Menschen übernehmen dauerhaft füreinander Verantwortung,
kümmern sich umeinander und sind füreinander da. Das unterstützen wir in aller
Vielfalt: mit oder ohne Trauschein, alleinerziehend oder mit Partner*in, mehr-
oder gleichgeschlechtlich, mit und ohne Migrationshintergrund, im Rahmen einer
biologischen Elternschaft oder als Pflege- und Adoptivfamilie, als Patchwork
oder Mehr-Eltern-Konstellation. All diese Familienformen leisten einen wichtigen
Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Familien können sich auf uns verlassen. Sie sind das Rückgrat unserer
Gesellschaft. Damit sie gut leben können, brauchen sie ein Umfeld, das sie
unterstützt. Dazu gehört besonders eine gute soziale Infrastruktur für Bildung,
Gesundheit und Betreuung für alle Kinder und Jugendlichen.
Wir geben allen Familien die Unterstützung, die sie brauchen. Das heißt zum
Beispiel: Auch für Kinder mit Behinderungen muss es verlässliche und inklusive
Betreuungsangebote geben. Das bedeutet auch, dass wir das Problem Kinderarmut
zielgenau und überall im Land angehen. Wir werden ein Präventionsnetz gegen
Armut und Bildungsbenachteiligung bis weit ins Jugendalter schaffen.
Wir wollen Familien in die Lage versetzen, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Kinder und Jugendliche sollen in einem Umfeld aufwachsen, in dem demokratische
Werte selbstverständlich sind. Sie sollen erleben, dass jeder Mensch etwas
beitragen kann.
Prävention, Elternbildung und Beratung weiter fördern
Wer beteiligt wird, lernt, soziale Verantwortung zu übernehmen. Soziale Arbeit
hat hier eine wichtige Unterstützungsfunktion: Sozialarbeiter*innen in Schulen
und Kitas sind wichtige Ansprechpersonen für Kinder und Jugendliche. Auch die
Verzahnung von Jugendhilfe und Bildungsangeboten eröffnet Freiräume und Ideen,
wie ein gutes Leben gestaltet sein kann. Soziale Arbeit beugt damit sozialer
Ausgrenzung sowie Gewalt und Kriminalität vor. Die Jugendsozialarbeit leistet
eine wichtige Präventions- und Unterstützungsarbeit. Wir wollen sie deshalb
bedarfsgerecht ausbauen. Dafür schaffen wir die Rahmenbedingungen in den
Sozialräumen und die notwendigen rechtlichen Grundlagen.
Kinder, Jugendliche und Familien brauchen offene und öffentliche Räume, die zu
ihren Bedürfnissen passen. Das sind zum Beispiel niedrigschwellige Angebote wie
Stadtteil- und Familienzentren. Wir wollen eine Koordinationsstelle auf
Landesebene schaffen, um die Kommunen flächendeckend mit solchen Zentren zu
versorgen. Die Koordinationsstelle soll die Städte, Gemeinden und Träger dabei
beraten und begleiten, Konzepte zu erstellen und Qualitätsstandards
weiterzuentwickeln.
In der grün-geführten Landesregierung haben wir vielfältige Maßnahmen für ein
kinderfreundliches Baden-Württemberg angestoßen. Diese Vorhaben entfalten ihre
Wirkung. Wir wollen sie konsequent fortführen. Damit jedes Kind gesund und
sicher aufwächst. Damit Familien stark bleiben. Damit Kinder und Jugendliche von
klein auf beteiligt werden.
Elternbildung und -beratung als Präventionsaufgabe setzen wir gemeinsam mit den
Kreisen und Kommunen weiter konsequent um. Wir fördern Familienzentren für eine
niederschwellige Beratung. Wir setzen uns nachdrücklich dafür, Familie und Beruf
besser zu vereinbaren.
Kein Kind soll in Armut aufwachsen!
Kein Kind soll in Armut aufwachsen! Deshalb wollen wir die regional erprobten
Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut in allen Regionen des Landes etablieren.
Im Bund setzen wir uns für eine Kindergrundsicherung ein. Sie soll allen Kindern
faire Chancen und ein gutes Aufwachsen ermöglichen. Auch damit wollen wir
Kinderarmut wirksam verhindern und gleichzeitig alle Familien unterstützen.
Besonders den Müttern und Vätern, die jeden Tag zu kämpfen haben, soll die
Kindergrundsicherung ein deutliches Plus im Portemonnaie bescheren.
Kinderschutz stärken – Gewalt konsequent bekämpfen
Besonders beim Schutz von Kindern vor sexualisierter Gewalt – im persönlichen
Umfeld und im Internet – bleibt noch viel zu tun. Wir wollen dafür einheitliche
fachliche und personelle Standards in der Jugendhilfe durchsetzen. Unser Ziel
ist es, flächendeckend eine unabhängige Fachberatung gegen jegliche Form von
Gewalt gegen Kinder einzurichten. Bereits jetzt finanzieren wir eine landesweite
Dachstruktur, die Einrichtungen gegen sexualisierte Gewalt verbindet. In den
Städten, Gemeinden und Landkreisen sollen mit diesen Partner*innen landesweit
verlässliche Netzwerke für den Kinderschutz entstehen – von den
Bildungseinrichtungen über freie Träger bis zu den Jugendämtern. Für einen
„Masterplan Kinderschutz“ wollen wir eine Vereinbarung mit den Kommunen treffen
und auf Landesebene die Funktion einer*eines Beauftragten gegen sexualisierte
Gewalt gegen Kinder schaffen. In der Familiengerichtsbarkeit wollen wir
Fortbildungen verbindlich machen und angemessen mit Personal ausstatten. Die
Strafverfolgung von Gewalt wollen wir personell und fachlich stärken. Die
Beweissicherung durch Opferschutzambulanzen wollen wir nach dem Vorbild der
Gewaltambulanz Heidelberg landesweit ermöglichen. Um Mädchen in Baden-
Württemberg vor weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) zu schützen, starten wir
eine Präventionskampagne. Ziel ist es, Opfer und Täter über die Mythen rund um
weibliche Genitalverstümmelung aufzuklären. Auch im Sexualkundeunterricht und
Medizinstudium sollte dieses Thema einen Platz finden.
Kinder und Jugendliche, die in Trennungssituationen leben, brauchen
Mitbestimmung und Beratung – unabhängig von den Eltern. Dazu gehört das Recht
auf einen eigenen Verfahrensbeistand in Familiengerichtsverfahren.
Kinder und Jugendliche haben was zu sagen – für mehr Beteiligung vor Ort
Wir wollen diese Formate in den Kommunen bekannter machen und mit den
Beteiligungskonzepten der Schulen verknüpfen. Dazu wollen wir ein Modellprojekt
bei der Landeszentrale für politische Bildung auflegen, das sich an
Landesschüler*innenbeiräte, Vertreter*innen von Jugendforen, Jugendgemeinderäte
und andere freie Jugendgruppen richtet. Die Jugendlichen selbst sollen die
Ausschreibung, die Auswahl und die Begleitung der Projektanträge gestalten. Die
politische Bildung innerhalb und außerhalb der Schule wollen wir stärken.
Wir haben erreicht, dass Kinder und Jugendliche sich in den Kommunen deutlich
mehr einmischen, etwa in Jugendgemeinderäten oder Jugendforen. Das wollen wir
weiter ausbauen. Das Wahlalter möchten wir auf allen Ebenen auf 16 Jahre senken.
Das Freiwillige Soziale Jahr bzw. das Freiwillige Ökologische Jahr bieten heute
schon vielen Jugendlichen die Chance, sich zu engagieren und sich persönlich
weiterzuentwickeln. Wir haben die Landesmittel dafür kontinuierlich erhöht und
stehen für den weiteren Ausbau.
