Veranstaltung: | Parteitage in Reutlingen am 7. und 8. Dezember 2024 |
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Tagesordnungspunkt: | 0.LWV-BTW Bewerbungen zur Landesliste zum 21. Deutschen Bundestag |
Antragsteller*in: | Ricarda Lang (KV Schwäbisch Gmünd) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 21.11.2024, 11:42 |
LWV-BTW20: Ricarda Lang
Bewerbung
Liebe Freund*innen,
unser demokratisches Parteiensystem befindet sich in einer tiefen Krise. Immer mehr Bürger*innen verlieren das Vertrauen in die Politik und bei den letzten Wahlen entstand zunehmend der Eindruck, dass die demokratischen Parteien darum konkurrieren, wer das kleinere Übel neben der AfD darstellt. Ich bin überzeugte Demokratin und werde solange ich lebe dafür kämpfen, dass Rechtsextreme in diesem Land keine staatliche Macht bekommen werden. Doch ich bin auch davon überzeugt, dass “gegen rechts” sein in Wahlkämpfen nicht mehr reicht - denn wen will man so von der Demokratie begeistern?
Und genau das ist unsere Aufgabe: jeden Tag aufs Neue beweisen, dass die Demokratie das beste System ist, um das Leben der Menschen konkret zu verbessern und um unsere Freiheit zu sichern - im Heute und im Morgen. Das gelingt nur mit uns Grünen, denn die letzten drei Jahre haben gezeigt, wie weit wir von einem Wettkampf um die besten Konzepte beim Klimaschutz entfernt sind. Die Realität beweist uns immer wieder: echten Klima- und Naturschutz gibt es nur mit Bündnis 90/Die Grünen.
Doch gerade befinden auch wir uns in einer Krise. In den letzten Jahren haben wir zunehmend die Deutungshoheit über uns selbst verloren, was uns in die Defensive gebracht hat. Gerade aufgrund unserer großen Verantwortung müssen wir das ändern. Das ist deshalb die größte Aufgabe aus meiner Sicht bei der nächsten Bundestagswahl: Deutungshoheit zurück gewinnen. Der Bundesparteitag war dafür ein großer Schritt nach vorne.
Ich möchte dazu meinen Beitrag leisten. Ich habe mich für zwei Monaten gemeinsam mit Omid Nouripour zum Rücktritt als Bundesvorsitzende entschieden - weil Verantwortung in der Politik keine leere Floskel bleiben sollte, weil ein Amt niemals ein Selbstzweck ist und weil wir der Partei die Chance für einen Neustart geben wollte. Doch ich stecke noch voller Ideen, Motivation und Tatendrang. Die möchte ich im nächsten Jahr im Bundestagswahlkampf einbringen - in meinem Wahlkreis Backnang - Schwäbisch Gmünd und in ganz Baden-Württemberg. Deshalb kandidiere ich auf Platz zwei der Landesliste.
Vier Dinge bringe ich dabei mit:
Wehrhafter werden - mit Humor, Selbstbewusstsein und Souveränität
Das nächste Jahr wird verdammt hart. Wir müssen uns auf gesteuerte Kampagnen aus Trollfabriken, aber auch auf harte Angriffe vom politischen Mitbewerber einstellen. Ich bin selbst sehr geprägt von Michelle Obamas “when they go low, we go high” und wünschte mir, in einer Welt zu leben, in der das funktioniert. Doch in der Welt, in der wir gerade leben, führt es zu oft zum Prinzip “rechte Wange, linke Wange”. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass wir im Umgang mit diesen Angriffen wehrhafter werden müssen. Allerdings nicht in dem wir dauernd den moralischen Zeigefinger erheben, sondern mit Humor und Souveränität. Ich möchte mich hier auch auf den sozialen Medien einbringen und zeigen, dass wir uns dort vor niemandem verstecken müssen - erst Recht nicht vor Jens Spahn oder Markus Söder.
