Veranstaltung: | Parteitage in Reutlingen am 7. und 8. Dezember 2024 |
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Tagesordnungspunkt: | 0.LWV-BTW Bewerbungen zur Landesliste zum 21. Deutschen Bundestag |
Antragsteller*in: | Ahmad Al Hamidi (KV Bodenseekreis) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 18.11.2024, 19:35 |
LWV-BTW18: Ahmad Al Hamidi
Bewerbung
Liebe Freund*innen,
es gibt Momente, die sich wie ein unauslöschlicher Brand in unsere Seele einbrennen. Für mich war ein solcher Moment das ohrenbetäubende Dröhnen eines Flugzeugs über Aleppo, das uns eines Morgens aus dem Schlaf riss. Sekunden später erschütterte eine Bombe neben unserem Zuhause unsere Welt. Der Druck ließ die Fenster zerspringen, und inmitten des Chaos sah ich meine Frau, die weinend unsere beiden kleinen Kinder umklammerte. Ihre verzweifelten Worte hallen bis heute in mir nach: „Wenn wir bleiben, werden wir nicht überleben."
Mit nichts als Hoffnung im Gepäck verließen wir unsere Heimat und begaben uns auf eine ungewisse Reise über die Mittelmeerroute bis nach Deutschland. Die Sorge um die Sicherheit und Zukunft unserer Kinder war unser ständiger Begleiter.
Innerhalb von zwei Jahren meisterten wir die Integrationsprüfung mit Auszeichnung und fanden unseren Platz im Arbeitsmarkt. Inzwischen besitzen wir die Staatsbürgerschaft diese Landes, das wir lieben und dem wir unendlich dankbar sind.
Heute, neun Jahre später, stehe ich vor einer neuen Herausforderung: Der Bewerbung um einen vielversprechenden Listenplatz für den Bundestag. Die Reise vom Asylsuchenden zu einem Anwärter auf ein politisches Amt wäre ohne die unermüdliche Unterstützung von Freunden nicht denkbar gewesen. Es sind Menschen, die Gleichberechtigung und Vielfalt nicht nur schätzen, sondern aktiv leben. Doch das Fundament, auf dem all dies ruht, ist die Existenz eines demokratischen Landes, in dem die Verfassung unantastbar ist und die Menschenrechte respektiert werden. Diese Werte sind der unverzichtbare Garant für ein menschenwürdiges Leben, und es liegt in unserer Verantwortung, dies um jeden Preis zu bewahren.
Als politisch aktiver Bürger dieses Landes sehe ich es als meine vordringliche Aufgabe an, die berechtigten Sorgen und Ängste unserer Mitbürger*innen ernst zu nehmen und ihnen mit durchdachten, fairen und menschlichen Lösungen zu begegnen. Die Fragen, ob die Preise weiter steigen, ob das eigene Zuhause noch bezahlbar bleibt und ob unser Land durch Zuwanderung überfordert wird, sind für viele von zentraler Bedeutung und erfordern eine klare, verantwortungsvolle Antwort. Diese Antwort muss allerdings an den tatsächlichen Ursachen ansetzen und nachhaltige Lösungen/Richtungsänderungen ermöglichen.
Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, werden seit langem von der Opposition und rechten Kräften instrumentalisiert, was zu einem Verlust an Vertrauen und Popularität geführt hat. Um dem entgegenzuwirken, müssen wir als Partei unsere Präsenz stärken und zeigen, dass wir in der Lage sind, umfassende Lösungen zu bieten, die über die offensichtlichen Umweltfragen hinausgehen und so populistischen Strömungen den Boden entziehen.
Mein erstes Hauptziel, basierend auf meinen Erfahrungen als ehemaliger Flüchtling, Jurist und Sachbearbeiter im Bereich Migration, ist eine umfassende Reform des Asylsystems. Über eine präzisere Ausgestaltung der Asylgesetze sowie eine Beschleunigung der Verfahrensabläufe möchte ich sicherstellen, dass berechtigte Asylsuchende zügig Schutz erhalten, während unbegründete Anträge effizient abgelehnt werden. Derzeit beanspruchen Personen, die Asylgesuche ohne realistische Aussicht auf Anerkennung als Geschäftsmodell betreiben, erhebliche personelle Kapazität in den zuständigen Ämtern. Diese Ressourcen werden dringend für die Unterstützung der zahlreichen berechtigten Antragsteller benötigt. Zusätzlich brauchen wir praktikable Lösungen für den Umgang mit endgültig abgelehnten Asylberwerber*innen.