Medienkompetenz stärken, Mobilität familiengerecht gestalten
Auch im Familienleben ist es wichtig, bewusst, reflektiert und kompetent mit
digitalen Technologien umgehen zu können. Um das zu lernen, braucht es
Medienangebote in der Schule genauso wie die Unterstützung der Eltern. Kinder
und Jugendlichen müssen im geschützten Rahmen Erfahrungen sammeln und
ausprobieren können. Zudem brauchen wir verbindliche Maßnahmen für einen
funktionierenden Kinder- und Jugendmedienschutz und Bewusstsein für eine
Medienethik.
Wir setzen uns dafür ein, dass Kommunen familiengerechte Mobilitätskonzepte
erstellen und umsetzen. Gerade in einer Welt, in der sich der Alltag zunehmend
an vielen verschiedenen Orten abspielt, ist Mobilität von großer Relevanz. Das
betrifft Familien im Alltag in besonderer Weise – ob nun morgens auf dem Weg zu
Kita und Schule oder zum Fußballtraining und Klavierunterricht am Nachmittag.
Wir setzen uns dafür ein, dass Wege in Städten und Kommunen auch für Familien
ohne Auto gut zu bewältigen sind. Eine Verkehrsplanung, die an
Familienfreundlichkeit ausgerichtet ist, erhöht die Verkehrssicherheit und
stärkt den Erhalt der Nahversorgung.
Darum Grün!
Wer Grün wählt, stimmt für
- Baden-Württemberg als starkes Land für Kinder, Jugendliche und Familien in
all ihrer Vielfalt
- Prävention und Schutz vor Kinderarmut und Schutz der Kinder vor jeglicher
Form von Gewalt
- den Ausbau der gelebten Beteiligung von Kindern und Jugendlichen
- mehr Medienbildung und die Stärkung des Jugendmedienschutzes
- eine Verkehrs- und Bauplanung, die an den Interessen von Kindern,
Jugendlichen und Familien ausgerichtet ist
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Spuren nach einem Gewaltverbrechen gerichtsfest sichern lassen, auch wenn sie noch nicht entschieden haben, ob sie Anzeige erstatten wollen. Wir wollen Kinder und Jugendliche bei Gerichtsverfahren vor Retraumatisierung und Gewissenskonflikten gegenüber Familienangehörigen schützen.
Kapitel 10: Kinder, Jugend und Familie
Allen Kindern und Familien müssen wir gezielt den Rücken stärken
Kinder und Jugendliche sollen in Baden-Württemberg gesund aufwachsen und eine
faire Chance auf ein gutes Leben haben. Familien stärken, Kinderarmut bekämpfen,
Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche ausbauen und sie vor Gewalt
schützen – dafür kämpfen wir. Wir unterstützen Familien in ihrer ganzen
Vielfalt.
Um junge Eltern und ihre neugeborenen Babys bestmöglich zu begleiten, haben wir
in Baden-Württemberg das Landesprogramm STÄRKE neu aufgestellt. Auch mit anderen
Elternbildungsangeboten und frühen Hilfen setzen wir neue Impulse für die
Familienbildung in den Kommunen und Landkreisen. Unser Ziel ist es, sie dabei
niedrigschwellig zu unterstützen, ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und
alle Eltern zur Eigenverantwortung zu befähigen. Dafür haben wir als grün-
geführte Landesregierung die Entwicklung einer „Rahmenkonzeption Familienbildung
BW“ gefördert. Jetzt geht es uns darum, diese Schritt für Schritt umzusetzen.
Vielen Familie in Baden-Württemberg geht es materiell gut. Und doch lebt fast
jedes fünfte Kind in Armut. Besonders betroffen sind Kinder in Familien mit
Migrationshintergrund, Kinder von Alleinerziehenden und Kinder in kinderreichen
Familien. Das nehmen wir Grüne nicht hin! Auf Bundesebene streiten wir deswegen
für eine wirksame Kindergrundsicherung, um Kinderarmut zu verhindern. Wir setzen
uns außerdem dafür ein, Care-Tätigkeiten aufzuwerten und sie angemessen zu
bezahlen. Wer eine Erwerbstätigkeit für Erziehungszeiten unterbricht, soll
sozial besser abgesichert sein. Wir machen uns stark für ein Rückkehrrecht von
Teil- auf Vollzeit, flexiblere Arbeitszeitmodelle sowie gute und verlässliche
Betreuungsangebote.
Und auch in der Regierungsverantwortung im Land haben wir einiges angestoßen.
Unser Ziel: Kein Kind soll in Armut aufwachsen müssen!
Mit dem ersten Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg 2015 haben wir die
Grundlage gelegt, damit endlich anerkannt wird: Soziale Ausgrenzung, Armut und
besonders Kinderarmut sind eine landespolitische Herausforderung! Um Kinderarmut
zu bekämpfen und gleiche Startchancen zu schaffen, haben wir den Ideenwettbewerb
„Starke Kinder – chancenreich“ ins Leben gerufen. Wir fördern kommunale und
regionale Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut. Weil diese Konzepte sich
bewährt haben, wollen wir sie im ganzen Land etablieren.
Uns ist es ein zentrales Anliegen, Kinder und Jugendliche vor jeglicher Form von
Gewalt zu schützen. Dazu haben wir mit zahlreichen Initiativen wichtige
Grundlagen gelegt und die Schutzmechanismen verbessert. Wir haben zudem die
Mittel für Frauen- und Kinderschutzhäuser sowie ambulante Hilfseinrichtungen
deutlich erhöht. Gleiches gilt für Gewaltambulanzen. Hier können Opfer die
Spuren nach einem Gewaltverbrechen gerichtsfest sichern lassen, auch wenn sie
noch nicht entschieden haben, ob sie Anzeige erstatten wollen. Wir wollen Kinder und Jugendliche bei Gerichtsverfahren vor Retraumatisierung und Gewissenskonflikten gegenüber Familienangehörigen schützen.
Wir wollen die Rechte von Kindern und Jugendlichen stärken und ihnen mehr Gehör
verschaffen. Dazu bauen wir ein landesweites unabhängiges Ombudssystem auf. Es
unterstützt sie dabei, ihre Interessen in der Kinder- und Jugendhilfe zu
vertreten. Dieses Ombudssystem ist in der Jugendhilfe auch eine wichtige
Anlaufstelle für ehemalige Heimkinder.
Demokratie erlernt am besten, wer sie real erlebt: Mit dem Masterplan Jugend und
dem Landesjugendplan stärken wir die Strukturen der offenen Jugendarbeit, die
von den unterschiedlichsten Vereinen und Einrichtungen getragen wird. Der
Masterplan orientiert sich an der Vielfalt, die unsere Gesellschaft ausmacht. Er
setzt insbesondere darauf, Kinder und Jugendliche zu beteiligen, Demokratie zu
fördern und sozial benachteiligte junge Menschen gezielt zu unterstützen. Damit
bringen wir auch die Inklusion von Menschen mit Behinderungen voran. Die
landesweite „Servicestelle Partizipation“ unterstützt seit 2018 systematisch die
Teilhabe von Jugendlichen.
In vielen Initiativen und Formaten vor Ort können junge Menschen Beteiligung
erleben. Dazu gehören etwa die Jugendgemeinderäte und Regionalkonferenzen sowie
auf Landesebene der Jugendlandtag und der Kindergipfel im Landtag.
Gerade jetzt: Familien fördern und entlasten
Familien stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Kinder und Jugendliche
wachsen in einer Zeit auf, die durch existenzielle Zukunftsängste geprägt ist.
Fridays for Future haben diese Ängste auf die Straße getragen. Sie fordern
grundlegende Veränderungen ein, um die Klimakrise aufzuhalten. Gleichzeitig
leben wir in einer Zeit des rasanten digitalen Wandels. Digitale Kommunikation
und Vernetzung sind nicht nur für Kinder und Jugendliche heute
selbstverständlich. Umso wichtiger ist es, ihnen eine umfassende Medienkompetenz
und einen verantwortungsvollen Umgang mit Instagram, TikTok und Co. zu
vermitteln. Das macht sie stark, um nicht auf Fake News und
Verschwörungstheorien hereinzufallen.
