Zahlreiche Studien der vergangenen Jahre zeigen deutlich: Psychische Belastungen und Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu. Erst im Oktober hat die Bundesschülerkonferenz erneut auf diese Entwicklung hingewiesen und die Politik zum Handeln aufgefordert. Wir müssen junge Menschen ernst nehmen und sie präventiv darin unterstützen, sich selbstwirksam, resilient und gewappnet für die Zukunft zu erleben.
Angesichts wachsender gesellschaftlicher Herausforderungen, zunehmender Einsamkeit und allgemeiner Unsicherheiten stellt sich die Frage, wie das Land auf diese Entwicklungen reagieren kann. Auch wenn das Land keinen direkten Einfluss auf Therapieangebote und Klinikplätze hat, können und müssen wir präventive Strukturen zur Förderung psychischer Gesundheit sichern und ausbauen – insbesondere im schulischen Bereich.
Der Änderungsantrag möchte darauf hinweisen, dass – bei natürlich auch überlappenden gemeinsamen Themenbereichen – ein wichtiger Unterschied zwischen Schulsozialarbeit und Schulpsychologie besteht. Die Schulsozialarbeit hat ihren zentralen Auftrag in der Teilhabe und sozialen Unterstützung von Kindern und Jugendlichen. Sie arbeitet stark lebensweltorientiert, niedrigschwellig und orientiert sich an den Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe. Die Schulpsychologie hingegen beschäftigt sich mit psychischen Herausforderungen und Krisen sowie deren Diagnostik und Bewältigung im schulischen Kontext. Während Schulsozialarbeit überwiegend kommunal organisiert ist, steht die Schulpsychologie im Landesauftrag. In Baden-Württemberg ist sie hochqualifiziert aufgestellt: Schulpsycholog*innen verfügen über ein Diplom oder einen Masterabschluss in Psychologie sowie häufig über Zusatzqualifikationen in Coaching oder therapeutischer Ausbildung. Sowohl Schulsozialarbeit als auch Schulpsychologie arbeiten also für das Wohl der Schüler*innen – jedoch aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen methodischen Zugängen. Deshalb darf aus fachlicher Sicht die Schulpsychologie in einem Abschnitt unseres Wahlprogramms zur mentalen Gesundheit im Schulkontext nicht unerwähnt bleiben, gerade wenn die Schulsozialarbeit ausdrücklich genannt wird.
Die sehr langen Wartelisten in psychiatrischen und psychotherapeutischen Praxen sind landesweit ein großes Problem. Viele betroffene Kinder und Jugendliche könnten durch niedrigschwellige Beratungsangebote in früheren Stadien aufgefangen oder durch überbrückende Unterstützung entlastet werden. Dabei spielt die Schulpsychologie bereits eine wichtige Rolle – eine Rolle, die jedoch ausbaufähig ist und mit einer breiteren präventiven Ausrichtung Therapiebedarfe früher zielgerichteter weitervermitteln oder sogar durch beraterische Angebote abwenden kann. Auch die Zahl der Kriseneinsätze an Schulen nimmt zu, was die Schulpsychologie zusätzlich fordert und ihre Bedeutung weiter unterstreicht.
Die sozialen Medien sind ein möglicher Faktor unter vielen, die eine Bedeutung haben bei der Frage, warum wir in Deutschland – und auch weltweit – eine Zunahme an psychischen Auffälligkeiten und Erkrankungen beobachten können. Häufig wird bei einer Überbetonung dieses Faktors leider ein wenig hilfreiches Bild auf Jugendliche gezeichnet, was letztlich der Komplexität der Herausforderungen nicht gerecht wird. Deshalb sollte der letzte Satz in diesem Absatz wie vorgeschlagen das Risiko einseitiger Hypothesenbildung vorbeugen.

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Jane Brosch: