Im Hinblick auf Bildungsgerechtigkeit müssen alle Kinder, unabhängig vom familiären Hintergrund, die gleichen Chancen haben, vor dem Schuleintritt einen Zugang zu frühkindlichen Bildungsangeboten zu bekommen. Hierbei bestehen auch in Baden-Württemberg nach wie vor große Hürden, besonders für Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten oder nicht deutschsprachigen Familien, sowie für Kinder mit Behinderungen oder besonderen Förderbedarfen.
Der Bericht „Teilhabechancen“ des Sozialministeriums Baden-Württemberg zeigt deutlich, dass es beim Zugang zu Kitas zu einer "sozialen Selektion nach finanziellen Ressourcen und sozialem Status" kommt, was zu "geringeren Betreuungsquoten von Kindern mit Migrationshintergrund oder Familien mit geringem Einkommen" führt. Familien, in denen nicht überwiegend Deutsch gesprochen wird, haben laut Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung genau wie Mütter, die nicht erwerbstätig sind, überdurchschnittlich häufig Probleme bei der Platzsuche. Laut Länderreport Frühkindliche Bildungssysteme 2023 bekommt zudem nur etwa jedes dritte Kind mit Behinderung einen Regelkitaplatz in baden-württembergischen Kitas.
Aktuell gestalten die Kommunen und freien Träger im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben eigene Verfahren zur Kitaplatzvergabe, wodurch erhebliche Unterschiede in Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Fairness bestehen. Dem können wir entgegenwirken, indem wir landesweit für einheitliche Kriterien und niedrigschwellige Zugangswege sorgen, inklusive Begründungspflichten gegenüber Eltern bei Ablehnungen.
Bereits heute fördert das Land zahlreiche erfolgreiche interkulturelle Elternmentoren-Projekte, die unter anderem nicht deutschsprachige Familien bei der Kitaplatz-Suche unterstützen. Inklusion an Kitas wird häufig von Elterninitiativen vorangetrieben. Um den Zugang zu frühkindlicher Bildung für alle Kinder systematisch und landesweit zu verbessern, müssen diese lokal, finanziell und zeitlich begrenzten Projekte künftig im Rahmen der Regelstrukturen der örtlichen Jugendhilfe von Kinder- und Familienzentren (KiFaZ) übernommen und verstetigt werden.

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Lioba Burck:
Axel Widder: