Veranstaltung: | Landeswahlversammlung in Heidenheim am 24. und 25. Mai 2025 |
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Tagesordnungspunkt: | LL Wahl der Landesliste |
Antragsteller*in: | Stefanie Seemann (KV Pforzheim und Enzkreis) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 14.05.2025, 22:01 |
LTW-34: Stefanie Seemann
Bewerbung
Liebe Freundinnen und Freunde,
Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung […] und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
So steht es in Artikel 3 Absatz 2 unseres Grundgesetzes. Aber wie weit sind wir 76 Jahre nach Inkrafttreten des Grundgesetzes tatsächlich?
Soziale Gerechtigkeit und Gleichstellung der Geschlechter
Seit meiner Jugend treibt mich die Frage nach sozialer Gerechtigkeit und Gleichstellung der Geschlechter an. Die strukturell bedingten Ungerechtigkeiten für Frauen habe ich als Mutter von 5 Kindern, bei der Pflege meiner Eltern und als Großmutter vielfach selbst erlebt. Sie ziehen sich durch alle Lebensphasen, durch alle Lebensbereiche.
Stereotypen und klassische Rollenbilder zementieren auch heute noch die Ungleichheit und Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern weit über die Berufswahl hinaus.
Noch immer bestehen Entgeltlücken, Rentenlücken, die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit - und auch Karrierechancen sind zwischen den Geschlechtern sehr ungleich verteilt.
Beim Blick auf die Gesundheit das gleiche Bild: Frauengesundheit wird in der Forschung immer noch oft vernachlässigt. Medikamente und Therapien werden hauptsächlich an männlichen Probanden getestet. In klinischen Studien sind Frauen weiterhin unterrepräsentiert. Wir brauchen dringend eine geschlechtersensible Medizin – nicht als Feigenblatt, sondern als festen Bestandteil in Forschung, Lehre und Ausbildung. Denn nur wer Unterschiede erkennt, kann wirksam behandeln.
Gerade auch in den politischen Entscheidungsgremien auf allen Ebenen fehlt es an Frauen. Wenn Frauen nicht mit am Tisch sitzen, fehlen ihre feministischen Perspektiven. Feminismus bildet das fundamentale Gerüst für eine nachhaltige, freie und inklusive Gesellschaft, weil er alle mitdenkt und alle mitnimmt - und so für gleiche Chancen und gleiche Lebensbedingungen für alle sorgt.
Gewalt gegen Frauen endlich konsequent bekämpfen
Die extremste Form der Ungleichheit ist Gewalt. Deshalb ist der Kampf gegen Gewalt gegen Frauen für mich das zentrale frauenpolitische Anliegen.
Jede 3. Frau wird mindestens einmal im Leben Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt. In Deutschland sind es jährlich mehr als 180.000. Diese Gewalt betrifft Frauen jeden Alters und aus allen sozialen Schichten.
Fakt ist: Fast jeden Tag wird in Deutschland eine Frau getötet. Fast immer sind die Täter Partner, Expartner oder Familienmitglieder. Das sind keine „Beziehungstaten“, keine „Familiendramen“. Sie müssen als das benannt werden was sie sind: Femizide. Sie sind ein strukturelles Problem.
Das vor wenigen Wochen im Bund beschlossene Gewalthilfegesetz ist ein Meilenstein!
Ab 2032 soll es für jede Frau einen Rechtsanspruch auf kostenfreie Beratung und Schutz geben. Bis dahin muss auch Baden-Württemberg das Hilfesystem bedarfsgerecht ausbauen. Das wird viel Geld kosten und dafür werden wir in jedem Haushalt neu streiten müssen.
Ich habe erfolgreich dafür gekämpft, dass schon im aktuellen Haushalt zusätzlich 5 Mio Euro für den Ausbau von Frauenhausplätzen eingestellt wurden. Das ist ein Anfang! Aber wir brauchen mehr:
- Wir brauchen frühzeitige Intervention bei wiederholter Gewalt und besseren Schutz bei Trennungen.
- Wir brauchen mehr Schulung von Polizei, Jugendamt und medizinischem Personal.
