Veranstaltung: | LDK in Weingarten am 14./15.10.2023 |
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Tagesordnungspunkt: | 0.PAR Wahlen zum Parteirat |
Antragsteller*in: | Sarah Heim (KV Stuttgart) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 19.09.2023, 12:53 |
LAVO10: Sarah Heim
Bewerbung
Liebe Freund*innen,
So ein zwei-Jahres Mandat im Landesvorstand ist relativ kurz und dennoch hat sich die Welt, auch hier in Europa und Deutschland, seit der letzten Parteiratswahl ziemlich verändert. In meiner Bewerbung vor zwei Jahren sprach ich von dem Frust zu wissen, dass der Spielraum um die nötigen Weichen zu stellen immer kleiner wird und doch die Ernsthaftigkeit der Lage von vielen Entscheidungsträger*innen ignoriert wird. Daran hat sich nichts geändert. Aber vor zwei Jahren herrschte landesweit noch Enthusiasmus: Kurz nach der Bundestagswahl und den Koalitionsverhandlungen in der Ampel sowie dem besten grünen Ergebnis bei der Landtagswahl war die Welt noch eine andere. Noch kein flächendeckender russischer Angriffskrieg auf die Ukraine; noch keine Explosion beim Verbraucherpreisindex; noch kein AfD Umfragehoch.
Viele grüne Themen wurden auf Bundesebene und auch hier im Land vorangetrieben – auch wenn manche Kompromisse wie der Bau von LNG Terminals und die damit verbundenen finanziellen Investitionen von u.a. der LBBW und EnBW schlichtweg klimapolitisch falsch sind. Und gleichzeitig erleben wir die aus meiner Sicht größte Bedrohung unserer Demokratie seit Beginn der Bundesrepublik. Als grüne Landespartei des einzigen Bundeslands mit grüner Regierungsführung kommt uns hier eine besondere Verantwortung zu und ich finde, dass wir noch eine ganze Menge zu tun haben.
Grünes Profil in Baden-Württemberg stärken
„Grün wählen für Kretschmann.“ Diesen Spruch werden wir bei der nächsten Landtagswahl nicht mehr wiederverwenden. Daraus entsteht die Notwendigkeit, als grüne Partei in Baden-Württemberg unser Profil zu stärken. Nächstes Mal wird die Logik der Wähler*innen nämlich sein müssen: „Grün wählen für Grüne Politik.“ Dafür sollte klar sein, was grüne Politik bedeutet: Im ländlichen Raum, in den Speckgürteln und in Städten gilt es, unseren Mitmenschen glaubhaft klarzumachen, dass wir für soziale, demokratische und ökologische Maßnahmen stehen. Aktuell ist ein Teil unserer Wähler*innenbasis demobilisiert, während sich Leute im rechten Spektrum stärker (re)mobilisieren. Diesen Trend müssen wir – beginnend mit den Kommunalwahlen – überall im Land umdrehen!
Strukturen politisch denken
Strukturen sind politisch. In den vergangenen zwei Jahren habe ich regelmäßig die Kreisverbände, die ich für den Parteirat betreue, besucht. Mir war es ein wichtiges Anliegen, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den Kreisvorständen aufzubauen und einen Kommunikationsfluss zu etablieren, um bei jeglichen Fragen, Unterstützungsbedarfen oder „Krisen“ da zu sein. Diese Arbeit gemeinsam mit den Kreisverbänden möchte ich gern im Parteirat institutionalisieren, damit wir gemeinsam und im ständigen Dialog die kommenden Kommunalwahlen gut meistern.
Denn das Klima auf der Straße ist ein anderes als noch 2019 – mit häufigeren Anfeindungen, dummen Sprüchen und schwierigen Gesprächen. Es ist essenziell, dass wir den Kreisverbänden von Landesebene aus Rückendeckung geben, in dem wir beispielsweise über Wahlen hinaus ein zentrales Handbuch für die Arbeit vor Ort erstellen, in dem sich best practice Beispiele, Veranstaltungsideen, organisatorische und administrative Ressourcen wiederfinden.
Soziale Gerechtigkeit darf kein Lippenbekenntnis bleiben
Wenn die AfD eins ausschlachtet, dann ist es das Gefühl von vielen Menschen, dass sie durch (fehlende) politische Maßnahmen unter die Räder kommen (könnten). Ich kann dieses Gefühl gut nachvollziehen: Nachdem ich beruflich das letzte Jahr mit der IG Metall in Industriebetrieben unterwegs war, bin ich mit vielen Beschäftigten ins Gespräch gekommen. Wie sieht Baden-Württemberg aus, wenn die Profitmargen der großen Automobil- und Zuliefererunternehmen kleiner sind? Wie gestalten wir diese Transformation und wie stärken wir das Sicherheitsnetz für alle, die bereits jetzt am Existenzminimum kratzen? Armut und Chancenungleichheit kommen uns als Gesellschaft teuer zu stehen.
Deshalb: Lasst uns hier beide Augen aufmachen und trotz Koalitionspartner neue, kreative Wege für soziale Gerechtigkeit gehen! Und lasst uns vor der eigenen Haustür starten, in dem wir den Anspruch formulieren und umsetzen, die Teilnahme in der grünen Politik allen zugänglich zu machen. Nur durch das gleichberechtigte Mitmachen armutsbetroffener Menschen in unserer Partei können wir tatsächlich soziale Gerechtigkeit in der Gesellschaft verankern.
Dafür bewerbe ich mich erneut mit dem Votum der Grünen Jugend für den Parteirat und bitte um euer Vertrauen.
Eure Sarah
Biografie
Über mich:
- Deutsch-Französin (im Elsass aufgewachsen)
- Seit Dezember 2021: Landesparteirat Grüne BW
- Seit Juli 2022: Kreisvorstand Grüne Stuttgart
- 2019-2022: Landessprecherin der GJBW, davor Schatzmeisterin
- Beruflich die letzten fünf Jahre zuerst für eine kanadische NGO, dann für Michael Bloss und zuletzt bei der IG Metall tätig gewesen
- Aktuell: Master Studentin im Bereich Krisenmanagement
- Kreisverband:
- Stuttgart
- Wohnort:
- Stuttgart
- Gender:
- weiblich