Die "ökologische Wahrheit" ist nicht eindeutig bestimmbar. Der Zweck der Bepreisung von CO2 ist die ökonomische Lenkungswirkung zum Schutz des globalen Gemeinguts "Klima". Die LAG Wirtschaft, Finanzen und Soziales ist der Auffassung, dass die vorgeschlagene Änderung unseren ökologisch-wirtschaftspolitischen Standpunkt klarer zum Ausdruck bringt.
Leitantrag: | Klima schützen, Wohlstand sichern – Baden-Württembergs grüner Weg ins klimaneutrale und fossilfreie Zeitalter |
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Antragsteller*in: | LAG Wirtschaft, Finanzen und Soziales (dort beschlossen am: 24.08.2019) |
Status: | Geprüft |
Verfahrensvorschlag: | Übernahme |
Eingereicht: | 25.08.2019, 21:25 |
Kommentare
Christian Wein:
Ökologische Wahrheit!?
"Es ist also von höchster Relevanz, welche Metaphern wir in der politischen Sprache benutzen, denn sie entscheiden darüber, was wir - Sprecher und Hörer - denken. Und was wir nicht denken, weil es in der gewählten Metapher nicht vorkommt." (George Lakoff)
Im allgemeinen und oft politisch genutzten Sprachgebrauch soll der Begriff der „ ökologischen Wahrheit“ etwas ausdrücken, dass sich auf eine rein wirtschaftliche Komponente bezieht.
Ich schätze Herr Ernst Ulrich von Weizsäcker sehr, doch seine Aussage „Preise müssen die ökologische Wahrheit sagen“, darf nicht einfach kopiert werden.
Zuerst geht es wohl darum, dass der Begriff versucht die Preisbildung von Gütern, Produkten, Dienstleitungen, kurz alles, was der Verbraucher letztendlich im Austausch mit einem Zahlungsmittel – oder auch im Tausch? – ersteht, zu hinterfragen.
Doch was ist die Wahrheit hinter einem „Preis“?
Rein ökonomisch betrachtet ist der Preis nichts mehr als eine „Handelseinigung“ über den Erwerb eines Gutes (dies ganz allgemein gesagt).
Hinter dem Begriff „Gut“ verbirgt sich nicht das moralische „gut“!
Ein Preis unterliegt sehr vielen Variablen und kann von Anbieterseite ganz einfach als die Summe aus Herstellerkosten plus einen Gewinnanteil begriffen werden.
Von der Nachfrageseite aus betrachtet wird der Preis mit dem subjektiven Wert des Gutes gegenübergestellt.
Es geht hierbei nicht um Wahrheit. Außer der Wahrheit, dass der Preis angenommen wurde. Warum? Das ist eine sehr komplizierte Frage.
Der Ansatz aus dem Wahrheitsbegriff der Preisbildung, kann jetzt dahingehend hinterfragt werden, ob in diesem Preis alle Kosten der Herstellung impliziert sind. Es ist allgemein bekannt, dass die Grundlage jeglicher Preisbildung die Optimierung der Herstellungskosten ist. Diese sollten möglichst gering ausfallen, da sonst der Preis am bemessenen Wert des Nachfragers vorbeigeht. Er kauft es nicht.
(Luxusgüter sind hier ein Sonderkategorie)
Richtig ist auch, dass es Güter gibt, die die Gesellschaft nicht bepreist. Diese stehen jedem zur Verfügung. Sogenannte Allgemeingüter, oder auch öffentliche Güter mit der Eigenschaft der Nicht-Ausschließbarkeit. Interessant ist daran, dass das wesentliche Prinzip der Konkurrenz nicht berücksichtigt wird. Und dadurch kein Analogschluß der Knappheit besteht.
Die Ökonomie arbeitet bei diesen Gütern mit sogenannten „Schattenpreisen“. Diese sind – wie auch immer errechnet – als Referenzpreise gedacht, um die aktuelle Knappheit oder Konkurrenz derselbigen auszudrücken. Gerne auch mit den sogenannten volkswirtschaftlichen Kosten begründet, die nicht zurechenbar sind, jedoch von der Allgemeinheit getragen werden müssen.
Es kann insofern hinsichtlich der Preise keine Wahrheit geben, da diese immer einer „Einschätzung“ einer Momentaufnahme unterliegen.
Der Begriff „Ökologie“ wird inzwischen so schwammig gebraucht, dass er mit seiner eigentlichen begrifflichen Bedeutung nur noch am Rande zu tun hat. Gemeinhin wird irgendetwas mit Umweltschutz verstanden und damit den Umgang mit „Umweltressourcen“.
Gehen wir auf die ursprüngliche Bedeutung zurück, so finden wir, dass es sich bei „Ökologie“ um eine Interaktion, Wechselwirkungen handelt. Nämlich die Beziehungen von Lebewesen untereinander und zu ihrer Umwelt.
Hieraus lässt sich erkennen, dass es sich um einen dynamischen, evolutorischen Prozeß handelt.
Wir, die Lebewesen, unser Verhalten, die Natur wir verändern und ändern uns permanent.
Kann eine Wahrheit eine dynamische, evolutorische Welt abbilden?
Richtig hingegen ist, dass unser Anliegen unsere Umwelt zu schützen, dass wir auch zukünftig lebenswert hierin leben können, einer Korrektur der ökonomischen Rahmenbedingungen bedarf. Und zwar in einer stetig überprüfbaren und anzupassenden Art und Weise. Und, richtig ist auch, dass es bei ca. 10 Mrd Menschen den Ökonomen angeraten ist, den in der Theorie gerne genutzten Begriff der „öffentlichen Güter“ zu ersetzen. Es gibt diese nicht (mehr)!
BGG Christian Wein