Neue Formen der Kommunikation schaffen neue Möglichkeiten, miteinander in
Kontakt zu kommen und zu bleiben. Darin stecken auch neue Chancen für den
familiären Zusammenhalt. Getrennt lebende Familien können sich nah sein und
täglich austauschen, auch wenn Hunderte Kilometer zwischen ihnen liegen. Doch
ein Mehr an Kommunikation und Vernetzung heißt nicht automatisch, dass die
Bindungen vertieft und der Zusammenhalt gestärkt werden. Vielen Eltern bereitet
der ständige Medienkonsum ihrer Kinder Sorgen.
Familie in den 2020er Jahren heißt, ganz unterschiedliche Rollen und Erwartungen
zusammenzubringen. Nicht nur innerhalb der Familie, auch in der Arbeit und im
Ehrenamt. Genug Zeit für die Kinder zu haben, den Anforderungen im Job gerecht
zu werden, den Haushalt in Schuss zu halten und Freunde nicht zu
vernachlässigen: An allen Ecken und Enden gibt es viel zu tun.
Die Corona-Krise hat diese Herausforderungen noch einmal verschärft. In den
vergangenen Monaten haben Familien mit Kindern eine riesige Last geschultert.
Home-Office und Home-Schooling haben viele Familien stark belastet, der
Medienkonsum ist deutlich angestiegen. In manchen Familien fühlten sich Frauen
in traditionelle Rollenbilder zurückgeworfen. Alleinerziehende hat die Corona-
Krise besonders hart getroffen.
Die Krise hat nochmals deutlich gemacht: Auch in Baden-Württemberg sind Kinder
ein Armutsrisiko. Das darf nicht sein! Deswegen ist es uns wichtig, gerade jetzt
Familien mit Kindern zu unterstützen. Als Land ermöglichen wir es den Kommunen,
auch in einer wirtschaftlich schwierigen Lage mit rückgehenden Steuereinnahmen
ihre Freiwilligkeitsleistungen für Kinder und Familien aufrecht zu erhalten.
Wir stärken Familien – in all ihrer Vielfalt
Für viele Menschen ist die Familie das Fundament ihres Zusammenlebens und ihres
Glücks. Familie heißt: Menschen übernehmen dauerhaft füreinander Verantwortung,
kümmern sich umeinander und sind füreinander da. Das unterstützen wir in aller
Vielfalt: mit oder ohne Trauschein, alleinerziehend oder mit Partner*in, mehr-
oder gleichgeschlechtlich, mit und ohne Migrationshintergrund, im Rahmen einer
biologischen Elternschaft oder als Pflege- und Adoptivfamilie, als Patchwork
oder Mehr-Eltern-Konstellation. All diese Familienformen leisten einen wichtigen
Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Familien können sich auf uns verlassen. Sie sind das Rückgrat unserer
Gesellschaft. Damit sie gut leben können, brauchen sie ein Umfeld, das sie
unterstützt. Dazu gehört besonders eine gute soziale Infrastruktur für Bildung,
Gesundheit und Betreuung für alle Kinder und Jugendlichen.
Wir geben allen Familien die Unterstützung, die sie brauchen. Das heißt zum
Beispiel: Auch für Kinder mit Behinderungen muss es verlässliche und inklusive
Betreuungsangebote geben. Das bedeutet auch, dass wir das Problem Kinderarmut
zielgenau und überall im Land angehen. Wir werden ein Präventionsnetz gegen
Armut und Bildungsbenachteiligung bis weit ins Jugendalter schaffen.
Wir wollen Familien in die Lage versetzen, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Kinder und Jugendliche sollen in einem Umfeld aufwachsen, in dem demokratische
Werte selbstverständlich sind. Sie sollen erleben, dass jeder Mensch etwas
beitragen kann.
Prävention, Elternbildung und Beratung weiter fördern
Wer beteiligt wird, lernt, soziale Verantwortung zu übernehmen. Soziale Arbeit
hat hier eine wichtige Unterstützungsfunktion: Sozialarbeiter*innen in Schulen
und Kitas sind wichtige Ansprechpersonen für Kinder und Jugendliche. Auch die
Verzahnung von Jugendhilfe und Bildungsangeboten eröffnet Freiräume und Ideen,
wie ein gutes Leben gestaltet sein kann. Soziale Arbeit beugt damit sozialer
Ausgrenzung sowie Gewalt und Kriminalität vor. Die Jugendsozialarbeit leistet
eine wichtige Präventions- und Unterstützungsarbeit. Wir wollen sie deshalb
bedarfsgerecht ausbauen. Dafür schaffen wir die Rahmenbedingungen in den
Sozialräumen und die notwendigen rechtlichen Grundlagen.
Kinder, Jugendliche und Familien brauchen offene und öffentliche Räume, die zu
ihren Bedürfnissen passen. Das sind zum Beispiel niedrigschwellige Angebote wie
Stadtteil- und Familienzentren. Wir wollen eine Koordinationsstelle auf
Landesebene schaffen, um die Kommunen flächendeckend mit solchen Zentren zu
versorgen. Die Koordinationsstelle soll die Städte, Gemeinden und Träger dabei
beraten und begleiten, Konzepte zu erstellen und Qualitätsstandards
weiterzuentwickeln.
In der grün-geführten Landesregierung haben wir vielfältige Maßnahmen für ein
kinderfreundliches Baden-Württemberg angestoßen. Diese Vorhaben entfalten ihre
Wirkung. Wir wollen sie konsequent fortführen. Damit jedes Kind gesund und
sicher aufwächst. Damit Familien stark bleiben. Damit Kinder und Jugendliche von
klein auf beteiligt werden.
Elternbildung und -beratung als Präventionsaufgabe setzen wir gemeinsam mit den
Kreisen und Kommunen weiter konsequent um. Wir fördern Familienzentren für eine
niederschwellige Beratung. Wir setzen uns nachdrücklich dafür, Familie und Beruf
besser zu vereinbaren.
Kein Kind soll in Armut aufwachsen!
Kein Kind soll in Armut aufwachsen! Deshalb wollen wir die regional erprobten
Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut in allen Regionen des Landes etablieren.
Im Bund setzen wir uns für eine Kindergrundsicherung ein. Sie soll allen Kindern
faire Chancen und ein gutes Aufwachsen ermöglichen. Auch damit wollen wir
Kinderarmut wirksam verhindern und gleichzeitig alle Familien unterstützen.
Besonders den Müttern und Vätern, die jeden Tag zu kämpfen haben, soll die
Kindergrundsicherung ein deutliches Plus im Portemonnaie bescheren.
Kinderschutz stärken – Gewalt konsequent bekämpfen
Besonders beim Schutz von Kindern vor sexualisierter Gewalt – im persönlichen
Umfeld und im Internet – bleibt noch viel zu tun. Wir wollen dafür einheitliche
fachliche und personelle Standards in der Jugendhilfe durchsetzen. Unser Ziel
ist es, flächendeckend eine unabhängige Fachberatung gegen jegliche Form von
Gewalt gegen Kinder einzurichten. Bereits jetzt finanzieren wir eine landesweite
Dachstruktur, die Einrichtungen gegen sexualisierte Gewalt verbindet. In den
Städten, Gemeinden und Landkreisen sollen mit diesen Partner*innen landesweit
verlässliche Netzwerke für den Kinderschutz entstehen – von den
Bildungseinrichtungen über freie Träger bis zu den Jugendämtern. Für einen
„Masterplan Kinderschutz“ wollen wir eine Vereinbarung mit den Kommunen treffen
und auf Landesebene die Funktion einer*eines Beauftragten gegen sexualisierte
Gewalt gegen Kinder schaffen. In der Familiengerichtsbarkeit wollen wir
Fortbildungen verbindlich machen und angemessen mit Personal ausstatten. Die
Strafverfolgung von Gewalt wollen wir personell und fachlich stärken. Die
Beweissicherung durch Opferschutzambulanzen wollen wir nach dem Vorbild der
Gewaltambulanz Heidelberg landesweit ermöglichen. Um Mädchen in Baden-
Württemberg vor weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) zu schützen, starten wir
eine Präventionskampagne. Ziel ist es, Opfer und Täter über die Mythen rund um
weibliche Genitalverstümmelung aufzuklären. Auch im Sexualkundeunterricht und
Medizinstudium sollte dieses Thema einen Platz finden.
