Mehr Polizeipräsenz auf den Straßen führt nachweislich nicht automatisch zu mehr Sicherheit und erhöht auch nicht das Sicherheitsgefühl. Das hat eine aufwendige, experimentelle Studie der Universität Gießen ergeben. Ein Ergebnis der Studie war ebenfalls, dass dies nicht an mangelndem Vertrauen in die Polizei liegt.
Studienautor Tim Pfeiffer sagte dazu beispielsweise dem Behördenspiegel: „[M]it Blick auf das von uns konkret verwendete Untersuchungsdesign lässt sich die Aussage, dass mehr Polizeipräsenz automatisch für ein besseres Sicherheitsgefühl sorgt, nicht bestätigen. Im Gegenteil. Wir mussten feststellen, dass eine Erhöhung der polizeilichen Präsenz im öffentlichen Raum, d.h. auf Straßen und öffentlichen Plätzen, in Wohngebieten, an Angstorten und Kriminalitätsschwerpunkten, zu einer Verringerung des Sicherheitsgefühls bzw. zu einer Steigerung des Unsicherheitsgefühls führen kann. Und das obwohl sich in der Regel zwei Drittel der Menschen mehr sichtbare Polizeipräsenz wünschen. Erscheint die Polizei jedoch an einem Ort, wird schnell angenommen, dass etwas passiert ist oder dass der Ort, an dem man sich befindet, so unsicher ist, dass die Polizei regelmäßig kommen muss. Gleichwohl heißt das nicht, dass Polizeipräsenz generell unwirksam ist. Vielmehr zeigt unsere Studie, dass Polizeipräsenz nicht das Universalmittel ist, für das sie so lange gehalten wurde und mit dem man nur allzu oft reflexartig auf Problemlagen reagiert, von denen man gar nicht weiß, ob eine erhöhte Polizeipräsenz überhaupt das Mittel der Wahl ist. Unsere Untersuchung belegt, dass Polizeipräsenz eine wertvolle Ressource ist, die dort eingesetzt werden sollte, wo sie den gewünschten Effekt erzielt.“ (https://www.behoerden-spiegel.de/2024/05/28/sicherheitsgefuehl-schaffen-aber-wie/; etwas kompakter auch hier: https://www.deutschlandfunkkultur.de/mehr-polizeipraesenz-weniger-sicherheit-dlf-kultur-d8e37a47-100.html)
Wir halten es daher für relevanter, dass die Polizei verlässlich erreichbar ist, wenn man sie braucht, als dass sie besonders sichtbar im öffentlichen Raum ist. Auch dafür muss sie natürlich die entsprechenden Zeit- und Personalressourcen haben, die in der Folge gefordert werden.

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