Bewerbung19: Bewerbung Tim Bühler

Liebe Freund*innen,

Wir leben in Zeiten, die von tiefgreifenden Veränderungen und großen Herausforderungen geprägt sind. Die politische Landschaft wandelt sich weltweit, Rechtsextremismus erstarkt und der Hass auf Menschen, die sich für ein humanes und demokratisches Weltbild einsetzen, nimmt alarmierend zu. Wir erleben eine Epoche, in der die US-Regierung rechte Parteien in Europa offen unterstützt und gleichzeitig eine strategische Zusammenarbeit mit Russland unter dem Kriegstreiber Putin vorantreibt. Im Europaparlament stimmen Konservative zunehmend mit Rechtsextremisten und der öffentliche Diskurs wird härter und polarisierter.

In diesen Zeiten liegt es an uns, für ein Miteinander einzutreten, in dem wir einander zuhören und aufeinander zugehen. Wir brauchen eine Politik, die nicht Spaltung erzeugt, sondern Verständnis in den Mittelpunkt stellt. Eine Politik, die Menschen wieder miteinander ins Gespräch bringt und sich den Polarisierungsunternehmern entgegen stellt.

In den Monaten seit der Bundestagswahl suchen wir uns als Partei neu. Wir müssen unseren Weg in der Opposition im Bund finden, und das in einer Umgebung, in der Oppositionsarbeit oft nicht mehr aus sachlichen Kontroversen, sondern aus spaltenden Debatten besteht. In dieser Zeit gewinnt der Länderrat an Bedeutung und wird zu einem Gremium, das Orientierung und Neuausrichtung ermöglicht.

Als Sohn eines Heizungs- und Lüftungsbaumeisters habe ich hautnah erlebt, wie die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz während unserer Regierungszeit geführt wurde. Ich habe gesehen, was Fehlinformationen und die Angst vor dem Verlust der finanziellen Lebensgrundlage auslösen können. Gleichzeitig bin ich als ehemaliges Gründungsmitglied von Fridays for Future Baden-Württemberg eng mit vielen Aktivist*innen der Klimabewegung im Gespräch gewesen. Die Perspektiven und Sorgen könnten teilweise nicht unterschiedlicher sein. In diesem Moment habe ich das erste Mal erlebt, was es bedeutet, im Zentrum einer Spaltungserzählung zu stehen und dennoch zu versuchen, Menschen wieder einander näherzubringen. Genau diese Aufgabe nehmen wir als Partei hier in Baden-Württemberg gerade wahr, denn wir versuchen, Menschen miteinander zu verbinden.

Wie herausfordernd das ist, habe ich auch als Sprecher der Grünen Jugend Baden-Württemberg im letzten Jahr erlebt. Wir waren mit unserem Wahlkampfbus im ganzen Land unterwegs. Wir haben mit Menschen an Ständen, Haustüren und auf ihrem Weg zur Arbeit gesprochen. Und wir waren im Austausch mit Jugendgruppen aus ganz Baden-Württemberg, die kaum unterschiedlicher sein könnten. So beispielsweise von Fridays for Future bis zur Jungen Gruppe der Polizei und von der BUNDjugend bis zur Landjugend. Unser Ziel war es zuzuhören und wahrzunehmen, welche Sorgen und Herausforderungen die Menschen beschäftigen, um anschließend Wege zu finden, die Spaltung zu überwinden und so unterschiedliche Gruppen miteinander ins Gespräch zu bringen. Nicht immer ist uns das gelungen, aber wir haben Räume geschaffen, die Verständnis stiften und Vorurteile abbauen.

Und genau das ist die Aufgabe demokratischer Politik. Es geht nicht darum, immer einer Meinung zu sein, sondern darum, Verständnis füreinander zu entwickeln, aufeinander zuzugehen und gemeinsame Wege zu finden. Wir haben die Verantwortung, diese Idee stark zu machen, insbesondere in einer Zeit, in der Hass und Hetze lauter werden.

Ich bitte euch um euer Vertrauen für meine Bewerbung als Delegierter zum Länderrat, um gemeinsam mit den anderen Delegierten im Länderrat eine Neuausrichtung zu gestalten, die sowohl die Menschen abholt, die Angst vor Veränderung haben, als auch jene, die regelmäßig auf die Straße gehen, um für ihre Zukunft einzustehen.

Als jemand, der im letzten Jahr mit so vielen jungen Menschen über ihre Sorgen gesprochen hat und immer wieder daran arbeiten durfte, unterschiedliche Perspektiven zusammenzubringen, möchte ich als Bindeglied dieser Erfahrungen im Länderrat mitwirken.

Euer Tim

Ich bin 25 Jahre alt, habe Politikwissenschaft und Allgemeine Rhetorik in Tübingen studiert und arbeite im Europäischen Parlament. Die letzten vier Jahre war ich als Landessprecher und Politischer Geschäftsführer Mitglied im geschäftsführenden Landesvorstand der Grünen Jugend Baden-Württemberg und für uns Grüne BW stellv. Delegierter beim Länderrat. Außerparteilich war ich Mitglied in verschiedenen Beiräten des Landkreises Esslingen und der Stadt Stuttgart.