Kinder und Jugendliche, die in Trennungssituationen leben, brauchen
Mitbestimmung und Beratung – unabhängig von den Eltern. Dazu gehört das Recht
auf einen eigenen Verfahrensbeistand in Familiengerichtsverfahren.
Kinder und Jugendliche haben was zu sagen – für mehr Beteiligung vor Ort
Wir wollen diese Formate in den Kommunen bekannter machen und mit den
Beteiligungskonzepten der Schulen verknüpfen. Dazu wollen wir ein Modellprojekt
bei der Landeszentrale für politische Bildung auflegen, das sich an
Landesschüler*innenbeiräte, Vertreter*innen von Jugendforen, Jugendgemeinderäte
und andere freie Jugendgruppen richtet. Die Jugendlichen selbst sollen die
Ausschreibung, die Auswahl und die Begleitung der Projektanträge gestalten. Die
politische Bildung innerhalb und außerhalb der Schule wollen wir stärken.
Wir haben erreicht, dass Kinder und Jugendliche sich in den Kommunen deutlich
mehr einmischen, etwa in Jugendgemeinderäten oder Jugendforen. Das wollen wir
weiter ausbauen. Das Wahlalter möchten wir auf allen Ebenen auf 16 Jahre senken.
Das Freiwillige Soziale Jahr bzw. das Freiwillige Ökologische Jahr bieten heute
schon vielen Jugendlichen die Chance, sich zu engagieren und sich persönlich
weiterzuentwickeln. Wir haben die Landesmittel dafür kontinuierlich erhöht und
stehen für den weiteren Ausbau.
Medienkompetenz stärken, Mobilität familiengerecht gestalten
Auch im Familienleben ist es wichtig, bewusst, reflektiert und kompetent mit
digitalen Technologien umgehen zu können. Um das zu lernen, braucht es
Medienangebote in der Schule genauso wie die Unterstützung der Eltern. Kinder
und Jugendlichen müssen im geschützten Rahmen Erfahrungen sammeln und
ausprobieren können. Zudem brauchen wir verbindliche Maßnahmen für einen
funktionierenden Kinder- und Jugendmedienschutz und Bewusstsein für eine
Medienethik.
Wir setzen uns dafür ein, dass Kommunen familiengerechte Mobilitätskonzepte
erstellen und umsetzen. Gerade in einer Welt, in der sich der Alltag zunehmend
an vielen verschiedenen Orten abspielt, ist Mobilität von großer Relevanz. Das
betrifft Familien im Alltag in besonderer Weise – ob nun morgens auf dem Weg zu
Kita und Schule oder zum Fußballtraining und Klavierunterricht am Nachmittag.
Wir setzen uns dafür ein, dass Wege in Städten und Kommunen auch für Familien
ohne Auto gut zu bewältigen sind. Eine Verkehrsplanung, die an
Familienfreundlichkeit ausgerichtet ist, erhöht die Verkehrssicherheit und
stärkt den Erhalt der Nahversorgung.
Darum Grün!
Wer Grün wählt, stimmt für
- Baden-Württemberg als starkes Land für Kinder, Jugendliche und Familien in
all ihrer Vielfalt
- Prävention und Schutz vor Kinderarmut und Schutz der Kinder vor jeglicher
Form von Gewalt
- den Ausbau der gelebten Beteiligung von Kindern und Jugendlichen
- mehr Medienbildung und die Stärkung des Jugendmedienschutzes
- eine Verkehrs- und Bauplanung, die an den Interessen von Kindern,
Jugendlichen und Familien ausgerichtet ist
Antragstext
Von Zeile 41 bis 42 einfügen:
Spuren nach einem Gewaltverbrechen gerichtsfest sichern lassen, auch wenn sie noch nicht entschieden haben, ob sie Anzeige erstatten wollen. Sollten sie sich dazu entscheiden, gilt es Kinder und Jugendliche bei Gerichtlichen Prozessen vor Retraumatisierung und Gewissenskonflikten gegenüber Familienangehörigen zu schützen.
Kapitel 10: Kinder, Jugend und Familie
Allen Kindern und Familien müssen wir gezielt den Rücken stärken
Kinder und Jugendliche sollen in Baden-Württemberg gesund aufwachsen und eine
faire Chance auf ein gutes Leben haben. Familien stärken, Kinderarmut bekämpfen,
Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche ausbauen und sie vor Gewalt
schützen – dafür kämpfen wir. Wir unterstützen Familien in ihrer ganzen
Vielfalt.
Um junge Eltern und ihre neugeborenen Babys bestmöglich zu begleiten, haben wir
in Baden-Württemberg das Landesprogramm STÄRKE neu aufgestellt. Auch mit anderen
Elternbildungsangeboten und frühen Hilfen setzen wir neue Impulse für die
Familienbildung in den Kommunen und Landkreisen. Unser Ziel ist es, sie dabei
niedrigschwellig zu unterstützen, ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und
alle Eltern zur Eigenverantwortung zu befähigen. Dafür haben wir als grün-
geführte Landesregierung die Entwicklung einer „Rahmenkonzeption Familienbildung
BW“ gefördert. Jetzt geht es uns darum, diese Schritt für Schritt umzusetzen.
Vielen Familie in Baden-Württemberg geht es materiell gut. Und doch lebt fast
jedes fünfte Kind in Armut. Besonders betroffen sind Kinder in Familien mit
Migrationshintergrund, Kinder von Alleinerziehenden und Kinder in kinderreichen
Familien. Das nehmen wir Grüne nicht hin! Auf Bundesebene streiten wir deswegen
für eine wirksame Kindergrundsicherung, um Kinderarmut zu verhindern. Wir setzen
uns außerdem dafür ein, Care-Tätigkeiten aufzuwerten und sie angemessen zu
bezahlen. Wer eine Erwerbstätigkeit für Erziehungszeiten unterbricht, soll
sozial besser abgesichert sein. Wir machen uns stark für ein Rückkehrrecht von
Teil- auf Vollzeit, flexiblere Arbeitszeitmodelle sowie gute und verlässliche
Betreuungsangebote.
Und auch in der Regierungsverantwortung im Land haben wir einiges angestoßen.
Unser Ziel: Kein Kind soll in Armut aufwachsen müssen!
Mit dem ersten Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg 2015 haben wir die
Grundlage gelegt, damit endlich anerkannt wird: Soziale Ausgrenzung, Armut und
besonders Kinderarmut sind eine landespolitische Herausforderung! Um Kinderarmut
zu bekämpfen und gleiche Startchancen zu schaffen, haben wir den Ideenwettbewerb
„Starke Kinder – chancenreich“ ins Leben gerufen. Wir fördern kommunale und
regionale Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut. Weil diese Konzepte sich
bewährt haben, wollen wir sie im ganzen Land etablieren.
Uns ist es ein zentrales Anliegen, Kinder und Jugendliche vor jeglicher Form von
Gewalt zu schützen. Dazu haben wir mit zahlreichen Initiativen wichtige
Grundlagen gelegt und die Schutzmechanismen verbessert. Wir haben zudem die
Mittel für Frauen- und Kinderschutzhäuser sowie ambulante Hilfseinrichtungen
deutlich erhöht. Gleiches gilt für Gewaltambulanzen. Hier können Opfer die
Spuren nach einem Gewaltverbrechen gerichtsfest sichern lassen, auch wenn sie
noch nicht entschieden haben, ob sie Anzeige erstatten wollen. Sollten sie sich dazu entscheiden, gilt es Kinder und Jugendliche bei Gerichtlichen Prozessen vor Retraumatisierung und Gewissenskonflikten gegenüber Familienangehörigen zu schützen.
Wir wollen die Rechte von Kindern und Jugendlichen stärken und ihnen mehr Gehör
verschaffen. Dazu bauen wir ein landesweites unabhängiges Ombudssystem auf. Es
unterstützt sie dabei, ihre Interessen in der Kinder- und Jugendhilfe zu
vertreten. Dieses Ombudssystem ist in der Jugendhilfe auch eine wichtige
Anlaufstelle für ehemalige Heimkinder.