Sehr entscheidend ist die Förderung und Unterstützung von anerkannten Flüchtlingen. Sie benötigen umfassende psychologische und soziale Unterstützung sowie schnellen Zugang zu intensiven Sprach- und Integrationskursen und zügig intensiven Kontakt mit Menschen aus der einheimischen Zivilgesellschaft. Wenn wir dann noch den Arbeitsmarktzugang beschleunigen und die Anerkennung ihrer Qualifikationen erleichtern, können wir eine Integration der Schutzsuchenden erheblich fördern.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Erleichterung von Arbeitsvisa, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Hierbei müssen die Bedingungen für die Erlangung eines Arbeitsvisums vereinfacht und unsere diplomatischen Vertretungen im Ausland stärker in die Anwerbung von Fachkräften eingebunden werden.
Und mittel- bis langfristig benötigen wir praktikable Lösungen um mit den in naher Zukunft stark wachsenden klimawandelbedingten Migrationsbewegungen ethisch vertretbar umzugehen.
Mein zweites Hauptziel ist die Förderung der wirtschaftlichen Stabilität für alle Bürger. Als vorheriger Rechtsexperte mit Spezialisierung auf Handelsverträge verfüge ich über ein tiefes Verständnis der wirtschaftlichen und handelspolitischen Mechanismen, die das Rückgrat unserer Gesellschaft bilden. Die Inflation in Deutschland wird derzeit maßgeblich durch gestiegene Energiekosten beeinflusst. Die Abhängigkeit von Russland, aber auch von fossilen Enrgieträgern hat uns verwundbar gemacht.
Die Energiekrise erfordert einerseits kurzfristige Lösungen, wie sie Robert zur Bewältigung der durch den Ukrainekrieg hervorgetretenen Probleme erfolgreich, wenn auch in Teilen schmerzhaft, für uns angestoßen und durchgeführt hat.
Mittelfristig müssen wir jedoch den begonnenen Weg, auf saubere Energiequellen umzusteigen, weiter forcieren. Dazu gehört klar die Investition in die Netze und vor allem auch der Ausbau der Speicherkapazität. Das bedeutet konkret gezielte Investitionen in saubere Energieprojekte und die Förderung von Forschung und Entwicklung.
Umweltschutz an sich betrachte ich als ein Querschnittsthema, das überall mit hineinwirkt. Ich möchte mich im Bundestag dafür einsetzen, dass wir unseren Kompass und unser Wertesystem, dass tatsächlich eine Politik für alle Menschen in diesem Land bedeutet, beibehalten und gleichzeitig mit Verstand, Gefühl und Tat zeigen, dass wir die zukunftssichernde Kraft sind.
Ich bitte euch herzlich um Stimme.
Mit grünen Grüßen,
Ahmad Al Hamidi
Biografie
Ich wurde 1982 in Syrien geboren und kam 2015 als Geflüchteter nach Deutschland.
Familienstand: Verheiratet, 2 Kinder
Ausbildung: Bachelor der Rechtswissenschaften
Berufliche Erfahrungen in Deutschland:
Aktuell: Öffentlicher Dienst, Amt für Migration und Integration im Landratsamt Bodenseekreis.
Aktuell: Mitglied des Personalrats 2024-2029 im Landratsamt Bodenseekreis.
Vorher: Jurist für Steuer- und Sozialrecht in der deutschen Niederlassung UnionTax & Law
Politisches und ehrenamtliches Engagement:
Sprecher im Kreisvorstand Bodenseekreis bei Bündnis 90/Die Grünen.
Dialogbotschafter Trainer für den bundesweiten Verein Mo:Lab e.V.
Vielfaltsförderungsprogramm 2024-2025 von Bündnis 90 / Die Grünen Baden-Württemberg
aktiv in der evangelischen Erlöserkirche Gemeinde Friedrichshafen
Mitgliedschaften:
Ver.di (Dienstleistungsgewerkschaft)
DKSB (Der Kinderschutzbund)
Fördermitglied der Bruderhaus Diakonie
- Kreisverband:
- Bodenseekreis
- Wahlkreis:
- 293
- Wohnort:
- Friedrichshafen
- Gender:
- männlich