BFR3: Stefanie Seemann

Liebe Freundinnen und Freunde,

Artikel 3 des Grundgesetzes lautet: Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächlicheDurchsetzung der Gleichberechtigung von Männern und Frauen und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

Aber wie sieht es heute, im Jahr 2023, aus?

Trotz formaler Gleichstellung haben wir nach wie vor eine strukturell bedingte Benachteiligung von Frauen. Das zeigt sich an vielen Stellen: am Gender Pay Gap, am Gender Care Gap und am Gender Data Gap - an Fällen von Machtmissbrauch in der Kunst und in der Wissenschaft - an der fehlenden Parität in Vorständen von Unternehmen, der Medizin, der Wissenschaft - und ganz besonders in fehlender Repräsentanz von Frauen in den Parlamenten.

Wir brauchen endlich eine faire Verteilung von Sorgearbeit und eine gesellschaftliche Aufwertung von Sorgeberufen. Wir müssen mit kreativen Ideen die Kinderbetreuung ausweiten, damit Frauen uneingeschränkt die Möglichkeit haben, wieder in den Beruf einzusteigen. Wir müssen die besonderen Herausforderungen von Alleinerziehenden – ganz überwiegend Frauen – besser in den Blick nehmen. Wir brauchen eine Medizin, die bei Krankheiten und deren Behandlung nicht immer nur vom Norm-Mann ausgeht. Denn beispielhaft dafür ist, dass bei Frauen Herzerkrankungen oft zu spät oder falsch diagnostiziert werden.

Ein besonders wichtiges Anliegen ist für mich, die Istanbul-Konvention – das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt – zügig und vollständig umzusetzen und damit die Sicherheit von Frauen in allen Lebenslagen voranzubringen. Dafür brauchen wir mehr Plätze in Frauen- und Kinderschutzhäusern, die wirklich allen Betroffenen offenstehen. Den weiteren Ausbau von Beratungsstellen, Prävention und Täterarbeit sowie weitere Standorte für Gewaltambulanzen und Angebote zur anonymen Spurensicherung bei Vergewaltigungen müssen wir angehen. Eine Regelung zur Verhinderung von Gehsteigbelästigungen, Versorgungssicherheit bei Schwangerschaftsabbrüchen oder – ganz dringlich – der Kampf gegen Menschenhandel und manches mehr ist noch unerledigt.

Als frauenpolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion arbeite ich an all diesen Dingen. Um insbesondere strukturelle Herausforderungen anzugehen, brauchen wir im Land die im Koalitionsvertrag vereinbarte Gleichstellungsstrategie. Diese müssen wir noch in dieser Legislaturperiode festzurren.

Seit vielen Jahren bin ich in der LAG FrauenPolitik aktiv, ebenso im Landesfrauenrat, dem Dachverband von mehr als 50 Frauenorganisationen im Land. Um die Herausforderungen und Aufgaben aber konsequent anzugehen, ist vor allem ein enger Austausch mit den frauenpolitisch Aktiven in der Grünen Bundestagsfraktion, im EU-Parlament, in der Bundespartei und den anderen Bundesländern essentiell. Vieles braucht eine Regelung im Bund und geht nur gemeinsam voran.

Für meine frauenpolitische Arbeit in der Landtagsfraktion ist der Austausch mit den Mitgliedern des Bundesfrauenrats deshalb unabdingbar. Er hilft, Herausforderungen anzugehen, neue Entwicklungen zu erkennen und wichtige Impulse zu bekommen.

Ich brenne darauf, mein Herzensthema Frauenpolitik in allen Facetten weiter voranzutreiben. Ausgestattet mit dem Votum der Landtagsfraktion bewerbe ich mich daher als Delegierte für den Bundesfrauenrat und bitte um euer Vertrauen.

Ein herzlicher Gruß

Stefanie

Landschaftsgärtnerin und Soziologin, 64 Jahre, 5 Kinder und bald 6 Enkelkinder

Seit 1995 Mitglied bei den Grünen, viele Jahre Vorstandsmitglied im KV Pforzheim und Enzkreis, aktuell im OV Mühlacker

Seit 2009 Gemeinderätin

Delegierte in der LAG FrauenPolitik seit vielen Jahren, seit 5 Jahren Delegierte der LAG im Landesfrauenrat

Mitglied des Landtags seit 2016 und seit 2021 Sprecherin für Frauenpolitik der Grünen Landtagsfraktion

Mentorin in verschiedenen Frauenmentoringprogrammen