Demokratie erlernt am besten, wer sie real erlebt: Mit dem Masterplan Jugend und
dem Landesjugendplan stärken wir die Strukturen der offenen Jugendarbeit, die
von den unterschiedlichsten Vereinen und Einrichtungen getragen wird. Der
Masterplan orientiert sich an der Vielfalt, die unsere Gesellschaft ausmacht. Er
setzt insbesondere darauf, Kinder und Jugendliche zu beteiligen, Demokratie zu
fördern und sozial benachteiligte junge Menschen gezielt zu unterstützen. Damit
bringen wir auch die Inklusion von Menschen mit Behinderungen voran. Die
landesweite „Servicestelle Partizipation“ unterstützt seit 2018 systematisch die
Teilhabe von Jugendlichen.
In vielen Initiativen und Formaten vor Ort können junge Menschen Beteiligung
erleben. Dazu gehören etwa die Jugendgemeinderäte und Regionalkonferenzen sowie
auf Landesebene der Jugendlandtag und der Kindergipfel im Landtag.
Gerade jetzt: Familien fördern und entlasten
Familien stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Kinder und Jugendliche
wachsen in einer Zeit auf, die durch existenzielle Zukunftsängste geprägt ist.
Fridays for Future haben diese Ängste auf die Straße getragen. Sie fordern
grundlegende Veränderungen ein, um die Klimakrise aufzuhalten. Gleichzeitig
leben wir in einer Zeit des rasanten digitalen Wandels. Digitale Kommunikation
und Vernetzung sind nicht nur für Kinder und Jugendliche heute
selbstverständlich. Umso wichtiger ist es, ihnen eine umfassende Medienkompetenz
und einen verantwortungsvollen Umgang mit Instagram, TikTok und Co. zu
vermitteln. Das macht sie stark, um nicht auf Fake News und
Verschwörungstheorien hereinzufallen.
Neue Formen der Kommunikation schaffen neue Möglichkeiten, miteinander in
Kontakt zu kommen und zu bleiben. Darin stecken auch neue Chancen für den
familiären Zusammenhalt. Getrennt lebende Familien können sich nah sein und
täglich austauschen, auch wenn Hunderte Kilometer zwischen ihnen liegen. Doch
ein Mehr an Kommunikation und Vernetzung heißt nicht automatisch, dass die
Bindungen vertieft und der Zusammenhalt gestärkt werden. Vielen Eltern bereitet
der ständige Medienkonsum ihrer Kinder Sorgen.
Familie in den 2020er Jahren heißt, ganz unterschiedliche Rollen und Erwartungen
zusammenzubringen. Nicht nur innerhalb der Familie, auch in der Arbeit und im
Ehrenamt. Genug Zeit für die Kinder zu haben, den Anforderungen im Job gerecht
zu werden, den Haushalt in Schuss zu halten und Freunde nicht zu
vernachlässigen: An allen Ecken und Enden gibt es viel zu tun.
Die Corona-Krise hat diese Herausforderungen noch einmal verschärft. In den
vergangenen Monaten haben Familien mit Kindern eine riesige Last geschultert.
Home-Office und Home-Schooling haben viele Familien stark belastet, der
Medienkonsum ist deutlich angestiegen. In manchen Familien fühlten sich Frauen
in traditionelle Rollenbilder zurückgeworfen. Alleinerziehende hat die Corona-
Krise besonders hart getroffen.
Die Krise hat nochmals deutlich gemacht: Auch in Baden-Württemberg sind Kinder
ein Armutsrisiko. Das darf nicht sein! Deswegen ist es uns wichtig, gerade jetzt
Familien mit Kindern zu unterstützen. Als Land ermöglichen wir es den Kommunen,
auch in einer wirtschaftlich schwierigen Lage mit rückgehenden Steuereinnahmen
ihre Freiwilligkeitsleistungen für Kinder und Familien aufrecht zu erhalten.
Wir stärken Familien – in all ihrer Vielfalt
Für viele Menschen ist die Familie das Fundament ihres Zusammenlebens und ihres
Glücks. Familie heißt: Menschen übernehmen dauerhaft füreinander Verantwortung,
kümmern sich umeinander und sind füreinander da. Das unterstützen wir in aller
Vielfalt: mit oder ohne Trauschein, alleinerziehend oder mit Partner*in, mehr-
oder gleichgeschlechtlich, mit und ohne Migrationshintergrund, im Rahmen einer
biologischen Elternschaft oder als Pflege- und Adoptivfamilie, als Patchwork
oder Mehr-Eltern-Konstellation. All diese Familienformen leisten einen wichtigen
Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Familien können sich auf uns verlassen. Sie sind das Rückgrat unserer
Gesellschaft. Damit sie gut leben können, brauchen sie ein Umfeld, das sie
unterstützt. Dazu gehört besonders eine gute soziale Infrastruktur für Bildung,
Gesundheit und Betreuung für alle Kinder und Jugendlichen.
Wir geben allen Familien die Unterstützung, die sie brauchen. Das heißt zum
Beispiel: Auch für Kinder mit Behinderungen muss es verlässliche und inklusive
Betreuungsangebote geben. Das bedeutet auch, dass wir das Problem Kinderarmut
zielgenau und überall im Land angehen. Wir werden ein Präventionsnetz gegen
Armut und Bildungsbenachteiligung bis weit ins Jugendalter schaffen.
Wir wollen Familien in die Lage versetzen, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Kinder und Jugendliche sollen in einem Umfeld aufwachsen, in dem demokratische
Werte selbstverständlich sind. Sie sollen erleben, dass jeder Mensch etwas
beitragen kann.
Prävention, Elternbildung und Beratung weiter fördern
Wer beteiligt wird, lernt, soziale Verantwortung zu übernehmen. Soziale Arbeit
hat hier eine wichtige Unterstützungsfunktion: Sozialarbeiter*innen in Schulen
und Kitas sind wichtige Ansprechpersonen für Kinder und Jugendliche. Auch die
Verzahnung von Jugendhilfe und Bildungsangeboten eröffnet Freiräume und Ideen,
wie ein gutes Leben gestaltet sein kann. Soziale Arbeit beugt damit sozialer
Ausgrenzung sowie Gewalt und Kriminalität vor. Die Jugendsozialarbeit leistet
eine wichtige Präventions- und Unterstützungsarbeit. Wir wollen sie deshalb
bedarfsgerecht ausbauen. Dafür schaffen wir die Rahmenbedingungen in den
Sozialräumen und die notwendigen rechtlichen Grundlagen.
Kinder, Jugendliche und Familien brauchen offene und öffentliche Räume, die zu
ihren Bedürfnissen passen. Das sind zum Beispiel niedrigschwellige Angebote wie
Stadtteil- und Familienzentren. Wir wollen eine Koordinationsstelle auf
Landesebene schaffen, um die Kommunen flächendeckend mit solchen Zentren zu
versorgen. Die Koordinationsstelle soll die Städte, Gemeinden und Träger dabei
beraten und begleiten, Konzepte zu erstellen und Qualitätsstandards
weiterzuentwickeln.
In der grün-geführten Landesregierung haben wir vielfältige Maßnahmen für ein
kinderfreundliches Baden-Württemberg angestoßen. Diese Vorhaben entfalten ihre
Wirkung. Wir wollen sie konsequent fortführen. Damit jedes Kind gesund und
sicher aufwächst. Damit Familien stark bleiben. Damit Kinder und Jugendliche von
klein auf beteiligt werden.
Elternbildung und -beratung als Präventionsaufgabe setzen wir gemeinsam mit den
Kreisen und Kommunen weiter konsequent um. Wir fördern Familienzentren für eine
niederschwellige Beratung. Wir setzen uns nachdrücklich dafür, Familie und Beruf
besser zu vereinbaren.
Kein Kind soll in Armut aufwachsen!
