Veranstaltung: | LDK in Weingarten am 14./15.10.2023 |
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Tagesordnungspunkt: | 0.PAR Wahlen zum Parteirat |
Antragsteller*in: | Jens Metzger (KV Tuttlingen) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 07.10.2023, 12:00 |
LAVO23: Jens Metzger
Bewerbung
Liebe Freund*innen,
„Die Perspektiven von Handwerkern fehlen“: Die Grünen suchen händeringend nach Politikern mit Praxiserfahrung.
Das ist der Titel eines Artikels, der am 9. August 2023 im Tagesspiegel erschienen ist. Er weist auf eine Schwachstelle hin, die wir Grüne haben: Obwohl unsere Ziele und die Werte des Handwerks hervorragend zusammenpassen, werden wir leider nach wie vor als Akademiker*innen-Partei angesehen und nicht auch als Handwerker*innen-Partei. Das möchte ich ändern! Denn nur wenn wir Grünen und das Handwerk zusammenarbeiten, wird die sozial-ökologische Transformation gelingen.
Grüne Politik, das Handwerk und ländlichen Räume zusammendenken
Wir Grünen kämpfen für eine nachhaltige Zukunft. Erreichen können wir das nur mit einem Handwerk, das umweltfreundliche Materialien verwendet, die Energieeffizienz unserer Gebäude verbessert und ressourcenschonende Produktionsverfahren entwickelt.
Wir Grünen wollen die erneuerbaren Energien weiterhin stark ausbauen. Das schaffen wir nur Hand in Hand mit den Handwerker*innen, die PV-Anlagen, Windturbinen, aber auch Wärmepumpen aufstellen.
Wir Grünen wollen starke regionale Wirtschaftskreisläufe und eine ausgeprägte Reparaturkultur. Das Handwerk - die Wirtschaftsmacht von nebenan - ist lokal verankert und schon jetzt sind Reparaturdienstleistungen für viele Handwerksbetriebe eine zentrale Umsatzquelle.
Wir Grüne sehen in einem guten Bildungssystem den zentralen Schlüssel für gleiche Lebenschancen und den Zusammenhalt in einer vielfältigen Gesellschaft. Das Handwerk bildet ein Drittel aller Auszubildenden in Deutschland aus und leistet somit einen wichtigen Beitrag gegen den Fachkräftemangel, bietet sinnstiftende und systemrelevante Arbeitsplätze. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass sich noch mehr junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden.
Gleichzeitig ist uns im Handwerk aber bewusst, dass wir auch Zuwanderung aus dem Ausland benötigen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Erinnern möchte ich hier an die Aussage des ehemaligen Präsidenten des ZDH (Zentralverband des Deutschen Handwerks), der Ende 2022 sagte, dass die Ausländerbehörden zu oft als Ausländerabwehrbehörden handelten - sich aber zu Willkommenscentern entwickeln müssten.
Wer, wenn nicht das Handwerk, kann uns also besser dabei unterstützen, die Willkommenskultur zu implementieren, die wir uns für Deutschland vorstellen.
Im Hinblick auf die kommende Kommunalwahl und auch die Landtagswahl müssen wir uns hier in Baden-Württemberg also Gedanken machen, wie wir das Handwerk ansprechen. Denn wenn wir die Handwerker*innen erreichen, erreichen wir auch den ländlichen Raum. Dort prägen handwerkliche Betriebe in all ihrer Vielfalt die Wirtschaft, sichern die Versorgungsstrukturen, stellen fast die Hälfte aller Arbeitsplätze und bieten insbesondere den jungen Menschen Bleibeperspektiven in Zukunftsberufen.
Ich schreibe diese Sätze nicht nur in meiner beruflichen Tätigkeit als Schreiner, sondern auch in meiner Funktion als Kreisvorstandssprecher des KV Tuttlingen. Der Kreisverband Tuttlingen ist einer der kleinsten grünen Kreisverbände in Baden-Württemberg und auch wir sind ein ländlich geprägter Kreis. Als Kreisvorstandssprecher merke ich immer wieder, dass sich insbesondere in den ländlichen Räumen Vorurteile gegenüber grüner Politik, die größtenteils auf Falschinformationen beruhen, hartnäckig halten. Wenn wir bei den kommenden Kommunal-, Bundes-, und Landtagswahlen erfolgreich sein wollen, dann dürfen wir die ländlichen Räume nicht aus dem Fokus verlieren. Als Grüne wollen wir überall stark sein: in weltgewandten Städten und in innovativen ländlichen Räumen. Zusammen mit euch will ich Strategien und Formate entwickeln, wie wir Vorurteile gegenüber uns Grünen aufbrechen und die Menschen vor Ort von uns begeistern können. Ich bin der festen Überzeugung, dass uns gute Handwerkspolitik dabei helfen kann.
Gemeinwohlorientierte Unternehmen unterstützen
Eine weitere Frage, die mich bewegt, ist, wie wir unser Wirtschaftssystem gemeinwohlorientierter gestalten können. Diese Frage kann man theoretisch behandeln, besser ist es jedoch in der Praxis Antworten zu suchen und direkt im Unternehmen Veränderungen zu bewirken.
Seit 2021 mache ich aus diesem Grund eine Ausbildung zum GWÖ-Berater und konnte erfreulicherweise auch die Geschäftsführung des Handwerksbetriebes, in dem ich arbeite, von einer Gemeinwohlbilanzierung überzeugen, die wir im Sommer diesen Jahres abgeschlossen haben.
Jetzt verfolge ich mit großer Freude, wie wir Schritt für Schritt gehen, um als Unternehmen noch nachhaltiger, transparenter und arbeitnehmer*innenfreundlicher zu werden.
Ich sehe also, dass die Ideen der Gemeinwohl-Ökonomie wirken, und möchte mich deshalb auch im Parteirat dafür einsetzen, dass wir Grünen diese Ideen bekannter machen und Unternehmen unterstützen, die Verantwortung für sich, ihre Mitarbeitenden, die Umwelt und die Gesellschaft übernehmen.
Für mehr Handwerk bei den Grünen, die Stärkung der ländlichen Räume und eine gemeinwohlorientierte Wirtschaft bitte ich daher um eure Stimme.
Biografie
Über mich:
- Geboren 1990 in Villingen-Schwenningen, aufgewachsen in Tuttlingen
- Akademische Ausbildung (2011-2017): B.A. European Studies, M.A. Economics for Transition
- Handwerkliche Ausbildung (2018-2021): Ausbildung zum Schreiner
- Berufsbegleitende Ausbildung zum GWÖ-Berater (seit 2021)
Grünes Engagement:
- Mitglied bei den Grünen seit 2019
- Mitglied bei HandwerksGrün e.V.
- Seit September 2020 im Kreisvorstand KV Tuttlingen
- 2021: Landtagskandidat für den Wahlkreis 55
- Kreisverband:
- KV Tuttlingen
- Wohnort:
- Tuttlingen
- Gender:
- männlich