| Veranstaltung: | LDK in Ludwigsburg 12. bis 14. Dezember 2025 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | BFR Wahlen zum Bundesfrauenrat |
| Antragsteller*in: | Stefanie Seemann (KV Pforzheim und Enzkreis) |
| Status: | Eingereicht |
| Eingereicht: | 07.12.2025, 22:56 |
Bewerbung23: Bewerbung Stefanie Seemann
Bewerbung
Liebe Freundinnen und Freunde,
geht es euch auch so wie mir? Manchmal träume ich davon, in einer Welt zu leben, in der überall in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Gesellschaft Gremien paritätisch besetzt sind; in der es keine Lohn- und Rentenlücken mehr gibt und Sorgearbeit partnerschaftlich gleich aufgeteilt wird; in der alle Menschen sprachlich angesprochen werden und nicht nur „mitgemeint“ sind; und – ganz wichtig – in der es keine Gewalt und Femizide mehr gibt.
Dann wache ich auf und die Realität holt mich ein. Stillstand, ja auch Rückschritt ist an vielen Stellen sichtbar. Alte Rollenmuster brechen wieder auf und Geschlechterforschung kommt unter Druck. Die strukturell bedingten Benachteiligungen für Frauen ziehen sich durch alle Lebensphasen und alle Lebensbereiche.
Bekannt ist, dass der Großteil der für die Gesellschaft so wichtigen Sorgearbeit – Hausarbeit, Kinderbetreuung, Pflege – nach wie vor von Frauen geleistet wird, selbst in Paarbeziehungen ohne Kinder. Konkret heißt das: Frauen investieren über 52% mehr Zeit in Sorgearbeit als Männer. Diese Zeit fehlt ihnen an anderer Stelle, beispielsweise im Job. Das wirkt sich nicht nur auf die finanzielle Unabhängigkeit der Frauen aus, sondern ganz direkt auch auf ihre Altersvorsorge.
Sichtbar wird Benachteiligung aber auch im Gesundheitsbereich und der medizinischen Forschung. Oft fehlt der Blick auf Frauen. Medikamente und Therapien werden hauptsächlich an Männern getestet. In klinischen Studien sind Frauen unterrepräsentiert. Das kann im schlimmsten Fall tödlich enden!
So werden Herzinfarkte bei Frauen oft nicht erkannt, weil ihre Symptome anders sind als bei Männern und die akute Lebensgefahr nicht bemerkt wird.
Endometriose, eine Erkrankung der Gebärmutter, an der 2 Mio Frauen in Deutschland leiden, ist nach wie vor nicht ausreichend erforscht und das Wissen darüber nicht ausreichend verbreitet. Patientinnen haben oft eine jahrelange Odyssee hinter sich, bis sie endlich die richtige Diagnose bekommen.
Wir brauchen dringend eine geschlechtersensible Medizin als festen Bestandteil in Forschung, Lehre und Ausbildung. Denn nur wer Unterschiede erkennt, kann wirksam behandeln.
Ganz zentral für mich ist die Bekämpfung von Machtmissbrauch, Gewalt, Femiziden. Jede 3. Frau wird mindestens einmal im Leben Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt – in Deutschland sind das jährlich mehr als 180.000. Diese Gewalt betrifft Frauen jeden Alters und aus allen sozialen Schichten.
Fast jeden Tag wird in Deutschland eine Frau durch ihren Partner, Expartner oder Familienmitglieder getötet. Das sind keine „Familiendramen“. Das sind Femizide. Und die stehen meist am Ende einer langen Gewaltspirale. Der Begriff „Familiendrama“ verharmlost das Leid und die dahinter liegenden patriarchalen Gewaltstrukturen.
Das Gewalthilfegesetz des Bundes gibt für die nächsten Jahre die Richtung vor. Im Land sind wir mit der Aufstellung des neuen Landesaktionsplan zur Umsetzung der Istanbul-Konvention einen wichtigen Schritt vorangekommen. Trotzdem bleibt noch viel zu tun!
Als frauenpolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion arbeite ich seit Jahren an allen frauenpolitischen Themen unserer Zeit.
Schon lange bin ich in der LAG FrauenPolitik aktiv, ebenso im Landesfrauenrat, dem Dachverband von mehr als 50 Frauenorganisationen im Land.
Um all die frauenpolitischen Herausforderungen aber konsequent anzugehen, ist vor allem ein enger Austausch mit den frauenpolitisch Aktiven in der Bundestagsfraktion, im EU-Parlament, in der Bundespartei und den anderen Bundesländern essentiell. Vieles braucht eine Regelung im Bund und geht nur gemeinsam voran.
Für meine Arbeit als frauenpolitische Sprecherin unserer Fraktion ist der Austausch mit den Mitgliedern des Bundesfrauenrats deshalb unabdingbar. Er hilft, Herausforderungen anzugehen, neue Entwicklungen zu erkennen und wichtige Impulse zu bekommen.
Frauen- und Gleichstellungspolitik sind zentrale Gesellschaftsthemen. Frauen- und Gleichstellungspolitik sind meine Herzensthemen. Daran will ich mit aller Kraft weiterarbeiten.
Mit dem Votum der Landtagsfraktion bewerbe ich mich erneut als Delegierte für den Bundesfrauenrat und bitte um euer Vertrauen.
Eure Stefanie
Biografie
Landschaftsgärtnerin, Soziologin, Landtagsabgeordnete seit 2016 für den Wahlkreis Enz
Mitglied bei den Grünen seit 1995
Seit 2021 Sprecherin für Frauenpolitik der Landtagsfraktion
Seit vielen Jahren Delegierte in der LAG FrauenPolitik
Seit 2018 Delegierte der LAG FrauenPolitik im Landesfrauenrat
Seit 2021 Delegierte im Bundesfrauenrat
15 Jahre kommunalpolitisch aktiv als Gemeinderätin
Vorstandsmitglied im Grünen Kreisverband Pforzheim und Enzkreis sowie im Ortsverband Mühlacker
Mentorin beim Frauenmentoring-Programm des Landesverbandes und bei Frauenmentoring-Programmen im Wahlkreis
- Kreisverband:
- Pforzheim und Enzkreis
- Wohnort:
- Mühlacker
- Gender:
- weiblich