Kein Kind soll in Armut aufwachsen! Deshalb wollen wir die regional erprobten
Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut in allen Regionen des Landes etablieren.
Im Bund setzen wir uns für eine Kindergrundsicherung ein. Sie soll allen Kindern
faire Chancen und ein gutes Aufwachsen ermöglichen. Auch damit wollen wir
Kinderarmut wirksam verhindern und gleichzeitig alle Familien unterstützen.
Besonders den Müttern und Vätern, die jeden Tag zu kämpfen haben, soll die
Kindergrundsicherung ein deutliches Plus im Portemonnaie bescheren.
Kinderschutz stärken – Gewalt konsequent bekämpfen
Besonders beim Schutz von Kindern vor sexualisierter Gewalt – im persönlichen
Umfeld und im Internet – bleibt noch viel zu tun. Wir wollen dafür einheitliche
fachliche und personelle Standards in der Jugendhilfe durchsetzen. Unser Ziel
ist es, flächendeckend eine unabhängige Fachberatung gegen jegliche Form von
Gewalt gegen Kinder einzurichten. Bereits jetzt finanzieren wir eine landesweite
Dachstruktur, die Einrichtungen gegen sexualisierte Gewalt verbindet. In den
Städten, Gemeinden und Landkreisen sollen mit diesen Partner*innen landesweit
verlässliche Netzwerke für den Kinderschutz entstehen – von den
Bildungseinrichtungen über freie Träger bis zu den Jugendämtern. Für einen
„Masterplan Kinderschutz“ wollen wir eine Vereinbarung mit den Kommunen treffen
und auf Landesebene die Funktion einer*eines Beauftragten gegen sexualisierte
Gewalt gegen Kinder schaffen. In der Familiengerichtsbarkeit wollen wir
Fortbildungen verbindlich machen und angemessen mit Personal ausstatten. Die
Strafverfolgung von Gewalt wollen wir personell und fachlich stärken. Die
Beweissicherung durch Opferschutzambulanzen wollen wir nach dem Vorbild der
Gewaltambulanz Heidelberg landesweit ermöglichen. Um Mädchen in Baden-
Württemberg vor weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) zu schützen, starten wir
eine Präventionskampagne. Ziel ist es, Opfer und Täter über die Mythen rund um
weibliche Genitalverstümmelung aufzuklären. Auch im Sexualkundeunterricht und
Medizinstudium sollte dieses Thema einen Platz finden.
Kinder und Jugendliche, die in Trennungssituationen leben, brauchen
Mitbestimmung und Beratung – unabhängig von den Eltern. Dazu gehört das Recht
auf einen eigenen Verfahrensbeistand in Familiengerichtsverfahren.
Kinder und Jugendliche haben was zu sagen – für mehr Beteiligung vor Ort
Wir wollen diese Formate in den Kommunen bekannter machen und mit den
Beteiligungskonzepten der Schulen verknüpfen. Dazu wollen wir ein Modellprojekt
bei der Landeszentrale für politische Bildung auflegen, das sich an
Landesschüler*innenbeiräte, Vertreter*innen von Jugendforen, Jugendgemeinderäte
und andere freie Jugendgruppen richtet. Die Jugendlichen selbst sollen die
Ausschreibung, die Auswahl und die Begleitung der Projektanträge gestalten. Die
politische Bildung innerhalb und außerhalb der Schule wollen wir stärken.
Wir haben erreicht, dass Kinder und Jugendliche sich in den Kommunen deutlich
mehr einmischen, etwa in Jugendgemeinderäten oder Jugendforen. Das wollen wir
weiter ausbauen. Das Wahlalter möchten wir auf allen Ebenen auf 16 Jahre senken.
Das Freiwillige Soziale Jahr bzw. das Freiwillige Ökologische Jahr bieten heute
schon vielen Jugendlichen die Chance, sich zu engagieren und sich persönlich
weiterzuentwickeln. Wir haben die Landesmittel dafür kontinuierlich erhöht und
stehen für den weiteren Ausbau.
Medienkompetenz stärken, Mobilität familiengerecht gestalten
Auch im Familienleben ist es wichtig, bewusst, reflektiert und kompetent mit
digitalen Technologien umgehen zu können. Um das zu lernen, braucht es
Medienangebote in der Schule genauso wie die Unterstützung der Eltern. Kinder
und Jugendlichen müssen im geschützten Rahmen Erfahrungen sammeln und
ausprobieren können. Zudem brauchen wir verbindliche Maßnahmen für einen
funktionierenden Kinder- und Jugendmedienschutz und Bewusstsein für eine
Medienethik.
Wir setzen uns dafür ein, dass Kommunen familiengerechte Mobilitätskonzepte
erstellen und umsetzen. Gerade in einer Welt, in der sich der Alltag zunehmend
an vielen verschiedenen Orten abspielt, ist Mobilität von großer Relevanz. Das
betrifft Familien im Alltag in besonderer Weise – ob nun morgens auf dem Weg zu
Kita und Schule oder zum Fußballtraining und Klavierunterricht am Nachmittag.
Wir setzen uns dafür ein, dass Wege in Städten und Kommunen auch für Familien
ohne Auto gut zu bewältigen sind. Eine Verkehrsplanung, die an
Familienfreundlichkeit ausgerichtet ist, erhöht die Verkehrssicherheit und
stärkt den Erhalt der Nahversorgung.
Darum Grün!
Wer Grün wählt, stimmt für
- Baden-Württemberg als starkes Land für Kinder, Jugendliche und Familien in
all ihrer Vielfalt
- Prävention und Schutz vor Kinderarmut und Schutz der Kinder vor jeglicher
Form von Gewalt
- den Ausbau der gelebten Beteiligung von Kindern und Jugendlichen
- mehr Medienbildung und die Stärkung des Jugendmedienschutzes
- eine Verkehrs- und Bauplanung, die an den Interessen von Kindern,
Jugendlichen und Familien ausgerichtet ist
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Von Zeile 41 bis 42 einfügen:
Spuren nach einem Gewaltverbrechen gerichtsfest sichern lassen, auch wenn sie noch nicht entschieden haben, ob sie Anzeige erstatten wollen. Sollten sie sich dazu entscheiden, gilt es Kinder und Jugendliche bei Gerichtlichen Prozessen vor Retraumatisierung und Gewissenskonflikten gegenüber Familienangehörigen zu schützen.
Kapitel 10: Kinder, Jugend und Familie
Allen Kindern und Familien müssen wir gezielt den Rücken stärken
Kinder und Jugendliche sollen in Baden-Württemberg gesund aufwachsen und eine
faire Chance auf ein gutes Leben haben. Familien stärken, Kinderarmut bekämpfen,
Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche ausbauen und sie vor Gewalt
schützen – dafür kämpfen wir. Wir unterstützen Familien in ihrer ganzen
Vielfalt.
Um junge Eltern und ihre neugeborenen Babys bestmöglich zu begleiten, haben wir
in Baden-Württemberg das Landesprogramm STÄRKE neu aufgestellt. Auch mit anderen
Elternbildungsangeboten und frühen Hilfen setzen wir neue Impulse für die
Familienbildung in den Kommunen und Landkreisen. Unser Ziel ist es, sie dabei
niedrigschwellig zu unterstützen, ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und
alle Eltern zur Eigenverantwortung zu befähigen. Dafür haben wir als grün-
geführte Landesregierung die Entwicklung einer „Rahmenkonzeption Familienbildung
BW“ gefördert. Jetzt geht es uns darum, diese Schritt für Schritt umzusetzen.
Vielen Familie in Baden-Württemberg geht es materiell gut. Und doch lebt fast
jedes fünfte Kind in Armut. Besonders betroffen sind Kinder in Familien mit
Migrationshintergrund, Kinder von Alleinerziehenden und Kinder in kinderreichen
Familien. Das nehmen wir Grüne nicht hin! Auf Bundesebene streiten wir deswegen
für eine wirksame Kindergrundsicherung, um Kinderarmut zu verhindern. Wir setzen
uns außerdem dafür ein, Care-Tätigkeiten aufzuwerten und sie angemessen zu
bezahlen. Wer eine Erwerbstätigkeit für Erziehungszeiten unterbricht, soll
sozial besser abgesichert sein. Wir machen uns stark für ein Rückkehrrecht von
Teil- auf Vollzeit, flexiblere Arbeitszeitmodelle sowie gute und verlässliche
Betreuungsangebote.
