Tierversuche nehmen in der modernen Wissenschaft eine besondere Rolle ein. Trotz großer Fortschritte bei tierfreien, in-vitro- und in-silico-Methoden gibt es nach aktuellem Stand der Forschung Bereiche, in denen komplexe biologische Vorgänge weiterhin nur im lebenden Organismus hinreichend verstanden werden können.
Das gilt insbesondere für die naturwissenschaftliche und biomedizinische Forschung (wie z.B. Untersuchungen zur Hirnfunktion, der Wechselwirkung zwischen den Organen oder des Immunsystems), die Entwicklung und Sicherheitsevaluierung von Arzneimitteln sowie für toxikologische Untersuchungen in der Lebensmittel- und Produktsicherheit. Ohne diese Erkenntnisse wären viele medizinische Innovationen der vergangenen Jahrzehnte – von Impfstoffen über Krebstherapien bis hin zu modernen Biopharmazeutika – nicht möglich gewesen.
Ein vollständiger Verzicht auf Tierversuche würde uns nicht nur in der medizinischen und naturwissenschaftlichen Forschung massiv zurückwerfen, sondern auch die europäische und internationale Wettbewerbsfähigkeit wie auch die Wissenschaftskooperation gefährden.
Gerade für Baden-Württemberg als führenden Standort der biomedizinischen Forschung hätte dies gravierende Nachteile, weil exzellente Verbundprojekte, internationale Rekrutierung und Spitzeninfrastrukturen ohne die Möglichkeit verantwortungsvoller Tierversuche nicht in gleicher Qualität gehalten und weiterentwickelt werden könnten. Viele Bereiche der wissenschaftlichen Kooperationen, Zulassungsprozesse und Forschungsförderlinien benötigen valide Daten aus Tiermodellen. Länder, die auf diese Daten verzichten, verlieren zwangsläufig den Anschluss an zentrale Forschungskonsortien, internationale Standards und damit auch an die Innovationskraft, die aus der Zusammenarbeit mit der globalen Scientific Community entsteht. Dies würde nicht nur den Forschungsstandort schwächen, insbesondere in Baden-Württemberg mit seiner hohen Dichte an universitären und außeruniversitären Spitzeninstituten, sondern auch den Transfer neuer Therapien und Technologien zum Wohle der Patientinnen und Patienten verzögern.
Gerade deshalb ist es wichtig, eine verantwortungsvolle Brücke zwischen wissenschaftlicher Notwendigkeit und ethischem Anspruch zu schlagen. Unser Antrag verfolgt genau diesen Weg: Wo Tierversuche notwendig sind, sollen sie ermöglicht und höchsten ethischen Standards unterworfen werden. Wo Alternativen verfügbar sind, sollen sie konsequent genutzt und politisch gefördert werden. Die 3R-Prinzipien – Replace, Reduce, Refine – bilden dafür seit Jahren den internationalen Goldstandard. Mit dem Ausbau der 3R-Zentren stärken wir Forschung an innovativen, tierfreien Methoden, bauen strukturelle Hürden ab und tragen aktiv dazu bei, den Bedarf an Tierversuchen kontinuierlich zu verringern.
So verbinden wir wissenschaftliche Verantwortung, ethischen Fortschritt und internationale Anschlussfähigkeit – und schaffen die Grundlage für eine moderne Forschung, die sowohl innovativ als auch tier- und menschenwürdig ist.

Kommentare
Frank Winkler:
Frank Winkler:
Frank Kirchhoff:
Du hast völlig Recht! Es ist aber auch wichtig, dass wir aus der Forschung uns zu unseren Positionen bekennen und dafür innerhalb der Partei und auch öffentlich kämpfen. Beste Grüße aus dem Saarland, Frank