- Bei Fallkonferenzen müssen Fachberatungsstellen künftig verpflichtend mit am Tisch sitzen und mitberaten.
- Und - wir brauchen die Anerkennung von Femiziden als eigene Kategorie im Straf- und Statistikrecht.
Demokratie verteidigen
Ich bin im ländlich geprägten Raum zu Hause. Schutz der Menschenwürde, Gleichheit vor dem Gesetz, Meinungs-, Versammlungs-, Pressefreiheit. All das muss immer wieder neu verteidigt, und erfahrbar gemacht werden. Daher brauchen wir überall niedrigschwellig erreichbare Räume zum Austausch sowie Möglichkeiten zur Teilhabe. Dafür sind Kultur und Ehrenamt unverzichtbar und beide sind gerade in ländlich geprägten Räumen auch eng verzahnt. Beides fällt in der Landtagsfraktion in meinen Zuständigkeitsbereich. Begegnungen außerhalb der eigenen Blase, Gespräche, Diskussionen und das Gefühl, sich einbringen und dabei Selbstwirksamkeit erfahren zu können sind ganz wesentlich, um zu merken: Ich gehöre dazu, ich bin Teil dieser Gesellschaft. Das schafft Zusammenhalt!
Für die Kultur in den ländlichen Räumen konnte ich in den vergangenen Jahren einiges erreichen: Sicherung der Chorleiterpauschale, Aufbau der Museumsakademie, Stärkung der Bibliotheken. Ganz besonders habe ich mich für die Einführung der Ehrenamtskarte eingesetzt. Durch sie können künftig Engagierte, die sich in hohem Maße in die Gesellschaft einbringen, eine besondere Wertschätzung und auch Vergünstigungen bekommen.
Liebe Freundinnen und Freunde,
der Schutz unseres wunderbaren Planeten Erde sowie der Einsatz für soziale Gerechtigkeit und Gleichstellung aller Geschlechter haben mich vor über 30 Jahren zu den Grünen gebracht. Ich bin im Orts- und Kreisvorstand aktiv und war 15 Jahre lang Gemeinderätin. Vor 5 Jahren habe ich eine Demokratieinitiative ins Leben gerufen.
Seit 2016 darf ich den Wahlkreis Enz als direktgewählte Abgeordnete vertreten, seit 2021 bin ich die Frauenpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion.
Frauenpolitisch aktiv bin ich seit vielen Jahren in der LAG FrauenPolitik und als Delegierte im Grünen Bundesfrauenrat. Als Delegierte im Landesfrauenrat bin ich mit über 50 frauenpolitisch aktiven Verbänden und Initiativen im Land im Austausch.
Politik braucht Erfahrung, Ausdauer, viel Herzblut und gute Vernetzung. Das alles bringe ich mit. Mit großem Engagement möchte ich weiter für euch meine Herzensthemen Gleichstellung, Kultur und Ehrenamt im Landtag voranbringen.
Dafür bitte ich euch um euer Vertrauen und eure Stimme.
Stefanie
Biografie
Geboren 1959, verheiratet, 5 Kinder, 6 Enkelkinder
Ausbildung als Landschaftsgärtnerin / mit 52 Jahren Studium Politik-, Verwaltungswissenschaften und Soziologie mit Abschluss als Soziologin (BA)
Politik:
- Parteimitglied seit 1995
- seit vielen Jahren auf wechselnden Posten Vorstandsmitglied im Ortsverband Mühlacker sowie im Kreisverband Pforzheim und Enzkreis
- 15 Jahre Stadträtin in Mühlacker
- seit 2016 direktgewählte Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Enz
- Sprecherin für Frauenpolitik
- zuständig für Kultur im Ländlichen Raum und Breitenkultur sowie für das Ehrenamt
Ehrenamt:
- u. a. Vorständin Förderverein Telefonseelsorge sowie Trägerverein Theaterschachtel
- Kreisverband:
- Pforzheim und Enzkreis
- Wahlkreis:
- Enz (44)
- Wohnort:
- Mühlacker
- Gender:
- weiblich