Und auch in der Regierungsverantwortung im Land haben wir einiges angestoßen.
Unser Ziel: Kein Kind soll in Armut aufwachsen müssen!
Mit dem ersten Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg 2015 haben wir die
Grundlage gelegt, damit endlich anerkannt wird: Soziale Ausgrenzung, Armut und
besonders Kinderarmut sind eine landespolitische Herausforderung! Um Kinderarmut
zu bekämpfen und gleiche Startchancen zu schaffen, haben wir den Ideenwettbewerb
„Starke Kinder – chancenreich“ ins Leben gerufen. Wir fördern kommunale und
regionale Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut. Weil diese Konzepte sich
bewährt haben, wollen wir sie im ganzen Land etablieren.
Uns ist es ein zentrales Anliegen, Kinder und Jugendliche vor jeglicher Form von
Gewalt zu schützen. Dazu haben wir mit zahlreichen Initiativen wichtige
Grundlagen gelegt und die Schutzmechanismen verbessert. Wir haben zudem die
Mittel für Frauen- und Kinderschutzhäuser sowie ambulante Hilfseinrichtungen
deutlich erhöht. Gleiches gilt für Gewaltambulanzen. Hier können Opfer die
Spuren nach einem Gewaltverbrechen gerichtsfest sichern lassen, auch wenn sie
noch nicht entschieden haben, ob sie Anzeige erstatten wollen. Sollten sie sich dazu entscheiden, gilt es Kinder und Jugendliche bei Gerichtlichen Prozessen vor Retraumatisierung und Gewissenskonflikten gegenüber Familienangehörigen zu schützen.
Wir wollen die Rechte von Kindern und Jugendlichen stärken und ihnen mehr Gehör
verschaffen. Dazu bauen wir ein landesweites unabhängiges Ombudssystem auf. Es
unterstützt sie dabei, ihre Interessen in der Kinder- und Jugendhilfe zu
vertreten. Dieses Ombudssystem ist in der Jugendhilfe auch eine wichtige
Anlaufstelle für ehemalige Heimkinder.
Demokratie erlernt am besten, wer sie real erlebt: Mit dem Masterplan Jugend und
dem Landesjugendplan stärken wir die Strukturen der offenen Jugendarbeit, die
von den unterschiedlichsten Vereinen und Einrichtungen getragen wird. Der
Masterplan orientiert sich an der Vielfalt, die unsere Gesellschaft ausmacht. Er
setzt insbesondere darauf, Kinder und Jugendliche zu beteiligen, Demokratie zu
fördern und sozial benachteiligte junge Menschen gezielt zu unterstützen. Damit
bringen wir auch die Inklusion von Menschen mit Behinderungen voran. Die
landesweite „Servicestelle Partizipation“ unterstützt seit 2018 systematisch die
Teilhabe von Jugendlichen.
In vielen Initiativen und Formaten vor Ort können junge Menschen Beteiligung
erleben. Dazu gehören etwa die Jugendgemeinderäte und Regionalkonferenzen sowie
auf Landesebene der Jugendlandtag und der Kindergipfel im Landtag.
Gerade jetzt: Familien fördern und entlasten
Familien stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Kinder und Jugendliche
wachsen in einer Zeit auf, die durch existenzielle Zukunftsängste geprägt ist.
Fridays for Future haben diese Ängste auf die Straße getragen. Sie fordern
grundlegende Veränderungen ein, um die Klimakrise aufzuhalten. Gleichzeitig
leben wir in einer Zeit des rasanten digitalen Wandels. Digitale Kommunikation
und Vernetzung sind nicht nur für Kinder und Jugendliche heute
selbstverständlich. Umso wichtiger ist es, ihnen eine umfassende Medienkompetenz
und einen verantwortungsvollen Umgang mit Instagram, TikTok und Co. zu
vermitteln. Das macht sie stark, um nicht auf Fake News und
Verschwörungstheorien hereinzufallen.
Neue Formen der Kommunikation schaffen neue Möglichkeiten, miteinander in
Kontakt zu kommen und zu bleiben. Darin stecken auch neue Chancen für den
familiären Zusammenhalt. Getrennt lebende Familien können sich nah sein und
täglich austauschen, auch wenn Hunderte Kilometer zwischen ihnen liegen. Doch
ein Mehr an Kommunikation und Vernetzung heißt nicht automatisch, dass die
Bindungen vertieft und der Zusammenhalt gestärkt werden. Vielen Eltern bereitet
der ständige Medienkonsum ihrer Kinder Sorgen.
Familie in den 2020er Jahren heißt, ganz unterschiedliche Rollen und Erwartungen
zusammenzubringen. Nicht nur innerhalb der Familie, auch in der Arbeit und im
Ehrenamt. Genug Zeit für die Kinder zu haben, den Anforderungen im Job gerecht
zu werden, den Haushalt in Schuss zu halten und Freunde nicht zu
vernachlässigen: An allen Ecken und Enden gibt es viel zu tun.
Die Corona-Krise hat diese Herausforderungen noch einmal verschärft. In den
vergangenen Monaten haben Familien mit Kindern eine riesige Last geschultert.
Home-Office und Home-Schooling haben viele Familien stark belastet, der
Medienkonsum ist deutlich angestiegen. In manchen Familien fühlten sich Frauen
in traditionelle Rollenbilder zurückgeworfen. Alleinerziehende hat die Corona-
Krise besonders hart getroffen.
Die Krise hat nochmals deutlich gemacht: Auch in Baden-Württemberg sind Kinder
ein Armutsrisiko. Das darf nicht sein! Deswegen ist es uns wichtig, gerade jetzt
Familien mit Kindern zu unterstützen. Als Land ermöglichen wir es den Kommunen,
auch in einer wirtschaftlich schwierigen Lage mit rückgehenden Steuereinnahmen
ihre Freiwilligkeitsleistungen für Kinder und Familien aufrecht zu erhalten.
Wir stärken Familien – in all ihrer Vielfalt
Für viele Menschen ist die Familie das Fundament ihres Zusammenlebens und ihres
Glücks. Familie heißt: Menschen übernehmen dauerhaft füreinander Verantwortung,
kümmern sich umeinander und sind füreinander da. Das unterstützen wir in aller
Vielfalt: mit oder ohne Trauschein, alleinerziehend oder mit Partner*in, mehr-
oder gleichgeschlechtlich, mit und ohne Migrationshintergrund, im Rahmen einer
biologischen Elternschaft oder als Pflege- und Adoptivfamilie, als Patchwork
oder Mehr-Eltern-Konstellation. All diese Familienformen leisten einen wichtigen
Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Familien können sich auf uns verlassen. Sie sind das Rückgrat unserer
Gesellschaft. Damit sie gut leben können, brauchen sie ein Umfeld, das sie
unterstützt. Dazu gehört besonders eine gute soziale Infrastruktur für Bildung,
Gesundheit und Betreuung für alle Kinder und Jugendlichen.
Wir geben allen Familien die Unterstützung, die sie brauchen. Das heißt zum
Beispiel: Auch für Kinder mit Behinderungen muss es verlässliche und inklusive
Betreuungsangebote geben. Das bedeutet auch, dass wir das Problem Kinderarmut
zielgenau und überall im Land angehen. Wir werden ein Präventionsnetz gegen
Armut und Bildungsbenachteiligung bis weit ins Jugendalter schaffen.
Wir wollen Familien in die Lage versetzen, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Kinder und Jugendliche sollen in einem Umfeld aufwachsen, in dem demokratische
Werte selbstverständlich sind. Sie sollen erleben, dass jeder Mensch etwas
beitragen kann.
