In kaum einem Industrieland sind die Bildungschancen so ungleich verteilt wie in Deutschland. Noch immer hängen Bildungschancen in Deutschland stärker von der sozialen Herkunft ab als in vielen anderen Ländern. Internationale Vergleiche zeigen, dass Länder wie z.B. Frankreich mit verpflichtender Vorschule positive Effekte auf die Startvoraussetzungen von Kindern haben. Eine perspektivische Prüfung einer erweiterten Kitapflicht über ein Jahr hinaus bietet daher die Chance, die Chancengerechtigkeit in Baden-Württemberg deutlich zu erhöhen.
Dabei ist dennoch zu beachten, dass eine weitergehende Kitapflicht nur unter passenden Rahmenbedingungen erfolgreich umgesetzt werden kann. Sie muss verfassungsrechtlich zulässig sein: Das bedeutet insbesondere, dass die Entscheidung für eine Pflicht zum Kita-Besuch in Einklang mit dem Elternrecht auf Erziehung und Fürsorge gebracht werden muss.
Nach einer aktuellen Studie des DIW Berlin gehen nur 8% Prozent der vierjährigen und 6% Prozent der fünfjährigen Kinder nicht in die Kita. Häufig sind es genau diese Kinder, die von frühkindlicher Bildung besonders stark für ihre Bildungschancen profitieren würden. Für 92% bzw. 94% der Familien würde aus einer solchen weitergehenden Pflicht also auch keine Beschränkung der elterlichen Wahlfreiheit oder Autonomie in der Erziehung resultieren.
Darüber hinaus sind folgende Voraussetzungen erforderlich, die im Vorfeld geschaffen werden müssen: eine allgemeine Beitragsfreiheit, ein gesichertes Platzangebot sowie eine einheitliche und hohe Qualität. Nur so kann eine Pflicht-Kita ihre Chancen entfalten und Akzeptanz bei Eltern erreichen.

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Lioba Burck:
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