EGP6: Sebastian Grässer

Liebe Freund*innen,

nicht nur bei den Landtagswahlen wie am vergangenen Sonntag erleben wir einen düsteren Aufstieg der Rechtsextremen, sondern bei Wahlen in ganz Europa. Ungarn, Schweden, Italien – die Liste ist noch länger und scheint weiter zu wachsen. Klar ist: ein Rechtsruck geht durch Europa, und wir Grüne – in allen europäischen Variationen – sind mit unserer klaren Haltung für Gerechtigkeit, Vielfalt und Offenheit ein wichtiger Gegner der Rechten.

Ja, "die Rechten", die gibt es so als Pauschalbegriff wieder. Vor allem auch, weil sie sich miteinander austauschen und auf Social-Media-Plattformen die erfolgreichen Desinformations- und Hetzstrategien aus anderen Ländern übernehmen. Wir bekämpfen einen internationalen Nationalismus, in welchem der Trump-Propagandist Steve Bannon als Berater bei Viktor Orban Reden in Budapest hält und hochrangige CSU-Politiker den queerfeindlichen Schulbuch-Zensor Ron DeSantis in Florida besuchen – um dann wenige Wochen später gegen Drag-Queens in Bayern zu hetzen.

Deshalb ist es aus meiner Sicht absolut notwendig, dass wir Grüne auch über Deutschland hinaus eng zusammenhalten - nicht nur, um gemeinsam gegen die Populisten und Rechtsextremisten zu stehen, ihre Angriffe kommen zu sehen und entgegnen zu können - sondern auch, weil wir voneinander lernen können und müssen. Ich durfte selbst als einer eurer Delegierten die Radwege in Kopenhagen und die dänischen Wasserstoffpläne kennenlernen. Wenn wir in Karlsruhe über Quartiersentwicklung reden, liefert der Blick nach Barcelona viele gute Ansätze. Wenn Robert als Wirtschaftsminister mit der brasilianischen Regierung über den Schutz der Regenwälder spricht, sind Erfahrungen aus den rumänischen Urwäldern dabei enorm wertvoll.

Deshalb setze ich mich dafür ein, den fachbezogenen Austausch auf der europäischen Ebene auszubauen. Die meisten von euch kennen bestimmt unsere Landes- und Bundesarbeitsgemeinschaften, die parteiinternen Fachforen, die gemeinsam mit den Abgeordneten in den jeweiligen Fachbereichen die Positionen und die Politik unserer Partei abwägen, diskutieren und entwickeln. In anderen Ländern gibt es eine solche Struktur - auch den vergleichsweise kleinen Mitgliederzahlen geschuldet - nur bedingt. Ich bin der Meinung, dass nicht jede grüne Partei in Europa das Rad neu erfinden muss. Wir können es uns schlicht nicht leisten, dass jeder alle Fehler selbst machen kann - dafür geht es in den nächsten Jahren in Europa um zu viel.

Ich habe durch die EGP-Delegierung in den letzten zwei Jahren die Kontakte knüpfen können, um diesen Austausch in meinem eigenen Fachbereich zu ermöglichen und kann euch aus dieser Erfahrung versichern, dass sich die europäische Vernetzung extrem schnell lohnt. Doch die Kontaktliste auf meinem Handy ist nicht nachhaltig - was wir brauchen sind strukturelle Anlaufstellen, von denen alle Grünen Europas profitieren können. Deshalb bewerbe ich mich erneut um euer Votum, damit aus diesem Nährboden der Erfahrungen wirkliche Parteistrukturen wachsen können.

Herzlichen Dank!
Sebastian

- 32 Jahre, IT-Sicherheitsberater, Mitarbeiter bei Andrea Schwarz MdL

- EGP-Delegierter seit 2021

- Sprecher LAG Digitales und Medien BW

- Delegierter BAG Digitales und Medien

- Vorstandsvorsitzender KV Ettlingen

- Bundestagskandidat 2021 WK Karlsruhe-Land