Prävention, Elternbildung und Beratung weiter fördern
Wer beteiligt wird, lernt, soziale Verantwortung zu übernehmen. Soziale Arbeit
hat hier eine wichtige Unterstützungsfunktion: Sozialarbeiter*innen in Schulen
und Kitas sind wichtige Ansprechpersonen für Kinder und Jugendliche. Auch die
Verzahnung von Jugendhilfe und Bildungsangeboten eröffnet Freiräume und Ideen,
wie ein gutes Leben gestaltet sein kann. Soziale Arbeit beugt damit sozialer
Ausgrenzung sowie Gewalt und Kriminalität vor. Die Jugendsozialarbeit leistet
eine wichtige Präventions- und Unterstützungsarbeit. Wir wollen sie deshalb
bedarfsgerecht ausbauen. Dafür schaffen wir die Rahmenbedingungen in den
Sozialräumen und die notwendigen rechtlichen Grundlagen.
Kinder, Jugendliche und Familien brauchen offene und öffentliche Räume, die zu
ihren Bedürfnissen passen. Das sind zum Beispiel niedrigschwellige Angebote wie
Stadtteil- und Familienzentren. Wir wollen eine Koordinationsstelle auf
Landesebene schaffen, um die Kommunen flächendeckend mit solchen Zentren zu
versorgen. Die Koordinationsstelle soll die Städte, Gemeinden und Träger dabei
beraten und begleiten, Konzepte zu erstellen und Qualitätsstandards
weiterzuentwickeln.
In der grün-geführten Landesregierung haben wir vielfältige Maßnahmen für ein
kinderfreundliches Baden-Württemberg angestoßen. Diese Vorhaben entfalten ihre
Wirkung. Wir wollen sie konsequent fortführen. Damit jedes Kind gesund und
sicher aufwächst. Damit Familien stark bleiben. Damit Kinder und Jugendliche von
klein auf beteiligt werden.
Elternbildung und -beratung als Präventionsaufgabe setzen wir gemeinsam mit den
Kreisen und Kommunen weiter konsequent um. Wir fördern Familienzentren für eine
niederschwellige Beratung. Wir setzen uns nachdrücklich dafür, Familie und Beruf
besser zu vereinbaren.
Kein Kind soll in Armut aufwachsen!
Kein Kind soll in Armut aufwachsen! Deshalb wollen wir die regional erprobten
Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut in allen Regionen des Landes etablieren.
Im Bund setzen wir uns für eine Kindergrundsicherung ein. Sie soll allen Kindern
faire Chancen und ein gutes Aufwachsen ermöglichen. Auch damit wollen wir
Kinderarmut wirksam verhindern und gleichzeitig alle Familien unterstützen.
Besonders den Müttern und Vätern, die jeden Tag zu kämpfen haben, soll die
Kindergrundsicherung ein deutliches Plus im Portemonnaie bescheren.
Kinderschutz stärken – Gewalt konsequent bekämpfen
Besonders beim Schutz von Kindern vor sexualisierter Gewalt – im persönlichen
Umfeld und im Internet – bleibt noch viel zu tun. Wir wollen dafür einheitliche
fachliche und personelle Standards in der Jugendhilfe durchsetzen. Unser Ziel
ist es, flächendeckend eine unabhängige Fachberatung gegen jegliche Form von
Gewalt gegen Kinder einzurichten. Bereits jetzt finanzieren wir eine landesweite
Dachstruktur, die Einrichtungen gegen sexualisierte Gewalt verbindet. In den
Städten, Gemeinden und Landkreisen sollen mit diesen Partner*innen landesweit
verlässliche Netzwerke für den Kinderschutz entstehen – von den
Bildungseinrichtungen über freie Träger bis zu den Jugendämtern. Für einen
„Masterplan Kinderschutz“ wollen wir eine Vereinbarung mit den Kommunen treffen
und auf Landesebene die Funktion einer*eines Beauftragten gegen sexualisierte
Gewalt gegen Kinder schaffen. In der Familiengerichtsbarkeit wollen wir
Fortbildungen verbindlich machen und angemessen mit Personal ausstatten. Die
Strafverfolgung von Gewalt wollen wir personell und fachlich stärken. Die
Beweissicherung durch Opferschutzambulanzen wollen wir nach dem Vorbild der
Gewaltambulanz Heidelberg landesweit ermöglichen. Um Mädchen in Baden-
Württemberg vor weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) zu schützen, starten wir
eine Präventionskampagne. Ziel ist es, Opfer und Täter über die Mythen rund um
weibliche Genitalverstümmelung aufzuklären. Auch im Sexualkundeunterricht und
Medizinstudium sollte dieses Thema einen Platz finden.
Kinder und Jugendliche, die in Trennungssituationen leben, brauchen
Mitbestimmung und Beratung – unabhängig von den Eltern. Dazu gehört das Recht
auf einen eigenen Verfahrensbeistand in Familiengerichtsverfahren.
Kinder und Jugendliche haben was zu sagen – für mehr Beteiligung vor Ort
Wir wollen diese Formate in den Kommunen bekannter machen und mit den
Beteiligungskonzepten der Schulen verknüpfen. Dazu wollen wir ein Modellprojekt
bei der Landeszentrale für politische Bildung auflegen, das sich an
Landesschüler*innenbeiräte, Vertreter*innen von Jugendforen, Jugendgemeinderäte
und andere freie Jugendgruppen richtet. Die Jugendlichen selbst sollen die
Ausschreibung, die Auswahl und die Begleitung der Projektanträge gestalten. Die
politische Bildung innerhalb und außerhalb der Schule wollen wir stärken.
Wir haben erreicht, dass Kinder und Jugendliche sich in den Kommunen deutlich
mehr einmischen, etwa in Jugendgemeinderäten oder Jugendforen. Das wollen wir
weiter ausbauen. Das Wahlalter möchten wir auf allen Ebenen auf 16 Jahre senken.
Das Freiwillige Soziale Jahr bzw. das Freiwillige Ökologische Jahr bieten heute
schon vielen Jugendlichen die Chance, sich zu engagieren und sich persönlich
weiterzuentwickeln. Wir haben die Landesmittel dafür kontinuierlich erhöht und
stehen für den weiteren Ausbau.
Medienkompetenz stärken, Mobilität familiengerecht gestalten
Auch im Familienleben ist es wichtig, bewusst, reflektiert und kompetent mit
digitalen Technologien umgehen zu können. Um das zu lernen, braucht es
Medienangebote in der Schule genauso wie die Unterstützung der Eltern. Kinder
und Jugendlichen müssen im geschützten Rahmen Erfahrungen sammeln und
ausprobieren können. Zudem brauchen wir verbindliche Maßnahmen für einen
funktionierenden Kinder- und Jugendmedienschutz und Bewusstsein für eine
Medienethik.
Wir setzen uns dafür ein, dass Kommunen familiengerechte Mobilitätskonzepte
erstellen und umsetzen. Gerade in einer Welt, in der sich der Alltag zunehmend
an vielen verschiedenen Orten abspielt, ist Mobilität von großer Relevanz. Das
betrifft Familien im Alltag in besonderer Weise – ob nun morgens auf dem Weg zu
Kita und Schule oder zum Fußballtraining und Klavierunterricht am Nachmittag.
Wir setzen uns dafür ein, dass Wege in Städten und Kommunen auch für Familien
ohne Auto gut zu bewältigen sind. Eine Verkehrsplanung, die an
Familienfreundlichkeit ausgerichtet ist, erhöht die Verkehrssicherheit und
stärkt den Erhalt der Nahversorgung.
Darum Grün!
Wer Grün wählt, stimmt für
- Baden-Württemberg als starkes Land für Kinder, Jugendliche und Familien in
all ihrer Vielfalt
- Prävention und Schutz vor Kinderarmut und Schutz der Kinder vor jeglicher
Form von Gewalt
- den Ausbau der gelebten Beteiligung von Kindern und Jugendlichen
- mehr Medienbildung und die Stärkung des Jugendmedienschutzes
- eine Verkehrs- und Bauplanung, die an den Interessen von Kindern,
Jugendlichen und Familien ausgerichtet ist
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