Weg vom Elitenprojekt - mehr Glaubwürdigkeit bei sozialer Gerechtigkeit
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir keine Chance haben, in die Mitte der Gesellschaft vorzudringen, solange wir als Elitenprojekt wahrgenommen werden. Doch gerade ist das wieder stärker der Fall als lange Zeit zuvor. Das müssen wir ändern, habituell und kulturell und mit Blick auf Glaubwürdigkeit bei sozialer Gerechtigkeit. Das heißt, dass wir einen stärkeren eigenen Ansatz brauchen, mit dem wir auch wahrgenommen werden. Große Chancen sehe ich hier bei Familien, Jugendlichen und sozialer Infrastruktur. Und dass wir die Verteilungsfragen beim Klimaschutz stärker stellen müssen: es darf nicht nur gefragt werden “wer kann sich das leisten?” sondern auch “wer bezahlt das eigentlich?”. Wir sollten die Konzerne, die über Jahrzehnte hinweg von Umweltzerstörung profitiert haben, stärker in die Verantwortung nehmen.
Politik des Gehörtwerdens - Im Bund von Baden-Württemberg lernen
Ich weiß, dass es kaum etwas Klischeehafteres und Nervigeres gibt als Politiker*innen, die nach verlorenen Wahlen sagen: wir müssen den Menschen besser zuhören. Doch ich meine es sehr ernst, dass wir Vertrauen nur dann zurück gewinnen können, wenn wir neue Formate finden, um die zunehmende Entfremdung zwischen Bürger*innen und Politik zu bekämpfen. Hier können wir im Bund von der sehr erfolgreichen Politik des Gehörtwerdens in Baden-Württemberg, zum Beispiel durch Bürgerräte, lernen. Doch dafür sind zwei Dinge unerlässlich: wir müssen das Gehörte auch ernst nehmen und wir müssen selbst so reden, dass man uns überhaupt zuhören will - also wie Menschen und nicht wie Floskelroboter. Ich habe in den letzten Jahren am eigenen Leib erlebt, wie schnell man sich im Berliner Politikbetrieb in Wordings verliert. Doch wir dürfen nicht für und zur Berliner Blase sprechen, sondern es müssen uns die Menschen verstehen, für die wir Politik machen.
Die Pflicht zur Zukunft - nehmen wir den Kampf um die Zukunft auf!
Parteien, die wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, reicht die Beschreibung der Gegenwart. Doch Parteien, die etwas verändern wollen, gehen ohne eine Vision für die Zukunft unter. Denn wenn Menschen wissen, was verloren geht, aber sich nicht vorstellen können, was kommt, entsteht Angst. Ich bin deshalb davon überzeugt, dass wir Grüne uns wieder stärker trauen müssen, ein Bild für die Zukunft zu entwerfen, langfristige Debatten zu führen, aus dem Alltagsgeschäft der Regierung raus zu treten. Dabei muss gelten: klar in den Zielen, aber pragmatisch im Weg.
Das nächste Jahr wird nicht einfach, unsere Aufgabe ist groß. Doch unsere Chancen sind es auch. Das schaffen wir nur gemeinsam. Resignation ist keine Option. Die Zukunft gehört nicht den Zynikern. Doch sie haben sich in den letzten Jahren viel zu große Teile davon genommen. Es wird Zeit, dass wir sie zurück erobern!
Eure Ricarda
Biografie
Ich bin 1994 in Nürtingen geboren. Der Grund, warum ich in die Politik gegangen bin, ist meine Mutter, die mir als Sozialarbeiterin beigebracht hat, wie wichtig es ist, dass nicht jeder nur auf sich schaut, sondern wir füreinander da sind.
Den Grünen bin ich 2012 beigetreten. Zunächst war ich in der Hochschulpolitik aktiv und ab 2015 bei der GRÜNEN JUGEND. Dort war ich von 2017 bis 2019 Bundessprechein. Danach wurde ich Mitglied im Bundesvorstand. Seit 2021 darf ich im Bundestag zu sitzen. Ich war von Januar 2022 bis zum kommenden Parteitag Bundesvorsitzende. Dieses Amt war für mich eine riesengroße Verantwortung und vor allem Ehre. Jetzt freue ich mich aber auch, mehr Zeit für meinen Wahlkreis, für Baden-Württemberg und für die parlamentarische Arbeit zu haben.
Mein Leben teilt sich meistens zwischen Schwäbisch Gmünd, Berlin und vollen Zügen der Deutschen Bahn auf. Seit diesem Jahr bin ich verheiratet und freue mich auf alles, was diese verrückte Reise noch für mich bereit hält.
- Kreisverband:
- Schwäbisch Gmünd
- Wahlkreis:
- 269: Backnang Schwäbisch Gmünd
- Wohnort:
- Schwäbisch Gmünd und Berlin
- Gender:
- weiblich